Interview mit Janne Siekkinen von MORIAN

 

 

Für die Produktion eures Debüts „Sentinels of the Sun“ habt ihr euren Landsmann Hiili Hiilesmaa (u.a. Amorphis, Him, Apocalyptica, The 60 Eyes, Sentenced etc., Red.) ins Boot geholt. Über seine Referenzen müssen wir glaube ich nicht weiter sprechen, doch was machte ihn genau zum richtigen Mann für Morian?

 

Janne: Einige der Songs auf unserem Album sind schon ein paar Jahre alt und stammen sogar mitunter von unserem 2002er Demo. Wenn du einen Song über so lange Zeit kennst und auch live spielst, dann wirst du in gewisser Weise blind für seine Stärken und Schwächen. Wir brauchten einen differenzierten Blick von außen, jemanden der die Stücke noch verbessert und in unsere heutige Soundlandschaft integriert und der das Maximum herausholt. Und wer könnte dafür geeigneter sein als unser finnischer Sound-Guru Hiili? Er ist ein Profi-Hardrocker mit unendlicher Erfahrung im Umgang mit harter Musik und er hat unserer Meinung nach das absolut beste Ergebnis erzielt, das wir uns für die Songs hätten vorstellen können.

 

Im Vergleich zu eurem letzten Demo habt ihr ein paar Arrangements verändert, etwa bei „Firewalkers“ und „Away from the Sun“. Gab es einfach Nachbesserungsbedarf oder liegt das Feintuning mehr an der Albumproduktion an sich?

 

Wie gesagt ging es uns erst mal um einen Blick von außen und damit einhergehend einen frischen Wind. Wir haben Hiili da vollstes Vertrauen geschenkt. Es gab auch einige Stellen wo ich selbst etwas mürrisch meinte „Muss das unbedingt verändert werden?“ aber später dachte ich dann nur „Verdammt! Das war genau die richtige Entscheidung, jetzt klingt es viel besser“. Darum solltest du als Band immer einen Produzenten wählen, dem du vertrauen kannst. Wenn du die Meinung der Person nicht respektieren kannst, dann solltest du lieber ohne externen Produzenten arbeiten.

 

Mir persönlich kommt es um ehrlich zu sein so vor, als wäre ein bisschen was vom Charme der früheren Aufnahmen mit der Überarbeitung verloren gegangen. Wie sieht es mit den anderen Leuten aus, die das letzte Demo UND die fertige Platte kennen?

 

Einige mögen die älteren, einige die neueren Versionen. Wir hatten beide Reaktionen zu etwa gleichen Teilen und alle haben damit auch irgendwie recht. Es ist immer schwierig sich auf etwas einzulassen, wenn du dich bereits in anderer Art und Weise daran gewöhnt hast. Insgesamt ist das Feedback aber sehr positiv ausgefallen und zum Glück können sich die Fans der ersten Aufnahmen ja immer noch eben diese anhören, falls sie mit den neuen einfach nicht warm werden wollen, hehe.

 

Euer Album verarbeitet verschiedene Stilrichtungen und Stimmungen. Es gibt ein paar hart rockende Nummern, aber auch sehr melancholische Stücke. Würdest du sagen, dass Rockmusik aus Finnland in gewisser Weise automatisch irgendwie in eine melancholische Richtung abdriftet?

 

Das ist eine sehr interessante Frage! Irgendwie sieht es so aus, als hätten wir verdammt wenige Sommer-Sonne-Heiterkeit- und Party-Bands hier oben. Vermutlich wird es etwas mit der Mentalität der Leute zu tun haben, so wie es viele denken. Wir haben einfach eine sehr melancholische und dramatische Ader in uns und wir tendieren offensichtlich dazu, sie in Musik oder anderen Kunstformen zu kanalisieren, anstatt sie öffentlich zu zeigen. Aber wenn du uns gegenüber stehst und uns kennst, dann sind wir bisweilen sehr fröhliche und gut gelaunte Typen, haha!

 

Euer Heimatland ist bekannt für seine großen und erfolgreichen Gothic- und Hardrock Formationen. Was ist deiner Meinung nach der größte Unterschied zwischen euch und den meisten anderen finnischen Bands? Und was habt ihr offensichtlich gemeinsam?

