Interview mit Brian Stoudt von MNEMONIC

 

 

Zu allererst: Erklärt den Unwissenden doch bitte, was der Name MNEMONIC überhaupt bedeutet.

 

Mnemonic (ne-mon-ik) ist eine Technik, die verwendet werden kann, um das Gedächtnis zu stützen. Der Name Mnemonic steht für uns für ein paar Dinge. Ich habe ein echtes Problem, wenn es ums Gedächtnis geht. Ich bin die Art von Mensch, die sich nicht daran erinnern kann, was ich zum Frühstück hatte, aber ich kann mir mühelos Musik und Texte merken. Musik bringt das einfach so zustande. Wenn die Schule damals auf Musik ausgerichtet gewesen wäre, wäre ich ein glatter Einser-Schhüler gewesen. – Das war ein Hauptgrund für die Wahl des Namens. Der andere war, dass wir Musik schreiben wollten, die so eingängig ist, dass sie dir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht ohne dass du dich groß daran erinnern musst.

 

Wenn euch jemand fragen würde: "MNEMONIC? Nie gehört. Was machen die denn so?", wie würdet ihr euren musikalischen Stil dann beschreiben?

 

Ich würde uns als Hard-Rock-Trio beschreiben, das aber alles andere als nach einem Trio klingt. Wir haben immer hart daran gearbeitet wirklich alles aus uns heraus zu holen, wofür es normalerweise einer vier- oder fünfköpfigen Band bedarf. Wir sind Hard-Rock-Band mit Melodie. Das war schon immer die Art von Musik, die ich mag und auch die Art von Musik, die ich selbst machen wollte. Die Kritiker sagen oft, dass wir als Band einen sehr alten Hard-Rock-Klang verfolgen und dass wir damit nichts Neues und Innovatives schaffen. Meiner Meinung nach war Musik aber lange Zeit nicht ehrlich und roh genug, wir hoffen, dass wir dieses Element zurück in Mainstream-Hard-Rock bringen können.

 

Habt ihr mit eurem neuen Album alle gesteckten Ziele erreichen können? Oder gibt es im Nachhinein Dinge, mit denen ihr unzufrieden seid?

 

Ich denke, wir sind jetzt genau an dem Punkt, an dem wir mit dem Album sein wollten. Natürlich wollen wir da raus und mit Unterstützung des Albums touren. Wir wollen so viel Lärm machen wie wir können, damit die Menschen überall, wo wir auf Tour Station machen, wissen wer wir sind. Bis zu diesem Punkt sind wir sehr zufrieden mit der Unterstützung und den Reaktionen, die wir erhalten. Es ist sehr spannend.

 

 

Wie gestalteten sich die Aufnahmen und vor allem der Schreibprozess zum neuen Album „Pandora“? Gerade ein komplexer Song wie „Palindrome“, dessen Melodie vorwärts wie rückwärts dieselben Töne benutzt, ist wohl nicht eben in fünf Minuten geschrieben...

        

Das Lustige an der Sache ist, dass „Palindrome“ wohl der am einfachsten zu schreibende Song auf dem Album war. Es ist eine ziemlich erstaunliche Dynamik zwischen Chris und mir: Ich hatte ihn gebeten Musik für ein Lied, das nur aus Klavier besteht, zu schreiben. Womit er dann kam, war genau das, was ich schon in meinem Kopf hören konnte. Als die Musik fertig war, setzte ich mich mit ihm hin und schrieb den Text in ungefähr 10-15 Minuten. Keine Lüge. Es war eben einer dieser Momente, wo alles perfekt zusammen passte.

Wir haben uns sonst wirklich viel Zeit beim Schreibprozess für dieses Album gelassen, um es genau so klingen zu lassen, wie wir es wollten. Wir wollten ein musikalisch vielfältiges Album, mit dem Menschen auf vielen verschiedenen Ebenen etwas verbinden können. Ich denke, dass wir genau das was wir wollten erreicht haben und wir sind gespannt darauf, das nächste Album mit genau diesem Feuer und dieser Intensität zu schreiben.

 

Wenn man in tiefer die Welt von MNEMONIC eintaucht, tut sich vor einem ein ganz schönes Monster an Konzept auf. Woher kommt dieses Interesse an griechischer Mythologie und vor allen den Musen?

 

Die Idee mit den Musen kam durch unser Label zu uns. Eine großartige Sache bei unserer neuen Familie bei Tiefdruck ist, dass wir alle daran glauben, dass es immer einen Grund oder eine Erklärung hinter dem gibt, was wir tun. Die Musen waren aber nur eine Erweiterung des Albums und eine kreative Art und Weise den Release zu promoten. Ich habe griechische Mythologie immer für ihre Kreativität geschätzt. Bei der Namensgebung des Albums haben wir es wirklich in Zusammenhang mit der Geschichte von Pandora gesetzt, denn wir wollten, dass dieses Album quasi ein „Trojanisches Pferd“ für die Menschen, die den Erfolg der Band bezweifelten, wird. Wir haben wirklich schwer daran gearbeitet, um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir haben Blut, Schweiß und Tränen vergossen, um dieses Album zu machen und es gab eine Menge Leute vor Ort, die nicht an die Band glaubten. Als wir dieses Album rausbrachten, hatten wir die Hoffnung, dass es etwas ist, das die Menschen so nicht erwartet haben, und das ist nun auch genau die Reaktion die wir bekommen. Wir waren auch an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht wussten, wie viel länger wir kämpfen können, um die Band erfolgreich zu machen. Wir haben dieses Album inspiriert von vielen dunklen Dingen, die in unserem persönlichen Leben passiert sind, geschrieben. Am Ende des Tages, als wir beschlossen hatten weiter zu machen, war die einzige Sache, die wir noch hatten, die Hoffnung, dass die Menschen die Musik auf die Art und Weise, wie wir es tun, wertschätzen würden.

