Interview mit Lzzy Hale von HALESTORM

 

 

Zuerst noch einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Charteinstieg in den USA, wo ihr direkt mal auf der 15 eingestiegen seid. Dann ist es jetzt ja nur noch eine Frage der Zeit bis der erste Lamborghini vor der Tür steht, hehe.

 

Schön wär’s, haha! Aber meine Eltern haben dafür schon die ganzen aktuellen Musikzeitschriften gekauft wie zum Beispiel „Billboard“. Momentan ist das alles noch wie ein verrückter Traum für mich und die Jungs, so ganz können wir das noch nicht greifen, hehe.

 

Vorab habt ihr „Mz. Hyde“ als digitale EP veröffentlicht, einen Song, der offensichtlich eine Beschreibung deiner Person ist. Gleichzeitig scheint der Titel auch für das ganze Album zu passen, denn ihr habt einerseits diese In-Your-Face-Rocker wie „Love bites“ und „I miss the Misery“, andererseits aber auch eine ganze Stange von wunderbaren Balladen am Start. Ist dieser Kontrast der im Albumtitel beschriebene „strange case“?

 

„Mz. Hyde“ ist definitiv ein Selbstportrait, aber auch ein Lernprozess für mich selbst, denn es zeigt zwei völlig unterschiedliche Seiten von mir und was ich im jeweiligen Moment alles tun kann und darf. Übertragen auf das Album war es natürlich schon ein Risiko, dass wir ziemlich in die Extreme gegangen sind, hehe. Wenn man sich jetzt das Ergebnis anhört, muss man allerdings feststellen, dass diese seltsame Idee von uns sogar funktioniert hat, haha. Das drückt auch der Titel aus.

 

Neu sind Balladen wie „Beautiful with you“ und „Here’s to us“ aber eigentlich gar nicht für euch, denn bereits euer Debüt „Halestorm“ hielt mit „Bet U wish U had me back“ eine großartige Ballade bereit. Darum habe ich auch gehofft, dass ihr wenigstens wieder eine Nummer dieses Kalibers auf dem neuen Album haben werdet und am Ende sind es sogar deren vier geworden. Ich bin mir sicher, dass ihr beim Komponieren selbst schnell festgestellt habt, dass ihr einige wirklich gute emotionale Songs vor euch habt. Da kam euch doch sicherlich schnell der Gedanke, dass ihr diese auch unbedingt verwenden müsst, selbst wenn das bedeutet, einen recht großen Balladenblock zuzulassen, wenngleich ihr bisher hauptsächlich für euren Power-Rock bekannt wart.

 

So ist es, wir wollten eben beides machen und beides zeigen. Als wir ins Studio gingen, waren wir ehrlich gesagt nicht optimal vorbereitet, gleiches gilt für das Songmaterial, das wir zu großen Teilen komponiert haben, während wir auf Tour waren. Überhaupt sind wir gerade erst regelrecht aus dem Tourbus gefallen und haben 24 Stunden später schon wieder in Los Angeles im Studio gestanden. Darum sind einige Songs auch durchaus heftiger ausgefallen, weil wir eben noch voller Adrenalin von der Tour und in diesem energiegeladenen Live-Feeling waren. Darum sind auch einige Lieder sehr „Band beeinflusst“, zum Beispiel „Rockshow“ und „Freak like me“. Die spielen wir genauso gerne live wie „Love bites“, weil sie eben unüberhörbar für die Bühne geschrieben wurden. In der Mitte der Aufnahme hat sich der Wind dann etwas gedreht, und ich habe einige der persönlichsten Songs überhaupt geschrieben, die alle sehr autobiografisch sind und oft von meinem ziemlich chaotischen Leben handeln. Sogar von unserem Label haben Leute angerufen und gemeint „so kennen wir dich ja gar nicht – kannst du davon noch mehr machen?“, haha! Nach einiger Zeit habe ich mich regelrecht vor mir selbst erschreckt, weil ich Themen behandelt und Seiten von mir in den Texten gezeigt habe, die bis dahin nicht einmal meine Bandkollegen kannten und die mich sehr verletzlich zeigen und die anzusprechen ich bisher vielleicht auch zu schüchtern oder zu verlegen war. Es war darum einfach unglaublich befreiend, dieses Album zu machen, und für mich persönlich hat sich die Sache jetzt schon gelohnt, egal was für uns als Band am Ende dabei herauskommt, hehe.

 

Es wird noch deutlicher als auf eurem Debüt, dass eine eurer größten Stärken die ist, dass ihr sowohl die heftigen Rocksongs drauf habt, die mächtig nach vorne gehen, als auch die einfühlsamen Balladen, die einen wirklich emotional berühren können.

 

Ich denke schon. Außerdem sind wir uns in den ganzen Jahren einfach selbst treu geblieben und haben stets unser Ding gemacht. Wenn du noch jung bist, legst du so viel Wert darauf was die Leute über dich denken, was das Publikum denkt, was das Label denkt und so weiter. Mit „The strange Case of Halestorm“ wollten wir all das außen vor lassen und uns nur auf uns selbst konzentrieren. Wir haben nicht darüber nachgedacht was ein Smashhit im Radio werden könnte, und ich habe mir auch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich diesen oder jenen Text meinen Eltern zeigen kann oder nicht, haha. Um das alles zu verstehen und auch konsequent umzusetzen, haben wir allerdings auch bis zu diesem Album gebraucht.

