Interview mit Dolk von KAMPFAR

 

 

Ich mag euer neues Album „Heimgang“. Bist Du mit dem Resultat zufrieden?

 

Danke, ich freue mich, dass dir unser Album zusagt! „Heimgang“ ist bisher unser ehrlichstes und tiefgründigstes Album und ich kann dir sagen, dass ich mit dem Resultat verdammt zufrieden bin. Die Reaktionen waren bisher in der Tat sehr gut! Die meisten Reviews waren bisher so viel besser als die zu „Kvass“ und das bedeutet uns schon etwas. Hat mich positiv überrascht. Ich bin mit der aktuellen Situation wirklich sehr zufrieden.

 

Wer hatte die Idee für Vantro? Ich frage deshalb, weil ich bisher sehr sehr selten ein solch kraftvolles und ungewöhnliches Intro gehört habe.

 

Danke! Die Idee stammt von uns allen. Die Idee basiert darauf, einige Zeit zurückzugehen und klar zu machen, dass Kampfar zurückgekehrt sind – in gewisser Weise. Aber natürlich – wie für jegliche Musik von ”Heimgang” – hätte es ohne Thomas (Gitarrist) niemals entstehen können. Üblicherweise schreiben wir unsere Musik gemeinsam, aber ich muss dazu sagen, Kampfar wären ohne Thomas niemals Kampfar. Er verfügt über enorme Fähigkeiten hinsichtlich Riffing und ohne ihn würden wir niemals zu solchen Resultaten kommen.

 

Erzähle uns etwas zum Prozess des Songwritings für ”Heimgang”.

 

Hmmmm, wenn wir hier vom Prozess von A bis Z sprechen, muss ich etwas weiter ausholen. Es hat ca. 2 Jahre gedauert, dieses Album zu schreiben. Wir sind definitiv keine Band, die einfach jedes Jahr in ein Studio spaziert, nur um den Vertrag zu erfüllen oder so. Kampfar waren und sind eine Band, die sich über jeden Prozess sehr viele Gedanken macht und einige Diskussionen führt, bevor ein Lied fertiggestellt ist.

Auf der anderen Seite ist ”Heimgang” auf seine Art impulsiver als jemals zuvor, wenn du es mit unseren anderen Alben vergleichst. Nimm zum Beispiel den zweiten Track ”Inferno”: Der Song entstand klassisch durch jammen und die Drumaufnahmen sind hier gleich der erste Take. Möglicherweise waren wir hier etwas spontaner, hehe.

Für dieses Album habe ich mir aber insgesamt sehr viel Zeit genommen, habe meine Wohnung in den Bergen aufgesucht und die Lyrics in totaler Einsamkeit innerhalb einer Woche fertiggestellt. Danach bin ich wieder ins Studio zurückgekehrt und so dauerten die Aufnahmen für die Vocals insgesamt nur 4 Tage. Ich denke, es lief für meinen Teil verdammt gut.

 

Seit ”Kvass” sind einige Jahre vergangen. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?

 

Nach ”Kvass” haben wir 2006 und 2007 eine Europatour veranstaltet und einige Festivals besucht, With Full Force, Kaltenbach Open Air, Wacken Open Air, Party San um nur einige zu nennen. Jetzt gerade sind wir von unserer Minitour ”Tordenstorm Tour 2008” heimgekehrt. Wir waren in Portugal, Spanien, Frankreich und Belgien. Ich sehe dies mit gemischten Gefühlen. Die Tour war in der Tat ein riesiger Erfolg, die Fans waren total begeistert, das Feedback auf unsere Shows einfach nur traumhaft. Das macht mich wirklich verdammt glücklich, aber wenn ich an die Agentur und die Organisation denke, wird mir ganz anders. Es endetet alles in einem kaputten Bus in Österreich und wir mussten unsere Headlinershow auf einem Festival canceln. Wir haben daraufhin jegliche Kooperation mit der alten Agentur beendet und werden ab sofort nur noch mit unserer neuen Agentur ICS zusammenarbeiten.

 

Wo siehst Du Unterschiede zwischen ”Kvass” und ”Heimgang” ? Wo Gemeinsamkeiten?

 

 

”Heimgang” ist wesentlich direkter als ”Kvass” – sowohl hinsichtlich der Musik als auch der Texte. Vor ”Kvass” waren wir 7 Jahre nicht in der Szene aktiv, so mussten wir einiges an Arbeit leisten, um sozusagen wieder in die Spur zu kommen. ”Kvass” ist in meinen Augen so etwas wie eine Autobahn, bei der wir möglicherweise atmosphärische Elemente nicht ausreichend berücksichtigt haben. Dafür ist die Atmosphäre als solche auf ”Heimgang” wesentlich offensichtlicher und stärker. Das kann daran liegen, dass wir dieses Mal etwas mehr Zeit hatten, bei der wir gelernt haben als Einheit mit 4 gleichberechtigten Bandmitgliedern zu agieren. Es ist wirklich schwer zu sagen, aber ich denke insgesamt sind wir direkter und gehen in die richtige Richtung.

