Interview mit Jürgen Breforth von MAD MAX

 

 

Euer 2006er Album habt ihr mit „Night of White Rock“, die darauf folgende EP mit „In White“ und euer aktuelles Werk mit „White Sands“ betitelt. Ihr habt nun sozusagen eine „White“ Trilogie am Start, wobei dieser Eindruck dadurch verstärkt wird, dass die Cover aller drei Alben die ähnlichen Motive beinhalten. War diese Art von Trilogie von Anfang an geplant und ist sie nun abgeschlossen oder bestehen schon Pläne für ein viertes „White“ Album?

 

Jürgen: “White” in den Albumtiteln steht natürlich für die christliche Textausrichtung, genauso wie das MAD MAX Kreuz–Logo. Beim ersten Album „NOWR“ wollten wir deutlich machen, dass sich bei MAD MAX einiges geändert hat. Wir sind zwar wieder im original Line-Up zusammen, aber wir wollten nicht unseren alten Sound kopieren, sondern etwas Neues machen. Die, wie du so schön formuliert hast, „White-Trilogie“, wird auf jeden Fall fortgesetzt. Textlich haben wir uns aber schon auf dem neuen Album „White Sands“ auch aktuellen Themen zugewandt wie z. B. Kindesmissbrauch beim Song „Little Princess“ oder Krieg und Gewalt in „War“. MAD MAX ist keine reine Worshipband.

 

Auf all allen drei Alben betont ihr mit Nachdruck euren christlichen Glauben, so fand man auf „In White“ z.B. den bekannten Worship-Song „Open the eyes of my heart“, und auch auf „White Sands“ sind christlich motivierte Songs enthalten. Was habt ihr bislang für Reaktionen auf euer christliches Glaubensbekenntnis erhalten, gab es auch negative Erlebnisse von Fans bzw. Hörern, die nicht damit klarkommen oder waren die Reaktionen positiv?

 

Die Reaktionen auf die christliche Ausrichtung von MAD MAX waren sehr positiv – ich hatte eigentlich mit mehr kritischen Äußerungen gerechnet. Besonders im Ausland wurden die neuen Songs sehr gut aufgenommen – mit ein Grund, warum wir schon in ganz Europa sehr viele Shows gespielt haben. Schwerer als mit der textlichen Ausrichtung taten sich die Fans ganz eindeutig mit der acoustic EP „In White“. Den Heavy-Fans war diese EP einfach zu soft – live war der acoustic part immer ein Highlight – besonders in der christlichen Szene hat die EP aber sehr gut funktioniert.

 

Lass uns kurz über die christliche Metalszene sprechen, die sich ja gerne von der „regulären“ Metalszene absondert. Zwar gibt es Bands wie Narnia, die in beiden Szenen gern gesehene Gäste sind, aber viele andere christliche Bands schotten sich regelrecht ab. Wie stehst du zu diesem Verhalten, findest du es verständlich oder doch eher unklug?

 

Da hast Du absolut Recht – diese Abschottung der christlichen Musikszene nervt mich persönlich total – mit MAD MAX waren wir von Anfang an in beiden Szenen aktiv. Besonders supportet wurden wir dabei vom führenden Internet-Portal für christliche Musik www.sound7.de - dort ist man offen für alle Arten von Musik. Das ist aber echt die Ausnahme!

 

Ihr versucht also in jeglicher Hinsicht tolerant zu sein, nach dem Motto: Die Musik ist ja schlussendlich der gemeinsame Nenner. Richtig ?

 

Genau. Wir haben absolut kein Problem damit, wenn die Leute nur die Musik mögen, sich aber mit den Texten nicht weiter beschäftigen. Wir sind keine „Prediger“ und lehnen niemanden ab, nur weil er nicht die gleiche Einstellung hat wie wir.

 

Ein gutes Beispiel für dieses von mir erwähnte Motto ist das schweizerische Elements of Rock Festival. Zwar besteht bei diesem Festival ein christlicher Grundgedanke, aber im Endeffekt geht es hauptsächlich um die Musik und darum, dass man zusammen Spaß hat und die Auftritte der Bands genießt. Ihr wart 2006 auch zu Gast beim Elements of Rock Festival, von daher würde ich auch gerne wissen wie ihr das Festival empfunden habt?

 

Das „Elements of Rock“ Festival war ein ganz wichtiger Event für uns im vergangenen Jahr. Wir sind dort wahnsinnig nett aufgenommen worden und haben die Jungs von NARNIA aus Schweden und Bob Rock aus den USA getroffen, die dort auch gespielt haben. Noch heute bin ich mit vielen, die ich dort kennen gelernt habe, in E-Mail Kontakt. Von Melodic Rock bis Speed Metal ist dort alles vertreten. 

 

In der Promo-Info wird ganz klipp und klar betont, dass auf „White Sands“ kein Keyboard zum Einsatz kam.  Besteht bei euch eine Abneigung gegen ein Keyboard oder wieso dieses klare Anti-Keyboard Statement?

 

„White Sands“ ist ein reines Gitarrenalbum geworden – während des Songwritings hat sich das aber eher zufällig ergeben. Wir hatten einfach das Gefühl, die Songs brauchen keine zusätzlichen Keyboards und sollten eher so klingen wie MAD MAX auch live klingen. Im letzten Jahr hat uns ja oft unser guter Freund Henning Wanner an den Keyboards und Backing Vocals begleitet. Aufgrund seiner Tourverpflichtungen mit JADED HEART und WHITE LION wird er uns in diesem Jahr voraussichtlich eher nicht zur Verfügung stehen. Die aktuellen Shows auf der Europa-Tour mit AXEL RUDI PELL haben wir dann auch schon zu Viert im klassischen MAD MAX line-up gespielt ohne Keyboards.

