Interview mit Tom Angelripper von ONKEL TOM

 

 

 

Mit „Nunc Est Bibendum“ (VÖ 26.08.2011) geht nach sage und schreibe elf Jahren endlich der Nachfolger an den Start, auf den alle gewartet haben. Zwar konnte man euch immer wieder live sehen, albumtechnisch war es aber nach „Ich glaub nicht an den Weihnachtsmann“ erstaunlich ruhig geworden. Übersetzt man den aktuellen Album-Titel, richtet Onkel Tom die Message in Form des lateinischen Sprichworts „Es möge getrunken werden“ an die Hörer. Thematisch bewegen wir uns auf dem gleichen Territorium. Hat sich also nicht wirklich viel geändert, oder?

 

Das ist richtig, textlich hat sich nicht wirklich viel geändert. Die große Veränderung, die stattgefunden hat, war, dass ich mir jetzt eine Band zusammengestellt habe, die in meinem Umkreis wohnt. Das war meines Erachtens auch das Problem damals und der Grund, warum es so lange gedauert hat. Ein Teil hat in Weinheim gewohnt, ein anderer in Darmstadt – wir kamen nie wirklich zum gemeinsamen Proben. Und das war mir eben in dem Moment wichtig, als ich die Band zusammenstellte. Zusammen proben, zusammen arbeiten. Ich bin kein Freund vom Herumschicken von MP3s, ich kenne mich computertechnisch einfach nicht so gut aus. Ich bin wirklich noch einer der Vertreter, die klassisch im Studio zusammenkommen und dort aufnehmen.

Die Jungs jetzt kommen alle aus meinem Umfeld, und so konnten wir vor ca. zwei Jahren anfangen, das aktuelle Album zu schreiben. Der Großteil entstand aus einer Jam-Session heraus. Dadurch, dass alle Beteiligten aus den unterschiedlichsten Bands kommen, vermischen sich natürlich auch die verschiedenen Einflüsse. Festzuhalten bleibt aber, dass wir nach wie vor das Augenmerk auf das Thema „Geselligkeit“ gelegt haben.
 

 

Nachdem auf den vorangegangenen Scheiben so ziemlich jede Sauf- und Schunkelhymne der Marke „Schnaps, das war sein letztes Wort“, „Kreuzberger Nächte“ oder „An der Nordseeküste“ gecovert und neu unter's Volk gemischt wurde, erwartet die Hörer auf der neusten Langrille erstmals eigenes Material und Geschichten, die dein eigenes Leben schrieb. Ist das genau das Markante an eurem aktuellen Werk?

 

Um es kurz zu machen: Ja!

Wie du schon sagtest, die größten Nummern wurden einfach schon abgehandelt. Die ganzen Coverversionen haben wir einfach schon gemacht. Es gibt einfach nichts mehr. Wir haben wirklich lange recherchiert, ein paar haben wir tatsächlich noch gefunden, wie beispielsweise „Trink doch ene mit“ von Bläck Fööss, „Wie das Glas in meiner Hand“ oder „In Junker's Kneipe“ - aber das war es dann auch schon.

Tom galt ja bislang immer als Partyband. Sicher, das sind wir immer noch, aber jetzt sind wir mit der neuen Scheibe, mit guten Songs und einer guten Band am Start. So werden wir vielleicht auch als Musiker respektiert. Hinzu kommt, dass wir mit der Entscheidung eines neuen und eines weiteren Gitarristen natürlich auch mehr Farbe ins Spiel bringen und so mehrere Bandbreiten abdecken können. So wird das Ganze auch musikalisch wertvoll.

Klar haben wir uns auch bei den Eigenkompositionen an die Themen „Geselligkeit“ und „Trinken“ gehalten. Ist ja nun einmal auch eine der schönsten Nebensachen der Welt: Mit seinem besten Freund zusammen gemütlich in der Kneipe sitzen und ein Bierchen trinken, schöner geht es doch nicht. So zieht sich dieser rote Faden durch das gesamte Album.

