Interview mit Holly D. von der LETZTEN INSTANZ

 

 

„Heilig“ wurde als zweiter Teil einer Trilogie angekündigt, obwohl „Schuldig“ meines Wissens nach nicht explizit als Startschuss einer solchen bezeichnet wurde. Hat sich die Sache mit dem Konzept erst nachträglich ergeben bzw. anhand gewisser Umstände einfach angeboten?

 

Der Hunger kommt beim Essen. Wir haben bei „Schuldig“ das Thema Trilogie absichtlich nicht vertieft, lediglich darauf hingewiesen, dass „Schuldig“ erst der Anfang einer Reise ist. Einfach, weil der erste Mosaikstein einfach auch noch nicht für das gesamte Gemälde stehen kann. Die Idee aber entstand bereits beim machen des Albums „Schuldig“. Wir haben einfach gemerkt, dass das Konzept größer, facettenreicher ist. „Heilig“ ist nun quasi als Gegenstück zu „Schuldig“ angelegt. Textlich und auch von den Bildern und Symboliken her. Das geht auf dem Cover los und zieht sich einfach durch alles durch. Ob die beiden Kräfte, Elemente, Energien mit oder gegeneinander arbeiten halten wir an dieser Stelle mal offen. Fakt ist, sie können nicht ohne einander.

 

Der Fan ist von Natur aus sehr neugierig: Wisst ihr schon wie der dritte Teil dieser Reihe heißen wird und viel wichtiger, würdest du es auch schon verraten? ;-)

 

Glaub ich gern, passiert aber nicht. Wir würden es gern unseren interessierten Fans überlassen, das Konzept für sich zu Ende zu denken. 2012 werdet Ihr dann sehen, ob wir zu den gleichen Schlüssen gelangt sind. Das gilt natürlich auch für den Titel.

 

Wann plant ihr die Trilogie zu vollenden und wie weit seid ihr schon mit dem entsprechenden Material? Kreativ läuft es bei euch seit Jahren wie am Schnürchen, da würde es mich doch arg wundern, wenn du nicht schon die eine oder andere mehr oder minder fertige Idee in der Schublade hättest ;-).

 

Wie gesagt: Herbst 2012 ist der grobe Plan. Erste Songs gibt es schon, wir arbeiten immer im Vorfeld eines Albums in sehr viele Richtungen, bilden einen Pool und wählen dann aus. Wir hatten z.B. „Schau in mein Gesicht“ schon für „Schuldig“ fertig, haben aber gemerkt, dass er inhaltlich auf „Heilig“ gehört. So haben wir aus der Songwriting- Phase vom „Heilig“ auch schon Songs, die einfach besser auf den 3. Teil der Trilogie passen. Sehr viel diskutieren wir derzeit, wo die Reise musikalisch hin geht. „Heilig“ und „Schuldig“ sind recht nah beieinander, sehr straight, sehr rockig. Zum 3. Teil wird es da wieder mehr Entwicklung geben.

 

Wie konkret habt ihr beide Alben bisher generell miteinander verknüpft und wie lange meinst du wird der Druchschnittsfan brauchen, um das bisherige Puzzle zusammen zu setzen?

 

Ganz konkret, habe das ja schon angedeutet. Denkt einfach mal über Texte, Thematik, Bilder, Symbole etc. nach. Das werden sich Dinge fügen. Wir finden aber, dass das jeder selber entdecken sollte. Wir wollen da bewusst keine „Bedienungsanleitung“ dazu geben. Man muss das auch alles nicht überbetonen. Auch die Fans, die einfach nur Band und Musik lieben sollen ein zu Hause in der Instanz-Familie finden. Wir wollen ja schließlich auch mit Freunden feiern und uns nicht immer nur zum philosophieren treffen.

 

Eine Ähnlichkeit zwischen beiden Alben sind nicht nur die Songtitel „Komm!“ und „Atme!“ - beide mit vier Buchstaben und signifikantem Ausrufezeichen - sondern auch die Tatsache, dass jeweils bei einem Lied eine Gastsängerin auftaucht, diesmal Leandra. Seid ihr letztes Mal bei „Der Garten“ wieder auf den Geschmack gekommen nachdem es vor einigen Jahren mit Marta von Die Happy schon mal eine weibliche Gaststimme gab? Oder gehört das Duett primär zum Konzept eurer Trilogie?

