Interview mit Ryan Yerdon von PUDDLE OF MUDD

 

 

 

Kurz nach dem Millenium galten Puddle of Mudd zur Riege der großen Hoffnungsträger und wurden nicht selten als der „heißeste Scheiß in da Hood“ angepriesen. Wer noch die großen Gassenhauer („Blurry“, „Control“, „She hates Me“) vom Album „Come Clean“ (allein in den USA 3x Platin) in der Ohren hat wird zustimmen, dass dies nicht zu unrecht so war. Der zweite Streich „Life on Display“ kam zwei Jahre später und konnte wie bei vielen anderen Bands die einstigen Verkaufszahlen nicht ansatzweise halten. In Nordamerika gab’s wenigstens noch ne goldene Schallplatte, Europa hingegen zeigte dem Quartett aus Kentucky die kalte Schulter, woran das zu unspektakuläre Songwriting nicht ganz unschuldig war. Album Nr. 3, man hatte sich diesmal immerhin 4 Jahre Zeit gelassen, hört auf den Namen „Famous“ und war musikalisch zwar wieder stärker, konnte die kommerzielle Abwärtsspirale aber ebenfalls nicht wirklich stoppen. Entmutigen lässt sich das Quartett trotzdem nicht und so ist inzwischen der neue Dreher „Volume 4: Songs in the Key of Love and Hate“ auf dem Markt, dessen inhaltlicher roter Faden sich übrigens erst im Nachhinein ergeben hat. Überraschend: Anstatt auf etwaige Trends zu spekulieren, zieht man seinen Stiefel konsequent weiter durch und spielte eine gute Post-Grunge Platte ein, die von ihrer Frische und Unbekümmertheit her auch ein Debüt sein könnte. „Das stimmt auf jeden Fall, die Arbeiten waren sehr relaxt“, bestätigt Schlagzeuger Ryan Yerdon.

 

Angesichts dieser Tatsache ist es schon ein bisschen verwunderlich, dass am Ende des Openers „Stoned“ das Samples eines armen Kerls zu hören ist, der sich herzhaft und zum Amüsement eines Beobachters seines Mageninhalts entledigt. Welches bemitleidenswerte Wesen kommt hier also zu dem zweifelhaften Vergnügen, seine Kotzattacke  („Jack Daniels and Pizza“ von Carnivore lässt grüßen) auf dem Album verewigt zu wissen? „Von der Band zum Glück niemand“, lacht Ryan. „Unser Produzent hat diese Aufnahme irgendwo ausgegraben. Woher er sie hat – ich habe keinen Schimmer“. Na gut, dann nehmen wir mal die Lehre besagter Nummer wörtlich. Ist es denn eine gute Idee den Kids zu erzählen, sie sollen lieber ein Tütchen rauchen, anstatt etwaige Probleme mit ihren Partnern im Gespräch auszuräumen? „Stoned zu werden kann für die nötige spirituelle Sensibilität sorgen, um eine Schwierigkeit aus der Welt zu räumen“, zuckt der Mann, der erst seit 2007 bei Puddle of Mudd ist, mit den Schultern. Damit steht fest: Als gutes Vorbild taugt die Truppe aus Kansas City keinen Heller. Dann doch lieber zurück zur Musik und zu den Vorzügen des neuen Longplayers. „Come Clean“ hat sich vielleicht wie geschnitten Brot verkauft, aber dennoch hat die Band damals faktisch das eine oder andere Luftloch geschlagen, denn Füllstoff gab es definitiv. Das ist bei „Volume 4“ anders, denn einen Ausfall sucht man unter den 10 Songs vergeblich. Ryan versucht diese Feststellung nichtsdestotrotz etwas zu relativieren: „Im Endeffekt kommt es darauf an, was du daraus machst. Der eine mag diese Nummer, der andere jene. Was für dich auf ‚Come Clean’ ein Filler ist, könnte für jemand anderen eine geile Nummer sein“. Schon klar, aber trotzdem kann man doch ein bisschen stolz auf seinen aktuellen Output sein. „Jeder sollte sich das Teil selbst anhören und ein eigenes Bild machen“, hält der Drummer die Bälle weiterhin mit knappen Worten flach. Dafür trägt die erste Single „Spaceship“ umso dicker auf. Hier stellt Sänger Wes Scantlin die These in den Raum, er habe ein Raumschiff in der Unterbuchse und lädt eine imaginäre Lady zu einer „Spritztour“ damit ein (Ferkel!). Es ist davon auszugehen, dass dieser ultra-flache Anmachspruch nie tatsächlich zum Einsatz kam, aber fragen kostet ja nichts. „Die Frage muss eigentlich viel mehr lauten: Ist es wirklich nur ein Spruch?“. Alles klar, mundfauler Ryan – diese Runde geht an dich!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.puddleofmudd.com