Interview mit Peter Tägtgren von PAIN

 

 

Hey Peter, wie geht es so?

 

Danke mir geht es sehr gut, alles läuft bestens bei mir.

 

Also läuft es wieder besser als während deiner Zeit bei Roadrunner Records?

 

Ja, auf alle Fälle.

 

Wo lag das Problem mit Roadrunner Records, sodass du dich schlussendlich dazu entschieden hast zu Nuclear Blast zu wechseln?

 

Keine Ahnung. Das war schon sehr seltsam. Sie haben eine Menge Geld in Pain investiert, nur um schlussendlich als das Album auf den Markt kam nichts mehr für die Promotion usw. zu tun. Ich habe damals echt die Welt nicht mehr verstanden. Mir wurden einige Tourneen angeboten. Ich hätte mit Pain unter anderem mit Paradise Lost und Apocalyptica auf Tour gehen können, aber Roadrunner Records haben zu allem nein gesagt und mir keine Unterstützung gegeben. What the Fuck! Was für ein Label ist das, das zuerst soviel Geld in eine Band rein steckt, nur um anschließend nichts für die Promotion und Tourneen zu machen? Und als mir die Tour mit Nightwish angeboten wurde, und Roadrunner Records dazu auch nein gesagt hat, da habe ich gesagt, dass ich es selber bezahle und sie mich allesamt mal können. Ich versteh deren Verhalten bis heute nicht, die Bosse von Roadrunner Records haben doch echt keine Ahnung vom Geschäft. Wie kann man nur so blöde sein, so viel Geld zu investieren und dann einfach nichts zu machen! Wie auch immer. Wir kamen auf alle Fäll zur Übereinkunft, dass das nächste Pain Album nicht mehr über Roadrunner Records veröffentlicht werden wird. Und Nuclear Blast haben mir einen Vertrag für Pain angeboten, bevor sie überhaupt das neue Album gehört haben, was mir gezeigt hat, dass Pain bei Nuclear Blast gut aufgehoben sein wird.

 

Dann war Nuclear Blast wohl deine erste Wahl als neues Label für Pain?

 

Nuclear Blast standen schon mal, während „Psalms of Extinction“ in der engeren Auswahl als neues Label für Pain. Damals habe ich mich jedoch für Roadrunner Records entschieden, da ich das Gefühl hatte, dass Pain bei Nucelar Blast nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen würde, da sie ja nebenher noch viele andere Bands unter Vertrag haben. Darum ging ich zu Roadrunner Records….hm… und man hat ja gesehen, was dabei raus gekommen ist. Doch ich habe aus meinem Fehler gelernt *lacht*.

 

Ist der Song „Monkey Business” auf „Cynic Paradise“ eine Art von Abrechnung mit Roadrunner Records, oder wie muss man diesen Song deuten?

 

Nein, ganz und gar nicht. In dem Song beschäftige ich mich vielmehr mit all jenen Politikern, die die Steuergelder für ihre eigene Zwecke missbrauchen, damit in Urlaub gehen oder sich damit ein schönes Apartment kaufen. In dem Song geht es einfach um Politiker, die sich einen Dreck ums Volk scheren und nur darauf bedacht sind, sich selbst zu bereichern. Politiker die ihre Macht ausnützen und die, wenn sie erwischt werden, weinend zusammenbrechen und sich entschuldigen und all der Bla Bla Scheiß. Man kennt das ja. 

 

Stimmt es, dass dir das Albumcover von „Psalms of Extinction“ nicht gefällt?

 

Ich hasse es!

 

Wieso?

 

Weil es einfach dämlich, also wirklich dämlich ist. Das Frontcover ist einfach nur schlecht. Das Management und der Grafikdesigner haben sich dafür entschieden, ich war damals die letzte Person, die gefragt wurde, ob es mir gefällt. Das ist auch der Grund, wieso ich das beim neuen Albumcover geändert habe. Kein „Gesichts-Scheiß“ mehr, haha. Das Artwork für „Cynic Paradise“ spiegelt sehr gut die Grundstimmung des Albums wieder, es ist sehr düster.

 

Was ist eigentlich das „Cynic Paradise“ (zynisches Paradies)?

 

Das „Cynic Paradise“ ist nichts anders als unsere eigene Welt. Wenn man sich umschaut, die täglichen Nachrichten verfolgt, wird man merken, dass wir in einer von Zynismus geprägten Zeit leben. Und das habe ich versucht in den Songs zu verarbeiten. Es gibt keine abgedrehten Songtexte auf „Cynic Paradise“, sondern jeder Song beschäftigt sich mit realen Themen. Mit Themen die alle eines gemeinsam haben, sie entspringen einem zynischen Paradies *lacht*.

 

Hast du für „Cynic Paradise“ nur neue Songideen verarbeitet oder auch auf Ideen zurückgegriffen, die schon älteren Datums sind?

