Interview mit Remo Schärer von MABON

 

 

sounds2move: Zuerst mal Gratulation zu eurer Debüt-EP. Habe schon lange nicht mehr so was Starkes gehört, wobei mich das auch gleich zu meiner ersten Frage bringt: Seid ihr von der positiven Resonanz, die ihr auf „Eye for an Eye“ erhaltet eigentlich überrascht oder war euch von Anfang an klar, dass ihr ein extrem starkes Werk am Start habt?

 

Remo: Danke für die Blumen! Uns gefällt unsere Musik, wenn andere das ebenso empfinden, freut uns das sehr. Christoph Brandes (Besitzer der Iguana Studios Deutschland, Anm. d. Autors) hat hinter den Reglern ganze Arbeit geleistet und die Scheibe gut produziert.

 

Euer Bandname stammt aus der keltischen Mythologie, doch für alle unsere Leser, die damit nicht so vertraut sind, erkläre doch bitte was der Name bedeutet.

 

Du hast recht. „Mabon“ ist eine Figur aus der keltischen Mythologie. Im Kreis der Legenden um König Artur steht Mabon symbolisch für das begabte Kind, dessen viel versprechende Kräfte erst freigesetzt werden müssen. Demnach wird es in der Sage entführt und erst viele Jahre später mit Hilfe der Tierwelt gefunden und befreit. Ihm zugeordnet sind Harmonie, Musik und Dichtkunst. „Licht im Winter“ spendet Mabon im keltischen Jahreszyklus.

 

Wer von euch ist eigentlich der Experte in Sachen keltischer Mythologie oder anders gefragt, wer hatte die Idee für den Bandnamen?

 

Auch das wiederum ist eine lange Geschichte, aber OK, wenn du fragst...  Einen passenden Namen zu finden, ist ja nicht gerade einfach; die Bedeutung von Mabon hat uns anfänglich angesprochen. Wir brachten diese damals aber mit einem ganz anderen Wort in Verbindung: „Elfstruck“,  was „von Elfen erschlagen“ bedeutet. Nichtsdestotrotz schrieben wir dann eiligst auch einen gleichnamigen Song, an den sich Alteingesessene vielleicht noch erinnern, bis wir dann herausfanden, dass eigentlich der Name „Mabon“ für Musik, Harmonie und Dichtkunst steht und nicht „Elfstruck“...  Den Song spielen wir heute übrigens fast nicht mehr...

 

Mit Monika Hagmann wird der Posten der Rhythmus-Gitarre bei euch von einer Frau besetzt. Wie seid ihr auf sie gekommen?

 

Ganz ordinär über eine Anzeige, die wir geschalten haben. Wir hatten es schon mit verschiedenen 6-Saitern probiert, aber niemand passte so gut wie Monika.

 

Gab es nie irgendwelche Zweifel oder auch Vorurteile, dass Monika dem Posten nicht gerecht werden könnte?

 

Wir hatten uns die „Mann/Frau“ Frage zuvor nie gestellt. Neben den musikalischen Fertigkeiten, suchten wir vor allem nach jemandem, der charakterlich zu uns passt und sich in die Band einfügt. Monika zog von Anfang an am selben Strick und das noch von derselben Seite wie wir! Mabon wurde durch ihren Eintritt komplettiert.

 

Als ich eure CD zur Rezension erhalten habe und mir die beigelegte Promo-Info durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ihr wohl nicht mehr so gut auf eure zwei Demos zu sprechen seid. Denn ihr bezeichnet sie immerhin als „halbgar“.

 

Es ist mehr die Produktionsseite, welche uns nicht zufrieden stellt. Sicher haben wir uns musikalisch auch weiterentwickelt und einen „klareren Stil“ gefunden, aber in erster Linie gefällt uns die Produktion überhaupt nicht.

 

Dann seid ihr wohl eine eher selbstkritische Band? Gibt es denn auch was, das ihr an der „Eye for an Eye“ EP auszusetzen habt?

 

Wir sind in unserem Schaffen immer sehr selbstkritisch, was sehr wichtig ist um sich weiter zu entwickeln und sich treu zu bleiben. Wir sind sehr zufrieden mit der EP. Darin steckt sehr viel Herzblut, Zeit und Geld. Wir hatten klare Vorstellungen für diese EP und haben diese kompromisslos umgesetzt. Somit haben wir, außer einem belanglosen Schreibfehler, praktisch nichts an der Scheibe auszusetzen.

 

Die EP ist über das Schweizer Underground Label QLR erschienen. Von QLR stammt auch die „Heavy Metal Nation“ Sampler Reihe, auf deren ersten Teil man euren Song „Fight“ hören konnte. Hat euch die Beteiligung an diesem Sampler irgendwelche Türen geöffnet oder euch einen zusätzlichen Bekanntheitsgrad beschert?

