Interview mit Lari Sorvo von SHEAR

 

 

 

Euer erstes Album „Breaking the Stillness“ ist gerade veröffentlicht worden. Entsprechend euphorisch dürfte die Stimmung in eurem Camp sein, oder?

 

Erst mal danke dafür, dass ihr uns bei euch zu Wort kommen lasst. Und ja, wir sind alle verdammt aufgeregt, gerade weil die Scheibe inzwischen weltweit überall in den Läden steht. Das fühlt sich fantastisch an, jetzt können die Leute sich endlich anhören, woran wir unzählige Stunden intensiv gearbeitet haben.

 

Weißt du was meine erste Reaktion war, als ich gehört habe wie euer Album heißen wird? „Warum zum Teufel nennen sie das Teil nicht ‚Breaking the Silence’?“, hehe. Wolltet ihr absichtlich einen etwas anderen Titel für die Scheibe haben, um Verwechslungen zu den Massen an anderen Songs und Alben mit besagtem Namen zu verhindern? Das wäre zumindest ein plausibler Grund.

 

Den Titel „Breaking the Stillness“ zu wählen, war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung, denn er beschreibt sowohl unsere Texte als auch unseren gegenwärtigen Status als Band. In den Texten behandeln wir vielen Themen, über welche die Leute in der Regel nicht so oft oder gerne sprechen, und indem wir uns ihnen widmen, versuchen wir diesen Status Quo aufzuheben. Der Albumtitel symbolisiert aber auch das Wachstum unserer Band von den Anfangstagen bis heute, wenn unser erstes Album erscheint.

 

Für eben diese Scheibe habt ihr verhältnismäßig wenig Zeit benötigt. Heutzutage ist es schon eine Ansage, wenn man nur ein einziges Demo benötigt, um sofort einen Vertrag bei einer angesehenen Plattenfirma zu ergattern. Was machen Shear unter Umständen besser als all die anderen zum Teil ebenfalls sehr talentierten Bands, die noch auf ein professionelles Engagement warten?

 

Von Beginn an haben wir wirklich sehr hart an uns gearbeitet und immer unser bestes getan, um ein möglichst positives Ergebnis zu erzielen – selbst wenn das bedeutet, einen bestimmten Song auch noch ein fünftes oder sechstes Mal überarbeiten zu müssen. Wir sind auch nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gegangen, nur um uns gewisse Dinge einfacher zu machen. Denn im Endeffekt zahlt sich so etwas einfach nicht aus. Zudem haben wir natürlich auch schon einiges an Erfahrung mit in die Band gebracht, schließlich sind einige unsere Bandmitglieder bereits seit zehn Jahren in anderen Bands und Projekten aktiv gewesen. Als Shear gegründet wurden hatten also alle schon die nötige Erfahrung, um zu wissen wie man in einer Bandumgebung arbeitet, was uns definitiv in vielen Belangen zu Gute gekommen ist.
 

Das neue Album wurde genauso wie euer Demo „In Solitude“ von eurem Gitarristen Mikael Grönroos produziert, trotzdem gibt es unüberhörbare Fortschritte im Sound und speziell beim Gesang. Hat eure Sängerin Alexa einfach noch stärker an sich gearbeitet seit damals, oder liegt die Verbesserung vor allem am größeren Produktionsbudget und der Tatsache, dass den finalen Mix zudem niemand geringerer als Fredrik Nordström (u.a. Arch Enemy – MR) übernommen hat?

 

Du hast auf jeden Fall erst mal recht, denn es liegen wirklich Welten zwischen beiden Produktionen. In erster Linie liegt das daran, dass wir für den ersten richtigen Longplayer einen ungleich größeren Aufwand betrieben haben und damit verbunden auch viel mehr Zeit investieren mussten. Das Gute ist, dass man diesen Aufwand jetzt in der finalen Version des Albums auch zu jeder Sekunde hören kann. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass Alexa sich ihrerseits auch keinesfalls zurücklehnt, sondern hart an sich und ihrer Stimme arbeitet, was man meiner Meinung nach ebenfalls hören kann. Als wir die Aufnahmen zu „Breaking the Stillness“ gestartet haben, hatte sie ein klares Bild vor Augen wie ihr Gesang klingen sollte, wodurch sie auch einen großen Beitrag zum Gesamterscheinungsbild des Albums geleistet hat. Fredrik Nordstörm hingegen hatte mit dem Aufnahmeprozess nichts zu tun, sondern er hat – wie du richtig festgestellt hast – lediglich den Mix übernommen und dadurch keinen Einfluss auf den grundlegenden Sound der Scheibe gehabt. Jedenfalls sind wir sehr zufrieden mit dem Klang und generell mit der Entwicklung, die wir seit unserem Demo genommen haben.

 

Ihr habt drei Songs von eurem Demo sozusagen „mit hinüber genommen“ auf „Breaking the Stillness“, zwei davon für das reguläre Album, einen weiteren als Bonustrack. Liegen euch besagte Stücke besonders am Herzen, so dass ihr sie jetzt noch mal einem breiteren Publikum zugänglich machen wollt?

 

Genau genommen haben wir nur zwei Songs neu aufgenommen, der dritte Song namens „Mistakes“, der sich als B-Seite auf der japanischen Edition befindet, wurde in der Demo-Version belassen. Uns ist schon klar, dass wir durch diese Neueinspielungen nicht mit 100 Prozent nagelneuem Material aufwarten können, aber wir haben uns dazu entschlossen, „In Solitude“ und „Scorched“ neu aufzunehmen, nicht nur weil wir die beiden Songs lieben, sondern auch weil ohnehin nur die Wenigsten vor dem Album auch schon unser Demo gehört haben. Die kommen jetzt auch in den Genuss dieser wie wir finden wirklich guten Songs, was unserer Meinung nach eine tolle Sache ist, hehe.

 

Kommen wir noch mal kurz auf eure Heimat Finnland zu sprechen. Es ist durchaus bemerkenswert, dass euer Debüt quasi gänzlich auf die gängigen Klischees und Markenzeichen vieler finnischer Bands verzichtet. Da fragt man sich doch: Wo sind Melancholie, Düsternis und Schwermut geblieben, hehe?

 

Das ist ein großes Kompliment, freut mich zu hören! Es ist in der Tat so, dass viele finnische Bands einen gewissen stereotypischen Sound haben. Bei uns in der Band ist allerdings niemand ein wirklich großer Fan dieses Sounds, daher war schon sehr früh klar, dass wir die besagten Elemente absichtlich nicht in unsere Musik einfließen lassen werden. Darum freue ich mich zu hören, dass uns das – zumindest weitestgehend – auch gelungen ist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Web: www.shearofficial.com