Interview mit Juha Raivio von SWALLOW THE SUN

 

 

Nando Rohner: Lass uns zuerst über deine Motivation sprechen, wieso du Doom spielst. Was fasziniert dich an dieser Musikrichtung?

 

Juha: Ich finde, dass Doom aufgrund seiner vielen langsamen und auch schnelleren Parts sehr viele Emotionen vermittelt. Doom besitzt meiner Meinung nach mehr Power, als es z.B. beim normalen Heavy Metal oder auch  Thrash Metal der Fall ist. Zusätzlich empfinde ich diese Musikrichtung sowohl sehr angenehm zum Spielen wie auch zum Anhören.

 

Wobei Doom nicht unbedingt eine massentaugliche Stilrichtung ist und man mit dieser Musik keine Unmengen an CDs verkaufen kann, oder?

 

Das sicherlich nicht. Wenn man Geld mit der Musik verdienen möchte, dann sollte man was anderes als Doom spielen *lacht*.

 

Finnland ist ja bekannt für so manche großartige Doom-Band, wie z.B.  Reverend Bizarre, Shape of Despair, My Shameful, Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus und natürlich auch Swallow the Sun. Würdest du sagen, dass Finnland mit seinen langen Wintern und den endlos erscheinenden Nächten das ideale Land für die Erschaffung von Doom ist?

 

Ich denke schon, dass wenn wir in einem sonnigeren Land leben würden und den ganzen Tag am Strand liegen und im Meer surfen würden, wir dann auch ganz andere Musik spielen würden. He, vielleicht würde ich so eine Art von Doom / Death / Surf-Metal spielen! Das wäre doch was *lacht*. Aber nun ganz ernsthaft. Ich weiß echt nicht wie viel Einfluss dieses kalte und trostlose Land auf unser Songwriting hat, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass der Einfluss größer ist als ich es mir eingestehen möchte.

 

Auf eurem neuen Album „Hope“ dominieren zwar die düsteren Klänge, dennoch gibt es auch immer wieder lichte Momente, in denen sanfte Keyboardklänge und klarer Gesang so was wie Hoffnung vermitteln. Man könnte also sagen, dass die Grundstimmung auf  „Hope“ zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit hin und her pendelt.

 

Richtig, genau so ist es. Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass etwas Licht und Farbe unabdingbare Elmente sind, da sie die Musik interessanter gestalten. Denn wenn man nur düstere Musik spielt und keine verschiedenen Schattierungen zulässt, dann wird es auf Dauer doch sehr langwellig werden. Und dank dieser schönen und hoffnungsvollen Momente ist unsere Musik im Endeffekt doch viel düsterer.

 

Euer Sänger Mikko Kotamäki lässt auf dem neuen Album viel mehr seine klare Gesangsstimme erklingen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Handelt es sich hierbei um eine geplante Weiterentwicklung?

 

Es handelt sich dabei nicht um eine geplante, sondern eher um eine natürliche Weiterentwicklung. Wir hatten nie das konkrete Ziel vor Augen, dass es diesen Umfang an klarem Gesang auf dem Album haben müsste, wie es nun der Fall ist.

 

Dann könnte es also auch durchaus mal passieren, dass ihr vollständig auf Growling verzichtet und nur noch auf klaren Gesang setzt?

 

Growling ist solch ein wichtiger Bestandteil unserer Musik, dass ich mir ein Verzicht auf dieses Stilmittel nur schwer vorstellen kann. Wobei man nie weiß was die Zukunft bringt. Solange die Musik von Herzen kommt, ist im Grunde alles möglich.

 

Wieso habt ihr gerade den Song „Don't Fall Asleep (Horror Pt. 2)” als Single ausgekoppelt? Bist du der Meinung, dass dieser Song euer neues Album am besten repräsentiert?

 

„Don't Fall Asleep (Horror Pt. 2)” ist sicherlich nicht der eingängigste und einfachste Song des Albums, aber er vermittelt einen guten Eindruck von den Stärken des Albums. Auch besitzt der Song die Grundstimmung, die uns als Band auch auszeichnet. Und wir wollen den Leuten diese Grundstimmung vermitteln, darum haben wir diesen Song ausgewählt.

 

Bei dem Song handelt es sich ja um die Fortsetzung des Stücks „Swallow (Horror Pt.1)”, das man auf eurem Debütwerk hören konnte.  Kannst du unseren Lesern bitte kurz die Story hinter „Swallow (Horror Pt.1)” und „Don't Fall Asleep (Horror Pt. 2)” erläutern?

 

Nun, lass es mich so ausdrücken: In beiden Songs geht es um einen Raum in einem alten verlassenen Haus. Dieser Raum hat eine schmerzvolle und grausame Vergangenheit, die

nach Sonnenuntergang immer wieder von neuem auflebt.

