Interview mit Steven Bradley von IWRESTLEDABEARONCE

 

 

 

Letztes Jahr hat eure Sängerin Krysta Cameron quasi über Nacht ihre Koffer gepackt und Iwrestledabearonce verlassen - oder besser gesagt verlassen müssen, denn wie sich überraschend herausstellte war die gute unwissentlich schwanger. Dummerweise ist das mitten während der "Warped Tour" herausgekommen, sodass ihr euch im Eiltempo um Ersatz zu kümmern hattet, um die Tour nicht abbrechen zu müssen. Wie habt ihr es fertig gebracht, die Tour trotzdem zu Ende und Krystas Nachfolgerin Courtney LaPlante derart schnell an den Start zu bringen? Sie in eine bestimmte Stadt einfliegen zu lassen war das eine, aber sie in euer Set zu integrieren und die Texte zu lernen das andere. Es war sicher eminent wichtig, dass sie wie zu lesen war eine Freundin von Krysta ist und sich zudem bereits mit eurer Band auskannte, oder?

Genau genommen haben sie und Krysta sich noch nie persönlich getroffen, und auch der Rest von uns hatte sie vor dem Tag, an dem sie eingeflogen wurde, noch nicht Auge in Auge kennen gelernt. Das ist damals etwas unglücklich kommuniziert worden, aber wir hatten zumindest online schon eine Weile Kontakt, da wir ihre ehemalige Band mögen und auch auf unserer Website für sie die Werbetrommel rührten. Ich habe keine Ahnung wie wir so viel Glück haben konnten, Courtney auch noch so schnell zu mobilisieren. Auf jeden Fall hatten wir ein gutes Gefühl bei ihr, und sie ist dann tatsächlich binnen weniger Stunden bei uns aufgetaucht und hat einen Killerjob abgeliefert. Oben drauf ist sie noch genau so ein Weirdo wie der Rest von uns. Wir kommen super miteinander aus und haben den selben Sinn für Humor. Wie gesagt: Ich habe keine Ahnung wie wir das am Ende alles geschafft haben, aber es ging großartig aus und wir sind total glücklich, dass die Sache am Ende dermaßen gut funktioniert hat.

 

Nur noch mal für's Protokoll: Courtney ist jetzt festes Mitglied und Krysta wird nicht zurückkehren wie anfangs angedacht, richtig? Sie hat also quasi von einem Tag auf den anderen umgeschaltet und die Seiten gewechselt von der brüllenden, viel reisenden Metalsängerin im Furby-Kostüm zum Mütterchen, das zu Hause bleibt und auf das Kind aufpasst? Das nenne ich mal ein Kontrastprogramm, haha.

 

Yepp, genau so ist es! Krysta verbringt ihre Zeit ab jetzt zu Hause bei ihrem Mann und ihrem Sohn, und sie wird nicht zu IWABO zurückkehren. Das ist ein ziemlich verrückter Wechsel, da muss ich dir recht geben, und es war auch ein totaler Schock für den Rest von uns, haha. Aber sie ist glücklich wie es jetzt ist, und wir haben mit Courtney eine tolle Lösung gefunden, also konnten wir für alle Beteiligten das Optimum aus der Situation herausholen.


Das gute ist auch, dass ihr durch die Tatsache, dass ihr weiterhin eine weibliche Stimme am Mikro habt, die noch dazu ein ähnlich breites Spektrum hat, nicht all zu viel im Bezug auf euer Songwriting ändern musstet. Ihr habt also ganz bewusst den eingeschlagenen Weg fortgesetzt? Die Chance wäre ja auch da gewesen auf eine männliche Stimme umzusteigen.

 

Schon, aber ich liebe Frauengesang einfach. Irgendwas an weiblichem Gesang drückt bei mir die passenden Knöpfe, ich stehe einfach total darauf. Darin sind sich auch alle in der Band einig, weshalb klar war wie unsere Wahl für Krystas Nachfolge ausfallen würde. Abgesehen davon haben wir schon so viele Songs mit Frauengesang geschrieben, dass es sich jetzt total komisch anhören würden, wenn ein Kerl sie singt! Lass es mich ganz direkt ausdrücken: Hätten wir Courtney nicht gefunden, hätten wir uns mit ziemlicher Sicherheit aufgelöst.
 

