Interview mit THOMAS RAINER und SONJA KRAUSHOFER von L'AME IMMORTELLE

 

Markus: Die neue Single steht in den Starlöchern. Wie sieht es mit eurer Erwartungshaltung aus?

Thomas: Eigentlich recht gut. Wir haben wie immer alles gegeben und hoffen, dass unsere Fans diese Meinung teilen. Die Feuertaufe vor Publikum war ja beim M’era Luna Festival und da war die Reaktion großartig. Wir haben als definitiv den richtigen Song als Single ausgewählt. Alles andere ist dann Glück.

Markus: Der Song wurde ja in London aufgenommen mit einem sehr etablierten Team an Produzenten. Das merkt man der Produktion auch an. „5 Jahre“ ist meiner Meinung nach ein Song, den man spätestens beim zweiten Hören ins Herz geschlossen hat. Zumindest ging es mir so.

Thomas: Ja wunderbar. Das hört man gerne und erfreut uns sehr.Damit hätten wir euch ja schon mal „infiziert“. Hervorragend (grinsen).

Markus: Nun ja, wir waren ja auch vorher von mit dem „LAI-Virus“ infiziert. Nur wenn ihr so weiter macht, dann werden wir diese „Infektion“ so schnell nicht wieder los (lacht). Mal zurück zur Single: Ihr seid ja beide künstlerisch sehr veranlagt. Wie wichtig war es euch, dass ihr die Geschichte, die „5 Jahre“ erzählt auch audio-visuell umsetzen konntet?

Thomas: Sehr wichtig, aber ich glaube Sonja kann dir da ein wenig mehr drüber erzählen.

Sonja: Auf Optik legen wir ja schon immer sehr viel Wert. Ob das die Artworks sind oder die Bühneshow. Da hat es uns natürlich gefreut, dass wir mal ein Lied richtigen auch als Clip darstellen konnten. Wir waren dazu in Rumänien und sind mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Der Clip passt auch von der Optik her prima zum Artwork und zu den aktuellen Bandfotos. Es war ja auch unser erstes eigenes Video, da waren wir froh, dass wir vorher schon mal bei Oomph! reinschauen konnten und Erfahrungen sammeln konnten. Wir waren da schon überrascht, dass so viele Leute an einem Clipdreh beteiligt sind. Das war sehr beeindruckend. Somit haben wir schon vor „5 Jahre“ etwas Erfahrung sammeln können, wodurch uns unser eigener Clip um einiges leichter gefallen ist.

Markus: Welchen Einfluss hatten ihr denn auf das Drehbuch des Videos? Stammt die Geschichte von euch oder habt ihr euch da von dritten Beraten lassen?

Sonja: Nun, der Regiseur hat sich den Song angehört und sich dazu ein paar Gedanken gemacht. Dann haben wir uns mit ihm getroffen und er war da recht offen und meinte auch, dass der Clip zum Artwork passen soll. Er ist ein sehr spontaner Regiseur, der auch hier und da mal was ausprobiert und uns viele Freiheiten gegeben hat. Das war schon sehr angenehm. Wir hatten sehr wenige direkte Vorgaben, er hat gesagt welche Szenen er braucht und uns dann wie gesagt viel Spielraum gelassen.

Markus: Glaubt ihr dass der Clip trotz der Thematik und der Friedhof-Optik erfolgreich sein wird? Es ist ja nicht unbedingt eine Sache für den Mainstream und das Easy-Listening-Fernsehen sich mit solchen Themen zu befassen.

Sonja: Also ich denke schon (verlegenes lachen).

Thomas: Ich glaube auch. Die Musiksender werden das Video bekommen und auf Viva wird er auch auf jeden Fall laufen. Ich sage mal so: Wir haben den Fuß in der Tür. Wegen der Optik hoffen wir natürlich schon, dass der Clip nicht vollkommen falsch interpretiert wird. Es ist natürlich ein Clip anbiedernd, aber der auch sehr experimentell ist. Somit haben wir uns umso mehr schon gefreut, dass der Clip akzeptiert wurde. Das ist ja heutzutage recht schwer, weil man sich da wirklich gegen 60-70 andere Videos durchsetzen muss, von denen dann vielleicht 8 oder 9 überhaupt genommen werden.

Markus: Zumal ja auch viele Bands, die jetzt mehr den Mainstream ansprechen und somit das Hauptpublikum von Viva, momentan so viele Songs rausbringen, dass es mit der Spielzeit für „exotische Clips“ recht eng wird.

Thomas: Naja, unser Clip ist definitiv drin und wird auch laufen. Also wir sichlich nicht falsch gelegen mit unserer Auswahl.

Markus: Auf der letzten Tour zu „Als die Liebe starb“ habt ihr ja auch eine Coverversion im Programm gehabt – „November Rain“ von Guns ‚n Roses. Wie kam es, dass eure Wahl gerade auf diesen Song gefallen ist?

