Hallo Kvarforth, ich muss dir zu deinem neuen Meisterwerk „Halmstad“ gratulieren. Es ist ein Meisterwerk der Dunkelheit, der Depression und verstörender Atmosphären.

Ich danke dir.

Was denkst du heute mit etwas Abstand über deine Alben?

Alle meine Alben sind mehr oder weniger Portraits meiner Selbst. Für einen bestimmten Zeitraum in meinem Leben bedeuten sie mir verdammt viel. An meinem ersten Album „I - Within Deep Dark Chambers“ habe ich zum Beispiel 4 Jahre geschrieben und wenn ich es mir heute anhöre, fühle ich mich an die schrecklichen Zeiten von damals erinnert,  als Tod, Not und Fanatismus mein gesamtes Wesen überflutet haben… Mit meinem zweiten Album „ II - Livets Ändhallplats“ hatte ich den absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich denke, das Album spricht hier für sich. Mein 3. Album „III – Angst – Självdestruktivitetens Emissarie“ entstand mehr oder weniger, als sich viele Dinge in meinem Leben geändert haben und ich meine Visionen erweitert habe – um meinen Terror mit der Welt zu teilen, um es einmal freundlich zu formulieren. Mein  4. Album „IV - The Eerie Cold“ kann ich mir nicht anhören, ohne in ein tiefes Loch zu fallen. Während der langen Produktionszeit ereigneten sich ohne Zweifel viele schreckliche und traumatische Ereignisse. Musikalisch betrachtet bin ich mit meiner Entwicklung über all die Jahre sehr zufrieden und ich muss mir eingestehen, meine Seele eventuell verkauft zu haben.

Warum nennst du dein neues Album „Halmstad“ und welcher Sinn verbirgt sich hinter dem Titel?

Als ich während der Aufnahmen mehr und mehr bemerkt habe, in welche Richtung sich das Album entwickeln wird, fühlte ich mich mehr als jemand, der Bekenntnisse von sich gibt anstatt an den Strukturen des Werkes zu arbeiten. Meine ekelhafte Familie war ihr ganzes Leben über in „Halmstad“. Selbst wenn ich meine ersten 19 Jahre über in Stockholm gelebt habe, bin ich nach dem Begräbnis meines Großvaters zurückgekehrt; dies wurde zu meinem schlimmsten Alptraum. Ich habe meine biologische Familie verloren, meine neu gefundene Familie ebenso, genau wie all die kleinen Dinge des Lebens, die dir Hoffnung geben. All diese erfreulichen Überraschungen kamen wie ein Wirbelwind vor nicht einmal 9 Monaten. Ich habe zusätzlich zu „Halmstad“ noch den Titel „Niklas Angaende Niklas“ hinzugefügt. Dies bedeutet in etwa „Niklas über Niklas“. So kannst du das 5. Album „Halmstad“ als ein absurdes, persönliches Album betrachten, denke ich.

Worum geht es diesmal in deinen Texten?

"Yttligare Ett Steg Närmare Total Jävla Utfrysning" ist die Fortsetzung von "Ännu Ett Steg Närmare Total Utfrysning” von Shining ”II”. Dabei handelt es sich um am ehesten um einen generellen Ekel vor der Menschheit, der Natur und Leben im Allgemeinen.  Dabei geht es  um physiologische wie psychologische Dinge – z.B. Panikattacken, an denen ich leide, seit ich denken kann. Eine gute Empfehlung, um eine Beichte über meinen Glauben und meine Ansichten zu hören. Bei ”Längtar Bort Från Mitt Hjärta" geht es um Hass im emotionalen Sinne – inklusive der Tatsache, dass man die einzige Komponente  ist, die gegen personelle Evolution und Abneigung gegen das Fleisch kämpft. Der Song wurde während der 1. Phase meiner Scheidung von einem Seelenfreund geschrieben, mit dem ich die letzten 4 Jahre verbracht habe und es fiel mir sehr schwer mich wiederaufzurappeln; diese Sache hat dem Album einen weiteren dunklen Schlag verpasst. "Låt Oss Ta Allt Från Varandra"  hat Ynas Lindskog A.K.A. Mörkkh von der schwedischen Band  ”Malign” geschrieben. Der Text bedeutet mir ebenfalls sehr viel, aber ich fühle mich nicht bereit, darüber zu diskutieren.  "Besvikelsens Dystra Monotoni" befasst sich einmal mehr mit der erschreckenden Genialität, immer und immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Na ja, in der Welt von Kvarforth bedeutet dies, dass Freunde zu Feinde werden, aus Liebe wird purer Hass, aus Bewunderung wird Neid und aus Zuneigung wird endlose Sorge und so weiter. "Åttiosextusenfyrahundra" basiert auf einem Konzept, welches nicht in Worte gefasst werden kann. Du musst es einfach leben. Währenddessen beschäftigt sich "Neka Morgondagen" mit dem einfachen Bedürfnis, alles was morgen irgendwie kommen mag, abzulehnen. Insgesamt geht bei diesem Album lyrisch darum, nach mehreren Jahren in der Gosse zu landen, um es einmal einfach zu formulieren.

