Interview mit Fredrik Hermansson von PAIN OF SALVATION

 

 

Bislang war jedes Pain Of Salvation-Album einem bestimmten Textkonzept unterworfen. Ist dies auch bei "Road Salt" der Fall? Wenn ja, worum drehen sich die Texte?

 

Das Hauptthema und Konzept dreht sich um Entscheidungen und den Einfluss, die sie auf unser Leben haben. Es geht darum, sich die verschiedenen Entscheidungen, die man in seinem Leben getroffen hat vor Augen zu führen, Muster in einem größeren Kontext zu sehen, dann und wann seine Einstellung zu ändern, manchmal aber auch darum, das Ignorieren dieser Fragen zu erlernen. Nimmst Du dann noch ein wenig Frustration und Determinismus hinzu, bist Du dem Konzept des Albums recht nahe.

 

Spricht Daniel mit Dir oder den anderen Bandmitgliedern über seine Texte und deren Bedeutung? Vertraut ihr seinem Gefühl für die richtigen Worte vollends oder habt ihr Einfluss auf die Themen, denen er sich widmet?

 

Das Konzept eines Albums ist etwas, das sich über die Zeit hinweg entwickelt. Die finalen Texte sind zwar erst gegen Ende dieses Prozesses fertig, aber das Hauptthema und die Idee, die dahinter steht, ist etwas, mit dem wir alle befasst sind und über das wir alle gemeinsam diskutieren.

 

Kürzlich habt ihr beim "Melodiefestivalen", dem schwedischen Vorentscheid zum Eurovision Song-Contest mit der Ballade "Road Salt" teilgenommen. Dies ist zwar ein schöner Song, aber hätte euch ein eingängigerer Titel wie "Curiosity" nicht vielleicht mit größerer Wahrscheinlichkeit zum Sieg geführt?

 

Wir hatten drei Songs eingeschickt, von denen sich eine Jury schließlich "Road Salt" aussuchte. Da tausende Lieder zur Auswahl standen, sind wir in erster Linie froh, dass wir überhaupt an dieser Veranstaltung teilnehmen konnten. Ich denke aber auch nicht, dass "Curiosity" eine bessere Wahl gewesen wäre. "Road Salt" ist ein sehr ehrlicher Song und wir konnten uns mir diesem gut von den meisten anderen Beiträgen abheben. Es war eine gute Repräsentation der Band und wir haben im Verlaufe des Wettbewerbs nichts an Integrität eingebüßt.

 

"Road Salt One" hat einen sehr trockenen Sound und ist in Punkto Keyboards sehr auf die Instrumentierung mit elektrischem Piano und Hammond-Orgel ausgerichtet. Fiel es Dir schwer, Dich im Rahmen dieses Konzepts zurück zu nehmen und nicht auf eine so große Soundbibliothek wie üblich zugreifen zu können? Hast Du echte Vintage-Keyboards benutzt oder deren Klang mit Plug-Ins erzeugt?

 

Ich habe mein eigenes Fender Rhodes-Piano benutzt, aber die Orgelklänge wurden alle mittels entsprechender Software erzeugt. Natürlich wäre es schön gewesen, echte Orgeln benutzen zu können, aber das stand nie ernsthaft zur Debatte. Allerdings ist die Software heutzutage wirklich gut, so dass mir diese Lösung sinnvoll erschien.

Limitiert fühlte ich mich im Übrigen ganz und gar nicht. Im Gegenteil wünsche ich mir manchmal, ich müsste nur ein Keyboard mit einem Sound spielen :-) Das würde jedenfalls das Touren leichter machen, weil man nicht auf so viel Technik Acht geben müsste. Nur eine Auswahl weniger Sounds zu benutzen, in manchen Songs sogar nur einen einzigen Sound zu spielen, fand ich großartig.

 

Welchen Song des neuen Albums würdest Du als Dein Lieblingsstück bezeichnen?

 

Das ändert sich hin und wieder, aber im Moment würde ich wohl "Sisters" wählen. Dieses Lied ist sowohl dramatisch als auch melodisch.

 

Es gibt eine auffällige Ähnlichkeit zwischen einer der zentralen Melodien von "Sisters" und dem norwegischen Beitrag zum Eurovision Song Contest von 1995 (Nocturnal - Secret Garden). Zufall oder bewusste Hommage?

 

Ich habe zwar das Lied nicht komponiert, bin aber sicher, dass es sich um einen Zufall handelt. Ich wüsste nicht, dass sich Daniel jemals auf dieses Lied bezogen hätte. Die Akkordfolge ist nicht so unüblich, daher kann so etwas immer mal passieren. Also nein, es ist keine bewusste Anspielung auf diesen Song.

 

Die Veröffentlichung von Road Salt musste aufgrund der Insolvenz von SPV verschoben werden. Hattet ihr je die Befürchtung, das Album vielleicht gar nicht veröffentlichen zu können?

 

Die Insolvenz von SPV war ein herber Rückschlag für uns. Es musste nicht nur die Albumveröffentlichung verlegt werden, sondern wir mussten auch diverse, schon geplante Touren wieder absagen. Wir hatten zwar nie die Angst, dass es gar nicht mehr zur Veröffentlichung kommen würde, aber es war schon sehr frustrierend, sich mit diesen Problemen herum schlagen zu müssen.

 

Ist denn der zweite Teil von "Road Salt" schon aufgenommen?

 

Wir haben gerade damit angefangen, die letzten Stücke einzuspielen. Die meisten Songs wurden schon zusammen mit denen von "Road Salt One" aufgenommen, aber ein paar müssen noch fertig gestellt werden.

 

Seit Kristoffer gebeten wurde, die Band zu verlassen, habt ihr noch keinen permanenten Ersatz gefunden. Wäre es denn, auch wenn Kristoffer nicht so viel Zeit in die Band investieren könnte, wie die anderen Mitglieder, nicht immer noch besser, ihn zurück zu holen, als nur mit Zwischenlösungen zu arbeiten?

 

Wir sind vorsichtig damit, einen permanenten Basser einzustellen. Die Zusammenarbeit mit Per Schelander, der uns in den letzten zwei Jahren live unterstützt hat, klappt hervorragend und wir haben nicht das Gefühl, im Moment etwas daran ändern zu müssen. Der Grund, aus dem Kristoffer gehen musste, war die große Distanz zwischen Schweden und Holland. Jetzt ist die gesamte Band in derselben Stadt ansässig und Per wohnt nur eine Stunde entfernt. Das macht die Arbeit wesentlich leichter.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.painofsalvation.com