Interview mit Ville Sorvali von MOONSORROW

 

 

sounds2move: Für den Anfang möchte ich euch zum neuen Album gratulieren, ich bin mir sicher eure Fans werden auch "V: Hävitetty" abgöttisch lieben. Dies bringt mich auch zu meiner ersten Frage: Überrascht es dich eigentlich, dass ihr von Moonsorrow auch außerhalb Finnlands solch eine starke Fanbasis habt und das, obwohl die meisten nicht finnischen Fans eure Texte gar nicht verstehen?

 

Ville Sorvali: Definitiv! Ich bin schon seit unserem ersten Album regelrecht von den positiven Resonanzen überwältigt, wobei ich ehrlich gesagt auch von den Reaktionen aus Finnland selber absolut begeistert bin. Es scheint mir so als ob zunehmend mehr und mehr Leute gefallen an unserer Musik finden und das, da tatsächlich eine starke Fanbasis vorhanden ist, die über die Grenzen von Finnland hinausreicht. Aus meiner Sicht mag das vielleicht auch daran liegen, dass unsere Musik eine Art universelles Verständnis beinhaltet und wird darum nicht zwingend nur jene Hörer ansprechen, die unsere Texte und deren Inhalt auch verstehen. Ich denke, wir haben diese Akzeptanz gegenüber nicht englischsprachigen Texten den norwegischen Black Metal Bands zu verdanken, die damals Songs in ihrer Heimatsprache verfasst haben. Seitdem akzeptieren die Hörer solche Entscheidungen auch, ohne sie irgendwie großartig zu hinterfragen.

 

Ihr habt also auch noch nie darüber nachgedacht, dass ihr eure Songtexte in Englisch verfassen könntet?

 

Die finnische Sprache ist ein essenzieller Teil des Konzeptes hinter Moonsorrow und wir haben keine Pläne dies zu ändern. Es gibt von uns zwar zwei Demos, die englische Songtexte besitzen, aber das war bevor ich damit angefangen habe, die Texte für uns zu schreiben.

 

Es kommt immer häufiger vor, dass andere Bands und Musiker euch als Vorbild und als musikalische Inspiration nennen. Wie stehst du dem gegenüber, ist das für dich ein Kompliment oder lässt dich so was eher kalt?

 

Ich persönlich wurde bzw. werde immer noch von vielen anderen Bands beeinflusst. Müsste ich nun eine Liste aller Bands machen, dann würde diese auch nicht gerade kurz ausfallen. Und scheinbar haben wir von Moonsorrow nun einen Punkt erreicht, an dem andere Bands von uns genauso beeinflusst werden wie wir in unseren Anfangstagen von anderen aus heutiger Sicht älteren Bands beeinflusst wurden. Man könnte sagen, dass sich dadurch der Kreis schließt. Dabei ist es für mich selbstverständliche eine Ehre, wenn eine andere Band Moonsorrow als ihr Vorbild benennt und ich hoffe, dass diese Bands durch unsere Musik ihren Weg zu ihrer eigenen musikalischen Identität finden. 

 

Kommen wir nun auf euer neues Album "V: Hävitetty" zu sprechen. War es von Anfang an euer Ziel ein Album mit nur zwei Songs zu machen, oder wie kam es dazu?

 

Ich übertreibe wohl nicht wenn ich sage, dass jeder mir diese Frage stellt, haha. Es war aber nicht von Anfang an geplant ein Album mit nur zwei Songs zu machen, vielmehr wollten wir ein Album mit kürzeren und livetauglicheren Songs machen. Nachdem wir jedoch ca. 10 Minuten an Musik geschrieben haben war uns klar, dass das neue Album in diese Richtung gehen würde. Alle unsere Songs haben schon immer einen thematischen Rahmen besessen, wobei diesmal die Idee darin bestand uns selber über unsere eigenen Grenzen hinaus zu steigern, denn wir fordern uns immer selber hinaus und diesmal bestand die Herausforderung darin, zwei überlange Songs zu erschaffen.

 

Euer letztes Album “Verisäkeet” wurde 2005 veröffentlicht. Habt ihr in den vergangenen zwei Jahre konstant an den neuen Songs gearbeitet oder wann habt ihr damit angefangen?

