Interview mit Nathan und Matthew Leone von MADINA LAKE

 

 

Ihr Jungs seit schon mit eurem Debüt „From Them, through us, to you“ bei Roadrunner Records, einem der größten Labels für Rock und Metal überhaupt gelandet. Manch andere Band muss jahrelang kämpfen und sich den Arsch abtouren bevor sie die Chance bekommt auf einem so großen Label unterzukommen. Was glaubt ihr warum es bei euch schneller ging, was machte euch so interessant für das Label?

 

Nathan: Naja, wir waren auch zuvor alle schon über sechs Jahre in verschiedenen Bands und haben dabei auch schon den A&R kennen gelernt, der letztlich Madina Lake gesignt hat. Er hatte zuvor schon Interesse an uns, aber die Band war einfach noch nicht in der Konstellation, mit der man hätte durchstarten können. Mit der Vorgängerband The Black Theory hatten wir 32 Show-Cases gespielt um einen Vertrag zu bekommen, aber es hat damals leider noch nicht geklappt.

 

Matthew: Dan (Torelli, Schlagzeuger – MR) und Mateo (Camargo, Gitarre – MR) waren zu der Zeit noch bei Reforma mit denen wir gut befreundet und öfter auf Tour waren. Allerdings waren wir irgendwann ziemlich unzufrieden, weil nichts wirklich voran ging. Als wir dann unsere jeweiligen Bands verlassen hatten, taten wir uns zusammen und gründeten Madina Lake. Da stimmte dann auch endlich die Chemie und alles passte. Der Vertrag kam also nicht einfach so zu Stande, sondern erst nach diesen sechs Jahren. Uns ist also nichts einfach zugeflogen, hehe.

 

„Attics to Eden“ ist jetzt euer zweites Album und ihr habt nach wie vor ein großes Label hinter euch. Bestand nicht vielleicht die Gefahr, dass man sich zu sicher wird und denkt „wenn das Album halbwegs gut wird, dann wird das Label den Rest übernehmen und es ordentlich pushen“? Wie habt ihr verhindert, nachlässig zu werden als ihr am neuen Album gearbeitet habt?
 

N: So richtig bequem kannst du es dir eigentlich nie machen. Einen Plattenvertrag zu unterschreiben ist ja nur der erste von vielleicht 10 oder 20 Schritten, die du machen musst, bevor du wirklich Erfolg hast. Dieses Glück hatten wir bereits, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir vielleicht irgendwann mal hinkommen könnten.

 

M: Es gibt da ja auch immer diese Missverständnisse zwischen der Industrie und den Fans, oder sagen wir diese naive Illusion, dass eine Band mit Plattenvertrag im Schlaraffenland lebt. Auf dieser aktuellen Tour hier (mit Papa Roach, MR) haben wir zum ersten Mal überhaupt einen Gitarrentechniker und einen Tourbus. Zudem hat uns noch keine Tour, die wir bisher spielen durften, Geld eingebracht. Wir sind eigentlich immer nur in einem Van herumgefahren und sind chronisch abgebrannt. Der Himmel ist also noch weit weg, haha.

 

In eurer Heimat, in Australien und im Vereinten Königreich ist „Attics to Eden“ schon ein paar Monate draußen und erst jetzt kommt die Platte auch in Europa auf den Markt. Da muss es für euch doch ein kleines Deja-Vu Erlebnis sein, dass ihr das Album mehrfach promoten müsst und auch praktisch wieder bei Null beginnt in jedem Land.

 

M: Etwas seltsam ist das schon, aber wir haben auch das Glück auf einem internationalen Label zu sein und konnten dadurch auch schon eine gewisse Zeit in Japan und Australien verbringen. Wenn es um den wirtschaftlichen Faktor geht, musst du einfach strategisch denken und planen und dich an gewissen Sachen orientieren wie etwa der Möglichkeit auf eine größere Tour oder die Festivals. In Deutschland ergab sich diese Möglichkeit bisher leider nicht, weshalb die Platte bis jetzt zurück gehalten wurde. Wir müssen mit „Attics to Eden“ sowieso für die nächsten 18-24 Monate leben, daher passiert es ganz natürlich, dass wir auch kontinuierlich die Werbetrommel rühren müssen.

