Interview mit FUNGHUS BALDACHIN von NOEKK

NR: Für den Anfang, eine wohl oft gestellte Frage, doch erzählt Mal wie Noekk entstanden sind?

Fungus: Wir musizierten bereits in der Endphase Empyriums zusammen und es drängte uns weiterhin, miteinander Musik zu erschaffen. Der Bandname, die stilistische Ausrichtung standen lange vor dem Ende von Empyrium fest und das Nachfolge-Album ist aufnahmefertig, wir haben also Fahrt aufgenommen.

NR: Was bedeutet eigentlich der Begriff Noekk?

F: ER ist eine klassische Sagengestalt. Ein geisthaftes Wesen, welches in Seen oder hinter Wasserfällen lebt. Dort musiziert er auf Fidel oder Harfe und lockt auf diese Weise vorzugsweise Jungfrauen in sein Reich...

NR: Die musikalische Abwechslung auf „The Water Sprite“, ist durchaus beachtlich und kein Song gleicht dem anderen. Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr euch künstlerisch keine Grenzen setzen wollt?

F: Wir fühlten zu keiner Zeit irgendwelche Grenzen und taten ehrlich gesagt nur dass, wonach uns selbst der Sinn stand – das wird weiterhin unsere Basis sein.

NR: Wie sind die Songs auf The Water Sprite“ entstanden? Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet?

F: Ich brachte die meisten Ideen und Texte direkt mit ins Studio. Da wir es nicht für notwendig ersahen vorher zu proben, haben wir alles zusammen arrangiert und aufgenommen in etwa 3 Wochen. Es war spannend zu sehen, wie das Album sehr spontan wuchs und letztendlich das gewünschte Gestalt annahm. 

NR: Bei vielen Songs, kann man eine starke Verbundenheit zum Prog der 70er Jahre heraushören. Was fasziniert euch so an dieser Phase?

F: Am meisten inspiriert mich die Atmosphäre und der Wille, welche dieser Art Musik innewohnen. Es begeistert mich, einer komplexen Songstruktur zu folgen, wenn gleichzeitig Ausdruck und Atmosphäre sie durchschimmert, es ist einfach ein echtes Hörerlebnis. Dafür gab es in dieser Ära herausragende Beispiele, aber auch die skandinavische Szene der 90er hatte mit Landberk und Änglagard zwei sehr gegensätzliche, nicht minder außergewöhnliche Bands zu bieten.

NR: Gibt es Prog Künstler die euch besonders beeinflusst haben bzw. die ihr bewundert?

F: Gentle Giant, King Crimson, Cathedral und die beiden angesprochenen Skandinavier.

NR: Was haltet ihr von der heutigen Prog-Szene? Gibt es Künstler bzw. Bands die euch besonders gefallen?

F: Ich würde mich nicht als wirklich informiert bezeichnen, aber eine aktuelle Band die ich verfolge heißt „Wobbler“ und stammt aus Norwegen. Sie sind sehr nostalgisch eingestellt und hatten vor einiger Zeit ein geniales 2-Track Demo. Mittlerweile dürfte ihr Debüt „Hinterland“ bald erhältlich sein, welches ebenfalls gelungen ist. Neo-Prog oder Progressive Metal berühren mich dagegen überhaupt nicht.

NR: Bei anhören des Albums, baut sich vor meinem Geistigen Auge, eine träumerische, teils melancholische und auch wiederum Lebensbejahende Atmosphäre auf. Wie würdet ihr  die Grundstimmung des Albums umschreiben bzw. welche Stimmung wollt ihr damit erzeugen?

F: Unsere Musik spiegelt viel von uns selbst und sie trägt den Wunsch zu bewegen.

NR: Bei „T.B.´s Notion“, wird auf Lyrics von Lord of the Rings Autor J.R.R. Tolkien zurückgegriffen.Wie entstand die Idee dazu?