 

Mit „Lemmy macht mir Mut“ und „Bon Scott hab ich noch live gesehen“ sprichst du deinen Respekt gegenüber deinen Vorbildern aus. Selbst vor ernsten Songs wie das nachdenklich wirkende „Format C“ schreckt Onkel Tom nicht zurück. Veränderungen und die nötige Abwechslung werden also im „1516“schen Reinheitsgebot nach Onkel Tom anno 2011 groß geschrieben.

 

Absolut. „Bon Scott hab ich noch live gesehen“ ist eine Nummer, die schon bekannt und bereits als EP erschienen ist, aber zu damaliger Zeit einfach sehr schwer erhältlich. Deswegen haben wir sie aktuell noch mal mit auf das Album gepackt. Der Song erzählt die Geschichte, als ich 1979 Bon Scott in der Grugahalle in Essen mit Judas Priest als Vorgruppe gesehen hab. Für mich sind gerade solche Erfahrungen ganz entscheidende in meinem Leben, die unglaublich wichtig sind. Es geht gar nicht so um das Materielle. Wenn man so etwas erlebt hat oder noch erleben darf, das prägt und so etwas trägt man immer bei sich. Bon Scott war für mich immer einer der Größten, und ich war froh, dass ich ihn einmal gesehen habe.

Dasselbe bei „Lemmy macht mir Mut“. Das war so ein Spruch, den hab ich damals aufgeschnappt, als einer bei Motörhead neben mir stand und meinte: „Guck mal, der macht mir Mut“. Fand ich schon geil. Ich sehe ihn jetzt nicht 100 Prozent als Vorbild. Gut musikalisch vielleicht schon, aber vielleicht nicht als Lebenskünstler. Er lebt halt immer noch. Es sollte halt nur nicht unbedingt als gutes Beispiel gelten, wenn man so viel Bier und Alkohol trinkt wie Lemmy, aber an ihm sieht man, dass man damit alt werden kann. Für mich stand an erster Stelle, zum Ausdruck zu bringen, dass er eine Rock 'n' Roll Ikone ist und den Rock 'n' Roll wirklich in jedem Tropfen seines Blutes mit und in sich trägt. So gesehen ist Lemmy schon ein Vorbild für mich, und da war ich der Meinung, dass es an der Zeit ist, dass ich so etwas mal auf deutsch zum Ausdruck bringe.

Und zu „Format C“ möchte ich sagen, dass es auch wieder auf einem Spruch basiert, den wir vor Jahren benutzten: „Heute Abend gehen wir mal wieder die Festplatte putzen“. Das sind einfach Begebenheiten, die vergisst man nicht. Bei diesem Song habe ich versucht, alles ziemlich auf Computersprache zu trimmen und die ganzen Fachbegriffe und Ausdrücke in Verbindung zu bringen, was ja nicht ganz so einfach ist, weil ich, wie schon gesagt, nicht der Computerexperte bin, der sich mit dem ganzen Fachjargon auskennt.


Sicherlich fällt die Auswahl schwer, aber hast du persönliche Favoriten auf dem aktuellen Album? Zu welchen Song würdest du ohne jeglichen Zweifel eine Empfehlung aussprechen?

 

Der besondere Song auf dem Album ist womöglich „Bier“. Der fällt musikalisch völlig aus dem Rahmen. Textlich sprechen wir darüber, dass Bier trinken und Alkohol verköstigen nicht immer gute Seiten zum Vorschein bringt. Kann ja schließlich auch nach hinten losgehen. Ich kann dir viele Beispiele aus meinem Bekanntenkreis nennen, die, wenn sie getrunken haben, aggressiv werden, traurig sind oder Depressionen entwickeln. Und genau das habe ich versucht in dem Text zum Ausdruck zu bringen. Eben die Thematik des Frustsaufens. Ich kann das nicht. Ich bin da eher jemand, der in Gesellschaft ein oder zwei Bierchen trinkt und dann ist auch gut.

