Interview mit Ruby Roque von WITCHBREED

 

 

Mit Ares habt ihr einen Bassisten in euren Reihen, der sich mit den Frühwerken von Moonspell einen Namen gemacht hat und der auch deshalb einen durchaus guten Ruf genießt. Glaubst du dass die Tatsache, dass ihr ihn in der Band habt einige Türen für Witchbreed öffnen konnte?

 

Die frühen Moonspell Sachen? Ja, die hat er eingespielt. Aber soweit ich dieses ganze Moonspell-Ding beurteile, glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass uns diese Referenz auch nur ansatzweise irgendwelche Türen geöffnet hat. Denn die Hardcore-Fans der Band halten Ares immer noch für „den Märyrer“ wenn du verstehst was ich meine. Darum stellen sie von Moonspell zu Witchbreed keine wirklich positiven Verbindungen her oder werden deshalb sogar Fans von uns. Aber das ist eigentlich auch Ares’ Sache und davor kann er nicht davon laufen, denn er war nun mal ein großer Teil dieser Band und wird bis in alle Ewigkeiten auf den entsprechenden Album zu hören sein. Wir haben uns hingegen alle Türen selbst geöffnet, denn wir sind talentiert, clever und vor allem Kämpfertypen. Bei allem Respekt für Moonspell – nicht zuletzt spielt ein Cousin von mir bei ihnen -  Sie machen ihr Ding und wir unseres. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

 

Dass ihr keine Moonspell-Nachfolger seid ist mir schon klar und so war die Frage auch nicht gemeint. Es ging mir vielmehr um die Erfahrungen im Bezug auf Aufnahmen und Tourneen, die Ares in den Dienst der Band stellen konnte. Erfahrene Musiker schaden sicherlich keiner Band.

 

Das stimmt natürlich. Und nicht nur Ares war schon erfahren, sondern auch unser Gitarrist Dikk, der hier in Portugal sehr bekannt ist, konnte sein Wissen als Musiker und Produzent mit einbringen. Als die beiden damals den ersten Schritt zur Bandgründung taten, haben wir anderen natürlich aufmerksam zugehört. Jedenfalls werden viele Moonspell-Fans auch ein Auge auf Witchbreed haben und uns dann entweder gut finden oder eben nicht. Wir werden sicher beides verkraften, hehe.

 

Ich vermute „Heretica“ ist ein portugiesisches Wort, richtig? Worum geht es im dazugehörigen Song?

 

„Heretica“ ist der traurigste Song auf dem gesamten Album. Viele von euch in Mitteleuropa werden den „Fado“ (eine Art landestypischer Musikstil, der sich hauptsächlich mit negativen Gefühlen wie Schmerz und Sehnsucht befasst, MR) nicht kennen, das ist so etwas wie der Blues von Portugal. Du kannst dir den Song so vorstellen, als würde ich menschenverlassen aus einem dunklen Abgrund heraus singen, als sehr einsame Person, die vom Leben enttäuscht wurde. Am Ende singe ich übersetzt „I am the loneliness Diva“.

 

Auf eurer mySpace Seite habt ihr eine Iron Maiden-Coverversion gepostet, und zwar „Children of the Damned“. Hattet ihr vor, dieses Stück auch auf das Album zu packen oder war die Sache eine eher spontane Nummer, die im Studio eher aus einer Laune heraus entstanden ist?

 

Es war eine total spontane Aktion. Wir hatten das Album bereits komplett fertig aufgenommen, also saßen wir einfach so um Studio herum und wussten erst einmal nichts mit uns anzufangen. Da wir aber alle große Maiden-Fans sind, haben wir angefangen eine Witchbreed-Version von „Children of the Damned“ zu spielen. Ich denke das Ergebnis ist ziemlich cool geworden.

 

Bleiben wir kurz noch beim Thema Maiden: Vor ein paar Wochen hat Bruce Dickinson sogar einen eurer neuen Songs in seiner Metal-Radioshow gespielt. Ist dir bekannt, ob er auch eure Coverversion schon gehört hat?

 

Nein, das weiß ich leider nicht. Wir haben lediglich von unserem Labelmanager gehört, dass er unseren Song gespielt hat. Wir wissen ehrlich gesagt selbst nicht genau wie er überhaupt über uns gestolpert ist – aber wir finden es großartig! Danke Bruce, du bist der Beste!

 

Die Produktion von „Heretic Rapture“ hat Waldemar Sorychta übernommen, der nicht nur ein erfahrener Producer ist, sondern auch vor allem im Gothic Metal nicht wenige Klassiker unter seinen Fittichen hatte, etwa Alben von Female-Fronted-Bands wie Lacuna Coil  und The Gathering. In welcher Form hat euer Debüt deiner Meinung nach von Waldemar profitiert?

