Interview SCHWADORF von THE VISION BLEAK
Sounds2move.de:
Im Vergleich zu „The Deathship has a New Captain“, wirkt „Carpathia“ in
der Gesamten Umsetzung ausgewogener. Ist jene Weiterentwicklung gezielt
angesteuert worden oder hat sich das, in der Entstehungsphase von selber
ergeben?
Schwadorf:
Es wäre ja schlimm gewesen wären wir nach „The Deathship...“ auf diesem
Entwicklungsstand stehen geblieben, was die Qualität von unserem Debut auf
keinen Fall schmälern soll. Man lernt ja immer dazu und bringt neue Erfahrungen
und Eindrücke automatisch in neuen Songs an....das ist ja das wunderbare daran!
Sounds2move.de:
Wie lange haben die Arbeiten am Album gedauert?
S:
Der reine Aufnahmeprozess zog sich üner ca. 6 Wochen hin, dann noch ca. 2
Wochen Mix und Mastering. Das Ausarbeiten der Songs kann man zeitlich sehr
schwer festhalten, da wir immer an Songs arbeiten wenn wir uns inspiriert fühlen.
Und Inspiration kommt und geht zu den unmöglichsten Tages und Nachtzeiten.
Sounds2move.de:
Gingen die Aufnahmen reibungslos über die Bühne?
S:
Es gab keine nennenswerten Schwierigkeiten.
Sounds2move.de:
Wurden die Orchestralen Passagen auf „Carpathia“, von denselben Leuten
eingespielt wie auf dem Vorgänger?
S:
Ja, die „Shadow Philharmonics“. Das ist ein Pseudonym für einen Haufen
klassischer Musiker und Freunde die wir schon lange kennen und mit denen wir
auch schon desöfteren zusammengearbeitet haben.
Sounds2move.de:
Bei Songs wie „Secrecies in Darkness“ oder „Sister Najade (The Tarn by the
Firs)“, setzt ihr sporadisch auf eine weibliche Sopranstimme. Von welcher Sängerin
stammt diese und welchen musikalischen Background hat sie?
S:
Die charmante Dame heißt Sophia Brommer und studiert klassischen Gesang in München.
Ebenfalls eine gute Freundin von uns.
Sounds2move.de:
Welcher Song von „Carpathia“, wurde als erster geschrieben bzw. fertig
gestellt?
S:
Die ersten beiden Songs die entstanden waren „Carpathia“ und „Secrecies in
Darkness“. Die Reihenfolge der Titel auf dem Album repräsentieren auch deren
Entstehungsdatum, da die Geschichte des Albums und die Musik sich sehr
symbiotisch entwickelten.
Sounds2move.de:
Schreibt ihr immer nur so viele Songs wie es für ein Album braucht? Oder gibt
es auch überschüssiges Songmaterial? Und wenn ja, was passiert mit diesen
Songs?
S:
Bei uns gibt es niemals überschüssiges Material. Sobald wir merken, dass die
Idee an der wir arbeiten nicht dem entspricht was wir wollen bzw. uns einfach
nicht gefällt fällt sie rigoros dem Papierkorb zum Opfer....
Sounds2move.de:
„Carpathia“, präsentiert sich als Konzeptwerk, mit einem durchgehenden und
sich steigernden Spannungsbogen. War von Anfang an klar, dass sich euer
Zweitwerk in solch einem konzeptuellen Rahmen bewegen würde?
S:
Ich wollte schon seit sehr langer Zeit ein Konzeptalbum in Form einer Geschichte
realisieren und es stand dann auch sehr früh fest dass unser zweites Album sich
dieser Form annimmt.
Sounds2move.de:
Erläutert bitte kurz die Geschichte, die auf „Carpathia“ erzählt wird.
S:
Grob umrissen geht es in „Carpathia“
um einen Mann in seinen besten Jahren der den Familiensitz seiner Vorfahren in
dem ihm fremden und fernen Carpathia erbt. Auf seiner Reise dorthin gibt es
bereits erste Vorzeichen des sich zusammenbrauenden Unheils, doch er ignoriert
sie und tut alle Warnungen als Märchen ab. Geplagt von Alpträumen und Visionen
im alten Familiensitz spitzt sich die Lage immer dramatischer zu. Er sucht rat
bei einem Priester und erfährt von ihm die Geschichte seiner Familie und dem
Fluch der auf seinem Blut lastet. Letztendlich nach langem Hadern und einem
inneren Kampf gibt er sich dem hin was das Schicksal ihm auferlegt hat....