 

Nach der Fertigstellung von “Verisäkeet” haben wir uns eine Auszeit vom Songwritng gegönnt, so wie wir das immer tun. Wir spielten hier und da ein paar Shows und nach und nach haben wir uns auch Gedanken über neue Songs gemacht, was so im Jahreswechsel zwischen 2005 und 2006 gewesen sein muss. Es wurden ein paar Ideen ausgetauscht und schließlich zog sich Henri in sein Heimstudio zurück, um dort die neuen Tracks zu vervollständigen. Alles in allem hat es wohl ungefähr ein halbes Jahr voller harter Arbeit und mentalen Zusammenbrüchen in Anspruch genommen, bis wir bereit für die Studioaufnahmen waren. Die Aufnahme und der Mix des Albums haben dann noch fünf Wochen im Sommer beansprucht.

 

Beide Songs auf “V: Hävitetty” sind nicht nur viel progressiver, sondern auch um einiges düsterer als eure früheren Arbeiten. Was hat euch zu den neuen Songs inspiriert?

 

Wir lassen uns nicht großartig vom so genannten modernen Metal beeinflussen. Vielmehr sind es die progressiven Epen der 70er, klassische Musik und der eher ernsthafte Metal der 90er, aus denen wir unsere Inspiration ziehen. Daher stammt auch der düstere Grundton des Albums.

 

Und was für eine Geschichte erzählen die beiden Songs?

 

Die Story ist kurz: Es geht um das Ende der Welt oder besser gesagt um das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Der erste Song besitzt hierbei eine eher persönliche Herangehensweise, behandelt er doch die Suche nach dem Sinn des Lebens. Der zweite Song wirft einen Blick auf die verwüstete Welt und beleuchtet die Ereignisse, die zum Ende der Welt führen könnten.

 

Wobei der erste Song in zwei Titel - “Jäästä Syntynyt“ und „Varjojen Virta” - aufgeteilt ist. Kannst du erklären wieso ihr das gemacht habt bzw. wieso ihr nicht “Jäästä Syntynyt” und “Varjojen Virta” je auf einen Track verteilt habt?

 

Sowohl “Jäästä Syntynyt” wie auch “Varjojen Virta” bilden einen Track, weil das musikalische Thema in beiden Songs dasselbe ist und fließend ineinander überläuft. Einzig in lyrischer Hinsicht sind die beiden Songs zweigeteilt, “Jäästä Syntynyt” ist die Erschaffung und die Einführung in die Story, während “Varjojen Virta” das Ende der Geschichte darstellt.

 

Nun frage ich mich, wo “Jäästä Syntynyt” endet und “Varjojen Virta” beginnt?

 

“Varjojen Virta” beginnt nach der Chorahlen Passage, da wo es eine kleine Pause zum nächsten Gitarrenpart gibt. Witzigerweise wechselt auf manchen CD-Player an dieser Stelle die Tracknummer von 1 auf 2.

 

Wenn ihr an so langen Songs wie den auf “V: Hävitetty” arbeitet, wann kommt der Punkt an dem ihr wisst, dass die Songs so wie sie sind perfekt sind?

 

Das ist etwas, worauf wir keinen Einfluss haben. Die Songs sagen uns, wenn sie perfekt sind, haha. Sorry, ich kann es beim besten Willen nicht besser erklären.

 

Nach nunmehr fünf Alben und so vielen großartigen Songs, kannst du uns einen Song nennen auf den du besonders stolz bist?

 

Wir von der Band sind auf alle unsere Kreationen stolz, sogar auf einen Song wie "Pakanajuhla", haha. Auf meiner persönlichen Favoritenliste stehen aber die Songs "Jotunheim" vom "Verisäkeet" Album und “Varjojen Virta” von unserem aktuellen Album. Weil ich schon immer eine Vorliebe für diese Art von träumerischer und sich langsam entwickelnder Musik hegte, und es fühlt sich einfach großartig ein Teil dieser Musik zu sein.

 

Nun da ihr die Herausforderung, ein Album mit zwei überlangen Songs zu kreieren, gemeistert habt, was kann man als nächstes von euch erwarten? Werdet ihr ein „normales“ Album mit mehr als zwei Songs machen oder wird es gar ein Album mit nur einem Song von euch geben?

 

Wenn wir je ein Album mit nur einem Song machen werden, dann wird das auch gleichzeitig unser letztes Album sein. Lasst uns daher also alle hoffen, dass dies nicht unser nächstes Album sein wird, haha. Ich habe jedoch keine Ahnung was man als nächstes von uns erwarten kann, außer das wir den Hörer wie auch uns selber damit überraschen werden. Vielleicht wird es von uns sogar ein Grindcore Album mit mehr als 30 Tracks geben, haha.