 

Die Frage an sich ist echt schwer zu beantworten. Von der Musik her gefällt mir „Format C“ wirklich gut, weil es schön im Ohr hängen bleibt, was ja für Onkel Tom-Songs wichtig ist. „Lemmy macht mir Mut“ gefällt mir aber im Umkehrschluss genauso gut, wie „Bier“, „Ich hab dich zum Fressen gern“ kann auch gut punkten. Ich habe auf der aktuellen Scheibe keinen Favoriten, dafür habe ich mich ehrlich gesagt viel zu viel damit beschäftigt, um jetzt explizit nur einen einzelnen auszuwählen. Dafür bin ich nicht neutral genug, haha. Aber dadurch, dass wir den ein oder anderen Song nun schon mal live gespielt haben, konnten wir sehen, wie das neue Material von der Masse angenommen wird. Wie gut ein Song wirklich ist, entscheiden die Hörer im Endeffekt, weil sie den Refrain mitsingen oder am Feiern sind.

 

Onkel Tom steht für deutschsprachigen, aber vor allem wie du schon sagtest partytauglichen Rock mit Punk-Elementen, wie auch – insbesondere auf der aktuellen Scheibe vorzufinden – klassischem Heavy Metal und Thrash Metal und das schon seit Jahren. Die Texte sind gelegentlich simpel gestrickt und eignen sich bestens zum Mitgrölen nach den ersten paar Bier. Bei jeder noch so kleinen Metalparty befindet sich mindestens ein Song von euch auf der Playlist. Mal Hand auf's Herz, als die Band Onkel Tom 1995 gegründet wurde, entsprach das eurem Ziel?

 

Ob du mir das jetzt abkaufst, wenn ich dir sage, dass die erste Platte von Onkel Tom eigentlich ein einmaliges Projekt werden sollte? Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass es Onkel Tom 2011 noch geben wird. Es sollte wirklich eine einmalige Nummer werden. Ich sollte dafür damals sogar die Band Sodom auf Eis legen oder ganz und gar canceln, was ich niemals gemacht hätte. Sodom ist einfach meine Hauptband und daran lässt sich auch nicht rütteln.

Ich muss allerdings an dieser Stelle hinzufügen, dass textlich gewisse Songs schon komplizierter gestrickt sind – man muss sich manchmal nur damit befassen, weil viele Texte lyrisch auf hohem Niveau sind. Es ist immer so ein Kompromiss zwischen einem guten, deutschen Text, der lyrisch daher kommt, sinngemäß ist und sich trotzdem zum Mitgrölen eignet. Diese Spanne genau zu treffen ist nicht immer so einfach.

Onkel Tom ist im deutschsprachigen Raum schon etwas Einmaliges und deswegen ist es uns wichtig, gerade da mehr Fuß zu fassen. Wir spielen auch auf Festivals, wo Bands der „Neuen Deutschen Härte“ auftreten. Ich kann mit dem Begriff jetzt nicht wirklich so viel anfangen, aber wir sind dabei und warum sollten wir uns auf die neuen Begebenheiten nicht einlassen? Wir sind eine gute Band mit, wie du schon sagtest, den verschiedensten Einflüssen – meist aus dem Metal, weil viele von uns eben vom Metal kommen. Ob wir da nun Marc, der noch bei The Very End aktiv ist, als Beispiel nennen oder eben Celli, der bei der Rockband Crossplay aktiv ist. Natürlich ist der Metal dann der Haupteinfluss, den wir haben. Genauso kommen aber auch die Einflüsse aus dem Punk zum Tragen, ebenso wie der Schlager.

Als wir damals angefangen haben, die Songs zu schreiben, waren wir uns alle einig, dass wir uns musikalisch keiner Richtung verschließen – Hauptsache geil. Das war alles, was uns zu diesem Zeitpunkt wichtig war, haha.