F: Wir sind große Anhänger des Buches und die verwendeten Verse beschäftigen mich schon seit Jahren. T.B. ist das älteste Stück der Platte und die Musik dazu ist schon vor langer Zeit entstanden. Es passte nie wirklich zu Empyrium und wollte aber auch nicht in Vergessenheit geraten.

NR: Mit „How Fortunate the Man with None“ habt ihr einen Song neu eingespielt, der im Original von Dead Can Dance stammt. Wieso wurde gerade dieser Song von euch gecovert?

F: Wir wurden gefragt, ob wir für ein Tribute-Album  namens „The Lotus Eaters“ ein Stück beisteuern wollen und nach einigem Überlegen entschieden wir uns dafür. Es kam nur „HFTMWN“ in Frage, da es mein absolutes Lieblingsstück von ihnen ist. Wir waren mit dem Endergebnis derart zufrieden, dass wir uns entschlossen es mit auf das Album zu packen.

NR: Standen noch andere Songs, von anderen Künstlern, als eventuelle Kandidaten für eine Coverversion zur Debatte? 

F: Überhaupt nicht, da wir ohne die Anfrage nie auf die Idee für ein Cover gekommen wären.

NR: Wäre es zu Empyrium Zeiten nicht denkbar gewesen, Noekk als Nebenprojekt aus der Taufe zu heben. Oder musste zuerst Empyrium enden, das Noekk sich entfalten konnte?

F: Es wäre sicher denkbar gewesen, doch wir entschieden uns den Dingen Zeit zu geben, da Yuggoth sein Studio ebenfalls vorantreiben wollte und ich mit meinem Studium beschäftigt war und immer noch bin.

NR: Wo liegt für euch der grösste Unterschied zwischen Empyrium und Noekk?

F: Sie klingen doch recht unterschiedlich...

NR: Hat sich bei Noekk auch die Arbeitsweise bzw. Arbeitseinteilung verändert, oder ist jene immer noch dieselbe wie bei Empyrium?

F: Wir arbeiten jetzt spontaner zusammen und das Gros der Ideen stammt aus meiner Hand.

NR: Die heutige Welt, ist ein sehr schnelllebiger Ort geworden und alles, auch die Musik, muss leicht Konsumierbar sein. Wie würdet ihr das Interesse an anspruchsvoller Musik beurteilen? Haben die Menschen überhaupt noch die Muse dazu, sich mit einer CD auseinanderzusetzen?

F: Das Interesse für das Besondere (nicht nur in der Musik) wird nie ganz aussterben, es steht nur in keiner Relation zum angesprochenen Verhalten der Masse. Wer wirklich interessiert ist an etwas, der nimmt sich die Zeit und wird fündig werden. Die Zeit sollte man nicht versuchen zu hetzen.

NR: Was haltet ihr im Allgemeinen von der heutigen Musikbranche? In welche Richtung wird sich das ganze weiterentwickeln?

F: Ich interessiere mich wenig für die „Branche“ und oberflächlich gesehen, ist der Nonsens sicher kaum noch zu steigern. Dennoch fassen ja immer noch Musiker auf einem halbwegs normalen Weg Fuß in diesem Metier und etablieren sich und echte Musik. Man muss wahrscheinlich nur lernen, ohne Millionen-Konto zu leben.

NR: Gibt es einen Künstler aus dem „Mainstream“ der Musikszene, den ihr besonders Schätzt oder eher weniger?

F: Wenn Du unter Mainstream auch Bands wie Iron Maiden verstehst, dann auf jeden Fall !

NR: Zum Abschluss, noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Wohin wird der Weg von Noekk führen? Was für Ziele wollt ihr mit Noekk erreichen?

F: Wir nehmen Ende September unser neues Album auf und dann ist unser zweites Ziel erreicht.

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de / Ausarbeitung: Markus Rutten - www.sounds2move.de

Homepage: http://www.prophecy.cd/noekk