Sounds2move.de: „Carpathia“ orientiert sich am literarischen Horror von Autoren wie E.A.Poe und vor allem H.P.Lovcraft, während auf „The Deathship has a New Captain“ noch den klassischen Gruselfilmgestalten gehuldigt wurde. Wieso nicht abermals eine Verbeugung vor dem filmischen Gruselkabinett?
S:
„Carpathia“ orientiert sich vor allem an Lovecraft und auch an Lord Byron.
Poe ist ein ständiger Einfluss, da er den wohl schönsten Schreibstil aller
Poeten besaß. „Carpathia“ sollte ein poetischeres, subtileres Album werden
als „The deathship...“, deshalb lag es nahe auf Poesie zu setzen.
Sounds2move.de:
Mit E.A. Poe und H.P. Lovcraft habt ihr euch klassischen Autoren angenommen.
Wieso wurden keine Schriftsteller neueren Datums, als Inspirationsquelle
ausgesucht?
S:
Ganz einfach, weil mich kein Schriftsteller neueren Datums fasziniert und
inspiriert.
Sounds2move.de:
Gibt es eine bestimmte Geschichte, dieser beiden Autoren, die besonderen
Einfluss auf das Albumkonzept ausgeübt hat?
S:
Den größten Einfluss auf „Carpathia“ hatte wohl „The Shadow over
Innsmouth“ von Lovecraft sowie Bryon’s metaphysisches Drama „Manfred“.
Sounds2move.de:
Welche Werke von E.A. Poe und H.P. Lovcraft, würde ihr dem literarisch
interessierten Lesern dieses Interviews, besonders ans Herz legen?
S:
Alles. Ich liebe wirklich das gesamte Werk dieser beiden Autoren.
Sounds2move.de:
Auf „The Deathship has a New Captain“, wurde noch Otto Mellies
(Synchronstimme von Christopher Lee) als Erzähler eingesetzt. Bei einem
Konzeptwerk wie „Carpathia“, bietet sich ein Erzähler förmlich an und
dennoch, wurde auf dieses Element verzichtet. Wieso?
S:
Ich denke es wäre abgedroschen das gleiche nochmals zu machen. Es hätte
sicherlich auch an Effekt verloren.
Sounds2move.de:
Mit dem Song „The Charm is done“, wird das Album mit einem Neunminütigen
Epos abgeschlossen. Zufall oder gezielte Planung, dass sich gerade der Finale
Song so ausladend und episch präsentiert.
S:
Ich würde sagen es war der natürliche Fluß der Dinge. In jedem Drama muss das
Ende ja zwangsläufig den erzählerischen und emotionalen Höhepunkt bilden –
so auch auf „Carpathia“
Sounds2move.de:
Nicht nur die musikalische Umsetzung, ist bei euch atmosphärisch und unheimlich
ausgelegt, auch in Sachen Optik wird auf das nötige Ambiente gesetzt. Als wie
wichtig erachtet ihr das optische Gesamtkonzept?
S:
Alles spielt eine Rolle um die Atmosphäre die wir ausdrücken wollen zu
untermalen. Die Musik steht an erster Stelle, dann kommen die Texte aber auch
Photos, Layouts, Live Outfits wählen wir sehr sorgfältig und mit bedacht...
Sounds2move.de:
Es ist ja im Moment ein regelrechter Trend, bei einer CD Produktion mit einem
echten Orchester bzw. teile davon zu arbeiten. Was haltet ihr davon, wird das
ganze von den verschiedenen Bands überstrapaziert?
S:
Ich denke es passt sehr gut zu manchen Bands, und wir gehören sicherlich dazu.
Viele Bands benutzen das Orchester aber nur als blanke Effekthascherei was dann
doch sehr oft in die Hose geht.
Sounds2move.de:
Gibt es ein Album, bei dem aus euerer Sicht, die Verschmelzung von Orchester und
Metal besonders gut gelungen ist?