 

Durch den Sampler haben wir viele neue Bands kennen gelernt und Kontakte geknüpft. Der Song „Fight“, den wir beigesteuert haben, ist produktionstechnisch gesehen auch kein Lieblingskind von uns, aber wir hatten damals keine besseren Aufnahmen.

 

Kanntet ihr Matt und Jan (die beiden treibenden Kräfte hinter QLR, Anm. d. Autors) schon vorher oder ist der Kontakt erst über euren „Heavy Metal Nation“ Beitrag entstanden?

 

Ich hoffe ich liege mit der Aussage richtig, wenn ich nun sage, dass der Kontakt mit den beiden durch den Sampler entstanden ist.

 

Wie ich selber mitbekommen habe, sind die beiden von eurer EP hin und weg und schlichtweg begeistert davon. Ist es für euch eine Selbstbestätigung, wenn sich sogar die eigenen „Förderer“ als Fans eurer Musik outen?

 

Für eine gute Zusammenarbeit ist es elementar, dass man die Arbeit des Gegenüber schätzt. Wenn man sie zusätzlich noch mag, dann ist die Arbeit schon fast Spaß. Die Jungs machen einen super Job! Die Schweiz und das Musik-Biz sind ein hartes Pflaster, da braucht es eine Menge Herzblut um das aufzuweichen.

 

Standen neben QLR noch andere Labels zur Auswahl um eure CD zu veröffentlichen oder waren QLR die einzigen, die Interesse an euch zeigten?

 

Es bestand Interesse, da es sich aber um eine EP mit einer Laufzeit von 20 Min handelt, ist sie für den kommerziellen Handel eher uninteressant.

 

Wie von dir schon erwähnt habt ihr eure EP in den Iguana Studios in Deutschland aufgenommen. Wieso habt ihr gerade dieses Studio ausgesucht?

 

Der Preis spielte anfänglich bei der Suche eine Rolle. Durch Empfehlungen gelangten wir dann an die  IS, wo unter anderen auch schon Necrophagist oder Unlight aufgenommen hatten. Eine super Wahl wie sich herausstellte.

 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Produzent Christoph Brands?

 

Besser hätte es fast nicht sein können. Na gut, Frau Utz, die Ferienwohnung-Vermieterin hätte die Heizung vielleicht nicht erst am vorletzten Tag einschalten sollen, aber sonst...

Wir fanden alle schnell „den Rank“ und hatten viel Spaß bei der Arbeit. Unermüdlich hat Christoph alles aus uns rausgeholt. Das Top eingerichtete Studio tat sein übriges dazu.

 

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die vier Songs der „Eye for an Eye“ EP und erzähl uns bitte, was euch zu den Songs inspiriert hat.

 

„Mad Mission“

 

Mit „Mad Mission“ beschreiben wir die verrückte Reise, auf der Mabon sich auf einen schon komplett überfüllten Musikmarkt wagen und in jeglichen Belangen Vollgas geben. We are on a Mad Mission!

 

“Are you Blind?”

 

Die Kunst vieler Menschen, das wesentliche im Leben zu übersehen. Blind? Hier wird das Thema der EP wieder aufgenommen. Wir alle leben unter demselben Himmel, haben aber nicht denselben Horizont...

 

“Eye for an Eye”

 

Kurz zusammengefasst: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein…“ find yourself in your own blood“. Der Mensch sollte nie mehr Staub aufwirbeln als er bereit ist zu schlucken.

 

“Chaos of Life”

 

Eindrücke aus der Medienlandschaft, die uns stetig umgibt. Terror, Bomben, Kindermord und die Art, wie wir immer mehr abstumpfen, ganz nach dem Motto “Ist ja weit weg“
 

Ihr habt unter anderem schon im Vorprogramm von Tankard oder auch Psychopunch gespielt. Wie seid ihr an diese Gigs gekommen und was gibt es über die Auftritte selber zu erzählen?

 

Da muss noch eine Band stehen und zwar: DRIFTER! Waren alles tolle Gigs. Die Veranstalter sahen uns bei einem unserer Konzerte und buchten uns danach als Support-Act.

 

Wie habt ihr die Jungs von Tankard und Psychopunch so hinter der Bühne erlebt?

 

Da ging einiges... Mit Tankard z.B. sangen wir Backstage beim Essen lauthals einen Song mit, den eine slowenische Punkrockband bei ihrem Soundcheck zum Besten gab. Ganz entgegen ihrem Namen hatten die Herren Bierkrüge einen 5l-Karton Wein dabei und ölten ihre Stimmen mit uns bis zum Morgengrauen im C4 (Schweizer Metal Club, Anm. d. Autors). Zu Drifter haben wir bis heute einen guten Draht, so kam der 6-Saiter Peach zu unserem letzten Gig in Zürich und wir feierten bis spät in die Nacht zusammen.