 

Waldemar ist wirklich ein sehr angenehmer Mensch, mit dem man sehr entspannt arbeiten kann. Für uns war es toll, dass er sein Wissen und seine Erfahrung in unsere Songs hat einfließen lassen. Da Ares ihn bereits kannte und die beiden bereits früher zusammen gearbeitet hatten, konnten wir noch besser mit den Songs experimentieren und alles an den richtigen Platz bringen. Er hat definitiv einen großen Einfluss auf „Heretic Rapture“, denn jetzt haben wir nicht nur ein Sammelsurium aus Songideen, sondern richtige Songs, die alle für sich selbst stehen können und auch allein funktionieren, hehe.
 

Hast du eigentlich selbst Model gestanden für euer Coverartwork oder habt ihr dafür jemand anderen dazu geholt?

 

Naja, ich bin kein Model, hihi. Ich habe nur ein paar Mal was mit unserem Stammfotografen gemacht, aber noch nie wirklich eine Karriere als Model angestrebt. Wenn man genau hinschaut erkennt man, dass nicht ich diese Frau dort bin. Sie ist ein richtiges Model, das wir nur für diese Sache engagiert haben.

 

In eurer Biography kündigt ihr „Heretic Rapture“ als “one of the heaviest and darkest Metal records ever recorded with female vocals” an. Eine ziemlich selbstbewusste wenn nicht sogar vermessene Behauptung findest du nicht?

 

Überhaupt nicht. In letzter Zeit veröffentlichen Famale Fronted Metalbands doch nur noch verdammt lahme Alben! Die klingen doch alle nur noch gleich und überhaupt nicht originell. In dieser Hinsicht ist „Heretic Rapture“ meiner Meinung nach ein längst überfälliger frischer Wind!

 

 

Meinst du das mit den anderen Bands und Platten wirklich ernst? Bei der breiten Masse an Bands, die wirklich nur und dann auch noch schlecht die Aushängeschilder der Szene kopieren, gebe ich dir uneingeschränkt recht. Aber bei allem Respekt: In den letzten Monaten sind doch ein paar sehr starke Alben einiger meiner Meinung nach sehr guter Formationen mit Sängerinnen erschienen. Zum Beispiel die aktuellen Alben von Trail of Tears, Autumn, Exilia und Delain. Keine dieser Bands klingt wie die andere und jede Scheibe ist für sich genommen gut gemacht und hörenswert. Nachdem deine letzte Antwort so forsch ausgefallen ist würde mich interessieren, auf welche Bands du dich damit genau beziehst? Ich will Fakten, hehe!

 

Ich stehe auf jeden Fall zu meiner Meinung. Sie mögen alle gut klingen aber... ich weiß nicht... wie soll ich es ausdrücken? Vielleicht liegt das auch an mir selbst, denn ich bin in einer Metal-Familie aufgewachsen. Mein Vater war Gitarrist und wenn er sich irgendein Album angehört hat, dann sagte er oft „Das ist gut, aber das kannst du besser“. Er ist nun mal mein Vater, haha. Darum ist mein Standard wohlmöglich immer sehr hoch und ich gebe mich mit einem Ok nicht zufrieden. Wie talentiert eine Band wirklich ist kann man abgesehen davon ohnehin nur erkennen, wenn man sie sich live ansieht.

 

Die von mir aufgeführten Truppen halte ich alle samt für gute bis sehr gute Livebands, um mal bei meinen vier Beispielen zu bleiben.

 

Ein anderes Problem für mich ist, dass ich diese Engelsgesänge nicht mag. Ebenso wenig stehe ich auf Engelsfiguren im Metal. Wir reden von METAL und nicht vom Kirchenchor! Oft sind durchaus gute Leute an den Instrumenten dabei, aber sobald die Stimme dazu kommt ist alles wieder hin. Weil die Stimmen oft nicht zur Power der Gitarren und der Heavyness von Bass und Schlagzeug passen. Wenn du Metal spielen willst, dann muss auch eine starke, kraftvolle Stimme her – da gibt es keine Diskussion für mich. Witchbreed sind eine kleine Band, aber wir denken dafür etwas größer. Zumal es nicht darum geht wie groß man als Band sein mag, sondern wie viel Talent man letztlich hat.

Konkrete Namen schenke ich mir allerdings, das wäre nicht die feine Art und ich will mir nicht anmaßen andere öffentlich direkt anzugreifen. Das steht mir auch gar nicht zu. Ich habe vermutlich sowieso schon zu viel gemeckert, hehe. Aber ich habe einfach meine Meinung, genau wie du als Reviewer eine hast. Du könntest heute noch einer Platte 10 Punkte geben und irgendwo anders in der Welt sitzt irgendjemand, der dem gleichen Album eine 0 gibt. Meinungen können halt auch mal weit auseinander gehen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.myspace.com/witchbreed