Interview mit SABINE EDELSBACHER von EDENBRIDGE / 04-2005
Simone:
Im Februar wart ihr mit Angra auf Tour. Wie ist die Tour gelaufen und wie waren
die Reaktionen der Fans?
Sabine:
Die Tour war für uns ein großer Erfolg; abgesehen davon, dass ich mir eine
schwere Bronchitis geholt habe und wir in Spanien 3 Konzerte absagen mussten. Da
Angra in Frankreich sehr erfolgreich ist, haben wir dort auch die meisten
Konzerte auf dieser Tour gespielt. Für uns stand Frankreich zum ersten Mal auf
dem Programm, deshalb war es auch das Beste was uns passieren konnte. Die Clubs
waren immer gut gefüllt und die Stimmung südländisch aufgeheizt. Da ich ja
auf dem letzten Angra Album bei 2 Songs beteiligt war, habe ich natürlich auch
live die Ballade „No pain for the dead“ mit Edu gesungen. Für viele war es
eine Überraschung und sie haben gar nicht damit gerechnet. Umso schöner war für
mich die Freude in den Gesichtern der Fans zu lesen. Ich stehe selbst auf schöne
Duette und diese Ballade hat es einfach in sich.
Simone:
Wie
war die Reaktion der Fans, als ihr die Songs vom aktuellen Album „Shine“
vorgestellt habt? Kamen die Songs beim Publikum gut an?
Sabine:
Wir haben durchaus das Gefühl auch live die Bestätigung bekommen zu haben,
dass wir mit „Shine“ absolut in die richtige Richtung gehen. Die Wünsche
der Fans, was die Setlist betrifft, ist zwar nach wie vor so unterschiedlich,
wie eh‘ und je; was ja im Grunde sehr positiv ist, selbst haben wir aber das
Gefühl, dass die neuen Songs so richtig fegen.
Simone:
Mit
„Shine“ habt ihr euch musikalisch wieder stark weiterentwickelt. Was würdest
du sagen sind die größten Veränderungen im Vergleich zu „Aphelion“?
Sabine:
Wir hatten keine Lust mehr auf das durchgehende Doublebass-Geklopfe und wollten
mehr Abwechslung in die Songs bringen. Atmosphäre war uns ja schon immer
wichtig und diesmal haben wir das auch wieder sehr unterschiedlich gezeigt. Vom
irischen Folksong (Wild chase), über arabische Einflüsse (And the road goes
on) bis zu einem Song mit Klavier und Gesang haben wir uns auch auf „Shine“
stilistisch nicht limitiert. Die Gitarren sind härter geworden, wobei hier für’s
nächste Mal noch mehr drinnen ist. Insgesamt sind die Songs noch eingängiger
und durch den verstärkt eingesetzten Chorgesang von Dennis Ward und mir auch
sehr bombastisch. Die Melodielinien auf „Shine“ waren auch für mich wieder
eine neue Herausforderung und ich bin immer der glücklichste Mensch auf Erden,
wenn ich mich mit neuen Songs auch gesanglich neu finden bzw. erweitern kann.
Simone:
Wie
siehst du die Entwicklung der Band und vor allem der Musik von „Sunrise in
Eden“ bis zum aktuellen „Shine“?
Sabine:
Ich
sehe es als fortlaufende Entwicklung. Jeder tut sein Bestes und über den Rest
hat man nur geringfügig bewussten Einfluss. Für mich ist immer wichtig was
zwischendurch mitschwingt, weil ich der Überzeugung bin, dass nicht nur Töne
die Ohren der Musikliebhaber erreichen. Die Atmosphäre geht von jedem einzelnen
Bandmitglied aus und das macht den Spirit einer Band aus. Da man sich eben
naturgemäß immer wieder verändert, ist diese Veränderung auch hörbar oder fühlbar;
ganz abgesehen von den technischen und stilistischen Veränderungen. Wir sind
jedoch, wie ich meine auf allen Alben als Edenbridge erkennbar und
unverwechselbar.
Simone:
Deine
Stimme klingt sehr professionell. Hattest du jemals Gesangsunterricht?
Sabine:
Dankeschön.
Als ich beschloss professionell zu singen (das war vor der Zeit mit Edenbridge),
habe ich Gesangsunterricht genommen. Ich hatte immer Lehrer, die mich lehrten über
den Körper zu arbeiten. Das heißt ich lernte Atem- und Körperübungen. Ich
habe mich auch weiterhin in diese Richtung fortgebildet, weil mir dieser Zugang
einfach mehr liegt. Es ist nicht so technisch und mechanisch wie Tonleitern zu
trällern und man entwickelt über den Körper auch ein anderes Bewusstsein zu
sich selbst und zur eigenen Stimme. Ich bin gerade dabei ein Buch über meinen
unkonventionellen Zugang zur Stimmentwicklung zu schreiben.
Simone:
In
deinem Steckbrief schreibst du, dass du unter anderem Celine Dion und Sarah
Brightman magst. Sind das deine musikalischen Vorbilder und willst du auch
gesanglich an diese beiden Sängerinnen anknüpfen?