 

Dieses Jahr wurde ein weiteres Ziel erreicht. Gleich zwei Mal hast du die Bühne auf dem diesjährigen Wacken Open Air betreten. Sowohl deinem Hauptprojekt Sodom als auch Onkel Tom wurde es ermöglicht, sich den jubelnden Massen zu präsentieren. Onkel Tom ist womöglich eine der Bands, die am häufigsten präsent sind, was dieses Festival anbelangt. Wie war das Gefühl, gleich zwei Mal aufzutreten?

 

Wenn es bei diesen zwei Mal geblieben wäre... Dadurch, dass wir mit dem Song „Auf nach Wacken“ eine Art Hymne geschaffen haben, bin ich mit der Band Skyline, die immer die Eröffnungszeremonie auf der großen Bühne abhandelt, noch mal aufgetreten, wo dann auch noch Doro und U.D.O. dabei waren. Das war Streich Nummer 1. Streich Nummer 2 war Sodom zusammen mit Roberto Blanco und dann eben die beiden großen Nummern mit den Auftritten von Sodom und eben Onkel Tom. Das fand ich persönlich einfach schön, beide Bands in Wacken präsentieren zu können, weil ich finde, Onkel Tom ist eine Band, die jedes Jahr in Wacken spielen müsste, hehe.

Bei den Hauptbands wie Sodom machst du natürlich jedes Jahr nach einer gewissen Anzahl den Sack zu und musst gleichermaßen für die gewisse Abwechslung sorgen, aber Onkel Tom könnte sich schon etablieren als Haus- und Hofband von Wacken, die jedes Jahr spielt. Wacken ist für mich schon wie eine Art zweite Heimat geworden, nicht nur wegen des großen bekannten Festivals. Viele sagen mittlerweile auch, dass ist wie eine Art Kirmes und hat nichts mehr oder nicht mehr viel mit richtigem Metal zu tun. Ich sehe das aber aus einer anderen Perspektive. Es ist einfach schön, wenn so viele unterschiedliche Bands einmal im Jahr zusammenkommen und den Wettbewerbsgedanken für die paar Tage einfach beiseite legen und einfach nur zusammen Spaß haben. Wir sind dann da oben wie eine Art Familie. Genau deswegen bin ich auch so gerne da, deswegen fühle ich mich dann auch so wohl.

Aber ich bin der Meinung, dass Onkel Tom wieder auf dem richtigen Weg ist, jedes Jahr dort zu spielen.

 

Dass du mittlerweile einen gewissen Namen hast und gerade auf Wacken die Repräsentantenrolle übernimmst, brauchen wir nach unzähligen Auftritten nicht diskutieren. Weißt du aus dem Stehgreif, wie oft du dort aufgetreten bist? Erinnerst du dich noch an dein erstes Mal Wacken?

 

Keine Ahnung. Das erste Mal war meiner Meinung nach 1996. Vorher habe ich mit Onkel Tom zum ersten Mal auf einem kleinen Festival mit ein paar Hundert Leuten gespielt. Nein, aber ansonsten, kann ich dir nicht sagen, wie oft wir schon da waren, geschweige denn wann. Ich führe darüber kein Buch, den Schritt habe ich leider verpasst. Aber mit allem Pipapo waren das bestimmt schon 20 Mal.

Aprospos Repräsentantenrolle – mal abgesehen von der aktuellen Werbespotgeschichte mit Roberto Blanko, der ja auch mit Sodom einen kleinen Kurzauftritt im Rahmen eures Auftritts auf's Parkett legte – dieses Jahr habt ihr geposteten Bildern auf Facebook zufolge euer eigenes Fass Bier auf der Bühne angestochen. Coole Story, wie kam es denn bitte zu der Idee? Schmeckt euch das Bier nicht?

