Interview mit Riina Rinkinen von SILENTIUM

 

 

Meiner Meinung nach ist „Amortean“ noch einmal merklich epischer als der Vorgänger „Seducia“ geworden, besonders wenn man Tracks wie „The Cradle of Nameless“ als Maßstab nimmt. Würdest du es als eines eurer Hauptziele bezeichnen, den orchestralen Aspekt eurer Musik weiter herauszuheben? Hier und da hat euer neues Album nämlich einen regelrecht cineastischen Touch.

 

Naja, wir mögen es auf jeden Fall, eine massive Soundwand aufzubauen, aber es war kein erklärtes Ziel ein episches Album zu schreiben. Eher im Gegenteil, denn unser Produzent Kärtsy Hatakka (Waltari Frontmann – MR) wurde auch aus dem Grund an Bord geholt, um ein paar Aspekte unserer Musik und unseres Songwritings zu vereinfachen und unsere Grundideen deutlicher herauszuarbeiten. Wie soll ich sagen... er sollte unsere hier und da etwas zu gewaltigen Ideenberge in geregelte Bahnen leiten. Ich glaube außerdem, dass die epische Atmosphäre auch viel mit den Texten zu tun hat. Matti (Aikio, Bassist und Sänger von Silentium – MR) hat diesmal wirklich sein Innerstes nach außen gekehrt und nach tiefen Emotionen geschürft. Diese Geschichten zu singen war teilweise ganz schön mühsam und aufwühlend kann ich dir sagen und beim Einsingen sind zudem auch ein paar Tränen vergossen worden.

 

Du hast Kärtsy angesprochen: Der hat in seiner langen Karriere schon die unterschiedlichste Musik gemacht und diverse Bands und Stilrichtungen produziert. Was hat ihm zum richtigen Mann für den Job mit euch gemacht? Seine Erfahrung?

 

Genau das, seine Erfahrung! Unser Keyboarder Sami könnte dir da jetzt noch mehr dazu sagen und Unmengen an technischen Details aus dem Ärmel schütteln, aber ich belasse es lieber bei der Aussage „Er hat enorme Erfahrung“, hehe.

 

Was sehr schnell deutlich wird ist, dass ihr euch in allen Belangen deutlich gesteigert zu haben scheint. Es kommt mir so vor, als hättet ihr seit „Seducia“ einen großen Schritt vorwärts getan, was man auf alle Aspekte eurer Musik beziehen kann, seien es die Instrumente, das Songwriting oder der Gesang. Wie ist dein Eindruck eures aktuellen Leistungsstandes?

 

Vielen Dank für das Kompliment, hehe. Ich vermute, dass viel von diesen Verbesserungen auf das gestiegene Selbstbewusstsein der Band zurückzuführen ist. Bevor es die Wechsel innerhalb von Silentium vor „Seducia“ gab, ist man einige Jahre ziemlich auf der Stelle getreten. Zwar wurde „Seducia“ nicht aller Orts nur mit Lob überhäuft, aber dafür haben wir einen enormen Zusammenhalt entwickelt, was man auch deutlich merken und sehen konnte, wenn wir die Songs live gespielt haben. Wir hatten schlichtweg das gute Gefühl, dass sich etwas tut und dass wir auch dem richtigen Weg sind. Wir waren heiß drauf „Amortean“ zu machen und mit viel Aufregung und Willen bei der Arbeit und ich denke das hört man auch ein bisschen.

 

Was auf „Amortean“ auch erstklassig klingt, sind die Orchesterparts. Natürlich gibt es unzählige Bands, die mit derlei Sounds und Elementen arbeiten, aber bei euch klingen die Sachen meiner Ansicht nach fantastisch. Alles hört sich sehr klar und natürlich an. Ihr müsst ziemlich stolz auf das Ergebnis sein.

 

Hier muss ich leider wieder sagen, dass Sami und ein Freund namens Hannu Konkonen die Leute mit dem großen Hintergrund sind. Aber du hast recht – die klingen fantastisch!

 

„My broken Angel“ ist mein persönliches Highlight eurer neuen Scheibe. Der Song erschafft eine Atmosphäre, die gleichzeitig zerbrechlich, kraftvoll und intensiv ist. Hast du eine Idee warum diese Nummer so gut funktioniert?

 

Hm, gute Frage. Irgendwie hat es einfach Klick gemacht als wir diesen Song ausgearbeitet haben. Unser Gitarrist Juha hat den Song ursprünglich geschrieben und ich liebe alle seine Kompositionen, denn er hat wirklich ein Talent dazu in jedem seiner Songs diese hypnotischen, wunderschönen Akkorde zu schreiben und wunderbare und fragile Atmosphären aufzubauen. Matti und ich haben dann die Melodie für den Chorus beigefügt, was eine waschechte Gemeinschaftsarbeit war. Ich hatte sogar Tränen in den Augen und hätte ihn fast damit angesteckt, weil die Melodie und die Texte einfach perfekt zueinander passen. Somit könnte es sein, dass diese schiere Menge an Emotionen und Hingabe, die auf einen niederprasseln dafür sorgen, dass der Song für viele Zuhörer so intensiv erscheint.

 

Ist „Amortean“ eigentlich ein vollwertiges Konzeptalbum?

 

Ich würde es nicht unbedingt als reinrassiges Konzeptalbum bezeichnen. Als Grundthema haben wir den Krieg ausgewählt und all die Geschichten drehen sich mehr oder weniger offensichtlich um dieses Stichwort. Aber trotzdem sind wir weit von einem Album wie „Sufferion“ entfernt, das sich voll und ganz dem Hauptthema unterordnet.

 

„La Fin du Monde“ ist euer erster nicht-englischer Songtitel überhaupt. Wieso habt ihr euch in dem Fall für einen französischen Titel entschieden? Man hätte genauso gut „The End of the World“ wählen können, oder die entsprechende finnische Formulierung.

 

Diesen Song habe ich zusammen mit Sami geschrieben, der ein paar fantastische Orchester-Arrangements hinzugefügt hat. Auch die Texte stammen von mir und sind zudem sehr persönlich. Sie handeln von einer sehr schwierigen und regelrecht surrealen Phase meines Lebens, in der alles Schöne sich in Scheiße zu verwandeln schien. So habe ich dafür einen französischen anstatt eines englischen oder finnischen Titel gewählt, um die positiven und negativen Extreme noch deutlicher zu betonen. „Das Ende der Welt“ klingt im französischen lieblich und fast schon schön, wohingegen ein englischer Titel weitaus unheilvoller geklungen hätte und im Voraus zu viel verraten hätte.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Link: www.silentivm.com