Interview mit Oliver Palotai von SONS OF SEASONS

 

 

Welchen Stellenwert hat Sons of Seasons für dich und die anderen Musiker? Ein reines Just for Fun Projekt scheint es kaum zu sein, dafür scheint mir der Anspruch hinter eurem Debüt zu groß und ich bezweifle, dass ihr in dem Fall überhaupt auf Tour gehen würdet.

 

Sons Of Seasons ist definitiv kein 'Projekt', also etwas, dessen Lebensdauer ich eher als vorübergehend und begrenzt betrachte. Für mich persönlich stellt 'Gods Of Vermin' bereits ein Meilenstein meiner Laufbahn als Musiker dar, auch wenn es sicher nicht perfekt ist und ich bereits auf das nächste Album blicke. All die Jahre auf Tour und im Studio, die ganzen Jahre als Musiker, Orchestrator und Komponist fließen hier zusammen. Den anderen in der Band, Henning Basse, Daniel Schild und Jürgen Steinmetz, geht es ähnlich. Jeder ist durch dieses Album als Musiker gereift und freut sich auf die Zukunft mit der Band.

 

Siehst du SoS hauptsächlich als kreatives Ventil, sozusagen als Möglichkeit deine eigenen Ideen umzusetzen, was bei Kamelot ja eher schwierig ist, da dort zum einen Thomas und Roy die kreativen Zügel fest in Händen halten, und zum anderen auch eine Arbeit über das Dreieck Deutschland – Norwegen – USA sicherlich alles andere als optimal ist, trotz Internet.

 

Roy und Thomas haben mich wiederholt eingeladen, stärker am Songwriting-Prozess teilzuhaben. Aber einerseits ist es grundsätzlich schwierig, bewährte Strukturen zu verändern, andererseits gilt für mich persönlich auch: 'Never change a winning team!' Die Entfernungen spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle.

 

Wie geht ihr kompositorisch an Sons of Seasons heran: Versucht ihr bewusst anders zu arbeiten als bei euren anderen Bands oder nutzt ihr die Band in erster Linie um für möglicherweise unpassende Ideen einen Platz zu finden?

 

Wenn ich für andere Künstler arbeite, habe ich einen festen Rahmen, innerhalb dessen ich mich bewegen muss. Bei Sons Of Seasons gibt es diese nicht – das war ja ursprünglich der Hauptgrund, warum ich die Band gegründet habe. Alle Ideen für 'Gods Of Vermin' waren 'frisch', demnach kein Material aus der kreativen Abstellkammer. Und ja, beim Songwriting bin ich sehr aufmerksam, nicht in irgendwelche Klischee-Tretminen zu laufen. Das haben ja sehr viele Reviewer bestätigt: Sobald man das Gefühl hat, dieses und jenes schon mal gehört zu haben, nimmt unsere Musik plötzlich eine unerwartete Kehrtwendung.

 

„Gods of Vermin“ zeichnet sich meiner Meinung nach vor allem durch einen gewissen Anspruch und seine Vielseitigkeit aus. Ein Paradebeispiel ist für mich „Fallen Family“, das in gesanglicher Hinsicht von aggressiven Power Metal Vocals, über deftige Shouts, sehr zarte, harmonische Prog Rock Vocals bis hin zur gesanglichen Anmut von Simone unglaublich viele Facetten präsentiert. Ist diese Vielseitigkeit deiner Meinung nach der große Pluspunkt von Sons of Seasons?

 

Mir fällt es schwer, auf vereinzelte Stärken und Schwächen des Albums einzugehen, da ich es immer als Gesamtes betrachte und vom Bauchgefühl her urteile. Vielseitig ist 'Gods Of Vermin' sicher, aber auch das war keine Entscheidung, die wir irgendwann mal gefällt haben. Wie ich vorher schon gesagt habe, schlage ich kompositorisch eine andere Richtung ein, sobald ich vermute, mich in zu vertrautem Terrain zu bewegen. Eine zu große Vielseitigkeit kann ja auch dazu führen, den roten Faden zu verlieren! Ich hatte auch ein bisschen Angst davor, dass Musikfans und Kritiker der Platte nicht genug Zeit geben und sich nicht hinein finden. Glücklicherweise sind meine Befürchtungen unnötig gewesen.  