 

Man könnte also sagen, ihr wollt die Welt Stück für Stück und nicht im Sturm erobern.

 

N: Haha, genau so sieht es aus!

 

M: Stürme werden sowieso überschätzt, haha!

 

Wie sieht es für euch aktuell eigentlich in den Ländern aus, in denen das neue Album schon eine Zeit lang erhältlich ist – vor allem in England und bei euch in den USA?

 

N: In den Staaten geht es jetzt endlich auch voran, da haben wir relativ lang gebraucht bis sich ein bisschen etwas bewegt. Wir haben im Sommer die komplette „Warped Tour“ gespielt und die neue Single steht in den Startlöchern. Das war glaube ich bereits unsere insgesamt achte US-Tour und uns ist schon länger klar, dass wir zu den Bands gehören, die sich ihr Publikum nach und nach durch Konzerte erspielen muss anstatt einfach nur mal einen Smash-Hit zu landen woraufhin alles von alleine läuft und wir den Jackpot abräumen. Es geht eben immer nur bruchteilhaft vorwärts, aber wir wollen auch in zehn Jahren noch dabei sein. Für uns ist es völlig ok, dass wir nur langsam die Leiter hinauf klettern. Denn wenn du kometenhaft aufsteigst ist die Chance sehr groß, dass es genauso schnell wieder bergab für dich geht und du von der Bildfläche verschwindest.

 

Und welches Publikum hat euch am schnellsten ins Herz geschlossen, wenn es nicht die Amerikaner waren?

 

M: Das war Großbritannien. Als junge Band ist es ja immer wichtig irgendwie an eine große Tour heran zu kommen und da taten wir uns anfangs zwar noch etwas schwer, aber dann erhielten wir die Gelegenheit mit Paramore zu touren. Wenn du einen Fuß in die Tür bekommen möchtest, dann musst du möglichst viele Leute erreichen. Mit dieser Tour konnten wir bei den Leuten gleich punkten, das gab uns Sicherheit.

 

Kennt ihr das ungeschriebene Gesetz, dass einen das englische Publikum über Nacht zu Stars auf allen Titelseiten machen, und wenn man Pech hat mit dem nächsten Album schon wieder hassen und völlig demontieren kann?

 

N: Natürlich kennen wir das und es stimmt auch. Der Markt und das Publikum können verdammt hart sein für eine Band. Aber wir haben solche Erfahrungen schon gemacht, wenn auch auf mehrere Länder verteilt. Wir kamen von unserer UK-Tour wieder wo wir jeden Abend für 3.000 Leute gespielt haben und in Florida waren dann auf einmal nur noch 50 Leute im Club, haha. Diese wichtigen Erfahrungen haben wir mit dem neuen Album bereits gemacht.

 

Und wie schätzt ihr den Einfluss dieser aktuellen Tour auf euren Status auf dem europäischen Festland ein?

 

N: Wir hoffen natürlich auf das Beste, aber wir wissen auch, dass es unsere erste richtige Tour hier ist. Wir hatten zwar schon ein paar vereinzelte Headlinershows, aber so wirklich weiß ja noch niemand wer wir sind, hehe. Unsere ersten Festivals haben wir letztes Jahr gespielt, somit ist das hier die erste richtig große Chance für uns, in Europa zu zeigen, was wir können.

 

M: Wir wollten schon immer einfach eine Heavy Rock Band sein und uns nicht zu sehr in ein einzelnes Genre schieben lassen. Mit dem ersten Album haben wir das rückblickend nicht so ganz geschafft, da haben uns viele voreilige in die Pop-Punk-Rock Ecke gesteckt. Mit Papa Roach auf Tour zu sein ist daher genau das richtige für uns, das passt einfach perfekt zu Madina Lake. Denn sie passen auch nicht in eine beliebige Schublade, sondern sind einfach eine gute Rockband. Genau das sollen die Leute auch irgendwann von uns sagen.

