Interview mit Amber & Adrian Erlandsson

 

 

 

Vermutlich werdet ihr das in so ziemlich jedem Interview gefragt, aber mich würde mal interessieren wie man auf die Idee kommt, einen Plattenvertrag mit seinem Blut zu unterschreiben? So geschehen bei eurem aktuellen Kontrakt mit Tiefdruck Musik.

 

Amber: Wenn man etwas macht, sollte man es richtig tun und nebenbei bemerkt kann das mit einem Kugelschreiber doch jeder, haha! Wir haben unserem Labelchef Daniel gesagt, dass wir den Vertrag in Blut unterzeichnet hätten, woraufhin er sich umgehend einen alten Nagel besorgt hat, der wohl irgendwo im Büro herum lag. Damit hat er sich dann ebenfalls in die Hand gestochen und es uns gleich getan. Das nennt man dann wohl Einsatz und Hingabe für seine Künstler...!

 

Und für wie viele Alben ist dieser blutige Vertrag insgesamt abgeschlossen worden?

 

Adrian: Wenn ich mich nicht irre noch mindestens zwei weitere, sollte nichts wirklich Seltsames passieren.

 

Auf dem Cover von „From the Ashes“ ist ein riesiges Tattoo mit eurem Bandlogo zu sehen. Handelt es sich dabei um ein leibhaftiges, real existierendes Tattoo oder hat euer Grafiker da einfach nur gute Arbeit geleistet?

 

Amber: Ich hoffe doch dass es real ist, immerhin habe ich nun wirklich genug dafür bezahlt, haha. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, es ist echt. Sowohl ich selbst als auch Adrian haben dieses Motiv, mit nur minimalen Unterschieden. Ich erinnere mich noch daran, wie ich beim Stechen dort lag und Adam, der Tätowierer, mich triezen konnte wie er wollte ohne dafür bestraft zu werden. Ich konnte mich ja nicht bewegen!

 

Adrian, du warst über Jahre Drummer von The Haunted. Deren Sänger Peter Dolving gibt jetzt ein Gastspiel auf eurem Album, genauer gesagt bei „Second Skin“. Habt ihr euch in Peter einfach einen alten Freund ins Studio geholt, weil es sich anbot oder wie ist die Wahl auf ihn gefallen?

 

Adrian: Ich habe Peter kennen gelernt, als ich zu Mary Beats Jane kam, das war Peters Band, bevor er zu The Haunted ging. Da hat er mich mit seiner Begeisterung und Liebe zur Musik beeindruckt. Später habe ich dann übrigens seinen Namen als möglichen Sänger für The Haunted in die Runde geworfen. Während wir mit Nemhain im Studio waren und den Gesang zu „Second Skin“ aufnahmen, habe ich den anderen vorgeschlagen, noch jemanden mit dazu zu holen, eine männliche Stimme, um mit Amber ein Duett zu singen. Als ich dann herausfand, dass Peter nicht weit vom Studio entfernt wohnt, war er sofort die logische Wahl. Gleich am nächsten Tag war er bei uns im Aufnahmeraum und hat den Song, den er vorher noch nie gehört hatte, eingesungen. Was man jetzt auf dem Album hört ist übrigens fast ausschließlich der allererste Take, was ich verdammt cool finde!

 

Eigentlich wäre es für einen Schlagzeuger mit deinen Referenzen doch ein leichtes, sich neben Paradise Lost noch einer zweiten großen Band anzuschließen. Stattdessen hast du dich für den unbequemeren Weg mit Nemhain entschieden, da diese Band natürlich einen kompletten Neustart bedeutet. Ihr spielt erst einmal nur kleine Clubs, verdient wenig bis gar kein Geld und so weiter. Da könnte man sich schon fragen: Warum tut er sich das überhaupt an, hehe?


Adrian: Naja, ich muss zugeben, dass ich diesen ganzen Prozess rund um den Start mit einer neuen Band sehr genieße, besonders weil ich hier mit ein paar meiner engsten Freunde und meiner Frau arbeiten und zusammen sein kann. Und kleine Clubs zu spielen macht mir ebenfalls überhaupt nichts aus. Nemhain wurden sowieso nicht gegründet um damit Geld zu verdienen, sondern um Spaß bei der Sache und der Musik zu haben. Wenn wir Alben aufnehmen, durch die Welt reisen, ein paar Bier trinken und Shows spielen dürfen, dann sind wir glücklich.

 

Amber, du hast bereits reichlich Erfahrungen als Model und Performance-Künstlerin gesammelt und jetzt bist du zudem noch Sängerin in einer Rockband. Hilft dir deine Bühnenerfahrung jetzt bei den Aktivitäten mit Nemhain?

 

Adrain: In gewissem Maße tut es das bestimmt, obwohl ich schon ein paar Gigs gebraucht habe, um mich zurecht zu finden. Anfangs war ich vor allem beim Soundcheck total nervös, aber bei den eigentlichen Auftritten war es dann seltsamerweise nicht mehr so schlimm. Wenn du erst einmal auf der Bühne stehst, ist es als würde irgendetwas die Kontrolle über dich übernehmen und dann sind auch die Nerven irgendwie ausgeblendet.
 

Bei deinen anderen Bühnenauftritten hast du auch regelmäßig mit Feuer, Kunstblut und anderen Effektmitteln zu tun. Wird etwas aus deinem Erfahrungsschatz auch Einzug in die Bühnenshow von Nemhain finden?

 

Amber: Von dem Blut und den blauen Flecken gab es bei dem einen oder anderen Konzert etwas zu sehen, aber nur wenn wir uns vorher gegenseitig richtig auf die Nerven gegangen sind, haha. Spaß beiseite: Meistens gehen wir einfach so auf die Bühne und lassen die Dinge auf uns zukommen. Ich habe in der Tat mal darüber nachgedacht vielleicht ein wenig Feuer ins Spiel zu bringen, aber das endet vermutlich sowieso nur in Unfällen, bei denen ich Lakis (Gitarrist von Nemhain - MR) abfackele, woraufhin er sich in seinen Kabeln und Guten verfängt und am Ende wenn es blöd läuft noch in meine Richtung fällt, hehe.

Was empfindest du eigentlich als exhibitionistischer: In einem knappen Outfit auf einer Bühne zu stehen und Feuer zu spucken, während die Zuschauer nur die Darbietung und die Fassade sehen. Oder als Sängerin von Nemhain da oben zu stehen und persönliche Texte zu singen, die in vielen Fällen womöglich einen tieferen Einblick in das eigene Gefühlsleben gewähren?

 

Amber: Auf jeden Fall das Singen meiner eigenen Texte und das Darbieten unserer Musik. Das ist nämlich wirklich persönlich und gibt wie du richtig angemerkt hast einen tiefen Blick in die Persönlichkeit preis. Konzerte zu geben ist ein sehr intensives Gefühl, da wird dein Körper sozusagen zu einem Instrument der entstehenden Energien. Das kann bisweilen zu einer regelrecht außerkörperlichen Erfahrung werden.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.myspace.com/nemhainband