Was möchtest du mit deinem neuen Album erreichen bzw. verfolgst du ein genaues Ziel mit dem Album und der Musik an sich?

Ich hoffe auf Anerkennung über die vollkommen talentlose Black Metal Szene hinaus, mehr und vor allem anspruchsvollere Touren,  und eine höhere Selbstmord Rate in dem Genre, von dem wir gerade sprechen.

Auf ”Halmstad” tauchen eine ganze Menge musikalische Einflüsse auf, die sich von der meisten anderen Musik unterscheiden. Hattest du einen speziellen Grund dafür oder hat es sich einfach so ergeben?

Ich höre kaum Metal, aber es ist offensichtlich, dass dich deine Hörgewohnheiten beeinflussen. Und meine Hörgewohnheiten sind sehr vielfältig hinsichtlich Künstler und Genre. In den letzten 7-8 Jahren höre ich u.a. Madonna, Coldplay, Kent, Sixhouse und noch vieles mehr. Weißt du, Dunkelheit findest du überall, du musst nur tief genug graben und genau dies habe ich musikalisch immer bestrebt, denke ich. Immer und in jederlei Hinsicht das Furchterregende und die böse Aura herauszustellen. Dies bedeutet mir in meiner nunmehr 11jährigen Karriere sehr viel.

Glaubst du, dass all diese vielfältigen Einflüsse mehr und mehr in deinen musikalischen Focus rücken werden?

Ich habe mich bei jeder Aufnahme musikalisch vollkommen entfaltet, und es ist in der Tat ein natürlicher Prozess. Es spielt dabei jetzt keine Rolle ob das neue Album nach der perfektionierten Dunkelheit klingen soll oder wer weiß wie, das ist der springende Punkt, den ich nicht ändern kann und möchte.

Kann man Shining als Spiegel deiner Seele bezeichnen?

Shining ist, wie bereits erwähnt, ein Portrait von Niklas Kvarforth, oder die meisten und verrücktesten Teile der Seele, somit würde ich sagen: Ja.

Was ist dein höchstes Ziel, welches du mit Shining erreichen möchtest?

Natürlich würde ich es lieben, für den Rest meines Lebens in großen Stadien zu spielen, aber weißt du, das wird niemals passieren, dennoch du musst dir hohe Ziele setzen, auch um bodenständige Ziele zu erreichen.

Sind derzeit mit Shining Konzerte oder Festivals geplant? Besonders in Deutschland?

Wir verhandeln momentan mit vielen Agenturen, die dann das Privileg genießen, unsere zuknüftigen Zeremonien zu betreuen, aber aktuell ist noch nichts unter Dach und Fach gebracht. Wie auch immer, Shining werden dieses Jahr im Herbst durch Europa touren, komme was wolle. Einzelne Termine haben wir schon gebucht, aber abgesehen vom Hells Bells Pleasure Festival, wo wir im Juli headlinern, ist aktuell noch nichts in Deutschland geplant.

Wieso hast du deine Live-Perfomances so gewählt, wie sie aktuell dargeboten werden?

Wieso machst du Interviews mit Bands, die dich aus mehreren Gründen interessieren?

Interview: Christian Stiewe – www.sounds2move.de

 Link: http://www.shiningangst.se