Interview mit Alexis Brown von STRAIGHT LINE STITCH

 

 

 

Während man hierzulande bis Ende Mai (VÖ 27.05.2011 - VV) auf die Veröffentlichung eures neuen Albums warten muss, können Fans in den Staaten schon seit geraumer Zeit in den Genuss von „The Fight Of Our Lives“ kommen. Lass uns das Wichtigste einfach mal kurz zusammen fassen und abhandeln. Um was wird sich das Album drehen? Welche Richtung habt ihr eingeschlagen? Was können die europäischen Fans von Straight Line Stitch erwarten?

 

Mit unserem neuen Album möchten wir die Leute wissen lassen, wer wir als Band sind. Für uns ist es wie eine Art Statement, mit welchem wir den Leuten vermitteln wollen, dass wir für alles wirklich hart gekämpft haben. Mag sein, dass wir eine Band sind, die kommt und geht, aber wir haben uns bemüht und alles dafür getan genau da hin zu kommen, wo wir jetzt sind. Diesen Status möchten wir auch keinesfalls so schnell aufgeben, dafür stehen wir ein. Deswegen auch der Titel „The Fight Of Our Lives“. Wir wissen, dass es ein Kampf werden wird, aber wir sind mehr als bereit, diesen aufzunehmen – so lange er auch dauern mag. Alle Bandmitglieder ziehen am selben Strang und das macht es uns lohnenswert.

Das Album selbst beinhaltet eine Mischung aus verschiedenen Richtungen des Metals – Melodic, Hardcore und sogar eine ordentliche Prise Straight Up. Dazu sei aber gesagt, dass wir diese Mischung in keiner Weise geplant haben. Es ist einfach so entstanden, und wir haben Gefallen daran gefunden.

Was unsere europäischen Fans erwarten können? Eine gewaltige Ladung Straight Line Stitch mit dem ausgeglichenen Verhältnis aus Melodie und Härte.
 

 

Euer neues Album ist, wie du soeben schon erwähntest, mit dem Namen “The Fight Of Our Lives” betitelt. War es wirklich wie ein Kampf für euch oder gibt es eine andere Assoziation zum Albumnamen?

 

Für uns war “The Fight Of Our Lives” einfach der passendste Name für unser neues Werk. Warum? Es war zum damaligem Zeitpunkt wirklich ein Kampf – und ohne Frage ist es das noch immer. Verstehe mich bitte nicht falsch, uns gefällt durchaus das, was wir machen, und wir wollen das auch noch so lange wie möglich machen. Wir fanden einfach, dass es ein passender Name war. Ausdrücken wollten wir damit unseren persönlichen Höhepunkt der vergangenen letzten Jahre.

 

In gerade einmal einer Woche positionierte sich der neue Silberling auf Platz 5 der Billboard Heatseeker Charts. Hättet ihr euch während der Produktion solch einen Erfolg ausmalen können? Sind solche Positionierungen von hoher Bedeutung für euch? Wie geht ihr mit solchen “Nummern” um?

 

Die Platzierung in den Charts war definitiv eine angenehme Überraschung für uns, und wie du bei dem Wort Überraschung schon vermuten kannst, haben wir in keiner Weise damit gerechnet. Das ist in den meisten Fällen so, dass du inständig hoffst, dass so etwas passiert und komplett überwältigt bist, wenn der Fall tatsächlich eintritt. Uns sind solche Fakten wirklich wichtig. Natürlich schenken wir dem Ganzen Beachtung. Und selbst wenn du dir noch so viel Mühe gibst, die Dinge zu verdrängen oder gar nicht erst an dich heranzulassen, hast du das Label und das Management auf der anderen Seite des Tisches, die dir noch einmal verdeutlichen, wie wichtig solche Vorgänge eben doch sind. Und zu den angesprochenen „Nummern“ möchte ich sagen, dass diese ein ganz bestimmender Faktor sind – schließlich entscheiden sie über die weitere Existenz der Band.

 

Ihr praktiziert euren ganz persönlichen Stil von Musik und Metal und genau mit diesem habt ihr es geschafft, die Heavy Metal Fraktion mit der der Hard Rocker zu verbinden und zu einer jubelnden Einheit zu machen. Wie habt ihr genau diese Prozedur wahrgenommen? War das genau eure Absicht?

 

Ganz ehrlich? Wir hatten nie eine gewisse Absicht gehegt, ein Album zu schreiben, welches eine ganz bestimmte Richtung einschlägt. Wir wollten lediglich etwas schaffen, auf das jeder von uns im Nachhinein stolz sein und mit Freude zurückblicken kann. Unsere Absicht ist es, gute Musik zu schreiben, zu der die Leute sich bewegen und sie so mit uns in Kontakt kommen – egal welche Art von Rockern oder Metallern.  