 

Nein. Nachdem ich mit „Psalms of Extinction“ fertig war, habe ich sofort mit dem Songwriting für „Cynic Paradise“ begonnen und als erstes den Song „Reach_Out_(And_Regret)“ geschrieben. Ich weiß bis heute nicht so recht, wieso ich so schnell wieder neue Songs verfasst habe. Ich war auf eine Art zufrieden mit „Psalms of Extinction“, aber auf eine andere Art eben auch nicht. Aus diesem Grund habe ich schon an neuen Songs geschrieben, bevor „Psalms of Extinction“ überhaupt veröffentlicht wurde, haha.

 

Einer meiner Lieblingssongs auf dem neuen Album ist der Schlusstrack „Feed Us“. Der Song setzt sich mit dem heutigen Sensationsjournalismus auseinander, richtig?
 

Genau, aber auch mit den so genannten Hollywood-Stars, die förmlich nach Aufmerksamkeit lechzen und alles tun, um auf die Titelseite zu kommen. Das Ganze ist zu einem wirklich üblen Kreislauf verkommen. Star,s die sich eine Glatze rasieren und Autos eindellen, während irgendwelche Paparazzi nach immer größeren und krasseren „Sensationen“ schreien. Das muss irgendwann ja eskalieren, das ist wie ein Domino-Effekt, den man nicht mehr aufhalten kann.

 

Beschäftigt sich einer der neuen Songs eigentlich auch mit der Schlägerei, in die du und deine Band geraten sind, als ihr zusammen mit Nightwish auf Tour wart?
 

Nein. Ich kann mich ja kaum an diesen Vorfall erinnern, wie sollte ich darüber einen Song schreiben *lacht*? Ich kam damals ja erst wieder zu Bewusstsein, als ich schon im Krankenhaus war. Es war schon eine sehr merkwürdige Situation, dass man von irgendwelchen Idioten einfach hinterrücks angegriffen wird und man plötzlich einen richtigen Filmriss hat. Gäbe es keine Fotos davon, ich würde nicht mal glauben, dass das überhaupt passiert ist.

 

 

Hat die Polizei die Typen unterdessen eigentlich ausfindig machen können?

 

Nein. Die Idioten laufen immer noch frei herum.

 

Bei zwei Songs, genauer gesagt bei „Follow Me“ und „Feed Us“ ist Anette Olzon als Gastsängerin zu hören. War es für dich von Anfang an klar, dass du dieses Mal bei gewissen Songs mit einer Gastsängerin arbeiten würdest oder wie kam es dazu?

 

Die Idee dazu kam mir, als wir zusammen mit Nightwish auf Tour waren. Wir hatten alle eine sehr gute Zeit zusammen, wir von Pain und die Leute von Nightwish. Irgendwann einmal, als wir zusammen ein Bier tranken, da kam die Idee auf, dass wir, also Anette und ich, mal was zusammen machen könnten. Und als ich damals den Song „Feed Us“ geschrieben habe, da wusste ich sofort, dass der Song sehr gut zu ihrer Stimme passen würde. Ich hörte es richtig in meinem Kopf, wie der Song zu klingen hatte. Ich wollte ihre Stimme jedoch auch ein wenig härter auf dem Album haben, sie ein wenig aggressiver singen lassen. Aus diesem Grund habe ich den Song „Follow Me“, der eigentlich schon während der Tour fertig gestellt worden war, verworfen und nochmals mit ihr aufgenommen. Ich war angenehm überrascht, als ich den Song dann mit ihrem Gesang gehört habe. Weißt du, ich habe zuvor noch nie einen Song mit Frauengesang gemacht, ausgenommen der Song mit Liv Kristine damals, bei dem sie aber ihren Gesang und die Melodie selbst arrangiert hat. Ich finde „Feed Us“ ist wirklich ein cooler Song geworden.

 

Hast du je mit dem Gedanken gespielt Tarja Turunen für das neue Album als Gastsängerin zu verpflichten?

 

Nein. Als ich damals „Dancing with the Dead“ gemacht habe, da wollte ich für den Song „Same Old Song“ gewinnen. Sie sollte im Intro zum Song zu hören sein, aber auch im Song selber. Jedoch hatte sie damals keine Zeit dafür und somit hatte sich das erledigt.

 

Wenn du ein Resümee ab der Tour mit Nightwish ziehen müsstest, wie würde das ausfallen?

 

Die Nightwish-Fans waren einfach unglaublich. Wir haben nicht einmal die Hälfte der positiven Resonanzen erwartet, die wir auf der Tour von ihnen erhalten haben. Die Nightwish-Fans waren wirklich gut zu uns, haben uns ein super Feedback gegeben. Ich hoffe sie werden sich noch ans uns erinnern, wenn wir im Februar wieder auf Tour unterwegs sind.

 

Hast du auch schon irgendwelche Pläne für das nächste Pain Album?

 

Haha, diesmal noch nicht. Ich konzentriere mich im Moment ganz und gar auf „Cynic Paradise“.

 

Und wie schaut es mit Plänen für ein neues Hypocrisy Album aus, kommt da vielleicht in absehbarer Zeit was?

 

Vielleicht. Das könnte durchaus sein.

 

Nando Rohner - www.sounds2move.de

 

 

Link: www.pain.cd