Sabine:
Diese beiden Sängerinnen schätze ich aufgrund ihres persönlichen Ausdrucks in
ihrer Stimme und der unvergleichlichen Kombination aus Technik und Gefühl. Es
ist auch immer schon mein Bestreben gewesen, der Stimme noch mehr Ausdruck zu
verleihen. Noch mehr ,das was ich fühle, über die Stimme zu transportieren.
Jedoch habe ich immer schon versucht meinen eigenen Weg dabei zu gehen und
deshalb habe ich auch keine musikalischen Vorbilder.
Simone:
Lanvall
ist ja bei euch für das komplette Songwriting verantwortlich. Habt ihr anderen
Bandmitglieder Einfluss auf das Songwriting oder lasst ihr Lanvall völlig freie
Hand?
Sabine:
Lanvall schreibt sehr songdienlich und kann sich gut einfühlen, was mir zum
Beispiel liegt zu singen. Er arbeitet die Songs im Vorfeld komplett aus und
jeder schafft sich seinen Part drauf. Im Proberaum klappts meist auf Anhieb. Wir
arbeiten danach nur noch an Feinheiten und ich interpretiere die geschriebenen
Gesangslinien auf meine Weise, was sich aus dem Gefühl zur Musik heraus ergibt.
Ich neige zum Beispiel nicht dazu verschnörkelt zu singen, weil ich vom Typ her
auch sehr gerade bin. Im Metal ist das zum Glück eher gefragt, hi hi.
Simone:
Eure
Songs sind mit vielen orientalischen oder auch mittelalterlichen Elementen
versehen. Kommen diese Inspirationen von euren persönlichen Vorlieben, was
Kultur und Reisen angeht?
Sabine:
Lanvall hat eine besondere Vorliebe für alle möglichen Saiteninstrumente und
hat auch schon eine beschauliche Sammlung in seinem Besitz. Jedes dieser
Instrumente und die davon ausgehenden Klänge beinhalten eine spannende
Kulturgeschichte des jeweiligen Volkes. Wir haben schon von Beginn an mit diesen
Klängen gearbeitet, weil es der Musik diese besondere Atmosphäre verleiht die
unter anderem Edenbridge ausmacht. Diese Instrumente sind sehr obertonreich und
können daher heilsam auf die Seele und Geist wirken.
Sabine:
Die
CD wurde bei mehreren Konzerten auf der letzten Tour mitgeschnitten. Die DVD
haben wir bei einem Konzert in Deutschland aufgenommen. Es ist auch jede Menge
Bonusmaterial von anderen Konzerten, wie zum Beispiel vom Busan Rock Festival in
Korea drauf. Das Angebot mit Live-CD + Live DVD zum Special-Preis, ist überall
super angekommen.
Simone:
Ihr nehmt größtenteils im eigenen Studio auf. Meinst du, dass die Ergebnisse
beim Aufnehmen dadurch automatisch besser werden?
Sabine:
Es sind Gitarre, Bass und Keyboards in Lanvalls Studio aufgenommen worden. Der
Vorteil ist, dass man ohne Zeitdruck entspannter aufnimmt und obendrein
Produktionskosten spart. Drums und Vocals sind wie bisher im House Of Audio
Studio aufgenommen worden.
Simone:
Wie
lang habt ihr für die Aufnahmen von „Shine“ gebraucht?
Sabine:
Um die 40 Tage herum, inklusive Mix haben die Aufnahmen gedauert.
Simone:
Die letzten drei Alben sind immer im Abstand von nur einem Jahr erschienen.
Andere Bands brauchen für ein neues Album bis zu 4 Jahre und länger. Was
denkst du sind die Gründe dafür, dass ihr in so kurzer Zeit so beeindruckende
Ergebnisse liefern könnt?
Simone:
„Shine“
erschien im Oktober 2004. Wisst ihr schon, wann die Arbeiten an einem neuen
Album beginnen oder wollt ihr jetzt erst mal eine Pause einlegen?
Sabine:
Lanvall befindet sich gerade beim Sammeln von Ideen. Eine Südamerika Tournee
soll heuer noch stattfinden etc. Das nächste Album wird wahrscheinlich Ende
Sommer oder Herbst nächsten Jahres erscheinen.
Simone:
Hast du persönlich einen Lieblingssong von Edenbridge? Wenn ja, warum gerade
der?
Sabine:
Das
ist eine besonders schwierige Frage, weil es immer auf meine Stimmung ankommt.
Es ist auch eine Frage, ob live oder im Studio. Grundsätzlich mag ich sehr die
bombastischen Songs und ebenso die Balladen. Auf dem neuen Album war „And the
road goes on“ eine besondere Herausforderung für mich und „Elsewhere“ hat
mir auch alles abverlangt. „Shine“ verbreitet für mich eine besondere
Magie, aber auch wenn ich „Centennial legend“ singe, habe ich das Gefühl
bei der Bridge geht der Himmel auf. Ich mag mich gar nicht entscheiden.
Simone:
Werden Edenbridge dieses Jahr auf deutschen Festivals zu sehen sein?
Sabine:
In
Deutschland ist bis jetzt leider nichts geplant.
Simone:
Kannst
du schon was über eure weiteren Pläne verraten?
Sabine:
Es gibt da schon noch Neuigkeiten über die ich leider noch nicht sprechen kann.
Interview
& Ausarbeitung: Simone Steinbüchel - www.sounds2move.de
/ März 2005