Interview mit Marcus Ehlin von SIEBENBÜRGEN

 

 

Marcus, du hast Siebenbürgen nicht mal zwei Jahre nach dem Split zurück ins Leben geholt. Wie kam es zu dem unerwartet schnellen Sinneswandel?

 

Als ich diese Entscheidung damals traf, war sie für mich persönlich endgültig. Ich hatte meine Leidenschaft komplett verloren und dachte das wäre es ein für alle mal gewesen. Nach den Aufnahmen zu unserem letzten Album „Darker Designs & Images“ hatten wir das Gefühl, dass wir nichts mehr zu geben oder zu sagen hätten. Nach Jahren voller anhaltender Probleme im Line-Up und Uneinigkeit auf geschäftlicher Ebene haben wir dann einfach das Handtuch geworfen. Unser Gitarrist Richard und ich hatten die Nase gestrichen voll vom Musikgeschäft und mit dieser negativen Einstellung hatten wir auch keine Chance wieder auf die Füße zu kommen. Wir brauchten eine Pause und obwohl Richard und ich häufig darüber sprachen die Band möglicherweise wieder aufzubauen, dachte ich diese Auflösung wäre endgültig. Glücklicherweise lag ich damit falsch und nach knapp 2 Jahren war es dann soweit. Die Entscheidung haben wir nach einem Treffen mit den richtigen Leuten, zur richtigen Zeit und mit der richtigen Ein- und Vorstellung getroffen. Diese Leute bremsten uns nicht mit Desinteresse und Arroganz, sondern sie hatten die richtige Energie um uns zu unterstützen. Damit war es Zeit Siebenbürgen zu reanimieren.

 

Mich hat es damals ziemlich überrascht, dass die Trennung doch recht nah an der Veröffentlichung eures letzten Albums lag. Ist diese Entscheidung über längere Zeit in dir gereift? Möglicherweise sogar bereits während der Arbeiten an „Darker Designs“?

 

Es war eigentlich nie der Plan die Band aufzulösen. Im Gegenteil, ich dachte sogar die Aufnahmen zu „Darker Designs“ könnten die Probleme, die wir zum damaligen Zeitpunkt hatten, lösen. Damit hatte ich leider unrecht und die Sache wurde sogar noch um einiges schlimmer.

 

Zum damaligen Zeitpunkt waren zudem auch einige Konzerte gebucht und auch eine Tour hätte folgen sollen, wenn ich richtig informiert bin.

 

Ja, als wir die Tour absagen mussten, habe ich mich wirklich mies gefühlt. Wenn Leute wie unser Manager Ed oder Sabine von unserer Booking Agentur viel Zeit und harte Arbeit in die Planung gesteckt haben und am Ende alles abblasen müssen, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, von was für einem Desaster wir hier sprechen. Die Situation war wirklich sehr bedrückend aber hoffentlich können wir das mit dem neuen Album wieder ein bisschen kompensieren, auch im Bezug auf unsere zu recht enttäuschten Fans.

 

Stand es nicht zur Debatte zumindest die vereinzelten schon länger bestätigten Shows noch zu spielen, etwa auf dem Wave-Gotik-Treffen? Sozusagen als eine Art Farewell-Shows? Oder war euch im Hinterkopf vielleicht sogar schon klar, dass es kein Abschied für immer sein wird?

 

 

Glaub mir, wenn wir im Stande gewesen wären eine Abschiedsshow oder -Tour spielen zu können, hätten wir es getan. Aber mit einem völlig kaputten Bandgefüge war das unmöglich. Abgesehen von Richard habe ich mit keinem der alten Mitglieder mehr gesprochen – sogar bis heute. Ich habe überhaupt keinen Kontakt mehr mit den alten Mitgliedern und ich vermute, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Ich will es einmal so ausdrücken: Bis heute haben wir uns nicht „in aller Freundschaft“ getrennt, wie es so gern formuliert wird. Aber jetzt sind wir zurück, mit neuen Musikern und neuer Energie und ich versuche nicht mehr an das zu denken, was hinter uns liegt.

  

Energie ist ein gutes Stichwort. Als du die Band aufgelöst hast, teiltest du mit, dass du dich leer und ausgebrannt fühlst. Was hat das Feuer und die Energie zurück gebracht? Im Nachhinein bist du schlauer und hast genau genommen nur eine Pause gebraucht. Daraus ergibt sich direkt noch eine Frage: Hast du die Band vielleicht sogar zu früh aufgelöst? Eine „offizielle längere Pause“ hätte es möglicherweise auch getan.