Obwohl "Late for Nothing" immer noch ein paar echt abgefahrene und verstrahlte Momente hat und ihr nach wie vor nicht vor wilden Stilkreationen zurückschreckt, hört man dennoch einen offensichtlichen Reifeprozess heraus. Man möchte es nicht sagen, weil der Spruch einfach völlig abgegriffen ist, aber ihr klingt in der Tat reifer als auf den Platten, die ihr zuvor gemacht habt. Speziell ein Vergleich mit eurem Debüt "It's all happening" verbietet sich fast, da ihr seitdem einige Schritte vorwärts gemacht habt in Sachen Songwriting und Arrangements.

 

Da bin ich voll und ganz auf deiner Seite, und es war auch unser Hauptanliegen mit der neuen Scheibe genau das klarzustellen. Ich glaube wenn du dir unsere Entwicklung anschaust von der ersten EP aus 2007 bis heute, dann kann man klar einen enormen Fortschritt beobachten, der auch aufzeigt, dass "Late for Nothing" der nächste logische Schritt auf diesem Weg ist. Wir wollten endlich mal mehr als einen einzelnen richtigen Songs schreiben, mit Chorus und allem drum und dran. Davor hatten wir früher irgendwie immer ein bisschen Angst, aber diesmal nicht, diesmal waren wir endlich mutiger und haben die Sache durchgezogen.
 

Diesen Mut hat auch Steve Vai honoriert, der ein paar Gitarren für "Carnage Asada" beigesteuert hat. Er ist eigentlich in völlig anderen Bereichen des Rock zu Hause und hat reichlich wenig mit eurer Interpretation von Metal zu tun. Wie konntet ihr ihn dennoch für euch gewinnen?

 

Steve Vai hat eine lange Geschichte als herausragender Musiker in nahezu allen Genres. Vor wenigen Jahren erst hat er fantastische Orchestersachen geschrieben und aufgeführt, angefangen hat aber alles mit Frank Zappa, dem König der seltsamen Musik. Für mich ist es immer noch total wahnwitzig, dass die Kooperation geklappt hat, aber vermutlich hat ihm das Abgedrehte an unserer Musik gefallen, also hat er sich an diesem mexikanisch anmutenden Teil des besagten Songs mit einem Solo beteiligt. Mittlerweile wohnt er zudem quasi um die Ecke bei mir, das ist also alles ein sehr glücklicher Zufall.
 

Bis dato haben Iwrestledabearonce drei Alben veröffentlicht, dazu eine EP, und ihr habt mehrfach rund um den Globus gespielt. Nebenbei habt ihr der Black Metal-Szene im Zuge eurer letzten Scheibe ans Bein gepisst - und nicht nur denen, ihr habt scheinbar ein gutes Händchen, euch den Hass der Leute zu sichern, haha - , und eure eigenen Songs als Dubstep-Remixe veröffentlicht. Hinzu kommt auch noch euer eigener Horrorfilm namens "A Beary Scary Movie". Für den Anfang keine schlechte Leistung würde ich sagen, haha. Was gilt es als nächstes zu erreichen für euch?

 

Eine Welttournee mit Slipknot wäre großartig! Es gibt da auch noch einige Ecken in Südamerika und Afrika, wo wir gerne mal ein paar Shows spielen würden. Dazu kommen aber auch noch Sachen in Europa und zum Beispiel Neuseeland, wo wir noch nicht waren. Abgesehen davon sind wir einfach glücklich das alles erleben zu dürfen und es sogar als professionelle Band durchziehen zu können. Es ist einfach ein fantastisches Gefühl, die Welt zu bereisen und den Leuten unsere Songs zu präsentieren. Viel mehr kann man sich ehrlich gesagt eigentlich nicht wünschen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

Link: www.iwrestledabearonce.com