Interview mit John Humphrey von SEETHER

 

 

 

Mit "Isolate & Medicate" habt ihr einen sehr ausdrucksstarken Titel für euer sechstes Album gewählt. Was steht für euch persönlich hinter diesem Titel, ist Musik eure Art von Isolation und Medikation?

 

Absolut! Die Leute haben alle ihre eigene Art, gewisse Dinge und Erlebnisse zu bewältigen, und Musik war für mich immer eine Art Zuflucht. Uns kommt es fast so vor, als wäre der Albumtitel eine Art Hinweis dafür, wie man diese Platte hören und einordnen soll. Zieh dich in deinen sicheren Hafen zurück und "behandele" dich mit der Musik, die du hörst.

 

Euer Album ist seit wenigen Wochen im Handel, in den US Billboard Album-Charts habt ihr es in der ersten Woche bis auf Platz 4 geschafft. Wie wichtig ist euch diese Tatsache, während andere Künstler im Jahre 2014 hauptsächlich Likes und Hashtag-Quotes zählen? Interessiert man sich in der heutigen Zeit da überhaupt noch für Chartplatzierungen?

 

Ich bin sehr dankbar für unseren Erfolg, und es ist fantastisch, dass eine Rockband heutzutage noch einen vierten Platz erobern kann. Andererseits haben wir aber nicht wie auf glühenden Kohlen gesessen und nägelkauend darauf gewartet, dass unsere Platzierung publik wird. Wir versuchen immer unser bestmögliches Album zu machen und hoffen dann einfach, dass es den Leuten gefällt. Was das zählen von Likes und Hashtags angeht, so bin ich in Sachen Internetverbindung eigentlich schon zufrieden damit, wenn wir in dem Hotel, in dem wir gerade absteigen, eine gute Verbindung haben und ich dazu komme meine E-Mails zu checken, hehe.

 

Wenn wir die Discographie von Seether mal als eine Art "Buch des Lebens" betrachten würden: In welchem Kapitel wären wir deiner Meinung nach gerade?

 

Für mich beginnen wir ehrlich gesagt gerade ein komplett neues Buch. Unsere Jahre bei Wind-Up Records zählen für mich als das erste Buch mit seinen verschiedenen Kapiteln. Es endet sehr schön mit der "Zusammenfassung" "Seether 2002 - 2013" (Best-of Album aus dem Jahre 2013 - Red.). Jetzt sind wir bei einem großartigen neuen Label namens Concord/Bicycle, und es passieren viele tolle Sachen zur Zeit, was ein schöner, frischer Start für ein neues Buch ist.

 

Und hast du Angst vor dem Ende der Geschichte? Wie würde sie deiner Meinung nach ausgehen, wenn du aus heutiger Sicht einen Blick in die Zukunft werfen würdest?

 

Vermutlich habe ich davor wirklich Angst. Ich meine, ich habe den besten Job der Welt und möchte nicht, dass das aufhört oder jemals endet! Aber wenn wirklich etwas passieren würde, das die Band zu einem Ende bringt, dann hätte ich auf jeden Fall weiterhin mit Musik zu tun, in welcher Form auch immer.

 

Was macht "Isolate & Medicate" besonders für dich und was ist typisch Seether und was vielleicht komplett anders als auf euren bisherigen Alben?

 

Für mich hat "At the Bottom" alles, was uns und unseren Sound ausmacht. Dennoch liebe ich auch die neuen Möglichkeiten, die sich uns durch Songs wie "Crash" und "Same damn Life" eröffnen. Ich halte uns für eine sehr offene Band, wenn es darum geht neue Musik zu schreiben. Wir lassen uns von den Songs treiben und sie zeigen uns von selbst, in welche Richtung sie gehen wollen. Natürlich sind wir drei eigene, bisweilen sehr verschiedene Persönlichkeiten, die einen sehr breiten Geschmack und ebenso breite musikalische Einflüsse haben... Wenn wir aber zusammenkommen, dann entsteht diese spezielle Chemie untereinander, die sich auch in unseren Songs widerspiegelt.

 

Und welchen Song auf "Isolate & Medicate" findest du besonders speziell und besonders? Gibt es Stücke zu denen du einen besonderen Bezug hast?

 

Natürlich habe ich einige Favoriten auf der Platte, aber "Crash" und "Save Today" stechen für mich etwas heraus. Die besagte Chemie - oder Magie, wenn du so willst - zeichnet für mich aber die komplette Scheibe aus.

 

Abgesehen von deiner eigenen Musik: Wie würde der Soundtrack deines Lebens aussehen, was würde auf der Tracklist stehen?

 

Oh, das wäre eine verdammt lange Liste und würde hier definitiv den Rahmen sprengen, hehe. Aber damit du eine Idee bekommst: Quasi mit der Muttermilch habe ich Jim Croce, Carole King, Simon and Garfunkel und Elvis Presley aufgenommen. Meine "Rock-Kinderschule" waren beispielsweise Kiss, Van Halen und Mötley Crüe. Mit Anfang 20 habe ich in einem Plattenladen gearbeitet und dort meine "Rock-Grundschule" absolviert und mich mit Sachen wie den Beatles, Led Zeppelin, Jimi Hendrix und Motown beschäftigt. Den "Abschluss" habe ich dann mit der letzten großen Rock-Bewegung der 90er gemacht, also mit Bands wie Soundgarden, Alice in Chains und Nirvana. Damit hast du einen groben Einblick in meine Musik-DNA, hehe.

 

Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Wie geht es in nächster Zeit für euch weiter?

 

Erst mal bin ich sehr stolz auf "Isolate & Medicate" und freue mich nun auf einen randvollen Tourplan, der uns für einige Monate auf Trab halten wird. Mal sehen wie es danach weitergeht.

 

Vanessa Vogl - www.sounds2move.de 

 

 

Link: www.seether.com