 

Straight Line Stitch steht nicht nur für euch als Band, sondern ist auch Synonym für legendäre Live-Auftritte, die vor Power und Emotionen nur so strotzen. Die Songtexte sind bis ins letzte Wort ausgeklügelt, sind konstant eingängig und vermögen im gleichen Atemzug zum Denken anzustoßen. Ich kann keinerlei Schwachpunkte darin festmachen. Woher kommen Power und Ideen für die Texte?

 

Alles, was ich zu dem Thema Songwriting sagen kann, ist, dass ich so ziemlich alles, was ich erlebe, in den Texten verarbeite. Es ist nicht meine Art, lange um den heißen Brei zu reden. Ich bin der Meinung, dass es das ist, was es den Hörern möglich macht, die Songtexte zuzuordnen und sie so zu etwas Einzigartigem machen. Ich verschleiere meine Gefühle nicht und sage ehrlich und direkt meine Meinung. Die Leute verstehen was ich sagen möchte und müssen nichts in die Sache hineininterpretieren. Für die Live-Auftritte nehme ich die Power hauptsächlich aus dem täglichen Leben, mit allen Höhen und Tiefen, jeder Stärke und Schwäche, einfach alles.  

 

Im Moment seid ihr ja gerade in der heißen Phase was den Clip zu „One Reason“ anbelangt. Mit Dale „Rage“ Resteghini habt ihr euch jemanden ins Boot geholt, der schon großartige Erfolge zu verzeichnen hat. Man führe da als Beispiel nur mal Hatebreed, Anthrax oder Shadows Fall an. Kann man in dieser Hinsicht schon Äußerungen über die Zusammenarbeit tätigen? Wie läuft die Produktion bislang ab?

 

Das ist in der Tag eine gute Frage. Die Zusammenarbeit mit unserem Manager Dale würde ich wie eine Art Achterbahn beschreiben. Er ist in erster Linie Visionär, und so passiert es nicht allzu selten, dass er bereits Dinge vor Augen hat, die wir noch gar nicht sehen. Es ist einfach unglaublich. Dale ist eine Kämpfernatur und widmet sich - egal mit wem oder was er zusammenarbeitet - immer mit voller Leidenschaft. Ich persönlich genieße dieses Zusammenarbeiten in vollen Zügen, denn ich weiß, dass egal was passiert, er immer sein Bestes gibt. Klar, man nennt ihn nicht umsonst Dale “Rage” Resteghini. Sicherlich hat auch er seine Momente, in denen man ihn lieber in Ruhe lässt. Ich sagte ja, es ist unglaublich mit ihm, ha ha.

 

Dieses Jahr spielt ihr zum ersten Mal in der Geschichte von Straight Line Stitch im Rahmen des Rockstar Energy Drink Mayhem Festivals. Das ist ein Traum, den so ziemlich jede Band eures Genres hegt. Seid ihr aufgeregt? Ich gehe nun einfach mal davon aus, dass das für euch schon etwas Besonderes ist.

 

Du glaubst ja gar nicht, wie aufgeregt wir sind. Schon beim Gedanken daran, bekomme ich ein dickes Grinsen auf dem Gesicht. Wir wollten dort schon immer auftreten. Eine ganze Weile hatten wir wirklich damit zu kämpfen, dass viele unserer Genrekollegen auftreten durften und wir eben nicht. Wir fanden das alles andere als gut oder angenehm, ständig nur am Spielfeldrand zu sitzen und zuzuschauen. Aber dieses Jahr ist unsere Zeit gekommen, und wir können es kaum erwarten. Na aber selbstverständlich ist es etwas Besonderes für uns, weil es noch einmal mehr eine Möglichkeit ist, zu beweisen, wie sehr wir uns bemühen. Die lange Zeit des Wartens ist vorbei, und nun kann es endlich los gehen. Dazu sei gesagt, dass sich das Billing dieses Jahr echt sehen lassen kann (dem kann ich nur voll und ganz zustimmen: Trivium, In Flames, Machine Head, Disturbed, Godsmack - VV).

Seht ihr persönlich Unterschiede zwischen Festival und kleinen eigenen Headlinershows? Vergleichen wir mal die verschiedenen Begebenheiten.

