Interview mit Manda Ophuis von NEMESEA

 

 

Manda, wir müssen uns auf jeden Fall über den letzten Song auf eurem neuen Album „The Quiet Resistance“ unterhalten. Der heißt „Allein“ und ist auf deutsch gesungen, von Sänger Heli Reissenweber, der eigentlich bei Stahlzeit am Mikrofon steht. Was hat es mit der Nummer auf sich, stand euch der Sinn nach einem Rammstein-Tribut?

 

Haha, so was in der Richtung. Lasse (Keyboard - MR) hatte eine schöne Industrial Nummer geschrieben, und unser Gitarrist HJ hörte da ein „Rammstein-Feeling“ raus. Als wir weiter an dem Song arbeiteten, kam ihm die Idee, das Ganze so weit wie möglich auf die Spitze zu treiben und somit natürlich auch einen deutschen Text hinzuzufügen – und einen eben solchen Sänger. Für mich fühlt sich das Ergebnis wie eine Verbeugung vor einer Band an, die alle von uns sehr mögen. Womöglich würde es sich genau so anhören, wenn Nemesea und Rammstein gemeinsam einen Song schreiben würden.

 

Schon seit jeher gibt es bei euch in den Niederlanden eine scheinbar nie versiegen wollende Quelle von richtig guten Frontfrauen und ihren dazugehörigen Rock-/Metalbands. Inzwischen sind ein paar davon richtig populär und halten sich bereits seit Jahren weit vorne und sind gut im Geschäft. Bei euch war es bisher immer ein bisschen so, als ob ihr ein gut gehütetes Geheimnis wärt. Haben Nemesea es einfach ruhiger angehen lassen und nicht versucht, um jeden Preis ins Rampenlicht zu drängen oder warum ist euch der große Wurf in den ersten Jahren bisher trotz nicht zu leugnender Qualitäten verwehrt geblieben?

 

Ich glaube, dass jede Band vom Durchbruch träumt – wir selbstverständlich auch. Leider hat es bei Nemesea bis dato noch nicht geklappt, was verschiedene Gründe hat. Gleich nach der Veröffentlichung von „In Control“ (2007) sah es schon einmal recht gut für uns aus, aber dann kam der Moment an dem alles wieder in sich zusammenfiel (das Portal „Sellaband“, bei dem Bands, darunter auch Nemesea, spenden für ihre Albumproduktion sammeln konnten, meldete Konkurs an – MR). Das war wirklich hart für uns, wir hatten ja richtig viel Arbeit rein gesteckt, um die Platte zu einem Erfolg zu machen. Danach haben wir uns erst einmal eine Auszeit genommen, um für uns herauszufinden, was wir wollen und wie es weiter gehen sollte. Darum hat es auch ein paar Jahre gedauert, bis wir jetzt wieder mit einem neuen Album aufwarten.

 

Ihr habt euch vor wenigen Monaten für eine Zusammenarbeit mit Napalm Records entschieden, einer Firma, die im Female Fronted-Bereich seit Jahren eine der führenden Kräfte ist. Diese Tatsache ist euch sicher nicht verborgen geblieben, war das also einer der Gründe für euch bei ihnen zu unterschreiben? Zweifellos sind sie am Nerv eurer Zielgruppe und haben das richtige Publikum für euch parat.

 

Napalm sind vor allem sehr gut in dem, was sie tun. Und was genauso wichtig ist: Sie glauben wirklich an Nemesea! Das war der Ausschlag gebende Punkt, die ganze Firma steht hinter uns und glaubt an uns.

 

Meiner Einschätzung nach sind Nemesea eine Band, deren Entwicklung über die Jahre sich sehr gut nach verfolgen lässt. Man sieht wie ihr Stück für Stück professioneller geworden seid, das dokumentieren die Bandfotos, die Artworks und in erster Linie natürlich die Musik. Viel wichtiger aber ist, dass man nicht das Gefühl hat ihr wärt bereits am Ende dieses Prozesses angelangt. Würdest du dem zustimmen?

 

Absolut! Weiterentwicklung und das Wissen kommen mit den Jahren automatisch, wenn man dran bleibt. Wir lernen jeden Tag etwas neues, vor allem mit jedem neuen Album. Über die Jahre haben wir schon so viele Erfahrungen gemacht und unglaublich viel gelernt, auch von den unterschiedlichen Leuten mit denen wir bis jetzt zusammen gearbeitet haben. Eine wichtige Lektion ist definitiv, dass nicht nur allein die Musik und das Spielen eines Instruments wichtig sind, wenn man etwas erreichen will.

 

Euer drittes Album heißt „The Quiet Resistance“, also „der stille Widerstand“. Was genau hat es damit auf sich, die Vermutung liegt nahe, dass ihr damit quasi eine Geisteshaltung beschreibt. Und wie greift das Artwork eure Grundidee deiner Meinung nach auf? Ein Schwert in der Hand vermittelt mir erst einmal keinen sonderlich stillen Eindruck, hehe.

 

„The Quiet Resistance“ beschreibt den Widerstand in einem selbst, also den Willen zum Aufbegehren, der allerdings auch oft dort drinnen bleibt. Es geht um die Momente, wo du eigentlich deine Meinung sagen oder deinem Ärger Luft machen möchtest, es aber aus irgendeinem Grund nicht tust. Vielleicht weil du es nicht darfst, oder weil es unklug wäre.

Das Coverartwork stammt von Stefan Heilemann, und er wollte auch das Schwert, die Wüste im Hintergrund und mich mit besagtem Schwert in der Hand. Das sollte den stummen Widerstand in einer ruhigen Umgebung symbolisieren. Man hat sich also etwas dabei gedacht, hehe.

 

Charlotte Wessels von Delain ist als Gastsängerin auf dem Album zu hören, sie singt bei „High enough“. Jetzt wo ihr schon mal zwei Gäste auf der Scheibe habt: Wen hättest du sonst noch spontan im Hinterkopf für einen Beitrag auf einem kommenden Nemesea-Album? Da gibt es doch bestimmt irgendwelche Lieblinge oder Idole?

 

Ich würde liebend gern mal ein Duett mit Till Lindemann von Rammstein singen. Oder mit Chester Bennington von Linkin Park, wobei Jared Leto (30 Seconds to Mars – MR) ebenfalls großartig wäre. Mein Musikgeschmack ist ziemlich breit gefächert und ich höre mir auch gerne die eine oder andere Pop-Sängerin an. So liebe ich beispielsweise Kelly Clarkson und Christina Aguilera, aber auch jemand wie Jared Leto ist eine große Inspiration für mich.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.nemesea.com