Interview mit Greg Bailey und Mark Rossi von TRIBAL

 

 

Fangen wir für den Anfang einfach mal vorne an: Wer sind Tribal und wie ist es dazu gekommen, dass sich die Band formiert hat?

 

Greg: Mark und ich kannten uns schon eine Weile. Wir hatten unter dem Namen „The Tribe“ sogar schon zusammen ein Demo aufgenommen. Leider verlief die Zusammenarbeit damals im Sande, da wir beide noch bei anderen Bands engagiert waren. Zwei Jahre später, als ich mich von meiner damaligen Combo getrennt hatte, habe ich ihn dann angerufen. Und wie es der Zufall wollte, hatte er gerade nichts Besseres zu tun und wir haben dann angefangen zu komponieren. Üse (Der Bassist) kam dann sehr schnell hinzu und dann ging die Suche nach dem richtigen Drummer los...ein Jahr später trat Andy in unseren Proberaum und es war als spielten wir schon Jahre zusammen. Seither - und das sind immerhin schon 5 Jahre – hat sich am Line-Up nichts mehr geändert.

 

Welche anderen Bands sind eure musikalischen Vorbilder bzw. mit welcher Musik lässt sich die von Tribal am ehesten vergleichen?

 

Mark: Gute Bands, die wir besonders mögen und uns musikalisch inspirieren, gibt es zahlreiche. Um vier beim Namen zu nennen: Audioslave, Creed, Paradise Lost, The Cult. Ein Stil, der uns alle verbindet ist sicher moderne Rockmusik.

 

„Corner Of A Circle" ist nach „Cardboard Heroes“ euer zweites Album und erhielt bzw. erhält allerorts durchwegs positive bis sogar begeisterte Kritiken. Habt ihr mit solch einer Resonanz gerechnet und was macht aus „Corner Of A Circle" ein besseres Album als das ohnehin schon gelungene „Cardboard Heroes“?

 

Mark: Ja mit einem positiven Echo haben wir durchaus gerechnet, denn wir waren und sind immer noch vom Endresultat sehr überzeugt. Was „Corner Of A Circle“ zu einem besserem Album macht, ist bestimmt die Produktion, die Soundqualität und –breite. Rolf Munkes (Produzent) hat uns diesbezüglich ein gutes Stück weiter gebracht.

 

Greg: Wir haben bei dieser Platte viel mehr experimentiert als bei unserem Erstling. „Corner Of A Circle“ ist um einiges vielschichtiger geworden, so dass man auch nach mehreren Durchgängen noch neue Details entdeckt. Trotzdem sind die Songs sehr eingängig. Aber „Corner Of A Circle“ ist sicher keine Scheibe, die man nebenbei hören sollte. Bewusst genießen ist der bessere Weg, damit sich die Schönheit der Songs in ihrer ganzen Bandbreite erschließt.

 

Im Vergleich zu „Cardboard Heroes“ seid ihr auf „Corner Of A Circle" ein gutes Stück härter geworden. Handelt es sich dabei um eine beabsichtigte Weiterentwicklung oder war das eher ein Zufall?

 

Greg: Nein, ein Zufall sicher nicht...eher ein Spiegel des Lebens...haha. Meines verlief nicht allzu glücklich, als wir die Songs des Albums geschrieben haben. Ich war hin- und hergerissen zwischen Wut und Melancholie. Das hört man natürlich und kann es auch in den Texten nachlesen.

 

Mark: Produktionstechnisch haben wir die härteren Tracks bewusst noch knackiger in Szene gesetzt. Rolf konnte uns dank seiner Erfahrung im Metalbereich den optimalen Schub verpassen!

 

Gibt es auf „Corner Of A Circle" einen thematischen Rahmen oder zumindest einen roten Faden, der sich durch gewisse Songs zieht, oder steht jeder Song für sich alleine?