S:
„Death Cult Armaggedon“ von Dimmu Borgir ist wirklich sehr, sehr
beeindruckend in dieser Hinsicht.
Sounds2move.de:
Auch andere Bands und Künstler wie Rob Zombie, Lordi oder auch Alice Cooper,
beschäftigen sich in der Musik mit Horror-Elementen. Habt ihr eine Meinung zu
diesen Bands und Künstlern oder spricht deren Musik euch nicht an?
S:
Ich mag alle drei der Künstler die Du genannt hast – aber sie unterscheiden
sich doch sehr von unserer herangehensweise. Sie sind comic-hafter, weniger
mystisch und in ihrem Auftreten alle eher amerikanisch, wenn Du verstehst was
ich meine. Ich denke The Vision Bleak sind eine typisch europäische Band.
Sounds2move.de:
Würdet ihr Rückblickend an „The Deathship has a New Captain“ was verändern,
oder seid ihr mit dem Werk, aus heutiger Sicht noch rundum zufrieden?
S:
Das Album ist sehr gut so wie es ist. Wir schauen auch lieber in die Zukunft als
in die Vergangenheit.
Sounds2move.de:
Auf „The Deathship has a New Captain“, habt ihr mit dem Instrumental
„Elizabeth Dane“, die Titelmelodie des John Carpenter Horrorfilms „The Fog“
aufgegriffen und neu vertont. Könntet ihr euch vorstellen so was nochmals zu
machen, z.B. die Titelmelodie von Halloween, in ein Vision Bleak typischen
Soundgewand zu kleiden.
S:
Das ist ein sehr logischer, aber uninteressanter und abgedroschener Gedanke.
Zudem ist „Sister Najade“ auch noch mal eine Art Tribut an Carpenter
geworden.
Sounds2move.de:
Würde es euch reizen den Soundtrack zu einem Horrorfilm einzuspielen bzw. zu
entwerfen.
S:
Sehr! Ich hoffe in ein paar Jahren können wir auf diesem Gebiet arbeiten!
Sounds2move.de:
Gibt es einen Horrorfilm, der in den letzten Jahren raus gekommen ist, der einen
bleibenden Eindruck hinterlassen hat?
S:
Der letzte Horrorfilm den ich wirklich mochte war Tim Burton’s „Sleepy
Hollow“. Eine schöne und atmosphärische Hommage an die alten Universal und
Hammer Klassiker.
Sounds2move.de:
Kennt ihr die alten E.A.Poe Verfilmungen von B-Movie Regisseur Roger Corman, in
denen zumeist Vincent Price die Hauptrolle gespielt hat. Wenn ja, wie findet ihr
die so?
S:
Natürlich! Wir lieben sie! Speziell seine hervorragende Lovecraft Adaption
„The Case Charles Dexter Ward“ („Die Folterkammer des Hexenjägers“).
Sounds2move.de:
Wenn ihr 3 Grusel- bzw. Horrorfilme für die einsame Insel auswählen müsstet.
Welche wären das?
S:
Eigentlich unmöglich zu beantworten. Aber „Wolfman“, „Dagon“ und „The
Fog“ wären sicherlich dabei!
Sounds2move.de:
Und welche Literarischen Werke würdet ihr mitnehmen?
S:
Meine Gesamtwerke von Poe, Lovecraft und Byron.
Sounds2move.de:
Und natürlich noch die Frage nach den 3 Alben, die euch die Einsamkeit
musikalisch versüssen dürften.
S:
Metallica „Master of Puppets“,
Entombed „Clandestine“ und für die ruhigen, besinnlichen Stunden Edward
Grieg’s „Peer Gynt“ Suiten.
Sounds2move.de:
Gibt es schon Pläne für die Zukunft? Kann man schon eventuell andeutet was als
nächstes aus dem Hause Vision Bleak kommen wird?
S: Da ist noch nichts geplant. Erste Ideen sind bereits vorhanden. Wir konzentrieren uns allerdings in den nächsten Monaten auf das Live spielen und werde dann die Arbeiten am nächsten Album wohl im Frühling nächsten Jahres beginnen.
Interview: Nando Rohner / Ausarbeitung: Markus Rutten - www.sounds2move.de
Homepage:
http://www.the-vision-bleak.de