Interview mit Lasterbalk von SALTATIO MORTIS

 

 

Der Sturm, den ein Albumtitel wie „Wer Wind sät“ in Aussicht stellt, erwartet einen auf eurem neuen Album nur bedingt, dafür gibt es recht viele (und gelungene) eher zurückhaltende, nachdenkliche Passagen. Ist „Wer Wind sät“ euer bisher introvertierteres oder persönlichstes Album geworden?

 

Guten Morgen! Ich glaube ich kann deine Einschätzung nur bedingt teilen. Songs wie Miststück oder Manus Manum Lavat, die stürmen meines Erachtens schon ganz gut aus den Boxen! Es wäre aber doch langweilig ein komplettes Album lediglich mit solchen stürmischen Nummern zu füllen, oder? Ich persönlich denke, dass „Wer Wind saet“ auf jeden Fall unser bisher reifstes und emotionalstes Album geworden ist. Introvertiert würde ich das, glaube ich, nicht nennen wollen, hehe.

 

Auf dem letzten Album „Aus der Asche“ hattet ihr das meiner Meinung nach grandiose „Nichts bleibt mehr“. Die Reaktionen auf dieses Stück waren sowohl bei den Reviews als auch live von den Fans sehr gut. Seid ihr dabei ein bisschen auf den Geschmack gekommen, auch auf dem aktuellen Scheibchen wieder etwas in dieser Richtung zu machen? Ich denke da vor allem an „Letzte Worte“.

 

Nein, ich glaube das eine hat mit dem anderen nichts zutun. Es ist wohl eher so, dass sowohl Alea als auch ich selbst beide gerne tiefgründige Balladen mögen!

 

Stichwort „Letzte Worte“: Darf man ich fragen wie autobiografisch besagter Text ausgefallen ist?

 

Letzte Worte ist eines der persönlichsten Stücke auf der CD. In diesem Lied steckt sehr viel von mir, meinem Leben, so wie ich es bisher gelebt habe. Das war, genau wie auch im Text geschrieben, nicht immer schön und heldenhaft, es war eben ein wildes Leben auf verschlungen Pfaden, aber eben auch das Leben, das mich zu dem Mann werden ließ, der ich heute bin...

 

Und die letzte Eselsbrücke zu „autobiografisch“: Gibt es ein reelles Fräulein, das für den Text von „Miststück“ Modell stand?

 

Ja, die gibt es. Um es aber ein bisschen zu relativieren: Inzwischen ist Gras über die Sache gewachsen und wie immer sind die im Zorn geschriebene Worte zwar griffig, aber eben auch nicht gerecht, weder den Menschen, noch der Situation gegenüber...

 

In wie fern hat sich das Songwriting für euch durch die Abgänge im Line-Up, die ihr hinnehmen musstet, verändert? Würdest du sagen, dass ihr in dieser Hinsicht irgendetwas elementar oder grundlegend anders angehen musstet?

 

Nein, auf das Songwriting hatte das keinerlei Einfluss, denn wir wussten ja schon letztes Jahr, dass wir getrennte Wege gehen werden.

 

Vielleicht erinnerst du dich noch an unser Interview für unseren 2007er Adventskalender, das wir im Kreuz in Fulda geführt haben. Damals habt ihr verraten, dass „Irgendwo in meinem Geiste“ seinerzeit genau dort komponiert wurde. Darüber hinaus hieß es, dass ihr abermals in unserer schönen Domstadt an einer neuen Nummer geschrieben habt. Hat es das besagte Stück (oder ein Teil davon) auf „Wer Wind sät“ geschafft? Und falls ja: Um welches Lied handelt es sich?

 

Wow, du hast aber ein gutes Gedächtnis! Ich glaube ich muss besser aufpassen, was ich hier sage, haha! Ja, das Stück hat es auf die Platte geschafft und es trägt den Namen: „Vergessene Götter". 

 

Mein Latinum ist ein bisschen eingerostet (HUST), daher die Frage: Was bedeutet der Songtitel „Manus Manum Lavat“ wörtlich übersetzt?

 

Eine Hand wäscht die andere. Wenn du mich fragst auch genau das zentrale Problem in unserem Land! Wenn es nach mir gehen würde, würde ich genau ein Gesetz erlassen: Lobbyismus unter empfindliche Strafe stellen!

 

Kann es sein, dass ihr aus dem Geschichtenerzählen langsam aber sicher nicht mehr heraus kommt? Eure aktuellen „Märchen“ sind „Kaltes Herz“ und „Salome“, auf der „Aus der Asche“ standen „Sieben Raben“ und „Tod und Teufel“ und auf „Des Königs Henker“ war es „Tritt ein“. Glaubst du, dass derartige Erzählungen inzwischen eines eurer Markenzeichen sind, oder wird damit nur die Nachfrage seitens der Fans bedient?

 

Hm, das ist ein schwieriges Thema und gar nicht so leicht zu beantworten. Zum einen hören wir natürlich schon sehr genau zu was unsere Fans sich wünschen, aber das ist eben nur eine Seite der Medaille. Ich glaube man kann und darf Musik nicht nur an den Wünschen der Fans ausrichten, sondern muss als Künstler auch immer seinen eigenen Weg gehen, eben nur für und mit sich selbst! Im Prinzip ist das mit den Geschichten so, dass wir alle Märchen, Sagen und Legenden lieben, das macht ja gerade einen der Reize am Mittelalter aus! Auf der anderen Seite sind mir aber auch Texte, die eben nicht an einer literarischen Vorlage haften sehr wichtig. Ich schätze, es wird auch weiterhin eine Mischung werden, aber ich will mich eben auch genau nicht verpflichtet dazu fühlen, hehe.
 

Als Texter von SM würde mich abschließend noch mal deine Meinung zu den „vier großen deutschsprachigen Bands“ interessieren im Bezug auf ihre Texte – Hosen, Ärzte, Onkelz, Rammstein – lass hören, haha!

 

Da fehlen meines Erachtens aber noch ein paar große Namen mit großartigen Texten! Element of crime (einfach nur großartiger Umgang mit Sprache!), Silbermond (ebenfalls großartiges Handwerk), Subway to Sally (Bodenski versteht es ebenfalls regelmäßig großartige Texte zu verfassen!) ...

 

Zu deinen großen vier:

Rammstein – hat mich persönlich immer mehr von der konsequenten Produktion und der Musik überzeugt. Persönlich sind die Texte aber nicht mein Stil.

Onkelz – Ich bin nachhaltig von Stephans Texten beeindruckt! Sicherlich gibt es aus meiner Sicht hier und da deutlichen Diskussionsbedarf, der Inhalte wegen! Handwerklich aber großes Kino.

Ärzte – Großes Kino! Kann ich nur gelegentlich hören, aber auch da völlig zu Recht eine der Speerspitzen deutschsprachiger Musik.

Hosen – Schmunzel, je älter Camino wird, desto mehr mag ich seine Texte. Inhaltlich und emotional spricht mich das an, ich persönlich finde aber handwerklich nicht immer alles gelungen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.saltatio-mortis.com