Interview mit Martin Schirenc von HOLLENTHON

 

 

Ihr habt eurem dritten Album den nicht gerade bescheidenen Namen „Opus Magnum“ verpasst. Wenn man euch beim Wort nehmen würde, dann könnte man sich den Kauf aller kommenden Alben getrost sparen oder? ;-) Denn mit dieser Scheibe hat man dann ja bereits das bestes was Hollenthon zu bieten haben.

 

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. So sagt zumindest der Volksmund, aber eigentlich bezieht sich der Titel mehr auf das textliche Konzept. Nichtsdestotrotz ist dieses Album ein sehr wichtiges Werk für uns, denn nach 7 Jahren Pause ist die Erwartungshaltung natürlich sehr groß. Und nein, man kann sich den Kauf unserer zukünftigen Alben keineswegs sparen!

 

Inwiefern hat sich die Wartezeit von 7 Jahren auf das Album ausgewirkt? Konnten Ideen ungeahnt lang reifen oder seid ihr eher Gefahr gelaufen, euren objektiven Blickwinkel zu verlieren?

 

Einige Ideen waren schon älter und wurden wieder aufgegriffen, allerdings habe ich den Großteil der Songs während des letzten Jahres geschrieben. Ich habe mir auch nicht den Kopf darüber zerbrochen, ob die neue Platte den Erwartungen der Fans entspricht – das beeinträchtigt nur die Kreativität. Ich will mit Hollenthon aber in keine Schublade gedrängt werden oder irgendwelchen Trends folgen, denn allen kann man es sowieso nie recht machen.

 

Man bekommt das Gefühl, dass „Opus Magnum“ trotz der langen Überbrückungszeit nahtlos an „With Vilest Of Worms To Dwell“ anzuknüpfen scheint. Würdest du dem zustimmen?

 

In gewisser Weise kann ich dem zustimmen, obwohl es auch deutliche Unterschiede zwischen diesen beiden Alben gibt. Es handelt sich also nicht um With Vilest Of Worms To Dwell Part 2“ sondern die Fortführung der eingeschlagenen Richtung.

 

Kürzlich hat die Downloadplattform iTunes einen großen Bock geschossen und euer Album in der Promo-Fassung mit Voice-Over angeboten und auch verkauft. Eine Tücke des „neuen Marktes“, der gern alles nur noch digital vertreiben will?

 

Ja, das war allerdings eine Meisterleistung! Ich wollte meinen Ohren nicht trauen als mich ein Freund anrief und darüber informierte. Das Problem wurde mittlerweile behoben, aber ich weiß nicht, ob die bisherigen Käufer bereits entschädigt wurden und das Schlimmste ist, dass wohl wieder alles auf die Band zurückfällt, obwohl wir darauf überhaupt keinen Einfluss hatten! Ich entschuldige mich trotzdem im Namen der Verantwortlichen für diesen Schlamassel!

 

 

Wo wir gerade beim Thema sind: Meiner Meinung nach ist speziell das Metal-Publikum absolut kein Download-Publikum. Immerhin sind die meisten Metalheads eher Jäger und Sammler, die es gern altmodisch und „zum anfassen“ haben. Da haben CD und Vinyl ganz klar die Nase vorn. Glaubt ihr, dass sich das Format Kauf-MP3 auf lange Sicht auch in der Metal-Szene etablieren wird und sogar die physischen Tonträger komplett ablösen wird? Oder wird man der langhaarigen Meute auch zukünftig CDs anbieten MÜSSEN, einfach um die Musik weiterhin an den Mann bzw. die Frau bringen zu können? Abgesehen davon wird für keine andere Zielgruppe ein derartiger Aufwand mit Boxsets und sonstiges Specials betrieben.

 

Physikalische Tonträger werden wahrscheinlich nie ganz von der Bildfläche verschwinden, allerdings werden die Verkaufszahlen wohl weiterhin zurückgehen. Die Frage ist nur wie sich der Markt in Zukunft entwickeln wird, bzw. welche Position Plattenlabels, Vertriebe und Geschäfte darin haben werden. Für viele von uns Musikern sind die Einnahmen von Tonträgern nämlich schon vernachlässigbar klein und wir leben hauptsächlich von den Konzerten und Merchandise-Verkäufen. Es wird auf jeden Fall interessant werden, den Verlauf der Dinge zu beobachten.

 

Inhaltlich haftet eurem Album eine biblisch inspirierte Thematik an und auch das Artwork spielt mit der (negativen) Darstellung eines Engels. Handelt es sich bei „Opus Magnum“ um ein lupenreines Konzeptalbum? Und würdest du die Bibel an sich als Paradethema für Dark Metal bezeichnen?

