Interview mit Jordan Whelan von STILL REMAINS

 

 

Wenn man sich das Debüt der fünf Jungs anhört, hört man ein erstklassiges Metalcore-Album. Nicht 0815-Killswitch-Engage-für-Arme, sondern ein mit Melodien vollgepacktes Werk, untermalt mit schönen Keyboardflächen und einem Sänger, der nicht nur schreit, sondern auch zusammen mit dem erst nach den Aufnahmen fest dazugekommenen Mike Church wunderbar singen kann, dies aber noch nicht so oft zur Schau stellte. Für den Schreiber dieser Zeilen waren sie übrigens DIE Newcomer 2005 neben Bullet For My Valentine, noch vor Trivium. Die Frage war jetzt nur was Still Remains mit ihrem zweiten Album machen würden. Würden sie den Old School-Weg von Trivium begehen oder auch massentaugliche Songs wie Bullet For My Valentine auf ihrem Debüt komponieren? Fakt ist, dass sie sicherlich kommerzieller geworden sind (was sich anhand der großen Melodien in Hits wie „Dancing With The Enemy“ zeigt), aber dennoch „Metal“ sind. Jordan erklärt diese Entwicklung: „Der größte Unterschied zwischen den „Of Love And Lunacy“ und „The Serpent“ ist, dass wir keine Angst mehr vor verschiedenen Stilistiken hatten. Was darauf basiert, dass wir uns auch trauten die Songs zu schreiben, die wir wirklich wollten. Dabei ließen wir unsere Fans und das Label außer Acht.“ Der Unterschied zwischen den beiden Alben ist allerdings schon etwas größer. Es wurde wesentlich mehr auf den Faktor Melodie geachtet. „Wir starteten das Schreiben der Songs mit einen weißen Blatt Papier. Als wir die Songs schrieben, hatten wir keine bestimmte Vorstellung wie T.J. (Miller, Sänger – Anm. d. A.) zu singen hat, er sang es so wie er die Songs fühlte.“ Auch die Metalcore-typischen Moshparts fallen auf „The Serpent“ größten Teils unter den Tisch. „Ja, das war auch beabsichtigt. Das ganze Genre stirbt so schnell und wir wollten nicht zu den Totgeweihten gehören, sondern etwas machen was auch nach dem Trend noch existent ist.“ Dem aufmerksamen Hörer fällt natürlich auch auf, dass die Keyboards anders klingen. Gab es auf dem Debüt doch noch Keyboards der Marke Soilwork oder stellenweise auch solche wie bei Bleeding Through. Grundsätzlich ist das Element erhalten geblieben, aber meistens wird man Eurodance Keyboards hören wie The Killers sie auf ihrem Debüt benutzen oder auf denen Enter Shikari jüngst ihr ganzes Album aufbauten. „Auf unserem Debüt spielte Zakk noch die Keyboards ein. Er verließ die Band allerdings und nun steht Ben (Schauland – Anm. d. A.) an den Keyboards. Er brachte neuen Wind in die Sache und eben auch diese Sounds.“ Auch textlich ging es voran bei Still Remains. T.J. traute sich über persönlichere Dinge zu schreiben, die Dinge näher zu betrachten anstatt nur an der Oberfläche zu kratzen. Man merkt also, dass die Band sich an allen Ecken Richtung vorne bewegt.

 

Die Neuen

 

Einfluss werden sicher auch die neuen Musiker haben. Nimmt man mal das 2005er „Of Love And Lunacy“-Line Up mit Zack Roth (Keyboards), Evan Willey (Bass), J.T. Miller (Vocals), AJ Barette (Drums), Jordan Whelan (Gitarre) und der bei den Aufnahmen noch nicht fest zur Band gehörende Mike Church (Gitarre, Gesang) und vergleicht dies mit dem Line Up von „The Serpent“ (T.J. Miller (Gesang), Jordan Whelan (Gitarre), Mike Church (Gitarre, Gesang), Adrian Green (Drums), Stephen Hetland (Bass) und bereits erwähnter Ben Schauland (Keyboards)), merkt man, dass die Band drei Mitglieder ausgewechselt hat. „Ich kenne Stephen seit Jahren. Wir spielten einmal einen Gig in Westconstance zusammen mit seiner Band. Unser alter Bassist Evan verließ die Band, weil er heiratete und seine Frau schwanger war. Er wollte sich lieber auf seine Familie konzentrieren. Unser neuer Keyboarder Ben war in der gleichen Band wie auch Stephen, so kam dann der Kontakt zustande. Beide waren Still Remains-Fans und machten einen wirklich guten Job als Support mit ihrer vorherigen Formation. Adrian kam vor anderthalb Jahren in die Band, weil unser alter Schlagzeuger AJ sich ebenfalls lieber auf sein Privatleben konzentrieren wollte. Es ist einfach schwer Leute zu finden, die damit umgehen können, dass man viel unterwegs ist.“ Jordan ist sich aber sicher jetzt das stärkste und stabilste Line Up der ganzen Still Remains-Geschichte zu haben.

 

Jordan und die Welt des Rock N Roll

 

2005 war Jordan das jüngste Mitglied vom Roadrunner Mamutprojekt „Roadrunner United“ und auch bei der Show zu dem Album. Der Gitarrist zeigt sich heute noch überwältigt davon bei der Sache dabei gewesen zu sein und schwärmt richtig von Robb Flynn: „Oh mein Gott, immer wenn ich daran denke bin ich immer noch glücklich und kann es kaum glauben! Ich wurde vom Label gefragt ob ich mitmachen will und dann passierte alles so schnell. Machine Heads Robb Flynn  gab mir die Tracks an denen ich mitarbeitete. Ich fuhr dann zu Robb um die Songs aufzunehmen. Es war einfach unglaublich! Immerhin bin ich noch ein junger Typ und trotzdem ein Teil davon gewesen. Bei Robb war auch alles cool. Er ist ein so netter und bodenständiger Typ. Er ist Rockstar, zumindest verdient er es - und er ist trotzdem so bodenständig.“ Still Remains könnten bald auch selbst Rockstars sein, immerhin kommt jetzt ihr zweites Album raus. Jordan erzählt von den Erfahrungen, die sie die letzten zwei Jahre machen konnten: „Es ist toll! In dieser sechsköpfigen Band zu sein ist wie fünf Freundinnen zu haben, haha. Es geht auch viel um die Beziehungen zu ihnen wenn man auf Tour ist. Bei uns klappt das aber ganz gut, weil wir doch wirklich sehr gute Freunde sind und zusammen auch noch die Welt bereisen dürfen und Musik machen können.“ Ja, von der Welt haben sie schon einiges gesehen – nämlich vor allem Nordamerika und Europa. Ein Wunsch des Gitarristen ist aber noch eine Tour durch Japan machen zu können. Auch Südamerika und Australien stehen auf der Liste. Bald wird aber erst einmal wieder das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zusammen mit den Emo-Rockern von Aiden betourt. Eine Tour in Europa ist zurzeit im Gespräche und soll wenn, dann wohl im Zeitrahmen September/Oktober stattfinden. Etwas das die europäischen Fans sicher sehr begrüßten werden, wurde mit Ausnahme des vereinten Königreichs doch seit der Roadrage Tour 2005 hier kaum getourt. Aber zunächst steht die Veröffentlichung ihres neuen Albums „The Serpent“ am 3. August vor der Tür. Ein Tag, den man sich als Fan von guter Musik rot im Kalender anstreichen sollte.

 

Sebastian Berning - www.sounds2move.de

 

Link: www.stillremains.com