Sonja: Nun, „November Rain“ ist ein Song der, wie wir finden, gut zur Thematik passt und den wir auch alle sehr gern mögen. Wir sind eigentlich keine Band die großartig Coverversionen spielt, aber es hat sich in dem Moment einfach angeboten weil es wie gesagt auch von der Thematik her gepasst hat. Somit war der Song als kleine Überraschung gedacht.

Markus: Habt ihr vor das auch auf der „Gezeiten“-Tour fortzusetzen? Vielleicht mit einer anderen Coverversion? Oder sieht euch Konzept komplett anders aus?

Sonja: Also mit Coverversionen wollten wir nichts mehr machen. Es ware einfach eine spontane Idee. Wir wollen das nicht in alle Ewigkeit fortführen. Im Oktober geht es für uns ja wieder auf Tour und da wollen wir natürlich auch das neue Album vorstellen und wir haben uns da in Sachen Outfits und Bühnenshow schon wieder einiges überlegt. Aber Coverversion wird es keine geben.

Markus: Ihr schaut euch ja, wenn die Zeit da ist, wärend eurer Tour auch die Städte an in denen ihr auftretet. Wollt ihr das auch auf der nächsten Tour fortführen oder ist euer Zeitplan dieses mal zu eng gesteckt?

Sonja: Also das versuchen wir auf jeden Fall. Nur es klappt leider nicht immer. In Moskau beispielsweise haben wir sehr viel gesehen, da haben wir extra einen Tag mehr eingeplant. In Italien waren wir auch in den Städten unterwegs und auch in Amsterdam. Aber wie gesagt, immer klappt das nicht. Die Clubs sind ja meist auch weit ab vom Schuss, außerhalb der Stadt. Da würde die Suche dann auch lang dauern und das kostet dann einfach zuviel Zeit.

Markus: Am Wochenend geht es für euch zum Highfield, was erwartet ihr euch von diesem Auftritt? Das Publikum dort is ja auch eher "alternativ" als "gothic".

Thomas: Das macht die Sache aber auch spannend. Wir erwarten nicht mehr und nicht weniger als vom Mera Luna. Es ist immer eine Überraschung wie das Publikum reagiert, aber wir werden auf jeden Fall wie immer unser Bestes geben und hoffen, dass das Publikum uns positiv gegenüber steht.

Markus: Sicher, es nimmt irgendwo auch die Spannung raus wenn man von vornherein weiß was kommt.

Sonja: Eben.

Markus: Apropos Mera Luna: Wie fällt denn euer Resumee für den Auftritt in Hildesheim aus?

Sonja: Es war nicht schlecht, aber bestimmt nicht unser bestes Konzert. Grundsätzlich sind wir zufrieden, denn wir haben zum ersten mal mit dem neuen Line-Up gespielt. Zum Keyboard sind ja jetzt noch Schlagzeug und Bass hinzugekommen. Es hat alles recht gut funktioniert, aber wir hatten zu Beginn etwas Probleme mit dem Bühnensound. Es hat uns aber trotzdem Spass gemacht, auch wenn es so heiß war.

Markus: Ihr habt das Album im vorraus als „recht kühl“ bezeichnet. Wie müssen sich die Fans diesen kühlen Sound vorstellen?

Thomas: Wir haben einfach alles noch extremer gemacht. Einige Songs sind viel viel poppiger als alle L’ame Immortelle Stücke zuvor. Andererseits dringen wir auch in die dunkelsten Abgründe vor, in die schwärzesten Keller, die kein L’ame Immortelle Fan je zuvor gesehen hat (schmunzelt)

Markus: Man könnte also sagen „Bleibt alles anders“...

Thomas: Ja genau.

Sonja: Genau.

Markus: Wie steht es allgemein mit eurer Erwartungshaltung für „Gezeiten“? Glaubt ihr dass das Album einschlägt wie eine Bombe? Oder denkt ihr dass sich wieder alles ähnlich verhält wie bei euren zurückliegenden Veröffentlichungen?

Sonja: Wir hoffen natürlich das Beste, wie immer. Man kann sowas nie voraussehen, und das bringt auch gar nichts. Wir haben ja beim Mera Luna schon ein paar neue Lieder gespielt, die kamen sehr gut an bei den Fans, genau wie die neue Besetzung. Also ich denke wir sind auf dem richtigen Weg. Wie gesagt, das Album ist gemacht und wir können jetzt eh nichts mehr ändern und das wollen wir auch gar nicht. Man kann noch so genau planen was passiert, etweder es geschieht was oder es geschieht nichts.

Markus: Also wollt ihr jetzt nicht um jeden Preis den Erfolg, sondern ihr seht dem Release eher gelassen entgegen.

Thomas: Man muss sich das Album einfach anhören. Jeder Fan, der sagt wir hätten das Album unter kommerziellen Gesichtspunkten gemacht, der irrt sich. Die Produktion war sehr sehr unkonventionell und unkommerziell.

Interview: Markus Rutten & Simone Steinbüchel, Ausarbeitung: Markus Rutten