 

Ich weiß eigentlich nicht so genau bescheid wer diese Dark Metal Bands sind, darum kann ich auch keinen Kommentar über ihre Texte abgeben. Wir haben auf ‚Opus Magnum’ ein textliches Konzept, allerdings ist es ein sehr weltliches. Es geht im Grunde um die Menschheit und ihren Drang zur Selbstzerstörung. Die einzelnen Songs handeln von Krieg, Habgier, Welthunger und Umweltzerstörung, also durchaus zeitgenössische und sozialkritische Themen. Allerdings sind die Texte oft sehr metaphorisch und mit biblischer Symbolik versehen, daher entsteht oft der (falsche) Eindruck, dass das Album ein religiös inspiriertes Konzept hat. Das Artwork sollte diese Symbolik widerspiegeln und daher haben wir einen Engel gewählt. Klar, die Darstellung entspricht nicht unbedingt der klassischen Vorstellung dieser Wesen, aber als offizielle Vollstrecker des Zorns Gottes kann ich sie mir beim besten Willen nicht als dicke Kinder mit Flügeln und winzigen Genitalien vorstellen.   

 

Obwohl ihr satte 7 Jahre für euer neues Album gebraucht habt, seid ihr sofort und teilweise noch vor der Veröffentlichung von „Opus“ unter anderem für das Summer Breeze, Kaltenbach, Hellflame und das Graspop Metal Meeting gebucht worden. Hätte ihr nach eurer langen Abwesenheit damit gerechnet, dass es doch noch eine beachtliche Nachfrage nach Hollenthon zu geben scheint? Immerhin handelt es sich dabei bisweilen um große Namen in der europäischen Festivallandschaft.

 

Wir haben ein ausgezeichnetes Management, hehe! Und anscheinend auch noch genügend Fans, denn wir wurden auf einigen Festival-Foren als Wunschband vorgeschlagen und das ist eine große Ehre für uns.

 

Lass uns kurz auf das Video zu „Son of Perdition“ zu sprechen kommen. In einer Szene liegst du in der Badewanne, während Maden durch deinen Mund kriechen. Ein Akt absoluter Körperbeherrschung, eine Computeranimation oder eine anderweitig gestellte Szene?

 

Für Computeranimationen war das Budget eindeutig zu klein, also musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel, beziehungsweise die dicken Maden, beißen. Als langjähriger Vegetarier kann ich euch aber versichern, dass keines der Tierchen beim Dreh zu Schaden kam! Heuschrecken und Maden kamen danach in ein Terrarium, wo sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten. Sie entgingen somit letztendlich auch ihrer Vorbestimmung als Reptilienfutter.

 

Mit Hollenthon scheint es derzeit wie am Schnürchen zu laufen, was man von den Zeiten vor dem Ende bei Pungent Stench nicht unbedingt sagen konnte, wenn man den Meldungen und Erzählungen Glauben schenken darf. Ihr müsst verdammt froh sein jetzt wieder in geregelten Bahnen arbeiten und in einem durchweg gesunden Klima arbeiten zu können, oder?

 

Ich weiß zwar nicht was diese Meldungen und Erzählungen behaupten, aber man sollte solche Gerüchte nicht immer gleich für bare Münze nehmen. Tatsache ist, dass ich voriges Jahr aufgrund diverser Differenzen, sowohl persönlicher, als auch geschäftlicher Natur, beschlossen habe, nicht mehr weiter mit Alex in einer Band zu spielen. Ich bereue diese Entscheidung nicht im Geringsten und ich könnte mit der jetzigen Situation nicht zufriedener sein. Es läuft tatsächlich ziemlich gut und es macht sehr viel Spaß, in so einem Bandklima aufzutreten.

 

Wenn ich richtig informiert bin, dann stammen die Texte für euer Album nicht von euch selbst, sondern von einer der Band nahestehenden Person. Ist besagter Mensch überdurchschnittlich begabt oder weshalb habt ihr diese Dinge (wieder) nicht selbst in die Hände genommen?

 

Die Texte stammen wieder von meiner mittlerweile Ex-Frau, Elena. Ich bewundere ihr Talent Texte zu schreiben, die sehr poetisch sind, ohne dabei jemals kitschig zu wirken. Sie hat auch eine wunderschöne Stimme und da wir noch immer gut befreundet sind, war es nur nahe liegend, wieder mit ihr zusammen zu arbeiten.

 

Darf man davon ausgehen, dass die nächste Platte schneller nachgereicht wird, als es jetzt der Fall war? ;-)

 

Auf jeden Fall – ich fange demnächst mit dem Songwriting für das nächste Album an und denke, dass wir es bis Ende 2009 auf den Markt bringen können.

 

Abschließende Frage, völlig anderes Thema aber als Österreicher muss ich dich das fragen: Wer wird Fußball-Europameister?

 

Holland!

 

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.hollenthon.com