 

Also eine Gemeinsamkeit sind sicher die rockigen Riffs in Kombination mit prägnanten Melodien. Aber ich denke, dass sich die Zusammensetzung unseres Klangbildes gut dazu eignet, um uns von vielen Bands abzuheben. Wir haben uns noch nie gescheut Elemente aus Metal, Pop, elektronischer Musik, Prog und sogar Blues miteinander zu kombinieren. Einige dieser Einflüsse sind sicher nur sehr subtil und schwer heraus zu hören, aber für mich macht dieser „zuvorkommende kreative Wirrwarr“ wie ich es nenne das Spezielle aus, was uns aus der Masse hervorheben kann. Generell ist es uns wichtig beim Songwriting nicht um jeden Preis den einfachsten Weg zu nehmen.

 

 

 

 

 

Bei meiner Suche nach Fakten und Anekdoten rund um eure Band bin ich immer wieder über eine witzige Geschichte gestolpert. Und zwar habt ihr wohl ein Mädel namens Saila an irgendeiner Bushaltestelle kennen gelernt, die ihr spontan dazu eingeladen habt die Backing Vocals für „Sentinels“ einzusingen. Ist das wahr? Und wie konntet ihr überhaupt so schnell herausfinden, dass sie auch Talent hat?

 

Aus dieser Nummer ist in der Tat schon eine wenn auch kleine Legende um unsere Band geworden, aber ich schwöre dir, dass die Geschichte wahr und genau so passiert ist! Sami erzählte mir eines Tages, dass er nachts auf ein paar Bier unterwegs war und dabei quasi unweigerlich in eine Sängerin namens Saila gerannt ist. Nach einem kurzen Plausch über Musik hat Sami sie an Ort und Stelle für unser Album rekrutiert. Ich habe das ohne Umschweife abgesegnet und war mir sicher, dass sie wirklich gut sein muss. Später habe ich mich aber ehrlich gesagt auch gefragt, ob er wirklich wusste dass sie singen kann oder ob er sie nur gefragt hat, weil sie ein heißer Feger ist, haha!

 

Schon bald startet eure erste Headlinertour durch Europa. Wie fallen eure Erwartungen aus und womit dürfen die Fans rechnen?

 

Wir sind schon total aufgeregt! Das Hafengeburtstagfestival in Hamburg wird sicherlich schon aufgrund seiner schieren Größe eine tolle Erfahrung für uns werden. Außerdem ist es toll, dass wir in Hannover mit Crematory spielen dürfen. Das größte Ding für uns dürfte aber wohl das Wave-Gotik-Treffen werden, weil wir dort hoffentlich genau das richtige Publikum für unsere Musik vorfinden werden und sogar auf der Hauptbühne spielen werden. Wir sind bei jedem Konzert bis in die Haarspitzen motiviert und geben alles was wir haben! Das wird ein riesiger Spaß für uns und hoffentlich auch für euch da draußen...!

 

Eure Konzerte werden von der deutschen Agentur Wings of Destiny gebucht, was man von einer finnischen Band nicht zwangsläufig erwartet. Warum waren die Jungs erste Wahl für euch?

 

Ganz einfach weil sie eine große, seriöse und zuverlässige Firma sind, die sich ein großes Ansehen für ihre Arbeit mit deutschen, aber auch internationalen Künstlern erarbeitet hat. Bisher lief unsere Kooperation sehr gut und wir hoffen dass es noch für eine lange Zeit so weiter gehen wird.

 

Wie ist eigentlich generell das Feedback für euer erstes Album ausgefallen? Ich weiß, dass es in Finnland sehr gut für euch läuft und dass auch die Single „Away from the Sun“ ziemlich eingeschlagen ist. Aber wie sieht es bisher im Ausland aus?

 

Zum Großteil haben wir sehr gute Kritiken von der Presse und den Fans aus aller Welt bekommen, besonders in Europa. Das hat uns Selbstvertrauen für die Zukunft gegeben. Einige wundern sich sogar, dass wir noch nicht auf ausgedehnter Europatour waren oder es ins Fernsehen geschafft haben. Wir sehen das alles allerdings viel entspannter und machen lieber einen Schritt nach dem anderen. Ich denke schon, dass wir dann mit dem zweiten Album im Rücken zeitig damit beginnen werden auch etwas umfangreicher auf Tour zu gehen. Übrigens werden wir die Platte noch in diesem Sommer einspielen. Im Moment ist das unsere absolute Priorität, wir konzentrieren uns vollständig auf die neuen Songs. Das Album wird ein Killer, das verspreche ich, hehe!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.morianband.com