Interview mit Georg Neuhauser von SERENITY

 

 

Ein paar Songs eures Debüts waren bereits auf dem Demo „Engraved Within“ zu hören. Mussten andere neue Kompositionen zu Gunsten der „alten“ Songs weichen oder fandet ihr die Songs vielleicht einfach so gut, dass ihr sie noch einmal einem breiteren Publikum vorstellen wolltet?

 

Wir haben vom Demo vier Songs ausgewählt, bei denen wir der Meinung waren, dass sie gut genug sind, um auf unser Debüt zu kommen. Allerdings wurden dieses Songs noch mal überarbeitet, d.h. wir haben sie gekürzt, neu arrangiert und teilweise haben wir sogar Refrains geändert und auch einige Gesangspassagen noch mal aufgemotzt.

Jetzt sind wir eigentlich ganz froh darüber, dass die Songs nicht in der Versenkung verschwunden sind, denn einige Magazine heben gerade diese Songs heraus – was uns natürlich freut! Wir haben aber deshalb keine neuen Songs verworfen, dazu wäre auch die Zeit zu knapp gewesen. Wir schreiben eigentlich auch nie Songs bis zum Ende, wenn wir uns nicht sicher sind, dass diese auch auf der Scheibe landen.

 

Auf zwei der Songs eures Albums finden Grunts Verwendung, was für eine Melodic Metal Band äußerst ungewöhnlich ist. Habt ihr die tiefen Shouts als bewusstes Stilmittel verwendet – sprich um dem Song an sich und dem Thema zu dienen – oder kann man davon ausgehen, dass dieses Element zukünftig zum Markenzeichen von Serenity werden kann?

 

Auf Grund der Tatsache, dass die einzelnen Musiker aus sehr unterschiedlichen Metalrichtungen kommen, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Grunts in unserer Musik auftauchen würden. Unser Basser steht die ganze Zeit mit In Flames und Amon Amarth Shirts im Proberaum und man kann sich also vorstellen wie begeistert der Herr war, als wir einige Grunts versucht haben. Wir verwenden dieses Stilmittel allerdings nicht bewusst, weil’s gerade „in“ ist, aber wenn’s passt dann passt es halt. Allerdings wird der cleane Gesang immer im Vordergrund stehen.

 

Textlich dreht sich euer Debüt häufig um die Themen Liebe und Sehnsucht, was in gewisser Weise auch den Kreis zum Titel schließt und viel Raum für Interpretationen lässt. Handelt es sich folglich bei „Words untold & Dreams unlived“ aus eurer Sicht um ein vollwertiges Konzeptalbum?

 

Hinter dem Album steht kein durchgehendes Konzept. Die Songs stehen komplett für sich alleine, auch wenn die Thematiken sich hin und wieder überschneiden. Es ist eigentlich sehr eigenartig, dass unsere Texte fast ausschließlich von traurigen und düsteren Themen beherrscht werden, denn wir sind alle keine Kinder von Traurigkeit. Ganz im Gegenteil, hin und wieder hab ich den Verdacht, dass wir schon beinahe mit Tobi Sammet konkurrieren könnten, denn im Proberaum und auch sonst privat haben wir meist nur Blödsinn im Kopf. Aber vielleicht sind es genau die Texte, mit Hilfe derer wir unsere dunkle Seite, die jeder Mensch hat, ausleben können.

 

Das Cover der Platte wirkt auf den ersten Blick recht abstrakt und wirr. Möchtest du dennoch versuchen den Leuten einen groben Denkanstoss für die Entschlüsselung des Bildes geben?

 

Das wichtigste am Cover ist die nackte Frau! Wir wollten ja eigentlich große Silikonbrüste und so weiter, aber für das hat dann doch unser Budget nicht mehr gereicht, haha. Nein. Scherz. Auf dem Bild sieht man eine Frau mit einem Spiegel in der Hand. Dies symbolisiert zwei verschiedene Welten. Die schöne Seite wird von Schmetterlingen und einer schönen Landschaft dargestellt, die dunkle Seite durch Flammen. Die „Dreams Unlived“ sehnen sich also nach dieser schönen Seite und die „Words Untold“ sind die dunkle Seite, wobei hier sehr viel Interpretationsfreiraum gelassen wurde. Eigentlich geht der Albumtitel ja auf unserer Situation nach der Demo-Veröffentlichung zurück. Wir hatten und haben große Träume und hatten noch so viel zu sagen, doch erst mit der fertigen Platte hat das alles funktioniert.

Für meine Ohren liegen eure größten Einflüsse musikalischer Art in Finnland. Kannst du meinen Eindruck bestätigen, dass das Land der Tausend Seen oder besser gesagt dessen Künstler und deren typische Sounds einen prägenden Eindruck bei euch hinterlassen hat? Oder würdest du anderswo nach den Wurzeln von Serenity graben?

 

Also Finnische Bands gehören sicher zu unseren Einflüssen – gar keine Frage. Unser Gitarist Tom und ich sind schon seit langem Fans von Sonata Arctica, Nightwish oder Stratovarius. Allerdings haben wir nie versucht direkt bei diesen Bands abzukupfern. Wenn man genau hinhört wird man in unseren Songs auch Einflüsse von Savatage, Kamelot, Evergrey oder Dream Theater finden. In manchen Stellen vielleicht sogar In Flames oder Children of Bodom. In unseren Augen macht genau dieser Mix unseren Stil aus – nichts klauen sondern einfach all unsere Einflüsse verbinden.

