Interview mit Colourful Grey
1. KR: Wurde schon ein Vertrieb für die neue CD gefunden? Wann wird sie erscheinen?Sie
wird defintiv im April erscheinen. Mehr kann man noch nicht sagen.
2. MR: Was wird eure Fans auf der neuen CD erwarten? Welche Inspirationsquellen hattet ihr für die neuen Stücke?
Wir haben die CD
selbst produziert und hatten dadurch die Möglichkeit, uns so darzustellen, wie
wir es selbst wollten. Herausgekommen sind 13 abwechslungsreiche Stücke, von
denen die meisten bereits auf Konzerten gespielt wurden. Auf Platte sind wir
vielleicht etwas geordneter und melodischer als live, wo wir eher auf eine gute
Show voller Energie Wert legen. Im Gegensatz zu unseren älteren Aufnahmen hat
sich das Songwriting auf dieser Platte erheblich verbessert. Es gibt einige Ohrwürmer,
das meiste ist ziemlich rockig und punkig, dabei aber immer irgendwie softer und
nachdenklicher als der meiste aktuelle New-Rock-Emo-Kram. Vor allem Philipp und
ich als Hauptsongwriter stehen total auf dieses 80er-Wave-Zeug wie The Smiths,
The Cure, New Order etc., und das kann man auf jeden Fall raushören. Allerdings
sind Colourful Grey schon immer eine energetische, laute Band, wir mögen auch
viel Aktuelles – AFI, Jimmy Eat World, A Perfect Circle, Boy Sets Fire, oder
vor allem in Philipps Fall akustische Sachen wie Bright Eyes, Kevine Devine, The
Good Life. Es gibt zwei super-schöne akustische Songs auf dem Album. Das alles
wurde möglich durch unseren hervorragenden Mischer Jan Nandzik, mit dem ich 2
Monate lang am Mix gearbeitet habe. Dieser Prozeß ist zwar sehr zeitaufwendig,
aber am Ende hat es sich gelohnt, weil wir uns jetzt so präsentieren können,
wie wir sind.
3. MR: Darf man schon mal beiläufig nach dem geplanten Albumtitel fragen oder wird der vorerst noch unter Verschluss gehalten?
Arbeitstitel
ist „It´s so o.k.“. Die 100% Entscheidung fällt erst in den nächsten
Wochen.
4.
KR:
War es schwierig, die Lizenzen für die Coverversion "There is a light"
von den Smiths zu bekommen?
Boris:
Das ist kein Problem, denn jeder darf covern, was er möchte und niemand kann
ihm das verbieten.
Allerdings muss man dafür bei der GEMA latzen, die Kosten hängen dabei von der
Auflage deiner Platte ab.
Boris:
Wir haben “Sleeping Beauty“ und „When I Scream“ aus mehreren Gründen
nochmal aufgenommen. Einmal mögen wir diese Songs und spielen sie weiterhin
regelmäßig auf Konzerten, und dann haben sie sich mit der Zeit etwas verändert,
so dass wir sie eben gerne noch mal in „aktuellen“ Versionen auf der
Platte haben wollten. Philipp singt heute anders als vor zwei Jahren und wir
sind als Band etwas schneller und tighter geworden.
Boris:
Wir buchen gerade eine Tour für den April und werden im Sommer auf ein paar
Festivals spielen. Wir werden dieses Jahr auf jeden Fall häufiger live zu
spielen, allein schon, um die Platte zu promoten.
Boris:
So im Oktober-November, als die Platte gerade fertig gemischt war, hatte Philipp
die Idee, sich mehr auf den Gesang zu konzentrieren. Gleichzeitig gab es die
Idee, Simon als Gitarrist und Keyboarder in die Band zu nehmen, weil er
Colourful Grey sehr gern mochte und The Bleech nicht so viel live spielen
wollten, wie er es gern gehabt hätte. Es ist immer ein Risiko, einer
funktionierende Einheit etwas hinzuzufügen, und wir waren uns eigentlich bis
zum Konzert im Sinkkasten nicht sicher, ob es klappt. Technisch war der Gig
nicht gerade eine Glanzleistung (wir waren auch super aufgeregt wie beim ersten
Konzert!), aber entscheidend war, daß wir uns als Einheit gefühlt haben. Darüber
hinaus verstehen wir absolut super und können´s uns ohne Simon gar nicht mehr
vorstellen.
Boris:
Er ist noch im Prozeß des Reinwachsens. Aber jeder, der Philipp kennt, weiß,
dass er ein großer Showman ist, und die Rolle des Frontsängers eignet sich
hervorragend dazu, sich zu präsentieren. Wir hatten eine Zeit lang größere
Bedenken darüber, ob Philipp seiner neuen Rolle gerecht werden kann, als dass
Simon in die Band passt. Mittlerweile sind wir uns aber einig, dass es eine
richtig gute Entscheidung war. Wir haben jetzt ein bißchen weniger Platz und müssen
aufpassen, dass wir uns bei dem ganzen Rumgeturne nicht gegenseitig verletzen,
aber es macht definitv mehr Spaß als früher. Der Gesang steht wesentlich mehr
im Mittelpunkt.
Boris:
Nicht jede Band braucht einen Plattendeal mit einer großen Firma, und es gibt
etliche Fälle von Bands, für die sich das eher nachteilig ausgewirkt hat. Man
muss schauen, was für einen selbst gut ist. Eine Band wie Verlen wären sicher
etwas für die große Bühne, die würden auch auf Viva und in der Bravo gut rüberkommen.
Dann gibt’s Bands wie Soliloquy, die auch ohne große Agenturen und Labels über
50 Gigs im Jahr spielen und sich selbst einen riesigen Fankreis aufgebaut haben.
Aber wenn ich es einer Band wünschen würde, das nächste große Ding zu
werden, wären das Freezeebee (wobei die auch ohne einen fetten Deal alles
wegrocken!).
Boris:
Liebe zur Musik, Hang zur Selbstinszinierung, Freude am live spielen, neue Leute
kennen lernen, mit Leuten, die man mag etwas teilen, Verarbeitung persönlicher
Erfahrungen und emotionaler Katastrophen etc.
Boris:
Colourful Grey ist eine Indie-Band mit einem Hang zum Melancholischen und einem
Bein im Punkrock.
Boris:
Da mindestens drei Mitglieder von Colourful Grey schon seit 10 Jahren zusammen
Musik machen, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, daß es uns in 10 Jahren
immer noch geben wird. Nur von einem sollten wir bitte verschont werden – als
Hobby-Kombo im Party-Keller vom Martin neben der Eisenbahn alte Hits
runterzuleiern. Dann
doch lieber „It´s better to burn out than to fade away“.
Fragen: Markus Rutten & Katrin Reichwein / Ausarbeitung: Simone Steinbüchel - sounds2move.de