 

Mit Tomi Joutsen und Jonas Renkse habt ihr zwei großartige Gastsänger gewinnen können. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

 

Wir haben auf dem gleichen Festival wie Katatonia gespielt und unser Sänger hat Jonas Renkse einfach angefragt, ob er Lust hätte auf einem unserer Songs zu singen. Jonas hat ja gesagt und der Rest ist sozusagen Geschichte *lacht*. Was Tomi anbelangt, auf ihn bin ich gekommen weil ich mir überlegt habe, wer wohl am besten zu der Coverversion von „These Low Lands” passen würde. Und dabei kam er mir in den Sinn. Ich habe ihn also angerufen und er hat ohne zu zögern sofort zugesagt.

 

Gibt es eigentlich noch einen anderen Sänger, den du gerne mal als Gast auf einem eurer Alben begrüßen würdest?

 

Weißt du, wenn Peter Steele mal auf einem unsere Alben singen würde, das wäre für mich perfekt. „October Rust“ ist für mich nämlich eines der besten Alben der Welt.

 

Wie schon von dir erwähnt, befindet sich auf dem Album auch eine Coverversion. Dabei handelt es sich um den Song „These Low Lands”, der im Original von Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus stammt. Wieso habt ihr gerade von diesem Song eine Coverversion aufgenommen?

 

Ich bin ein großer Fan von dieser Band, darum wollte ich auch unbedingt mal einen Song von ihnen covern. Auch sind unsere Alben durchaus ein wenig von der Musik von Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus geprägt. Und darum zollen wir mit dieser Coverversion nun dieser großartigen Band Tribut.

 

 

Ich möchte nichts gegen Tomi Joutsen sagen, da er auf „These Low Lands” einen superben Job abliefert. Doch wieso habt ihr nicht versucht Timo Rautiainen als Gastsänger für die Coverversion zu gewinnen?

 

Timo hat in der Vergangenheit verlauten lassen, dass er nie auf Englisch singen würde. Und wir wollten halt jemanden, der auf Englisch singt. Ich habe nach der Veröffentlichung des Coversongs mit Timo ein paar Mal gesprochen, wobei er mir gesagt hat, dass er die Version sehr mag und auch beeindruck davon ist. Das macht mich so was von stolz! *lacht*

 

Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus haben ja auch zwei deutschsprachige Alben veröffentlicht, „In frostigen Tälern“ und „Hartes Land“. Hast du dir je eines dieser Alben angehört?

 

Ich habe mir diese beiden Alben angehört, doch sie waren einfach zuviel des Guten für mich. Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass ich mir in der Vergangenheit die finnischen Versionen dieser Songs zu oft angehört habe.

 

 

Wäre es für dich vorstellbar, dass es auch bei Swallow the Sun mal einen Song auf Deutsch zu hören gibt?

 

Mich würde es nicht stören, wenn in unseren Songtexten Deutsche, Französische, oder auch Finnische Textpassagen vorkommen würden. Aber geplant ist in diese Richtung nichts.

 

Ihr werdet in diesem Jahr auf eine ausgedehnte Europatour zusammen mit Moonsorrow gehen. Deren neues Album besteht bekanntermaßen nur aus zwei Songs, die je eine Länge von ca. 30 Minuten aufweisen.  Wäre das auch für euch vorstellbar, dass ihr irgendwann ein Album mit nur zwei, oder auch drei überlangen Songs macht?

 

Ich spielte in der Vergangenheit in einer Progressivband. Mit dieser Band hatte ich sowohl einige Songs mit Überlänge, wie auch ein Konzeptalbum mit nur drei langen Songs gemacht. Sei jeher möchte ich so was auch mit Swallow the Sun machen, aber bisher hat es nicht geklappt.

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Link: www.swallowthesun.net

Kommentar: "Hope" von SWALLOW THE SUN

Mein werter Kollege Nando hat es schon vorweg genommen, "Hope" ist ein Album voller Licht und Schatten. Glücklicherweise bezieht sich diese Aussage ausschließlich auf die Stimmungen und das vermittelte Gefühl auf diesem Album, nicht aber auf die generelle Qualität. Die Finnen Swallow the Sun haben hier ein Album aus dem hohen Norden zu uns geschickt, dass die düsteren und kalten Momente ihrer Heimat quasi ohne Verluste nach Mitteleuropa transportiert, das aber dennoch auch seine Verschnaufpausen und Hoffnungsschimmer aufweist. Und genau hier liegt in meinen Augen (und Ohren) der größte Pluspunkt dieser Platte, denn "Hope" klingt vielschichtig, abwechslungsreich und weißt eine durchgängig passende Stimmung wie auch Produktion auf. Prominente Gäste wie Jonas Renkse (Katatonia) und Tomi Joutsen (Amorphis) sind da nur schmuckes Beiwerk, das einem ohnehin schon tollen Album nur noch eine weitere hochkarätige Nuance hinzufügt.