Interview mit Roman, Guido und Chris von MOTORJESUS

 

 

Als Band, die noch auf dem Weg nach oben ist, müsst ihr euch naturgemäß noch diverse Vergleiche gefallen lassen, wenn es darum geht euren Sound zu beschreiben. Dass man euch dabei mit Bands wie Black Label Society und bezüglich mancher Riffs gar mit den großen Kyuss vergleicht, darf nicht gerade als Beleidigung angesehen werden, oder?

 

Roman: Auf gar keinen Fall, diese Vergleiche ehren einen natürlich ungemein, obwohl wir aus unserer Sicht ja nur grob in die Stilrichtung der genannten Bands gehen. Generell glaube ich, dass der Motorjesus schon einen eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungwert hat, der sicherlich in die vorgenannte Richtung geht, aber trotzdem etwas eigenes hat.

 

Fällt dir spontan eine bestimmt Band ein, die definitiv einen Einfluss auf euch hatte, die aber aus eurem Sound nicht unbedingt herauszuhören ist bzw. deren Name nie in Reviews auftaucht?

 

Guido: Das sind bei mir z.B. die Ramones oder auch The Sisters Of Mercy. Hört man nicht direkt heraus, aber diese hämmernden und eingängigen Riffs haben mir schon immer Spaß gemacht. Auch eine Band wie Guns N' Roses wird selten mit uns in Verbindung gebracht, obwohl sie bei Andy und mir schon einen großen Einfluss auf das Gitarrenspiel hatte.

 

Wenn man sich nur mal eure Albumcover, Songtitel und den Bandnamen nimmt, scheint ihr thematisch ziemlich deutlich vorgezeichnet zu sein. Beschäftigt man sich dann näher mit eurer Band, fällt einem schnell auf, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Ist ein gewisses Image heutzutage trotzdem notwendig, um – gute Songs hin oder her – in der breiten Masse aus Künstlern gefunden und wahrgenommen zu werden?

 

Chris: Nun das ist bei uns ja kein Image, sondern wir meinen das ja so! Wir sind beinharte Katholische Christen Rocker! Im Ernst: Das ganze Thema Rock n Roll, Jesus und so weiter ist natürlich n bisschen Klischee und natürlich bediene ich mich beim Texten auch an bestimmten Schlagwörtern oder kraftvollen Metaphern, die das verkörpern, was wir sind. Ne Rockband, die Spaß an dem hat was sie macht. Und das wollen wir auch nach außen tragen. Aber wenn man dahinter guckt sich mit den Texten beschäftigt dann merkt man schnell, dass da auch noch mehr hinter steht, das ist nicht nur purer Fun und Spaß sondern hat an manchen Stellen auf der Platte auch nen gewissen Tiefgang und oft gewisse melancholische Momente. Man verarbeitet halt in den Texten nicht nur die schönen Dinge. Im Großen und Ganzen soll das Teil aber einfach rocken und dem Hörer ne gute Zeit bescheren. Das ist für uns das wichtigste und da sind Klischees wie dicke Autos, Rock n Roll und ne Pulle Whiskey eben das was Freude macht, haha.

 

Auch Nickelback, die bei vielen Headbangern aufgrund ihrer kommerziellen Balladen und Auskopplungen schnell in die Weichspüler-Kiste gesteckt werden, haben seit jeher ein ähnliches Faible für schnelle Autos und artverwandte Themen wie ihr. Euer Vorteil ist allerdings, dass man eure Credibility nicht mit der Lupe suchen muss ;-). Dafür können die Kanadier sich die Kisten, von denen sie singen, aber auch locker leisten. Aber um zum Punkt zu kommen: Was fasziniert euch ausgerechnet an dieser Thematik?

 

Chris: Die ganze „Karren“ Thematik passt zum einen gut zum Rock n Roll generell, in unserem Falle wollten wir aber mit dieser Platte den Bandnamen „Motorjesus“ einmal spaßeshalber „personifizieren“ und da lag ein Jesus am Steuer einer fetten Karre nun mal sehr nahe. Aber auch das ist nur die Halbe Wahrheit, denn wie gesagt wenn man sich die Texte durchliest wird man merken das es nicht nur um Rock n Roll Klischeevollbedienung geht, denn wir haben das alles auch als Mittel benutzt um auszudrücken was dahinter liegt. Es geht nämlich auch um persönliche Freiheit, um ausbrechen aus dem normalen, um Rebellion, um etwas zu wagen, etwas hinter sich zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Das alles kann man schön in solche „Dickes Auto - Dicke Hose“ Metaphern packen. Wer sich mit der Platte auseinandersetzt wird das sehr schnell merken.

 

Dass euer Album kurz vor Jahresende erscheint, ist gar kein so schlechtes Timing, oder? Nicht nur, dass man „Wheels of Purgatory“ prima als Weihnachtsgeschenk eintüten kann, auch hat man es bestimmt einfacher Aufmerksamkeit zu bekommen, da im Dezember für gewöhnlich vor allem Live-Alben, Best-of Zusammenstellungen und dergleichen auf den Markt geworfen werden.

 

Roman: Der Zeitpunkt war so jetzt nicht geplant, hat also keine Methode.
Wäre das Album im Sommer 2010 fertig gewesen, wäre es sicherlich früher erschienen. Aber ja, der Zeitpunkt ist in der Tat super, Weihnachten steht vor der Tür, Motörhead haben am selben Tag veröffentlicht, die Best-of-Jahresrückblick hat man somit auch noch mit einbezogen, alles super. Ich glaube, der Zeitpunkt hätte besser nicht sein können!

 

Habt ihr schon mal drüber nachgedacht eure „Church (of Booze and Kerosene)“ als offizielle Religion eintragen zu lassen? In Zeiten, in denen den großen Weltreligionen die Mitglieder in Scharen davon laufen, könnten eure Chancen nicht schlecht stehen ;-)

 

Guido: Ich hab bis gerade noch gedacht, dass wir mit "Wheels of Purgatory" eine mehr als offizielle Rock n' Roll-Religion gegründet haben! Jeder mit schlechtem, guten oder gar keinem Gewissen ist hiermit aufgefordert die CD zu kaufen und die Welt damit ein bisschen besser zu machen! Wie Farin Urlaub schon sagte: Der Rock regiert die Welt!!!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.motorjesus.net