 

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wie bereits gesagt dachte ich damals nicht, dass ich jemals wieder Musik machen würde. Auf jeden Fall nicht mit Siebenbürgen. Ich war einfach nur darauf bedacht etwas komplett anderes zu tun. Aber war ich damit wirklich glücklich? Nein. Es war mir ehrlich gesagt geradezu peinlich, dass die einzige Leidenschaft in meinem Leben erloschen zu sein schien. Zum Glück habe ich die richtigen Leute gefunden, um wieder durchzustarten und die Flamme neu zu entfachen.

 

Gehen wir noch mal kurz zum Thema Konzerte zurück. Ihr habt bereits eine Release-Show für „Revelation VI“ gebucht und auch ein Festival in Venezuela ist für den Herbst bei euch geplant. Darf davon ausgegangen werden, dass der Rest der Welt euch in diesem Zuge auch zu Gesicht bekommt?

 

Das ist der Plan. Wir wollen sowohl in Europa als auch in den USA auf Tour gehen. Im Moment prüfen wir die Angebote, die uns bisher vorliegen. Es soll eine gute Reunion mit guten Shows und professionellem Rahmen werden. Darum wollen wir nicht nur irgendetwas machen, sondern den Fans und allen anderen das Beste von allem bieten.

 

 

In eurem Reunion-Line-Up war anfangs keine zusätzliche Sängerin eingeplant und ihr habt selbiges auch erst als reine Männersache bekannt gegeben. Trotzdem hast du nur ein paar Monate später eure neue Sängerin Lisa Bohwalli Simonsson vorgestellt. Hast du dabei auch an die Live-Umsetzung der alten Songs gedacht? Mir persönlich kommt diese Entscheidung gelegen, denn für mich war der weibliche Gesang immer ein interessanter und stimmungsvoller Aspekt eurer Musik. Was gibt es über die Nachnominierung von Lisa noch zu sagen?

 

Ich bin wirklich stolz, dass wir sie gefunden haben, denn Lisa ist eine sehr talentierte junge Frau, die zudem die richtige Einstellung und Persönlichkeit hat. Wie du richtig gesagt hast, haben wir erst geplant ohne Sängerin weiterzumachen, doch als ich Lisa gehört und kennen gelernt habe, hat sich meine Einstellung schlagartig geändert. Natürlich wird sie dann auch unsere alten Songs singen und auch wenn sie völlig anders klingt als unsere vorherigen Sängerinnen, so wird es dennoch sehr interessant sein zuzuhören, wie sie die alten Songs interpretiert. Das wird toll klingen, da habe ich keinen Zweifel.

 

 

 

„Darker Designs & Image“ ist noch auf Napalm Records erschienen und „Revelation VI“ kommt nun über Massacre. Kam es für euch nicht in Fragen wieder mit eurem alten Label zu arbeiten? Immerhin wart ihr für viele Jahre bei ihnen und habt alle eure bisherigen Alben über sie veröffentlicht. Habt ihr schlechte Erfahrungen mit dem Label gemacht?

 

Also wir hatten keine Option zu ihnen zurück zu kehren und das stand auch gar nicht zur Debatte, denn es ist nur Teil der Vergangenheit. Wir machen einen Neustart und dazu gehört neben neuen Bandmitgliedern auch ein neues Label. Massacre Records waren sehr gut zu uns und wir arbeiten bisher sehr komfortabel mit ihnen zusammen. Dass wir mit ihnen so arbeiten können, war einer der Grundsteine für unsere Rückkehr.

 

Von der musikalischen Seite sehe ich keinen gravierenden Unterschied zwischen euren beiden letzten Platten und der aktuellen Scheibe, was ich durchaus positiv meine. Denn es kommt mir so vor, als hätten Siebenbürgen ihren Sound mit eben diesen beiden letzten Scheiben weitestgehend definiert. Wie ist deine Sicht der Dinge?

 

Hey, vielen Dank! Ja, ich denke man kann heraushören, dass Siebenbürgen ihre Kraft und Dynamik zurückerlangt haben. Ich denke die Energie scheint bei diesem Album klar und deutlich durch. Zudem bringt einfach jeder von uns seine eigene Handschrift mit in die Atmosphäre ein. Ich bin einfach unheimlich froh, dass wir diese Leute gefunden haben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.siebenburgen.net