 

Auf  eurer Internetseite www.findpandora.com beschäftigt ihr euch noch intensiver mit dieser Musen-Idee – was ist da noch zu erwarten? Am Ende vielleicht sogar ein ganzes Album nur zu diesem Thema?

 

Ich weiß nicht, ob wir das Thema der griechischen Mythologie noch viel weiter als bei diesem Album spinnen werden. Ich denke, dass es definitiv seinen Zweck erfüllt hat und sehr passend für die Situation der Band war, als das Album erschien. Ich bin kein Fan davon immer absichtlich tief und sinnvoll zu klingen, weil das schnell als over the top und arrogant wahrgenommen werden kann. Das ist nicht, worum es in dieser Band geht. Es geht darum sehr ehrlich und echt zu sein und gleichzeitig auch kreativ genug, um Dinge interessant zu halten. Ich würde gerne die Arbeit mit dem Thema des Videos, das wir für „Palindrome“ machen werden, weiterführen, aber das hängt derzeit immer noch in der Luft. Wir müssen einfach abwarten und sehen, wohin es von hier aus geht.

 

 

In der griechischen Mythologie wird Pandora traditionell als "Allbegabte" übersetzt – seht ihr da einen Zusammenhang zur Band?

 

Auch das ist ein weiterer Teil der "Pandora"-Geschichte, den sich die Band angeeignet hat. Ich denke, dass die Band in gewissem Sinne Pandora ist. Nicht in dem Sinne, dass wir denken, dass wir alle unglaublich talentierte Musiker sind, sondern in dem Sinne, dass wir wissen, dass keiner von uns in der Lage gewesen wäre, das alles allein zu machen. Als Individuen sind wir nicht annähernd so stark wie wir es als Gruppe sind und diese Dynamik ist es, die uns zu einer so engen Familiebande macht. Wir sind alle in verschiedenen Staaten aufgewachsen und fanden und am Ende irgendwie in Reno, NV. Es ist erstaunlich, dass wir manchmal Dinge kreieren können, die der andere schon gedacht oder in seinem Kopf gehört hat. So stelle ich mir das Leben als Zwilling vor.

 

Brian, ich habe gehört, dass dein Großvater, der an Alzheimer erkrankt war, ein großer Mentor für dich war. Inwiefern hat er dich und deine Musik beeinflusst?

 

Er beeinflusste jeden Aspekt meines Lebens seitdem ich ein kleiner Junge war. Er war immer die Vaterfigur in meinem Leben und er lehrte mich ein Mann zu sein. Ich lernte eine Menge Dingen aus seinem Leben und seiner Persönlichkeit. Er lehrte mich auch, was es heißt, eine starke Person zu sein. Er hatte wirklich einen enormen Einfluss auf dieses Album. Dieses Album ist wahrscheinlich das Einzige, das mir beim Umgang mit seiner gesundheitlichen Verschlechterung geholfen hat und mich auch durch seinem unausweichlichen Tod im Februar 2008 gebracht hat. Es war ein Verlust, auf den ich mich nie hätte vorbereiten können. Es war wirklich erstaunlich für mich, als das Label dann den 15. August als Release-Date des Albums ausgesucht hat, denn das war sein Geburtstag. Ich bekam Gänsehaut. Ich weiß, dass er wirklich stolz wäre.

Ich habe immer wieder Musik gehört, um mit schwierigen Situationen klar zu kommen. Das ist in erster Linie auch, was mich dazu gebracht hat, Gitarre zu spielen. Ich wollte für jemand anders immer das tun, was Nirvana für mich getan hatte. Es bot mir ein Ventil, das weder negativ noch schädlich für mich war. Es war die perfekte Möglichkeit für den Umgang mit den schwierigen Dingen, durch die ich ging als ich jünger war.

 

Als Band versucht ihr Geld für die „Alzheimer's Association“ zu sammeln und ruft auch eure Fans zur Hilfe auf. Wie genau sieht euer Engagement da aus?

 

Um das Charityprojekt zu unterstützen haben wir lokale, jährliche Benefiz-Shows organisiert. Es ist schon immer ein Traum von mir gewesen den Erfolg und die Popularität der Band nutzen zu können, um das Bewusstsein und die Unterstützung für diese Sache wachzurufen. Es ist toll zu wissen, dass Tiefdruck (An. d. Red.: Das Label der Band) 100% hinter uns steht, ganz egal was wir tun wollen. Hoffentlich können wir während wir durch all das gehen etwas zurück geben und Sensibilisierung und Unterstützung für eine Sache erreichen, die der Band sehr lieb und teuer ist.

 

Katrin Reichwein – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.findpandora.com