Interview mit Andy Deris von HELLOWEEN

Wie schon in der Rezension zum aktuellen Helloween Album erwähnt, fühle ich mich musikalisch eher in den härteren Regionen des Metal wohl. Ausflüge in ruhigere Gewässer sind für mich umso wertvoller und genießbarer, wenn mich jene Musik ergreift und packt, wenn ich von der Spielfreude der Musiker geradezu mitgerissen werde. Exakt diese Eigenschaften verbinde ich schon seit längerer Zeit mit Helloween. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, dass sich Andi Deris – seines Zeichens Sänger von Helloween -  als Interviewpartner zur Verfügung gestellt hat.

 

So begann das Interview mit einer für mich sehr interessanten Frage. „Was treibt euch nach all den Jahren an, immer wieder so hochklassige neue Alben zu schreiben? Woher nehmt ihr eure Motivation?“ Man muss sich hier vor Augen führen, dass Helloween seit mehr als 20 Jahren trotz diverser Line-Up-Probleme durchgängig aktiv sind und dabei mehr Meisterwerke abgeliefert haben, als man erwarten kann. Andi Deris sieht diesen Sachverhalt relativ nüchtern, er ist der Auffassung, dass es ihnen einfach nur Spaß gemacht, kreativ zu sein. Diese Kreativität kanalisieren die Jungs dann in neue Songs. Eine gesunde Einstellung, die verdeutlicht, dass hier Herzblutmusiker am Werk sind. „Gambling With The Devil“ klingt als Albumname recht ungewöhnlich – ein Glücksspiel mit dem Teufel? Andi Deris berichtet erneut relativ kurz und nüchtern, dass eben dieser Name aus einer Reihe von Vorschlägen der Beste gewesen sei. Er betont darüber hinaus, dass dieser Name in Kombination mit dem Artwork einfach das Meiste hergibt. Nun sind die anderen Vorschläge unbekannt, aber eines stimmt definitiv: Verglichen mit dem Artwork passt der Titel „Gambling With The Devil“ wie die berühmte Faust auf das Auge.

 


Helloween sind vom Bekanntheitsgrad und ihrer Diskographie her so groß, dass sie es nicht nötig hätten, einen größeren Metalprominenten zwecks PR an Bord zu holen. Aus rein musikalischen Gründen haben Helloween  Biff Byford von Saxon kontaktiert, der sich am Intro „Crack The Riddle“ beteiligt. Auf die Frage hin, ob eine Zusammenarbeit über ein Intro hinaus möglich sei oder gar schon geplant ist, antwortet Andi: „Mal sehen. Biff ist auf jeden Fall ein netter Typ. Und ich bin neben Lemmy von Motörhead und Angry Anderson von Rose Tatoo auch Gast auf der Saxon Single“. Textmäßig gibt es nach Andis Aussage keinen konzeptionellen Zusammenhang, vereinzelte Songs gehören zwar irgendwie zusammen, aber nicht als Konzept. Mit dieser recht schwammigen Aussage muss sich der Interviewer dann auch zufrieden geben. „As Long As I Fall“ unterscheidet sich recht stark vom Rest des Albums – deutlich eingängiger, teilweise moderner, eine typische Single eben. Andi Deris berichtet mit Stolz, dass mache Radiosender diesen Song bereits in ihr Programm aufgenommen haben. Nach seiner Ansicht hört sich „die Melodie einfach nicht tot“, womit er Recht hat. Denn diese Melodie hat Potenzial, sich im Schädel des Hörers festzufressen und dort erst einmal für die nächsten Tage und Wochen zu verweilen. Die anderen Lieder bewegen sich eher im Helloween „Rahmen“. Auf meine These hin, dass „As Long As I Fall“ auch auf „The Dark Ride“ gepasst hätte, entgegnet Andi Deris, dass er sich dabei nicht so sicher ist. Helloween haben nach seiner Aussage sehr viele Songwriter in der Band, die Helloweens Lieder mittlerweile sehr flexibel und variabel klingen lassen. So gestaltete sich auch das Songwriting: Er spricht davon, dass die Ideen geradezu wie aus einer Quelleaus ihnen herausgesprudelt sind. Helloween haben schon auf der letzten Tournee Ideen für „Gabmling With The Devil“ gesammelt. Andi betont dabei explizit, dass diese Art des kreativen Schaffens eher ungewöhnlich für Helloween ist. Darüber hinaus waren Helloween nicht im Proberaum aktiv, um Ideen zu entwickeln. „Jeder arbeitete für sich im stillen Kämmerlein und irgendwann trafen wir uns und konsultierten das, was sich da so angesammelt hat“, erzählt Andi Deris. Für die Zukunft spricht Andi von einer großen Überraschung, die allerdings erst nach der kommenden Tournee spruchreif sein wird. Weitere Aktivitäten nach der Tour mit Gamma Ray werden wohl Festivals sein. Allerdings erwähnt Andi auch, dass die jetzige Tournee Helloween auch in Gegenden außerhalb Europas führen wird und deshalb Monate ins Land gehen werden, bevor weitere Aktivitäten anstehen können.

Mit diesen Worten verabschiedet sich Andi Deris und ich beschließe, nun noch einmal „Gambling With The Devil“ zu hören und mich auf das Glücksspiel mit dem Teufel einzulassen.

Christian Stiewe – www.sounds2move.de

Link: www.helloween.org