Interview mit Matthias "Gonzo" Röhr alias MATT ROEHR

 

 

Es kommt mir so vor, als hättest du mit „Out of the Great Depression“ dein musikalisches Profil im Vergleich zu dessen Vorgänger deutlich geschärft. Das Album klingt meiner Meinung nach in sich einfach stimmiger und irgendwie konsequenter als dein Debüt. Würdest du dieser Einschätzung zustimmen?

 

Ja. Ich habe mich beim Songwriting und als Produzent natürlich weiterentwickelt, bin aber auch ein Stück kompromissloser geworden. Ich möchte die Alben schreiben und aufnehmen, die ich selbst gern höre.

 

Was hat sich seit deinem ersten Soloalbum verändert oder entwickelt, dass du dich dazu entschlossen hast, diesmal auch selbst den Gesang zu übernehmen? Auf „Bara“ hast du diesen Job noch komplett abgegeben.

 

Ich habe in der Gitarrenarbeit „abgespeckt“. Waren auf dem ersten Album noch sehr viele Gitarrenspuren, so sind es dieses Mal maximal zwei, von denen eine dann auch noch eine akustische Gitarre ist. Hin und wieder fliegt mal eine 12 String rein, aber nur um Akzente zu setzen. Außerdem habe ich die Solo Gitarren so unverzerrt wie möglich aufgenommen.

Zum Gesang: Ich habe ja schon immer auf den Demoaufnahmen für meine Musiker gesungen. Charlie hat mir schon beim ersten Album geraten, den Gesang selbst zu übernehmen, weil ihm die Demos so gut gefallen haben. Es war schließlich nur ein logischer Schritt, auch den Gesang zu übernehmen.

 

Jetzt wo du nicht mehr nur Gitarrist, sondern auch Sänger bist: Hast du inzwischen mehr Respekt für andere Sänger oder denkst du dir eher „Ich weiß gar nicht was ihr habt – is’ doch ganz einfach!“, hehe.

 

Es ist einfach, aber ich habe schon immer großen Respekt vor der Kombination Gitarrist/Sänger gehabt. Andererseits habe ich jetzt die Möglichkeit, mich noch stärker auszudrücken und meinen Songs einen noch persönlicheren Stempel zu verpassen. Also 100% Matt Roehr.

 

Wie wird sich deine Übernahme des Gesangs auf zukünftige Live-Shows auswirken: Trittst du zukünftig auch live selbst ans Mikrofon oder wirst du dich weiterhin auf die Gitarre konzentrieren und zum Beispiel Charly Huhn den Gesang übernehmen lassen?

 

Nein, ich singe selbst. Ich werde der Band noch einen Musiker hinzufügen, einen Gitarristen für Rhythmus und Pedal Steel Gitarre.

 

Stammen die Texte eigentlich komplett aus deiner Feder oder hast du dir hierfür Hilfe ins Boot geholt?

 

Die Texte sind alle von mir. Ich stehe drauf Texte zu schreiben, besonders auf Englisch, weil ich täglich in dieser Sprache kommuniziere, neben Spanisch und Deutsch natürlich. Ich liebe es, da die Grenzen auszuloten.

 

Einen deutschsprachigen Text sucht man auf deinen beiden bisherigen Alben vergebens. Käme es für dich überhaupt grundsätzlich in Frage, auf Deutsch zu singen? Oder willst du die Texte bewusst universal und international halten – dich vielleicht auch bewusst von deiner (bis auf sehr wenige Ausnahmen) rein deutschsprachigen Onkelz-Vergangenheit abgrenzen?

 

Da ich ja im Ausland arbeite und lebe ist es sehr wichtig für mich, dass mich alle mit denen ich arbeite verstehen. Englisch ist da wirklich einen universelle Möglichkeit mich auszudrücken, so dass auch meine Musiker mich verstehen. In Deutschland ist das ja sowieso kein Problem, da dort schon immer internationale Musik gehört wird und so gut wie jeder wenigstens etwas Englisch spricht.

 

Auffällig ist, dass „Out of the great Depression“ wieder ziemlich anders klingt als der Vorgänger. Man könnte meinen, dass du als Solokünstler im positiven Sinne absolut unberechenbar sein möchtest. Glaubst du, dass sich dein Sound früher oder später finden wird, oder siehst du die Alben eher als eine Art konstanten musikalischen Streifzug durch alle möglichen Stilrichtungen?

 

Also so anders ist das Album gar nicht, wenn man den anderen Sänger außer acht lässt. Aber du hast schon recht, ich möchte ein Stück unberechenbar sein. Ich liebe es, verschiedene Einflüsse zu verarbeiten. Das ist doch auch für den Hörer eine tolle Sache, wenn nicht jedes Album gleich klingt!

 

Der Vibe von „Out of the great Depression“ ist unbestritten ein sehr positiver. Hast du  - wie der Name schon andeutet – also versucht, eine Art Soundtrack für den Weg aus der großen (Wirtschafts-)Krise zu schreiben?

 

Eher einen Soundtrack, um durchzuhalten. Im Moment ist jeder so unsicher, niemand weiß was die Zukunft bringt, verliere ich meinen Job, geht es uns allen schlechter? Ich finde es gut, wenn man dann ein Album zur Hand hat, das einen aufheitert und dazu verleitet, von besseren Zeiten und einer positiven Zukunft zu träumen, anstatt sich voll laufen zu lassen oder sich beim Fußball zu prügeln.

 

Das abschließende Instrumental auf „Out of the great Depression“ trägt den Titel „TGIF“. Kannst du ein wenig Licht ins Dunkel bringen und uns verraten, was es mit dem Titel auf sich hat bzw. was er bedeutet?

 

Das ist eigentlich ein Joke, jeder in den USA weiß, das bedeutet: Thank god it´s friday!

 

Vielleicht kannst du uns abschließend noch kurz an deinen gegenwärtigen Hörgewohnheiten teilhaben lassen und die Einflüsse deiner Musik etwas näher beleuchten. Welche Alben laufen bei dir privat gegenwärtig am häufigsten, welche würdest du einem aufgeschlossenen Hörer empfehlen?

 

Naja, jeder weiß, dass ich ein Bluesfan bin. Dementsprechend läuft diese Musik bei mir zu Hause am meisten. Ich mag Albert King, Fleetwood Mac mit Peter Green oder auch Jeff Beck und Eric Clapton. Keine Ahnung, ob das jemanden interessiert...

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 


Link: www.gonzomusic.de