Das ganze Jahr auf soziale Netzwerke schimpfen und dann ist Facebook wieder gut, haha. Hauptsächlich wollten wir einen Eindruck von unserem neuen Album vermitteln und außerdem einfach mal ein bisschen Bierseligkeit verbreiten.

Die Idee dazu kam ursprünglich von unserem Gitarristen Alex, der meinte „Komm, lass uns doch mit zwei Mädels mit Dirndl einfach ein Fass Bier anstechen und an die Leute verteilen“. Der Haken an Wacken ist, dass du an die Leute durch den großen Graben nicht heran kommst. Wir hatten Glück, die Securitys haben fleißig geholfen und das Bier weitergereicht. Wir hatten Plastikkrüge, weil Glas ist ja verboten. Es ist immer schwierig, so eine Show auch tatsächlich umzusetzen, eben weil man so schlecht an die Leute heran kommt. Aber wir haben uns ganz gut geschlagen. Ich glaube wir haben bestimmt 50 bis 60 Liter Bier verteilt, zwar weniger als geplant, aber immerhin.

Wir haben zuerst den Zapfhahn gar nicht richtig rein bekommen, das war eine Sauerei, überall ist das Bier hingespritzt. Das ist halt auch ein Manko. Auf solchen Festivals hast du halt einfach nicht die Zeit, um großartig alles bis ins kleinste Detail vorzubereiten, weil alles sehr schnell gehen muss.

 

Mit „Auf nach Wacken“ hast du inoffiziell – für viele ein Streitpunkt – sogar die passende Hymne geschaffen. Ozzy Osbourne geht in die Geschichte ein als „Fürst der Finsternis“, Doro Pesch hört auf den beschaulichen Titel „Queen of Metal“. Hast du dir schon einen Titel überlegt? Wie wäre es mit „Freiherr von Wacken“? Wie fühlt sich das an, wenn im Nu Zehntausende den Songtext kennen und einem die Worte auf der Bühne um die Ohren schmettern?


 

(lacht) Nein, ich brauche keinen Titel. Ich bin eben der Onkel Tom, und ich finde, das ist schon Titel genug. Klar, Doro hat als Metalqueen auch ihre Hymne geliefert, die natürlich auch sehr schön ist und durch ihren eigenen Stil besticht. Wir wollten aber gar keine Hymne schreiben, den Anspruch hatten wir nicht. Der Song ist entstanden, weil wir eben gerne in Wacken sind. Mehr steckt da gar nicht dahinter. Wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt „Wir schreiben jetzt eine Wackenhymne“. Meist gehen solche Anläufe auch tierisch in die Hose, deswegen hätte ich das von vornherein auch gar nicht gemacht. Was ist denn schon eine Hymne? Wie fängt man damit an? Das hat sich einfach so herauskristallisiert. Klar, ist es für uns gut, dass der Song vor allem in den Umbaupausen läuft, so kennt man den Titel, aber wirklich zum Ziel hatten wir uns das nicht gemacht. Aber zurück zu deiner Frage. Ich brauche keinen Titel, nein!

Das Gefühl, wenn einem die Songtexte entgegen geschmettert werden, ist einfach schön. Mit Sicherheit kann es jeder Künstler oder Musiker bestätigen, wenn die eigenen Musiktexte lauthals und inbrünstig mitgesungen werden. Es ist ein schönes Gefühl, weil man so zu der Bestätigung kommt, dass man die Leute erreicht hat, dass man die Leute so süchtig nach dem Song gemacht hat, dass sie den Text schon auswendig kennen. Es ist schon bewundernswert, wenn du mich fragst. Das alles klingt jetzt ziemlich geschwollen, aber wir arbeiten nie darauf hin. Wir können die Meinungen der Hörer schließlich nicht beeinflussen.