 

Greg: Ich sehe die Songs auf „Corner Of A Circle“ als „Szenen eines Lebens“. Ursprünglich gab es allerdings die Idee einer chronologischen Reihenfolge. Sozusagen von der Geburt bis zum offenen Ende. Zu diesem Zeitpunkt trug die CD noch den Arbeitstitel „Circle“. Doch schlussendlich war uns das Zwischenergebnis zu künstlich. Wir entschlossen uns von dem Korsett zu befreien und die Sache natürlicher zu gestalten. Das Ergebnis heißt nun „Corner Of A Circle“. Der Titel gefällt uns übrigens auch besser, hehe.


Mark Rossi (Gitarre)

 

Greg, du bist ein bekennender Filmfan. Gibt es auf dem aktuellen Album vielleicht einen oder auch mehrere Songs, die von deiner Leidenschaft für Filme beeinflusst worden sind?

 

Greg: Ja ich bin ein absoluter Filmverrückter...haha...und ich mag One-Liner. Filme haben allerdings kaum einen Einfluss auf das Schreiben. Bei den Lyrics orientiere ich mich an der Realität. Ok, bei „Fly Across The Universe“ habe ich vielleicht ein bisschen an „Peter Pan“ und „Peterchens Mondfahrt“ gedacht.

Was aber immer passiert ist, dass während des Texteschreibens vor meinem Geistigen Auge ein Film abläuft. Ich versuche mir die Lyrics immer bildlich vorzustellen. Das könnte natürlich auf übermäßigen Filmkonsum zurückzuführen sein...(grins)

 

Welcher Song auf „Corner Of A Circle" repräsentiert die Stärken des Albums am besten und wieso?

 

Greg: Einer reicht hier nicht...haha...schließlich behandeln wir verschiedene Extreme. Aber wenn man „Take Me Away“ und „Stars“ mischen würde wäre das in etwa repräsentativ.

 

Mark: Ich würde „Reign of silence“ hervorheben. Der Song ist einmalig, den gibt es in dieser Form kein zweites Mal. In neuen Musikstücken behauptet man immer wieder gern irgendwelche Fragmente, Akkorde oder Zitate aus bereits existierenden Songs rauszuhören. „Reign of silence“ geht weiter, er ist eine Welt für sich, ein Archetyp eines kosmischen, magischen Sounds. Er verbindet die Ebene des Spährisch-Hypnotischen mit dem Rockuniversum, zwei Elemente, die auf dem Album oft in Berührung kommen. Ein anderer Song, der in die gleiche Richtung geht ist Stars und ein dritter, wenn auch in einer etwas sportlich-härteren Ausprägung, Take me away.

 

Meiner Meinung nach versucht ihr euch auf „Corner Of A Circle" sowohl in der Produktion, wie auch beim Songwriting von anderen schweizerischen Bands abzugrenzen, so das man euch nicht auf den ersten Hördurchgang als eine schweizerische Band einordnen kann. Was sagt ihr dazu, bilde ich mir das nur ein, oder ist es wirklich euer Ziel, euch von anderen schweizerischen Bands abzuheben?

 

Mark: Nein, es ist nicht unser erklärtes Ziel, uns bewusst von anderen Schweizer Bands abzugrenzen. Gibt es überhaupt einen Schweizer Stil? Ich meine Krokus, Love Bugs, Bligg oder Adrian Weihermann klingen ziemlich unterschiedlich, oder? Wir klingen nun mal so, wie wir klingen. Unsere Wurzeln liegen bestimmt ganz woanders als in Schweizer Gefilden, sie orientieren sich vielmehr an britischen Sounds aus verschiedenen Epochen.

 

Greg: Danke für das Kompliment! Bewusst geschieht das nicht...wir sind halt einfach anders. Wir machen unser Ding und schauen dabei nicht was die anderen tun, sondern lassen uns vom Leben inspirieren und versuchen einfach authentisch zu sein.

 


Greg Bailey (Gesang)

Euer Album ist ja nicht nur in der Schweiz und Deutschland erhältlich, sondern auch in anderen Ländern wie z.B. den USA, Italien und den Niederlanden. Was habt ihr aus diesen Ländern für eine Resonanz von der Presse und den Fans erhalten?