 

Die Parallelen sind klar da und sie sind Äquivalente zu unserem Leben, auch da gibt es ständige Wiederholungen auf allen Ebenen, Mirkokosmos, Makrokosmos, metaphysisches. Was die Duette betrifft, das Miteinander von weiblichem und männlichem ist schon ein Grundprinzip, spielt bei uns allen doch irgendwie immer eine Rolle. Das lässt sich natürlich mit einer Gastsängerin am besten umsetzen. Noch dazu macht es immer wieder viel Spaß mit großartigen Künstlerinnen und wunderschönen Frauen zusammen zu arbeiten. „Der Garten“ und „Der Kuss“ sind definitiv auch gerade in diesem Kosmos zwei ganz wichtige Songs der Trilogie und noch dazu zwei wirkliche Perlen.

 

Musikalisch gesehen sind sich „Schuldig“ und „Heilig“ auf den ersten Blick gar nicht unähnlich, was als Kompliment gemeint ist, da beide Scheiben zu 100% nach der Letzten Instanz klingen. Bei genauem Hinhören fällt auf, dass euer Gitarrist Olli diesmal etwas mehr Entfaltungsspielraum zu haben scheint, kann das sein? Eine astreine „Rock N Roll Sologitarre“ wie am Ende von „Schau in mein Gesicht“ und im Mittelteil von „Der letzte Tag“ und „Eismeer“ hattet ihr bisher noch nicht oder nicht in diesem Umfang im Programm.

 

Richtig gehört. Wir wollten mit „Schuldig“ nach all den Jahren Wellenreiten mal in ruhigeren Wassern ankommen. Wir wollten unseren musikalischen Raum und unseren Sound klar definieren. Wir haben uns dazu eine Dogma-Liste mit erstellt und Eckfahnen eingeschlagen. In diesem Raum bewegen wir uns nun. Für unser Label und die Fans macht es das auf jeden Fall einfacher uns als Band zu greifen und zu begreifen. Wir habe gemerkt, dass solche Grenzen für uns keine Einengung bedeutet, sondern eigentlich mehr Platz für Entfaltung bieten. Das hört man z.B. an den neuen Möglichkeiten für Oli, innovative Gitarrensoli, die Inhalte stützen hatten wir so noch nie und wir staunen, wie gut das zu uns passt.

 

Euer ehemaliger Schlagzeuger Specki ist noch auf „Heilig“ zu hören. Ein Freundschaftsdienst nach vielen gemeinsamen Jahren? Oder waren seine Spuren einfach schon eingetrommelt, als er sich in Richtung In Extremo verabschiedet hat?

 

Nein, kein Freundschaftsdienst. Zu dem Zeitpunkt war Specki noch Teil der Band. Er hat uns im Frühjahr, erst nach dem Studio zur großen Überraschung mitgeteilt, dass er extrem kurzfristig zu InEx wechselt. Zum Glück haben wir nicht lange auf dem Schlauch gestanden und mit David Pätsch einen wahren Goldjungen für die Drums gefunden. Von seinen Qualitäten konnten sich die Fans ja den Sommer über schon überzeugen.

 

Stichwort „Unsichtbar“: Beschreibt dieser Song in textlicher Hinsicht eure Gefühlswelt, wenn ihr von einer mehrwöchigen Tour zurück kommt? Einfach mal seine Ruhe, Zeit für sich selbst haben?

 

Der Text hat, wie fast alle Instanz-Texte mehrere Ebenen. Gern auch diese. Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn einfach alles zu viel wird. In Zeiten von Web 2.0 und permanenter Erreichbarkeit ist es schwer sich mal zu verstecken. Da muss man manchmal einfach raus. Das gilt auch für Musiker, das letzte halbe Jahr im Vorfeld von „Heilig“ war wirklich extrem stressig. Dauerkommunikation über alle Kanäle, manchmal denke ich mein Kopf explodiert gleich. Aber das gehört nun mal dazu. Ich freue mich nun extrem auf die Tour und genau so freue ich mich, Handy und Laptop danach mal auszuschalten. Dann kann der Rest der Welt mich wirklich mal, zumindest für ein Weilchen. ;-)

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

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