 

Kommen wir nun zu einem eher unerfreulichen Thema, nämlich der Schlappe beim W:O:A Metal Battle Swiss. Für mich und auch die anwesenden Zuschauer wart ihr eindeutig die Gewinner des Abends, da ihr wahrlich das Haus gerockt habt. Doch die Jury sah das anscheinend anders und hat die Tessiner Band Morbus Gravis zum Gewinner ernannt. Wie steht ihr nachträglich zu der Entscheidung der Jury bzw. könnt ihr jene überhaupt nachvollziehen?

 

Wir finden es cool, dass Morbus Gravis gewonnen haben! Wir hatten Backstage ne super Zeit mit ihnen und Punish. Hauptsache es gewann eine richtige Metalband. Eine Schlappe war das nicht, Morbus Gravis sind eine gute Band und Punish darf man auch nicht vergessen! Wir haben noch lange gefeiert an dem Abend und wir hatten keine Zeit uns darüber Gedanken zu machen – ist halt so. Wir erhielten viele enttäuschte Reaktionen diesbezüglich. Meinungen sind wie Arschlöcher – jeder hat eine... Mangelhaft war eher die mäßige Organisation. Es wurde zum Beispiel fast keine Werbung gemacht.

 

Wart ihr mit dem von euch absolvierten Auftritt insgesamt zufrieden?

 

Es hat Spaß gemacht im Salzhaus zu rocken, besser können wir’s nicht *lacht*. Ich glaube, wir haben ganz ordentlich gelärmt...

 

Ihr gönnt Morbus Gravis den Sieg ganz offensichtlich, wobei solch ein faires Verhalten auch in der ach so toleranten und familiären Metal-Szene nicht selbstverständlich ist. Wie kommt es, dass ihr euch in diesem Fall so fern jeden Futterneides bewegt? Oder versucht ihr euch im Allgemeinen von solchen Neidgedanken fern zu halten?

 

Sie haben es verdient. Wir lernten Morbus Gravis im letzten Jahr auf dem dritten Contest, den wir je spielten im Transilvania (Schweizer Metal Club, Anm. d. Autors) kennen. Damals schieden sie aus, wir wurden Zweiter hinter Timebridge. Trotzdem hatten wir noch eine anständige Party im Anschluss. Grundsätzlich interessiert es uns nicht allzu stark, was andere denken oder machen. Konstruktive Kritik ist natürlich immer willkommen. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass wenigstens die schweizer Metal-Szene ein wenig Notiz von dem Event nehmen würde, aber den bekannten Schweizer Metal-Internetseiten war der Anlass keine Zeile wert, selbst die Werbepartner hielten es nicht für nötig drüber zu berichten. Auch berichtete kein einziges Fanzine über unseren Sieg beim Musicacts (Ein Musikwettbewerb, bei dem sich Mabon die Möglichkeit erspielten das Frauenfelder Open Air zu eröffnen, Anm. d. Autors). Das finde ich schade, vor allem wenn man dann immer wieder hört wie man die Schweizer Szene unterstützen will.

 

Aber ich gehe wohl schon recht in der Annahme, dass für euch mit einem Auftritt in Wacken ein Traum in Erfüllung gehen würde?

 

Den Traum träumen wir noch so lange, bis er in Erfüllung geht!

 

Apropos Festival: Werfen wir nun einen kleinen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft und sprechen über eure Teilnahme am ersten Metalfest Uri. Wie habt ihr reagiert, als ihr erfahren habt, dass ihr dort spielen dürft und wie seid ihr überhaupt zu dieser Chance gekommen?

 

Vorher steht noch das Frauenfelder Open Air an, welches wir eröffnen werden. Das aber nur so am Rande erwähnt *lacht*. Wir spielten im letzten Jahr vier Mal im Kanton Uri, unter anderem im „La Baracca“. Die Hütte war rappelvoll, unter anderem mit Leuten vom Organisationskomitee des Metalfest. Auf das Uri freuen wir uns, da tanzte immer der Bär!

 

Ihr werdet dort mit einigen namhaften Bands die Bühne teilen. Mich interessiert, ob es eine bestimmte Band beim Metalfest gibt, auf die ihr euch besonders freut?

 

Wir freuen uns auf das gesamte Festival, denn das Line up kann sich sehen lassen. Jede Band hat Ihren Reiz, auch die Schweiz ist mit starken Bands vertreten. Einzeln hervorheben möchte ich da niemanden.

 

Bleiben wir noch kurz in der Zukunft. Gibt es eigentlich schon Pläne für ein vollständiges Album?

 

Dadurch, dass wir nur 4 Songs auf „Eye for an Eye“ verewigt haben, befinden sich noch genügend Pfeile in unserem Köcher um bald wieder loszuschießen. Die Planung läuft, wir werden voraussichtlich nicht vor 2007 ins Studio gehen, außer es findet sich jemand, der ein “großes Bisschen“ Geld über hat...

 

Interview: Nando Roher – www.sounds2move.de

 

Homepage: www.mabon.ch