 

Was darf man von euren anstehenden Live-Shows erwarten: Euer Debütalbum kommt auf etwas über eine Stunde, werdet ihr als Headliner auch auf Coversongs oder Material eurer anderen Bands zurückgreifen?

 

Wir werden jetzt und in Zukunft immer ein Instrumentalstück einfügen. Das Großartige an der Band ist ja auch, dass alle versierte Musiker sind, v.a. stilistisch sehr vielseitig. Ich möchte allen Raum zum Improvisieren geben! Ansonsten werden wir eventuell eine Cover-Version einstudieren.

 

Die ersten Konzerte habt ihr bereits im Februar hinter euch gebracht als ihr in Holland und Belgien aufgetreten seid. Wie waren die Reaktionen? Die Ausgangsposition war schließlich nicht optimal, da ihr zu dem Zeitpunkt noch knapp 2 Monate vor der Veröffentlichung eures Debüts standet.

 

Ja, das war ein komisches Gefühl. Eine echte Bewährungsprobe für die Band. Umso überraschter war ich, dass es vier richtig gute Konzerte waren und das Publikum mitrockte, wie man es sich nicht hätte besser wünschen können.

 

Wird dich deine bessere Hälfte Simone auf der anstehenden Tour begleiten und können wir uns auf eine Live-Umsetzung von „Fallen Family“ und „Wintersmith“ freuen? Oder wird sie in der Zeit komplett bei den Arbeiten am neuen Epica-Album eingebunden sein?

 

Simone wird im 'Garageland' mit auf der Bühne sein, am 14.05. in Dortmund. Ansonsten ist sie zurzeit im Studio und wird wohl keine Zeit haben. 'Fallen Family' spielen wir dennoch. 'Wintersmith' geht natürlich nicht ohne sie.

 

War es für dich auch eine Option Simone als konstantes Mitglied bei Sons of Seasons aufzunehmen? Die Band ist aktuell glaube ich für jeden von euch nicht Brötchengeber Nummer 1, möglicherweise hätte sie die Band ebenfalls als 2. Plattform für sich betreiben können. Ok, und ihr müsstet euch in „Sons and Daughter of Seasons“ umbenennen. Kalauer – Check! Hehe.

 

 

Tja, der Bandname würde wohl wirklich ein Problem darstellen. Nein, Simone ist die Sängerin von Epica und ich habe nie in Erwägung gezogen, sie mehr in die Band einzubeziehen als einige Guest Vocals zu singen. Da spielen viele Dinge eine Rolle. Anders als ein Instrumentalist kann eine Sängerin nicht so einfach auf zwei Hochzeiten tanzen. Außerdem müssen wir mit Sons Of Seasons alle zurück an den Anfang, durch den Schlamm waten sozusagen. Die ersten Jahre sind und werden hart! Extrem enges Budget, keine Crew, Support-Gigs etc. Und weiterhin finde ich Bands mit zwei Lead- Sängern Blödsinn.

 

Abschließende Frage: Plant ihr Sons of Seasons längerfristig zu etablieren oder siehst du die Band eher als eine musikalische Nebenbaustelle, auf der sich nur in unregelmäßigen Abständen etwas tun wird? Habt ihr euren Plattenvertrag direkt über mehrere Veröffentlichungen abgeschlossen?

 

Ich arbeite mittlerweile bereits Vollzeit an der Band. Wir treten in jeder Hinsicht aufs Gaspedal. Die nächste Platte ist in der Mache, wir werden viel spielen, das Ganze hat für jeden von uns Priorität. Für eine 'Nebentätigkeit' fühlt sich Sons Of Seasons viel zu gut an!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.sonsofseasons.com