 

Greg: Es braucht Zeit, um international wahrgenommen zu werden. Das Hauptaugenmerk legen wir jetzt erstmal auf den D/AUT und natürlich die Schweiz. Aus diesen Gefilden erreicht uns einiges an positivem Feedback. Sei das in Form von Reviews und Interviews oder Kommentaren auf einer unserer Seiten im Web (z.B. Myspace). Von einer Etablierung kann aber noch keine Rede sein, das braucht ein Weilchen. Wenn dies geschehen ist, sehen wir weiter. Die CD ist natürlich auch in anderen Ländern erhältlich, das ist schon mal wichtig. Vereinzelt gibt es natürlich auch Feedbacks aber wie gesagt: Step by step.

 

Das Cover des neuen Bon Jovi Albums „The Circle“ schaut ja dem Cover von „Corner Of A Circle" erstaunlich ähnlich, kann es sein da sich da wer von „Corner Of A Circle" hat inspirieren lassen?

 

Mark: Unsere Idee zum Cover und auch zum Titel des Albums sind älteren Datums. Wir haben lange am Design gearbeitet. Im März 09 haben wir im CH-Music Guide ein Inserat zum Albumrelease samt CD Cover aufgeschaltet. Seit dem hat sich das Bild auch nicht mehr verändert.  Im heutigen Zeitalter der digitalen Kommunikation kann es durchaus sein, dass die Macher von „The Circle“ auf unsere CD gestoßen sind und daraus ihre Inspiration geschöpft haben. Auf jeden Fall wirkt das Motiv von Bon Jovi flacher und zweidimensionaler. Wenn sie kopiert haben, haben sie den Inhalt von „Corner of a circle“ wohl nicht ganz verstanden und nur einen Teil der Fassade abgebildet. Wir verstehen es als Hommage…;-)

 

Ihr seid im Allgemeinen eher eine Selfmade-Band, da ihr ja auch eure eigenen Videoclips dreht. Wie wichtig ist es für euch, so viel wie möglich des kreativen Prozesses in Sachen Bandimage selber in der Hand zu halten?

 

Mark: Auf der einen Seite ist es ein gutes Gefühl, da man vollkommen selbst bestimmen kann in welche Richtung es geht. Vor allem in den künstlerischen Aspekten ist diese Freiheit sehr willkommen. Wir können so davon ausgehen, dass das Endprodukt auch unseren Vorstellungen entspricht. In anderen Bereichen wie der Öffentlichkeitsarbeit, sind wir aber offen. Unterstützung von Leuten, die uns aufgrund Ihrer Erfahrung weiterbringen können nehmen wir gerne an.

 

Bestehen eigentlich schon Pläne für ein drittes Album?

 

Greg: Es gibt viele Ideen... daran hat es uns noch nie gemangelt...wir werden uns aber die nötige Zeit nehmen. Corner Of A Circle hat fast vier Jahre in Anspruch genommen. Wir hoffen natürlich, dass es nicht wieder so lange dauert, doch gut Ding will Weile haben....

 

Vervollständigt zum großen Finale bitte folgende Sätze:

 

Rock ist für uns…

 

Greg: ...eine Passion!

 

Mark: ...gebündelte Energie

 

Bon Jovi haben…

 

Mark: ...eine tolle Karriere hinter sich. Hut ab!

 

Greg: ...bis und mit „Keep The Faith“ großartige Alben gemacht!

 

Tribal sind…

 

Greg: ….einfach anders!

 

Mark: ...wir!

 

Das beste Konzert bisher war…

 

Greg: ...eines, das noch kommen wird.

 

Mark: …das Nächste

 

Wir wünschen uns für das Jahr 2010

 

Mark:…viel Airplay!

 

Greg: ….wieder mehr Aufbruchstimmung wie Ende der 60er-Jahre!

 

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.tribal-rock.com