Interview mit Ian Hill von JUDAS PRIEST

 

 

Bevor wir über die anstehende Priest Fest Tour sprechen, lass uns zuerst über die vergangene US-Tour zusammen mit Heaven and Hell und Motörhead reden. Wie war es mit diesen beiden Bands on the Road zu sein?

 

Die US-Tour letztes Jahr war einfach brillant! Wir kennen die Jungs der jeweiligen Band schon seit Jahren, so haben wir z.B. mit Tony Iommi schon beim OzzFest zusammengearbeitet. Mit Heaven and Hell als Gruppe haben wir aber das erste Mal etwas zusammen gemacht. Wir hatten alle unseren Spaß. Es war ein Treffen alter Freuden, die alle inzwischen auch schon sehr alt geworden sind, haha.

 

Und nun steht also die Priest Fest Tour an, auf der ihr von Megadeth und Testament als Vorbands begleitet werdet. Wie groß war eigentlich euer Einfluss auf die Wahl der Vorbands?

 

Das war witzig: Mit Testament waren wir letztes Jahr auch schon auf Tour, was hervorragend geklappt hat. Und mit Megadeth waren wir vor vielen Jahren, genauer gesagt bei der Painkiller-Tour auch schon unterwegs, begleitet von - jetzt kommt’s – Testament, haha! Als wir uns diesmal Gedanken darum machten, wer uns als Special Guest supporten könnte, da wurden eben auch Megadeth und Testament genannt, was von Anfang an unsere Zustimmung fand. Und da beide Bands auch Zeit für diese Tour haben, dachten wir uns `wieso nicht nochmals das Painkiller Tour Line-Up aufleben lassen?’. Die Chance nach so langer Zeit wieder mit Megadeth zu spielen wird sich wohl nicht mehr so schnell wieder ergeben, darum haben wir sie auch ergriffen. Wer weiß ob wir je wieder die Zeit dazu finden werden, zusammen eine Tour zu spielen.

 

Du hast also keine Angst, dass es zwischen den Bands vielleicht ein Ego-Problem geben könnte?

 

Ich glaube nicht, also ich hoffe es nicht, haha.

 

Bist du eigentlich der Meinung, dass alle Megadeth und Testament Fans auch Judas Priest Fans sind, oder siehst du eine Chance dass ihr auf dieser Tour noch ein paar neue Fans für euch gewinnen könnt?

 

Ich glaube schon dass wir, Megadeth und Testament uns die gleichen Fans teilen, da es ja um Metal geht, auch wenn das wie ein Klischee klingen mag, hehe. Der Grund wieso wir mit diesen Bands auf Tour gehen, ist nicht weil wir neue Fans gewinnen wollen, sondern weil wir den jetzigen Fans ein Line-Up bieten wollen, das sie wohl nicht mehr so schnell wieder live zusammen erleben werden. Wir werden ja alle auch nicht jünger, haha.

 

Man könnte also sagen, es handelt sich dabei um ein Traum-Line-Up?

 

Genau. Jeder der sich selber einen Heavy Metal-Fan nennt, wird an diesem Line-Up wohl seine wahre Freude haben, alle anderen aber hoffentlich auch, haha.

 

Sprechen wir ein wenig über das Leben auf Tour. Was sind die guten und was die schlechten Seiten deines Touralltages?

 

Das gute daran auf Tour zu sein ist sicherlich, dass wir unseren Fans begegnen können und die Reaktionen miterleben dürfen, die wir mit unserer Musik bei ihnen auslösen. Wir haben wirklich sehr treue Fans, die uns all die Jahre super unterstützt haben. Auch genießen wir es sehr zusammen on the Road unterwegs zu sein, da wir immer viel Spaß miteinander haben. Die negative Seite des Tourlebens ist jedoch jene, dass man von der Familie für eine lange Zeit getrennt ist. Auf der anderen Seite verbringt man mit der Familie dafür sehr viel Zeit, wenn man nicht auf Tour ist, dass gleicht die Sache dann wieder aus. Aber Musiker zu sein ist immer noch besser, als einen normalen Tagesjob auszuüben, auch wenn man dafür viel entbehren muss.

 

Wenn du eine vergangene Tour mit Judas Priest benennen müsstest, welche war für dich die bisher beste?

