Interview mit Adam Dutkiewicz von KILLSWITCH ENGAGE

 

 

Adam, zu aller erst natürlich das große Gesprächsthema bezüglich eurer neuen Platte: Ihr habt mit „Killswitch Engage“ nämlich bereits zum zweiten Mal einer Scheibe einfach nur euren Bandnamen verpasst. Dir traue ich ja einiges zu, aber wie konntest du die anderen davon überzeugen? Habt ihr euch zu dieser Wiederholungstat entschlossen, da ihr erstmals mit einem externen Produzenten – in dem Fall Brendan O Brien – gearbeitet habt?

 

Nein, wir haben das natürlich gemacht um die Leute völlig zu verwirren und durcheinander zu bringen, haha! Aber mal im Ernst, was du gesagt hast ist schon ein Aspekt dieser Entscheidung, ganz klar. Wir haben ein paar Dinge diesmal anders gemacht beim Komponieren und haben auch sonst eine für uns neue Herangehensweise gewählt. Zudem ist die musikalische Ausrichtung etwas verändert worden. Du hast also recht, das war durchaus einer der Gründe.

 

Siehst du denn irgendwelche Verbindungspunkte zu eurem ersten selbst betitelten Album? Ich persönlich außer dem Bandnamen und den meisten Musikern nicht so wirklich, hehe.

 

Überhaupt nicht. Das sind zwei grundlegend unterschiedliche Alben. Wir versuchen seit jeher möglichst vielseitig zu klingen und verschiedene Stimmungen zu erzeugen und diese dann zu variieren. Das kann man auf der ersten Scheibe jedoch nur erahnen, denn heute sind wir was das betrifft natürlich viel weiter und erfahrener.

 

Die erste Video-Auskopplung ist „Starting Over“. Ist der Titel zusammen mit der von dir erwähnten veränderten Ausrichtung als Statement zu verstehen oder habt ihr einfach eine massentaugliche, eingängige Nummer ausgewählt?

 

Kein Statement, auch wenn der Gedanke sicherlich nahe liegen könnte. Wir hatten einfach das Gefühl, dass sich dieses Stück eignen würde, um einen Vorgeschmack zu liefern. Wie viele Clips wir insgesamt von der Platte machen werden steht übrigens noch nicht fest, wir machen es eben, wenn es erforderlich ist. Allerdings sind wir keine großen Freunde von Videodrehs.

 

Was mir gerade bei euch auffällt ist, dass es immer noch einige Leute gibt, die von euch verlangen wieder ein Album wie euer Debüt zu machen und am besten immer wie anno 2000 zu klingen. Geht dir das nicht langsam aber sicher auf den Zeiger?

Man wird es sowieso nie jedem recht machen können. Als Künstler wollen wir außerdem nach vorn blicken und voran kommen und nicht ewig auf dem gleichen Level stagnieren. Wir machen was sich für uns als Band natürlich anfühlt und das ist das wichtigste und richtigste was du als Musiker machen kannst. Gezwungen zu versuchen nach etwas anderem zu klingen kann über kurz oder lang meiner Ansicht nach nur nach hinten los gehen.

 

Brendan ist der erste Produzent, den du neben dir im Studio zugelassen hast. Hat er neue Einflüsse und Arbeitsweisen eingebracht, oder die Produktion anders angegangen, als ihr es in der Vergangenheit getan habt?

 

Um ehrlich zu sein nicht so sehr. Nur für Howard (Jones, Sänger – MR) war es in der Tat eine sehr ungewohnte Situation mit einem quasi Fremden aufzunehmen, aber Brendan war von Beginn an bemüht ihm das Vertrauen und die Direktive zu geben, die er brauchte, um seine Gesangsaufnahmen erfolgreich abschließen zu können. Aber was den Rest der Aufnahmen betrifft, da haben wir eigentlich alles gemacht wie immer, also so wie wir es auch ohne ihn getan hätten.

 

Also hatte seine unvorbelastete, distanziertere Sichtweise keinen Einfluss auf den Sound und die Produktion?

 

Ich denke er hat vor allem dem Gesang eine gute und richtige Richtung gegeben. Das wird der einzige Unterschied sein, den man auf den ersten Blick auch als normaler Hörer erkennt.

 

Seine Arbeiten unmittelbar vor euren Aufnahmen waren AC/DC, Mastodon, Bruce Springsteen und Billy Talent. War seine Vielseitigkeit einer der Gründ für euch ihn auszuwählen?

 

Genau genommen kam er sogar auf uns zu und wollte mit uns arbeiten! Das ist der einzige Grund weshalb wir uns überhaupt auf einen Mann von außerhalb eingelassen haben. Er ist so ein erfahrener Produzent und hat viele fantastische Arbeiten abgeliefert und mit wirklich großen Namen gearbeitet. Wäre uns nicht sein Angebot ins Haus geflattert, hätten wir garantiert wieder alles selbst gemacht wie schon bei unseren anderen Alben.