Klar, Onkel Tom ist leicht bekömmlich von den Texten her. Klar, bleibt das dann in den Ohren hängen. Klar, schweißt das dann deine Band zusammen. Ich muss schon sagen, dass mich das ein bisschen stolz macht, dass wir da so ein unbeabsichtigtes Knallerteil geliefert haben. Wir wollen ja gar nicht groß rauskommen. Wir sind mittlerweile ein fester Teil der Wackenfamilie und sind trotzdem selbst noch Metalfans, die nebenher auch noch Musik machen – für so ein Stündchen eben. Das ist, denke ich, der große Unterschied zwischen Onkel Tom und vielen anderen Rockstars oder -bands.

 

Kommen wir noch einmal kurz auf „Nunc Est Bibendum“ zu sprechen. Mit dem Cover zur neuen Scheibe habt ihr euch ja etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In Anlehnung an das bekannteste The Beatles Cover zu „Abbey Road“ lauft ihr, miteinander verbunden durch Bierkästen, ebenfalls über einen Zebrastreifen. „Abbey Road“ war das Abschiedsalbum der Beatles, danach trennten sich die Wege. Muss man ähnliche Vorkommnisse im Hause Onkel Tom auch befürchten?

 

Gut, dass du das sagst, darüber haben ich gar nicht nachgedacht, haha. Das mit den Bierkästen war wirklich eine Schnapsidee von uns. Allein das Cover zu machen, war schon Spaß genug. Finde mal auf die schnelle einen passenden Zebrastreifen für so eine Aufnahme, haha. Wir haben alle möglichen Leute mobilisiert. Ich habe einen Bekannten von mir, der Polizist ist, gefragt „Du, sag mal, wo ist denn hier ein Zebrastreifen?“. Wir sind bis nach Duisburg gefahren.

Aber ich kann dir die Angst nehmen, Onkel Tom wird es weiterhin geben. Wir arbeiten bereits an neuem Material. Wir wollen, wenn es die Zeit zulässt, nächstes bzw. übernächstes Jahr ein neues Album machen. Wenn also nichts Unvorhergesehenes geschieht und wir alle gesund bleiben, dann wird es uns noch weiter geben.

 

Ist es dir möglich euer aktuelles Werk binnen weniger Worte zu beschreiben?

 

Wenn ich jetzt wirklich wenige Worte benutzen soll, dann fallen mir die Stichpunkte Eingängigkeit, musikalische Vielfalt, gut produziert, druckvoll ein. Es ist Musik aus'm Herz – so!

 

Wenn es nicht zu Ende geht, dann geht es weiter. Sind hierfür schon Pläne geschmiedet? Du erwähntest gerade, dass ihr ein weiteres Album machen wollt. Gibt es da eventuell schon konkrete Anhaltspunkte? Wie sieht es mit einer Onkel Tom-Clubtour aus?

 

Eine Stadiontour wäre doch mal genial, haha. Problem bei uns ist einfach, dass wir durch unsere Hauptbands so gut wie jedes Wochenende verplant sind. Die anstehenden Festivals Summerbreeze und Ehrlich & Laut stehen noch auf dem Plan, bei mir kommen die ganzen Termine mit Sodom hinzu. Wenn ich nur darüber nachdenke, was wir nächstes Jahr schon wieder alles vorhaben, hör mir auf. Da steht das 30-jährige Jubiläum von Sodom vor der Tür, ein neues Sodom-Album gilt es zu produzieren – der Terminplan ist schon jetzt ziemlich voll. Da bin ich mir nicht sicher, ob wir eine Onkel Tom-Tour schaffen. Aber ich verspreche, wir werden so oft wie nur irgendwie möglich auftreten. Wir haben schon regelmäßig in Moskau gespielt oder in Italien, weil wir da gut ankommen. Mal schauen, was sich noch so ergibt, wenn die Platte – zu der es übrigens auch Releaseparties geben wird – veröffentlicht ist. Dann werden wir sehen, wie sich die Weichen stellen lassen.

 

 

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de

 

 

Web: www.myspace.com/onkeltom