 

Die Reaktionen auf euer Demo „Engraved Within“ waren hervorragend und schon zum damaligen Zeitpunkt schenkten euch einige große Magazine ihre Aufmerksamkeit und kürten euch etwa zur Demoband des Monats. In welcher Form profitiert eine junge Band von solchen Auszeichnungen? Und haben diese Berichte und Auszeichnungen in deinen Augen generell einen Einfluss auf die Entwicklung eines Newcomers, etwa im Bezug auf Verhandlungen mit möglichen Labelpartnern von morgen?

 

Auf Grund unserer Erfahrungen haben wir ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Demobewertungen und „Demo des Monats“ Rubriken. Wir haben ja mit „Engraved Within“ in den Medien alles erreicht was man erreichen kann, sprich „Demo des Monats“ im Rock Hard, im Metal Hammer und im Heavy, wo sogar ein Samplerbeitrag zu Stande kam. Wir sind natürlich ausgeflippt vor lauter Stolz und haben dann nur noch auf die Angebot der großen Labels gewartet – tja, leider vergeblich. Es haben sich nur kleine Labels gemeldet, die sich zwar sicher für uns voll ins Zeug gelegt hätten, aber einfach nicht über den finanziellen Background verfügten um uns wirklich zu pushen. Da fragt man sich dann, wie das möglich ist! Du wirst überall abgefeiert und die großen Labels interessiert dies aber überhaupt nicht. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken haben wir dann auf eigene Kosten ein komplettes Album eingespielt und es hat geklappt. Die Zeiten, in den Labels Bands mit einem Demo von 2-3 Songs signen, sind vorbei. Fast alle Newcomer haben ein bereits fix und fertiges Produkt vorgelegt und dadurch den Vertrag bekommen. Mercenary zum Beispiel können ein Lied davon singen…

 

Letztlich ist eure Wahl nun auf Napalm Records gefallen. Gab es ein größeres Aufkommen an etablierten Labels, die an euch interessiert waren? Und was gab für euch den finalen Ausschlag für eure Unterschrift in Eisenerz?

 

Ehrlich gesagt haben wir unsere CD nur an drei Labels verschickt. Wir wussten genau wer für uns in Frage kam und wer nicht – deshalb nur dieser kleine Rahmen. Nuclear Blast haben uns dann nach mehreren Telefonaten abgesagt, Napalm hingegen zeigten großes Interesse und kamen mit einem sehr guten Angebot auf uns zu. Somit schied die dritte Firma für uns aus und wir haben unsere Entscheidung noch keine Minute bereut! Bei Napalm sind wir von der Reihung auf den oberen Plätzen und das ist es was zählt. Wir wollten einfach nicht bei einem großen Label als Abschreibposten. Dass Napalm Österreicher sind ist natürlich noch umso schöner – dann kann ich sogar Dialekt reden und der Tom, der A&R von Napalm, versteht mich ohne nachfragen zu müssen, haha.

Lag es vielleicht auf der Hand als österreichische Band bei der nationalen Nummer 1 in Sachen Metal anzuheuern, einfach auch aus Gründen der Einfachheit und Erreichbarkeit?

 

Also wegen der Erreichbarkeit haben wir nicht bei Napalm unterschrieben – allerdings ist es schon ein großer Vorteil, wenn wir uns bei Bedarf ins Auto setzen und in kürzester Zeit die Verantwortlichen von Napalm erreichen könnten um sie übel zuzurichten, hehe.

Darf man fragen welchen Umfang euer Kontrakt hat? Also in Jahren bzw. Veröffentlichungen?

 

Genaueres kann ich dazu leider nicht sagen, nur dass wir, wenn alles glatt läuft, die nächsten paar Jahre bei Napalm bleiben werden.

 

Eure erste größere Tour mit Morgana Lefay und Sacred Steel liegt nun hinter euch, sogar noch vor der Veröffentlichung eures Albums. Wie wurdet ihr von den Fans der alten Hasen aufgenommen und was nehmt ihr davon für die Zukunft mit, nicht nur in Sachen Bühnenerfahrung?

 

Also die Fans waren sehr fair und haben uns eigentlich überall wo wir gespielt haben eine Chance gegeben. Dass die Sacred Steel Fans von unserem Sound nicht so begeistert waren, konnten wir voll und ganz nachvollziehen. Wie der Gerrit von Sacred Steel immer zu sagen pflegte wenn wir nach dem Soundcheck von der Bühne gekommen sind: „Ohweeee, die fünf Musiker – wir sind nur Metaller – da stört es nicht wenn wir falsche Töne reinbringen!“ Ihren Fans waren wir großteils zu technisch und zu wenig true. Die Morgana Fans allerdings haben uns teilweise richtig abgefeiert (z.B. in Rotterdam) und da schwebt man dann gleich auf Wolke sieben. Die Tour allgemein war für uns optimal – wir konnten viele Erfahrungen sammeln und mit den Morganas zusammen im Bus so manchen Blödsinn treiben, auch wenn es sehr gesittet und professionell von statten gegangen ist – würde man bei den verrückten Schweden gar nicht erwarten, gell??

Interview: Markus Rutten - www.sounds2move.de

Link: www.serenity-band.com