 

Als Produzent hast du bisher ja nicht nur für deine eigene Band gearbeitet, sondern auch für diverse andere Gruppen wie etwa Uneath, As I Lay Dying und All That Remains. In wie fern unterscheidet sich deine Arbeitsweise von der von Brendan O Brien und was konntest du möglicherweise von ihm lernen?

 

So groß waren die Unterschiede gar nicht, wir sind sogar in vielerlei Hinsicht der gleichen Meinung. Das hat das Arbeiten angenehm gemacht und sehr viel mehr kann man dazu auch nicht sagen.

 

Für welchen anderen Produzenten würdest du ebenfalls noch einmal ins zweite Glied rutschen bei einer eurer nächsten Platten? Hast du ein paar konkrete Namen im Kopf oder ist das alles einfach davon abhängig wer eventuell zu diesem Zeitpunkt im Gespräch ist oder sich ins Gespräch bringt?

 

Ja, das kommt ganz darauf an. Aber wirklich einfallen tut mir gerade niemand. Vielleicht setzt man sich mal irgendwann mit einem Namen wie Rick Rubin auseinander, aber ich habe auch grauenhafte Storys über ihn gehört. Die meisten seiner Platten sprechen allerdings für sich.

 


Adam D. auf dem Waldrock 2009 - mal wieder in einer seiner skurrilen Verkleidungen.
 

Und das obwohl er der Legende nach nur alle 2 Wochen mal im Studio auftaucht, sich auf die Couch legt und zuhört, ein paar Anweisungen gibt und wieder verschwindet.

 

Ich hab sogar gehört, dass er inzwischen nicht einmal mehr das macht! Er lässt sich die Files schicken, hört sie sich zu Hause an und ruft dann an und sagt „Verändert mal dies“ oder „schiebt den Regler mal rauf oder runter“.

 

Hast du aktuell einen Lieblingssong auf „Killswitch Engage“?

 

Ach, bäh! Haha! Nein, wirklich nicht. Die Platte ist jetzt draußen und wir haben einfach zu lange und intensiv daran gearbeitet. Ich habe jeden Song und jede Tonspur dutzendfach und in verschiedenen Variationen gehört, ich brauche jetzt einfach eine Pause von dem Zeug, haha.

 

Na das sind dann ja die besten Voraussetzung um genau dieses Album ab sofort zu betouren und euch für die nächsten 2 Jahre auf eben diese Songs zu konzentrieren wenn ihr auf der Bühne steht, haha.

 

Hm, da hast du recht. Andererseits kann man dafür auch wiederum ein paar ältere Sachen, die man schon im Schlaf spielen kann rauswerfen. Raus hier, macht’s gut! Haha! Zeit ein paar andere Stücke immer und immer wieder runter zu zocken bis sie uns zum Hals raus hängen, hehe.

Von „Daylight Dies“ ist damals mit zeitlichem Versatz noch eine zweite Auflage mit Bonusmaterial erschienen. Diesmal bietet ihr von Beginn an 2 Varianten von „Killswitch Engage“ an, wobei zumindest in Deutschland neben 3 Live-Songs nur ein weiteres Stück auftaucht, nämlich „In a Dead World“. Wie viele B-Seiten habt ihr diesmal für solche und ähnliche Zwecke aufgenommen?

 

Diesmal stehen uns 2 B-Seiten und die drei von dir bereits erwähnten Live-Versionen zur Verfügung – „My Curse“, „Holy Diver“ und „Rose of Sharyn“. Allerdings haben wir diesmal keine weitere Coverversion an den Start gebracht. „Holy Diver“ hatten wir damals für das Kerrang-Magazin eingespielt, die uns anlässlich ihres Jubiläums angefragt hatten, zu dem auch ein Sampler erschienen ist.

 

Seitdem ist die Nummer auch ein fester Standard in eurem Set geworden und wird sogar als letzte Zugabe gespielt. Eigentlich habt ihr genug eigenen Gassenhauer, vielleicht solltet ihr versuchen davon zumindest ein bisschen los zu kommen. Meiner Ansicht nach habt ihr es qualitativ nicht nötig als Rausschmeißer eine fremde Nummer zu spielen.

 

Das ist natürlich richtig, aber man muss sehen dass die Leute das auch unbedingt hören wollen. Ich müsste es auch nicht jedes Mal spielen, aber die Fans stehen einfach drauf. Deshalb erfüllen wir ihnen diesen Wunsch dann auch gern.

 

Apropos Wünsche: Viele Fans wünschen sich inzwischen,dass du in ihrer Stadt eine deiner schon fast legendären Verkleidungen im Gepäck hast. Abgesehen vom rosa Häschenkostüm gibt es da ja durchaus noch andere Beispiele was deine Bühnen-Outfits angeht. Gibt es auch etwas, das du unter keinen Umständen auf der Bühne tragen würdest? Etwa einfach mal nichts?

 

Also das wird garantiert nicht passieren! Das will niemand sehen vertrau mir, haha! Abgesehen davon habe ich mir da eigentlich noch keine Gedanken drüber gemacht. Immerhin habe ich einen Ruf zu verlieren mein Freund, haha!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.killswitchengage.com