 

Das von dir erwähnte erste Album stellt den Beginn eines Konzepts bzw. einer Geschichte dar, die sich um die imaginäre Stadt Madina Lake dreht. Insgesamt soll dieses Konzept 3 Alben umspannen. Wisst ihr schon was danach kommen soll? Und wollt ihr grundsätzlich dem Konzeptgedanken treu bleiben?

 

N: Wir wollen danach unsere Freiheit genießen, hehe. Wir kommen bisher zwar super damit zu recht, aber das ganze spielt sich eher im Hintergrund ab und ist sozusagen ein Bonus für die Leute, die wirklich auf uns stehen und die mehr als nur die Songs wollen. Außerdem gibt es Millionen von Bands da draußen und wir wollten einfach so kreativ wie möglich sein und den Fans so viel wie möglich von uns geben.

 

M: Wir hoffen, dass wir uns mit den ersten drei Alben halbwegs etablieren können und wollen danach ohne derartige Zusätze weitermachen. Zumal das Ganze ohnehin keinerlei Einfluss auf die Musik oder die Texte hat. Das läuft viel mehr unterschwellig nebenher und wir lassen diese Geschichte einfach mitlaufen und sich natürlich entwickeln, bis sie mit dem nächsten Album eben abgeschlossen ist.

 

Nathan, ich habe mir sagen lassen, dass du nicht so gern über deine Texte sprichst. Ist die Frage dennoch erlaubt, wie autobiografisch der Text von „Friends & Lovers“ ist?

 

N: Aber nur weil du es bist, haha. Dieser Text ist zu 100% authentisch wie es auch bei meinen anderen Texten der Fall ist. Ich bin davon überzeugt, dass man zwar sehr metaphorisch schreiben kann und darf, aber es gleichzeitig unmöglich ist über Dinge zu schreiben die man nicht selbst erlebt hat oder an die man nicht glaubt. Denn wenn man das dennoch tut, verkauft man sich meiner Meinung nach und ist nicht authentisch. Ich will immer so ehrlich wie möglich sein und versuche dabei aber auch zu thematisieren, was die Kids interessiert und was sie hören wollen, um einen Bezug herstellen zu können.

 

Dann belassen wir es doch dabei und wenden uns einem völlig anderen Thema zu: Nach der Highschool habt ihr beide ein Sportstipendium in Indianapolis ergattert, wo ihr euch als Fußballer mit der Aussicht auf eine Profikarriere versucht habt. Warum hast du dich letztlich für den Sänger und nicht für den Kicker in dir entschieden? Ums Geld kann es dabei ja nicht gegangen sein, hehe.

 

M: Wir wollten nicht so viel Geld, das verdirbt den Charakter, haha!

 

N: Haha! Aber mal ernsthaft: Ich glaube nicht, dass wir das Zeug dazu hatten eine richtig große Profikarriere daraus zu stricken, selbst wenn die Vorzeichen natürlich nicht schlecht waren. Wir sind trotzdem für eine Zeit nach Italien gegangen und haben dort mit einer Mannschaft in der dritten Liga trainiert. Jedoch wurde ich dann krank und musste mich regelmäßig nach dem Training oder nach Spielen übergeben. Spätestens da wurde uns klar, dass wir rein körperlich einfach nicht das Zeug zum Profisportler hatten, womit diese Option sich sozusagen in Wohlgefallen auflöste. Danach stand sofort die Musik für uns im Vordergrund, weshalb es auch keine schwere Entscheidung mehr zu fällen gab.

 

Verfolgt ihr das Fußballgeschehen trotzdem noch? Falls ja: Welches ist euer Lieblingsteam?

 

N: Wir sind auf jeden Fall noch sehr interessiert! Ich schaue mir am liebsten die englische Premier League an. Ein Team zu nennen ist allerdings nicht sehr clever, denn auf der Insel wirst du schnell gehenkt, wenn du auf so eine Frage die falsche Antwort gibst, haha.

 

M: Also ich bin Liverpool-Fan!

 

Dann wirst du also als erstes am Galgen baumeln...

 

M: Haha, hätte ich bloß die Klappe gehalten!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.madinalake.com