 

 

Wir haben bis jetzt, wenn es hoch kommt, vielleicht eine handvoll Festivals gespielt. Wenn du mich fragst, ist der Unterschied zu einer kleinen eigenen Show einfach riesig. Die Energie und die Atmosphäre sind einfach ganz andere. Wir haben schon mal beim Woodshock Festival in Ohio gespielt, und ich muss einfach sagen, was ich da erlebt habe, war einfach elektrisierend. Der Unterschied ist einfach gravierend, weil du da um einiges feinfühliger mit dem Publikum umgehst und dich darum bemühst, den Kontakt und somit die Aufmerksamkeit zu halten. Schließlich wissen wir beide, wie es auf einem Festival läuft. Die Menge kann nicht genug von dem bekommen, was du tust, egal was es ist. Und da ist es nebensächlich, wo du spielst, die 100 Prozent werden konstant von dir abverlangt. Ohne Kompromisse einfach alles in Grund und Boden spielen und das möglichst Beste aus dir herausholen. Einfach der Wahnsinn.


Wenn wir schon einmal beim Thema “On Tour” sind: Beim Recherchieren habe ich herausgefunden, dass man euch in den höchsten Tönen lobt, was eure Mentalität und eure Beziehungen zu Fans und Freunden anbelangt. Habt ihr eine Art Ritual, das ihr vor jeder Show praktiziert? Wie kriegt ihr die ganze Nervosität unter Kontrolle?

 

An erster Stelle möchte ich sagen, dass unsere Fans für uns von wirklich hoher Bedeutung sind. Schließlich wären wir ohne sie nicht da, wo wir jetzt sind. Für uns hat es also Priorität, Zeit mit unseren Fans zu verbringen, um ihnen ein Stück davon zurück zu geben, was sie uns ermöglicht haben. Wir möchten ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie von uns geliebt und geachtet werden. Auf diesem Weg möchten wir „Danke“ sagen. Deshalb nehmen wir uns vor den Shows so viel Zeit wie nur irgendwie möglich, um uns mit den Fans zu unterhalten. Das Resultat daraus beantwortet auch gleich deine nächste Frage. Durch die Unterhaltungen sind wir in dem Moment, an dem es raus auf die Bühne geht, völlig entspannt und in keiner Weise nervös. Wir sind dann einfach bereit und wollen den Fans das liefern, für das sie gezahlt haben – nämlich eine gute Show.


Wie kann man sich so einen typischen Tag „On The Road With Straight Line Stitch“ vorstellen?

 

Nun ja, eigentlich kann man sich das ganz einfach und simpel vorstellen. Du wachst in einem Van auf, fährst in dem gleichen Van zur nächsten Show, ziehst dich darin um, isst ein paar Happen und gehst nach der Show zurück in den Selbigen. Es basiert ziemlich viel auf dem Leben auf engstem Raum in einem Van. Du kannst dir also sicherlich vorstellen, dass wir, wenn wir dann endlich am nächsten Venue angekommen sind, nicht auch nur im geringsten Zeit verschwenden, den Van verlassen und uns unter die Leute mischen, ha ha.

 

Erinnerst du dich noch an deiner aller erste Show? Wie hast du sie damals wahrgenommen?

 

Sicherlich erinnere ich mich noch an meine erste Show mit Straight Line Stitch. Ich kann dir sagen, das war damals einfach schrecklich. Das war so vor fünf oder sechs Jahren. Ich war wahnsinnig aufgeregt, weil Straight Line Stitch meine erste richtige Metal Band war, und ich hatte absolut keine Ahnung, was mich erwartete. Ich hatte die Songtexte damals so umgeschrieben, dass sie zu mir passten. Aber das war in diesem Moment nicht wirklich nützlich. Mein Plan ist einfach nicht aufgegangen, ha ha. Aber wie heißt es so schön? Aller Anfang ist schwer.

 

Wenn man dich vor die Wahl stellen würde, die Band und eure Art von Musik mit ein paar wenigen Schlüsselbegriffen zu beschreiben, wie sähe diese Beschreibung aus?

 

Ehrgeizig, energiegeladen, positiv und mit der richtigen Portion Leidenschaft und Liebe.

 

Bis dato habt ihr ja nun schon ein paar Platten veröffentlicht. Wie würdest du die verschiedenen Alben miteinander vergleichen? Kann man das überhaupt? Hast du einen persönlichen Favoriten?


Man kann eigentlich keinen Vergleich ziehen. Jedes der bisher veröffentlichten Alben war für Straight Line Stitch wie eine Art Meilenstein im Heranwachsen der Band. Als meinen persönlichen Favoriten würde ich „The Fight Of Our Lives“ nennen. Warum? Nun ja, es bringt unseren musikalischen Werdegang einfach bestmöglich zur Geltung. Es zeigt, wie weit wir als Band gekommen sind und wie wir auch einzeln herangewachsen und durch die Vergangenheit und die gemachten Erfahrungen gereift sind. Dazu kommt außerdem, dass die Musik einfach viel kreativer und ausbalancierter ist.

 

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de

 

 

Web: www.myspace.com/straightlinestitch