Interview mit Alan „Nemtheanga“ Averill von PRIMORDIAL

 

 

 

Alan, wenn du die ursprüngliche Version von „Imrama“ mit der jetzigen Neuauflage vergleichst, gibt es dann eine Version, die dir – warum auch immer – besser gefällt als die andere? Einerseits hat die Aufnahme von 1995 natürlich diesen besonderen, rauen Charme, aber auf der anderen Seite ist der Klang nach den minimalen Veränderungen im Mastering natürlich etwas klarer wenn man so will. Welche Version fühlt sich für dich besser an?

 

Ich denke das Original hat mir seiner Zeit noch besser gefallen. Es war etwas ganz Spezielles als wir 94/95 unser Debüt aufgenommen haben, das war eine besondere Zeit für uns. Andererseits finde ich es aber auch sehr gut, dass es endlich möglich war das Album über unser jetziges Label verfügbar zu machen und „Imrama“ und die damit verbundenen Rechte wieder selbst zu besitzen. Es ist toll, dass wir wieder selbst darüber verfügen können und nicht dem ausgeliefert zu sein, was irgendein undurchsichtiges Label damit treibt. Es ist mir insgesamt einfach wichtig, dass das Album wieder normal erhältlich ist.

 

Insgesamt betrachtet habt ihr auch nicht all zu viel für den Re-Release verändert. Es wurde nichts neu aufgenommen oder umarrangiert, richtig? Heißt das im Umkehrschluss, dass „Imrama“ für das was es ist und für die Zeit in der es entstand immer noch perfekt ist, um dieses frühe Stadium von Primordial zu repräsentieren?

 

Das stimmt, wir haben musikalisch gar nichts geändert, alles ist wie schon bei der Version, die bereits 2001 einmal aufgelegt wurde (allerdings ohne die Hinzunahme des „Dark Romanticism“ Demos – MR). Es gab nur eine minimale Korrektur im Sound, aber sonst nichts. Ich finde es nicht gut her zu gehen und ein Album nachträglich komplett zu überholen, Frequenzen und Tonspuren zu ändern oder es komplett neu abzumischen. Es gibt schließlich Gründe dafür warum ein Album so klingt, wie es eben klingt.

 

Was war für euch der Hauptanreiz „Imrama“ noch einmal neu aufzulegen? Meiner Meinung nach ist es auf jeden Fall eine gute Gelegenheit um das Album auch für jüngere Fans wieder greifbar zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben sich mit eurem frühen Schaffen auseinander zu setzen. So ganz einfach war „Imrama“ zuletzt schließlich nicht immer zu bekommen.

 

Exakt, das Album hat immerhin schon 15 Jahre auf dem Buckel. Es steht für einen entscheidenden Moment in unserer Karriere und unserer Entwicklung und die jüngeren Fans der für unsere Verhältnisse moderneren Alben haben ein Recht darauf zu hören woher wir kommen und zugleich eines der Alben zu hören, die den Grundstein für die so genannte Black Pagan Metal Szene gelegt haben. Darüber hinaus war es uns ein Anliegen alle unsere Alben unter einem Banner vereint zu wissen.

 

Vor einiger Zeit habe ich einmal gelesen, dass eurem ersten Demo, das euch seinerzeit auch den ersten Labeldeal eingebracht hat, eine Art Empfehlung von Dani Filth beilag. Wie kam das seinerzeit zu Stande?

 

Da bist du absolut richtig informiert. Man darf nicht vergessen, dass auch Cradle of Filth genau wie wir schon seit 91/92 dabei sind und damals haben Dani und ich uns wirklich regelmäßig ausgetauscht. Kurze Zeit später unterzeichneten sie einen Vertrag bei Cacophonous Records und wir stellten unser Demo fertig. Dani empfahl uns dann bei seinem Label, aber sie waren sich nicht so ganz sicher, weshalb es noch ein Live-Tape benötigte von einer Show, die wir 1994 mit Decomposed (britische Death Doom Band, mittlerweile aufgelöst – MR) spielten, um sie vollends zu überzeugen. Cradle of Filth haben sich damals auch anderweitig für uns eingesetzt, etwa um uns Konzerte und Tourneen zu besorgen.

 

Die neue „Imrama“-Version beinhaltet als Bonus das besagte Demo „Dark Romanticism“. Wurde denn an diesem Material etwas geändert, oder sind alle Songs im ursprünglichen Zustand geblieben?

 

Die Songs schließen sich auf der ersten Scheibe an das reguläre Album an und wir haben nichts verändert oder ausgetauscht. Das Songmaterial passt gut zu dem von „Imrama“, deshalb schien es für uns Sinn zu machen diese Tracks dazu zu packen. Wie du vielleicht weißt wird auch noch eine DVD dabei sein auf der man eines unserer Konzerte aus dem Jahr 1994 sehen kann, was für uns ein regelrecht historisches Dokument ist. Es ist zwar sehr rau und ungeschliffen, aber so waren wir damals eben noch.

 

Die DVD und der Auftritt sind ein gutes Stichwort. Kannst du dich noch daran erinnern was dir durch den Kopf ging, als du die Aufnahmen nach langer Zeit zum ersten Mal wieder gesichtet hast?

 

Natürlich, das war übrigens unsere erste Show außerhalb von Dublin. Ich glaube sogar erst unsere 5. oder 6. Show überhaupt. Wir spielten dort damals sehr ungestüm und nicht immer sauber, aber die Aufnahme trifft dennoch unseren Zeitgeist von damals sehr gut. Wir waren die einzige Band mit Corpse Paint, die Einzigen die sich damals noch an der Ästhetik der alten Schule orientierten. Das waren wirklich aufregende Zeiten, wir und ein paar andere Leute gründeten Bands, die Leute begonnen Fanzines auf die Beine zu stellen und so wurde Stück für Stück die irische Szene aufgebaut und der Weg dafür geebnet, wo diese Szene heute steht.

 

Vermutlich schlummern noch ganz andere Zeitdokumente und Aufnahmen in deinem privaten Archiv. Gibt es bereits Pläne noch weitere eurer frühen Alben neu aufzulegen? Und welches potentielle Bonusmaterial käme für einen solchen Release in Frage?

 

Das ist gar nicht so viel Material wie du vielleicht denkst und außerdem möchte ich nicht ständig solche Produkte rausschmeißen. Allerdings verstehe ich natürlich die Notwendigkeit nach all den Jahren zusätzliches Material hinzuzufügen, um den Leuten auch einen fairen Gegenwert für ihr Geld zu bieten. Wir arbeiten derzeit an einer Dokumentation über die Band, wodurch früher oder später natürlich auch noch mehr von dem ungesehenen Material auftauchen wird. Es war sehr interessant diesen Blick zurück in unserer Geschichte zu werfen nach all den Jahren und es ist ein gutes Gefühl immer noch hier zu sein.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.primordialweb.com