Interview mit Anders „Blakkheim“ Nyström von KATATONIA

 

 

 

Lass uns zum Beginn ein bisschen mit Zahlen und Fakten spielen: Es ist schon eine Ecke her, dass ihr ein Album im Sommer veröffentlicht habt. Das letzte mal war das 1999 der Fall, nämlich bei „Tonight’s Decision“, das im August erschien. Ihm folgte „Last fair Deal gone down“, das wiederum im Frühjahr – im Mai – erschien. Seitdem habt ihr ausnahmslos jede Platte im März oder im November auf den Markt gebracht, zwei Monate, die wie gemacht scheinen für den typischen Katatonia-Sound. Mit „Dead End Kings“ habt ihr jetzt seit langem mal wieder eine „Sommerplatte“ veröffentlicht. Steckt dahinter eine bewusste Entscheidung eurerseits oder habt ihr euch ganz einfach dem Veröffentlichungsplan eures Labels untergeordnet?

 

Das klingt interessant, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Im Idealfall veröffentlichen wir unsere Alben gerne im Herbst, und auch die Studioaufnahmen bringen wir am liebsten zu dieser Zeit über die Bühne. Leider sind wir nicht in der Position, uns das immer so genau aussuchen zu können und uns nach der Jahreszeit zu richten, die uns am sinnvollsten erscheint oder am besten gefällt. Heutzutage ist das alles weitestgehend zufällig, wir nehmen einfach dann auf, wenn es gerade passt oder wenn wir eben müssen. Darauf warten wann es uns am besten passt, geht leider nicht und so ist es auch mit der anschließenden Veröffentlichung.

 

Der Vorgänger „Night is the new Day“ zeigte einige neue Facetten von Katatonia, ich denke da zum Beispiel an die Akustikgitarren in “Idle Blood”. Ihr habt eure Grenzen ausgelotet und erweitert wie man so schön sagt. Für mich ist „Dead End Kings“ jetzt so etwas wie die Essenz, wenn man so will die DNA dessen was Katatonia ausmacht. Die Platte enthält all das, was euch definiert und zu etwas Besonderem macht: die fragilen Momente, die intensiven, düsteren Texte, die tollen Melodien und die rassigen Gitarren. Außerdem habe ich das Gefühl, dass „Dead End Kings“ sich wie eure Klassiker „Viva Emptiness“ und „Last fair Deal gone down“ anfühlt.

 

Ich finde, dass das neue Album in erster Linie der Bruder von „Night is the new Day“ ist. Es steckt der gleiche Songwritingansatz dahinter, wir waren im gleichen Studio und haben mit denselben Leuten aufgenommen und gemischt. Viele Leute haben uns gesagt, dass sie „Dead End Kings“ für ein Album halten, das nach einer 2012er Mischung aus „Night is the new Day“ und „The Great Cold Distance“ klingt. Alles eine Sache der Wahrnehmung, aber ich kann mit beiden Vergleichen leben.

 

Vor nicht all zu langer Zeit habt ihr „Last fair Deal gone down“ die Ehre erwiesen, es als euer Durchbruchsalbum zu adeln und folglich auf eurer Jubiläumstour zum 20. Bandgeburtstag in voller Länger live auf die Bühne zu bringen. Würdest du sagen, dass die Tatsche, dass ihr euch wieder intensiv besonders mit den lange nicht gespielten Songs befasst habt, um sie euch für die Konzerte wieder drauf zu schaffen und gegebenenfalls auch an einzelnen Arrangements zu schrauben, einen wahrnehmbaren Einfluss auf „Dead End Kings“ hatte?

 

Gute Frage, auch darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Aber du könntest durchaus recht haben, denn es ist tatsächlich so, dass ein Riff, welches im Song „Dead Letters“ vorkommt, von einer Studio-B-Seite der „Last fair Deal gone down“-Sessions stammt. Dieses Riff habe ich noch einmal überarbeitet und dann in die neue Nummer eingebaut. Es gibt also einen ganz konkreten Bezugspunkt zwischen beiden Scheiben.

 

 

Auf eurer Jubiläumstour wurde ein Konzert in London für die Nachwelt festgehalten. Wie ist da der Stand der Dinge? Wisst ihr schon wann die entsprechende Live-DVD erscheinen wird?

 

Sie sollte eigentlich schon seit einem Jahr draußen sein, leider hat es eine Ewigkeit gedauert, alle Einzelteile zusammen zu bekommen. Das eigentliche Konzert ist gemischt und so weit fertig, aber wir haben die dazugehörige Dokumentation immer noch nicht komplett, die ebenfalls ein essentieller Bestandteil unserer ersten reinen DVD-Veröffentlichung sein soll. Einen konkreten Termin kann ich dir somit noch nicht nennen, aber irgendwann 2013 wird es bestimmt klappen.

 

Neben euch ist auf dem neuen Album Sängerin Silje Wergeland von The Gathering zu hören. Meiner Meinung nach habt ihr ihre Beteiligung sehr clever in den Song „The One you are looking for is not here“ integriert. Die Nummer ist kein stereotypisches Duett geworden, stattdessen ist ihr Beitrag eher unterschwelliger Natur und kommt wunderbar unaufdringlich daher. War es euch wichtig, dass dieses Gastspiel dem Zuhörer nicht zu plump und offensichtlich ins Gesicht springt?

 

Ja, so ist es tatsächlich. Wir wollten sie mit Jonas’ Gesangsharmonie verflechten und ihre Stimme als zusätzliche Schattierung einbringen. Das war uns lieber als sie einfach so als Gastsängerin ins Studio zu holen und sie einen Song für sich allein singen zu lassen. Etwas derartiges kam für uns nie in Frage, viel lieber wollten wir ihre liebliche Stimme mit der von Jonas verbinden und daraus eine besondere Mischung kreieren.

 

In Deutschland konntet ihr diesmal euren bis dato höchsten Charteinstieg verzeichnen, der euch bis auf Platz 21 in den Albumcharts gebracht hat. Dass ihr es wieder in die Top 100 schaffen würdet, war eigentlich zu erwarten, aber 21 ist schon eine Ansage für eine Band wie Katatonia.

 

Das war wirkliche eine Überraschung! Ich hätte nie gedacht, dass wir mal ein Album machen, dass so hoch bei euch chartet. Es ist zwar eigentlich nur eine Zahl, aber trotzdem ein Statement. Wir waren hoch erfreut, hehe.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Link: www.katatonia.com