 

Für das Songwriting habt ihr euch nach Mallorca zurückgezogen und dort schlussendlich 10 Songs zu Papier gebracht. Schreibt es sich in solch einer sonnigen Umgebung leichter an Songs? Wieso habt ihr ausgerechnet Mallorca ausgewählt?

 

Eine gute Freundin von uns wohnt auf Mallorca in den Bergen auf einer kleinen Finca. Dorthin haben Michael und ich uns zurückgezogen, um ganz in Ruhe an den Songs fürs neue Album zu arbeiten. Zu Hause werden wir einfach von zu vielen Dingen abgelenkt und man muss die Arbeiten immer wieder unterbrechen. Ein Hotel kam auch nicht in Betracht, da wir da sicher nach 2 Tagen wegen der zu großen Lautstärke rausgeflogen wären. Auf „White Sands“ gibt es als Bonus ein kleines „Making Of“ in Form einer Slide-Show. Hier sollen unsere Fans mal einen Eindruck bekommen in welcher Umgebung die Songs entstanden sind.

 

Mit dem Song „Little Princess“ behandelt ihr ein Thema, das leider immer wie mehr in den Medien vertreten ist, nämlich Kindesmissbrauch.  Ist es für euch von Bedeutung mit diesem Song ein ganz klares Statement zu dieser Thematik abzugeben? Was hat euch dazu bewegt einem Song zu diesem Thema zu verfassen?

 

„Little Princess“ ist ein Song, der uns sehr wichtig ist. Vom Thema her sicher sehr schwierig und eher ein Thema, was man vielleicht von einer Rockband nicht erwarten würde. Der Text zeigt aber, dass wir uns nicht scheuen auch heiße Eisen anzufassen und über eher unbequeme Themen zu schreiben. Ich bin ehrlich gesagt sehr glücklich, dass dieser Song offensichtlich sehr viele Menschen anspricht.

 

Trotz der ernsten Thematik besitzt „Little Princess“ einen absoluten Ohrwurmcharakter, hat man den Song einmal gehört, bekommt man ihn nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Besteht nicht die Gefahr, dass durch diese Eingängigkeit die Thematik verwässert wird und sich der Hörer dadurch nicht mit dem Inhalt auseinandersetzt?

 

Natürlich sind auf dem Album und auch auf unserer Website alle Texte abgedruckt – wer sich also mit den Texten befassen möchte, hat es da einfach. Klar, der Song hat eine sehr einprägsame Hookline – wenn man das zusammenbringt mit dem doch sehr ernsten Text, ist das eher noch spannender als wenn auch die Musik eher sperrig wäre.

 

Hört man sich in der Metal-Szene oder auch allgemein um, wird man immer wieder auf die sehr radikale Einstellung treffen, dass jemand der ein Kind missbraucht erschossen bzw. hingerichtet werden sollte. Wie steht ihr dazu, gehört solch einer Person das Leben genommen oder würdet ihr sie als krank bezeichnen, was wiederum eine Heilung von dieser „Krankheit“ ermöglichen würde?

 

Also, auch wenn das eher ein politisches Statement ist, die Todesstrafe lehnen wir total ab. Wir haben auch keine „Lösungen“ parat, wie man entsprechende Täter bestrafen könnte/müsste. Wir finden es einfach wichtig, dieses Thema nicht totzuschweigen – jeder sollte auch in seinem persönlichen Umfeld auf Zeichen achten und nicht wegsehen. So könnten sicher sehr viele Fälle (natürlich nicht alle) von Kindesmissbrauch eher entdeckt werden. Zu meinem Verständnis als Christ gehört es in jedem Fall, nicht wegzusehen!

 

Mit „War“ habt ihr nicht nur euren härtesten Song aufgenommen, sondern dieses Stück setzt sich, wie es der Titel schon verdeutlicht, mit dem Thema Krieg auseinander.

Nun besteht bei vielen Menschen so eine Art „Schwarz / Weiß“-Denken, sprich die westliche Welt ist gut und die Islamische Welt ist böse. Wie sieht deine Denkstruktur in dieser Thematik aus?

 

Wir denken nicht in „Scharz/Weiss“ Strukturen. Das Statement von „War“ ist eindeutig: Krieg kennt keine Gewinner – in einem Krieg verlieren letztendlich alle! Man sollte einfach nie aufhören, immer nach anderen Lösungen zu suchen – Gewalt ist immer die schlechteste aller Lösungen. Unserem Verständnis nach hat Gewalt in der Religion absolut nichts zu suchen.

 

Letzte und vielleicht auch ein wenig provokative Frage: Wäre die Welt nicht ein viel friedlicher Ort, wenn es jegliche Form von religiösem Glauben nicht geben würde?

 

Der Glaube an sich ist eine gute Sache und hat nichts mit Gewalt zu tun. Glauben kann sehr viel Gutes bewirken. Problematisch wird es immer dann, wenn eine Religion die andere mit Gewalt verdrängen will – wenn es kein Miteinander sondern nur ein Gegeneinander gibt. Auch zu diesem Thema wird es in Zukunft sicher noch einen MAD MAX Song geben!

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Link: www.madmaxmusic.de