 

Oh, das ist eine schwere Frage.

 

Tut mir leid, ich hoffe du hast trotzdem eine Antwort parat.

Schon ok, dafür bin ich ja da, haha. Was soll ich jetzt aber auf die Frage antworten? Ich würde sagen die vergangene US-Tour mit Heaven and Hell und Motörhead war eine unserer besten Tourneen. Das Line-Up war super, die Stimmung und die Konzerte, alles war spitze an dieser Tour. Unsere erfolgreichste Tour war aber wohl die 1984 zum Album „Defenders of the Faith“, was aber wohl auch daran lag, dass sich damals Heavy Metal auf einem neuen Popularitäts-Hoch befand.

 

Wenn du dir nun dein Wunsch Line-Up zusammensetzen könntest, mit welchen Bands würdest du Judas Priest gerne noch, oder wieder auf Tour schicken?

 

Ojei, schon wieder eine so schwere Frage, haha. Da muss ich schon wieder nachdenken... Es gibt natürlich viele junge und talentierte Bands, mit denen es sehr interessant wäre mal die Bühne zu teilen. Heavy Metal hat heute viel gute Musik im Angebot, die jungen Fans können deswegen dieser Tage nur beneidet werden. Von den etablierten Bands würde ich jetzt einfach mal die Scorpions, Megadeth, Whitesnake und AC/DC nennen. Also wenn uns AC/DC fragen würden, ob wir für sie wie 1979 nochmals den Support machen, dann würden wir sofort ja sagen, das kannst du mir glauben, hehe. Mit fast allen klassischen Bands verbindet uns eine enge Freundschaft und es gibt eine enge, von Respekt geprägte Kameradschaft. Es tut einfach gut mit ihnen auf Tour zu sein, mit Musikern, die noch aus deiner Generation stammen, haha.

 

Wie du sagtest, Heavy Metal hat der Jugend heute sehr viel zu bieten. Dementsprechend ist Heavy Metal heute fast noch Populärer als es früher schon der Fall war. Doch woran liegt es, dass Heavy Metal momentan so angesagt ist?

 

Metal war schon immer eine Musikrichtung, die immer wieder den Weg zurück nach oben geschafft hat. Schau dir nur die Szene an, es gibt so viele verschiedene Arten von Metal, sei es Death Metal, Speed Metal, Thrash Metal usw.. Da kann solch eine Musik gar nicht untergehen. Die aktuellen Bands sind zusätzlich so versiert und vielfältig, da konnten wir früher nur davon Träumen. Sicher, wir hatten auch unsere Vielfalt, jede Generation hat das, aber heute scheint es mir ausgeprägter als damals zu sein. Ich finde das wirklich klasse, weil Heavy Metal sollte auch facettenreich sein und nicht nur auf einen Aspekt reduziert werden.

 

Kommen wir nun zu Spinal Tap….

 

Haha!

 

Du kennst also diese klassische Rock-Komödie?

 

Klar, in dem Film steckt sehr viel Wahrheit, haha. Es ist zwar eine Komödie, aber es könnte auch grad so gut eine Dokumentation über uns oder auch eine andere Metal-Band sein. Der Film bewegt sich sehr nahe an der Realität, weil welche Band hat nicht schon auf der Bühne das Mikrofon verloren oder zum 100-mal den Schlagzeuger ausgewechselt, haha.

 

Es gab also schon Momente mit Judas Priest wo du dachtest, das ist ein typischer Spinal Tap Moment?

 

Die gab es schon, na klar, haha. Mir kommt da das eine Konzert in Las Vegas in den Sinn: Wir sollten da in einer Konzerthalle spielen, die genau an das Hotel angrenzte in dem wir untergebracht waren. Wir hätten als durch den Untergrund in die Halle gehen können, so wurde uns das auf alle Fälle gesagt. Wir liefen und liefen, kamen an der Wäscherei, der Küche, dem Sicherungsraum usw. vorbei, ohne dass wir zu dieser Halle gelangten. Im Endeffekt standen wir plötzlich im Casino des Hotels, und wussten gar nicht wie wir dort hin kamen, haha. Für diese Aktion haben wir 25 Minuten gebraucht, haha! Spinal Tap hätten das nicht besser hinbekommen.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de 

 

 

Link: www.judaspriest.com