 

Auf ”Kvass” gibt es in meinen Augen so etwas wie einen Hit: ”Ravenheart”. ”Heimgang” wirkt auf mich homogener. Was denkst du darüber? Wo siehst du mögliche Gründe und Ursachen hierfür?

 

Richtig, auf ”Kvass” sticht vor allem ”Ravenheart” heraus, wenn ich es so sagen darf.

Das Schöne am neuen Album ist, dass es anders ist. Lass es mich so sagen: Jeder von uns hat verschiedene Ansichten, welches das beste Lied auf dem Album ist. Und dies finde ich sehr gut, denn es ist für mich ein Zeichen dafür, dass wir ein gutes Album mit Tiefgang erschaffen haben, was mich wiederrum glücklich stimmt.

Ich erzähle dir jetzt mal was über meine vermeintlichen Lieblingstracks. Ich liebe es Inferno, Dodens vee und Vettekult live zu spielen; aber sage mir: Wie kann ich aus all meinen Kindern meine Lieblingstracks auswählen?

 

Ich habe den Eindruck, dass ”Heimgang” melodischer und weniger aggressiv als ”Kvass” ist. Stimmst du dem zu?

 

Ja, auf der einen Seite kann ich dir schon zustimmen aber auf der anderen Seite würde ich nicht sagen, dass wir mit ”Heimgang” einen anderen Weg als mit ”Kvass” eingeschlagen haben. Möglicherweise haben wir mit ”Kvass” nur umrissen, wofür wir stehen. Mit ”Heimgang” wurde alles ein wenig präziser und ausgefeilter. Ich bin wirklich stolz drauf. Persönlich bin ich aber auch der Auffassung, dass wir es noch nicht geschafft haben, das perfekte Kampfar Album aufzunehmen. Aber wir kommen dem langsam näher...

 

Kampfar haben ihren Stil über all die Jahre bewahren können und dennoch gibt es auf jedem neuen Album neue Elemente, die in die Musik integriert wurden. Deine Meinung dazu?

 

Ich freue mich sehr, dass du das so siehst, weil dies exakt das ist, was wir gewisserweise machen. Hmmm, mit Kampfar gab es eigentlich nie ein explizites Ziel, welches wir unbedingt erreichen wollten. Aber dennoch möchten wir uns als Musiker auch ein Stück weit entwickeln. Na ja, letzten Endes letzten Endes kommt aber immer ein typisches Kampfar Album heraus. Das Einzige was ich dazu noch sagen kann ist, dass wir zu unseren Roots stehen und den Fans und Menschen zeigen wollen, wofür wir stehen. Nun das möglicherweise Wichtigste überhaupt: Wir sind verdammt stolz auf unsere Arbeit, mit dem Sound und all dem. Kampfar müssen immer stolz und ehrlich zu sich sein, in jedem anderen Fall wäre es nicht mehr Kampfar!

 

Wie wichtig sind Texte im Kontext von Kampfar? Wovon läßt du dich inspirieren?

 

Die lyrische Essenz Kampfar war immer Pagan-/Heidentum, Aberglaube, Ursprung und Kultur, Leben im Allgemeinen und nicht zuletzt die Natur. Wenn ich meine Lyrics schreibe, gehe ich durch eine Art persönliche Hölle – ja, das ist kein Bullshit, glaube mir. Jedesmal wenn ich Lyrics schreibe, gehts mir hinterher schlecht. Dies ist eine sehr persönliche Angelegenheit und wird dies auch immer sein, denke ich. Dieser Prozess kostet einen Haufen Energie und Kraft. Ihr könnt denken, was ihr wollte, aber es ist die Wahrheit! Die Verbindung zwischen Musik und Text ist letzten Endes wichtig und entscheidend.

Die Texte auf ”Heimgang” beschäftigen sich mit der Geschichte und den dunklen Ereignissen dieser Tage in meiner Heimat. Für mich ist dieses Album das Persönlichste! Ohne jeden Zweifel!

 

Was sind eure Pläne für die nähere Zukunft?

 

Der nächste Schritt ist mit dem Wechsel der Agentur ja bereits getan. Wir haben bereits einige neue Ideen für die Musik Kampfars in der Zukunft. Wir werden auf dem ”Ultima Ratio” im November spielen und letzte Woche wurden wir für Wacken 2009 bestätigt. Ich glaube, es gibt in der Zukunft einiges für uns zu tun.

 

Christian Stiewe - www.sounds2move.de

 

 

Link: www.kampfar.com