 

Bestehen Pläne für eine Tour durch Europa und wenn ja, dann werden wohl nicht beide Songs von “V: Hävitetty” ein Teil der Set-Liste sein?

 

Wir werden zusammen mit Swallow the Sun im Frühling auf Europatournee gehen, dabei 16 bis 20 Daten in Zentraleuropa spielen. Bei den vergangenen Gigs haben wir eine leicht abgeänderte Version von "Tuleen Ajettu Maa" gespielt, was wir so wohl auch auf der Tournee handhaben werden. Das komplette neue Album werden wir aber nicht Live spielen, da das sowohl für das Publikum wie auch für uns zu viel wäre, haha.

 

Werdet ihr das bei den bevorstehenden Festivalsauftritten genauso handhaben oder wie entscheidet ihr, welche Songs ihr bei einem Festivalauftritt spielen werdet?

 

Bei den Festivals werden wir wohl kein neues Material spielen, da die uns zur Verfügung stehende Auftrittszeit dafür zu kurz ist. Wir werden eine Auswahl an alten Stücken spielen, wobei wir jeweils eine halbe Stunde zuvor entscheiden welche Songs wir spielen werden. Es wird also bei keinem Festival das gleiche Set zu hören sein!

 

Vor kurzem habt ihr in Finnland einen Gig mit Insomnium gespielt und ihr werdet auch bald ein paar Konzerte mit Kiuas bestreiten. Insomnium haben laut meiner Meinung mit ihrem letzten Werk das beste Melodic Death Album 2006 abgeliefert. Wie siehst du das, was hast du für eine Meinung über diese beiden Bands und ihren letzten Veröffentlichungen?

 

Das Konzert mit Insomnium war großartig, es war für mich persönlich eine Ehre mit diesen Jungs zu spielen. Wobei ich auch der Meinung bin, dass deren letztes Album eines der besten des Jahrganges 2006 war. Ich gab dem Album die volle Punktzahl, als ich es für das Magazin für das ich schreibe besprechen musste, haha. Was Kiuas anbelangt, wir arbeiten schon seit ein paar Jahren sehr eng mit ihnen zusammen und sie sind ebenfalls eine großartige Band, deren letztes Album findet auch ab und zu noch seinen Weg in meine Stereoanlage.

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Link: www.moonsorrow.com

Kommentare: "V: Hävitetty" von MOONSORROW

Mit ihrem fünften Studioalbum untermauern Moonsorrow ihren Ausnahmestatus im Bereich Viking/Pagan  Metal. Gerade einmal zwei Songs auf einer Gesamtlänge von einer knappen Stunde bieten die fünf Finnen dem Hörer und dürften so manch einen Fast-Food-Party-Wikinger etwas überfordert zurücklassen. „V:Hävitetty“ präsentiert Musik, auf die man sich einlassen muss, die sich erst nach mehrmaligem Hören in all ihren Facetten erschließt. Jede Menge Hintergrundgeräusche gilt es zu entdecken, und den musikalischen Pfaden des Fünfers von ruhigen Akustik-Parts über folkige Passagen bis hin zu wütenden Black Metal Ausbrüchen zu folgen. Ihre großen Vorbilder Bathory haben Moonsorrow in Sachen Epik längst übertroffen! Moonsorrow – mit diesem Bandnamen verbinde ich mehr und mehr eine mächtige Bastion paganer Tonkunst. „Viides Luku – Hävitetty“, das neue, aus 2 Songs bestehende Meisterwerk ertönt mächtig und druckvoll aus den Boxen, monumental epische Klänge erzeugen Gänsehautatmosphäre, gelegentliche Blastbeateinsprengsel kunden von Zorn und Wut, atmosphärische, teilweise sogar akustische Zwischenspiele bilden einen kreativen Gegenpart und gönnen dem Hörer eine  wohlverdiente Verschnaufpause. Trotz der epischen Länge der Songs ertönt „Viides Luku – Hävitetty wie ein mächtiges Gesamtkunstwerk aus den Boxen, ohne zerfahren oder zerfleddert zu wirken. Im Gegenteil. Das neue Moonsorrow Werk ist ein einziger Superlativ, ein mächtiges Epos und vor allem ein Album, welches die Aufmerksamkeit des Hörers fordert. Wer bereit ist, dem Album die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken, wird mit dem stärksten Moonsorrow Album und generell einem der stärksten Alben der letzten Zeit belohnt. Episch, atmosphärisch, bombastisch – Moonsorrow.