 

Überhaupt finde ich die Texte auf dem Album sehr gelungen, weil du spielerisch zwischen frechen, jungen Themen und ernsteren, erwachsenen Themen hin und herwechselst. Ich glaube, du hast ein gutes Händchen dafür, die Sachen universell und gleichzeitig sehr persönlich zu formulieren. Du nimmst die Leute mit auf deine Reise, wie man so schön sagt, und bist offensichtlich nicht nur darum bemüht, die Gesangsmelodien mit Worten zu füllen.

 

Danke, das ist ein tolles Kompliment. Vor vielen Jahren hat mal jemand zu mir gesagt, dass egal was man fühlt, irgendwo auf der Welt gibt es mindestens eine andere Person, die genau das Gleiche fühlt. Mit den Leuten, die unsere Musik hören, fühle ich mich deshalb auch in vielerlei Hinsicht verbunden, und andersherum wollen die Fans etwas, an dem sie sich festhalten können und das so oder in ähnlicher Form auch zu ihrem Leben passt. Die Dualität der Scheibe spiegelt aber auch mein Leben und meine Art wieder. An einem Tag kann ich mich total erwachsen fühlen und mich mit ernsten Themen befassen und am nächsten Morgen wache ich auf und komme auf irgendwelchen kindischen Unsinn, hehe. Lass es mich so sagen: Das einzig Konstante ist die Inkonstanz, haha. Das Wundervollste an unserer Band und dem Ganzen sind für mich die Momente, wenn wir auf der Bühne stehen dürfen und umgeben von Menschen sind, die das Gleiche fühlen wie wir. Daraus kann man unglaublich viel Kraft schöpfen und das liebe ich daran am meisten.

 

Gibt es trotzdem einen bestimmten Song auf dem Album, der für dich der persönlichste ist?

 

Auf jeden Fall einiges von dem Balladenmaterial. „Break in“ ist sehr persönlich, denn es handelt davon etwas geschehen zu lassen, für mich persönlich beispielsweise, dass ich jemanden in mein Herz lasse. Damit sind etwa Freunde gemeint oder die Jungs aus der Band, eben Menschen in deren Gesellschaft ich einfach ich selbst sein kann ohne mir Gedanken machen zu müssen wie ich rüber komme und die auch meine schlechten Seiten akzeptieren. Bei „Beautiful with you“ war es ganz ähnlich. Dieses Lied ist auch eine große und wichtige Sache für mich. Es geht darum, dass du nur weil du einen schlechten Tag hast und du dich mal miserabel oder schwach fühlst, dadurch nicht gleich ein schlechter Mensch oder sogar wertlos bist. Dass du Fehler machst beweist doch im Grunde genommen nur, dass du menschlich bist. So geht es mir auch: Ich liebe es, ein Bandleader zu sein, ich bin gerne laut und furchtlos und habe unglaublich viel Spaß an unserem bescheidenen Rockstarleben und daran, dass wir es geschafft haben, eine Karriere zu starten. Gleichzeitig gibt es da noch dieses andere Ich, das für einen Tag auch gerne mal einfach nur ein normales Mädchen ist, das zu Hause im Garten in der Sonne sitzt, hehe. 

 

Mit einem deiner Landsleute hast du einen Song geschrieben, der nur als Bonustrack erscheint, nämlich „Private Parts“, das zusammen mit James Michael von Sixx A.M. entstand, der auch die neue Papa Roach-Platte produziert hat.

 

Es ist toll mit ihm Musik zu machen, er ist ein wahnsinnig netter Typ. Wenn wir zusammen sind, quatschen wir immer unheimlich viel und irgendwann ist es nur noch Nonsens, daher haben wir die ersten drei Tage in seinem Studio ziemlich vergeudet, hehe. So ging das fast eine komplette Woche: Wir kamen bei ihm an, haben das Equipment aufgebaut und sind dann erst mal ein paar Bier trinken gegangen, haben danach ein wenig komponiert, nur um direkt im Anschluss erst mal ein Restaurant zu besuchen, hehe. Am letzten Tag meinten wir dann „Hey, vielleicht wäre es gut, wenn wir doch noch mal diesen Song fertig machen“, haha. Das haben wir dann auch getan, und er hat den Song sogar mit mir zusammen eingesungen, was großartig war. Es gibt auch noch weitere B-Seiten, darunter richtig gute Songs, die allerdings nicht auf dem regulären Album sind, weil es sonst einfach zu lang geworden wäre.

 

Für euer Label ist das natürlich eine schöne Ausgangssituation, weil solches Material – gerade wenn es ein Duett mit einem anderen bekannten Musiker ist – noch mal für die eine oder andere zusätzlich verkaufte CD sorgt. Denen spielt so etwas natürlich in die Karten.

 

Ehrlich gesagt bin ich nicht immer ein Freund solcher Strategien, also die Leute zu locken und sie in gewisser Weise zu drängen, etwas zu kaufen. Natürlich muss jeder selbst entscheiden was er haben will oder eben nicht, aber wenn es nach mir geht, dann gehört zu einer solchen Limited Edition auch immer noch ein spezielles Artwork und dergleichen. Wenn man so was schon macht, dann soll es bitte auch etwas besonderes sein. Eine Standard-CD mit normalem Artwork, die einfach ein paar mehr Songs enthält, finde ich hingegen weniger prickelnd. Aber ich habe da eh so meine eigenen Ansichten. Ich würde die Musik vermutlich sogar verschenken, haha. Zum Glück haben wir schon einen gewissen Status, dadurch sind Leute beim Label und Management, die mich davon abhalten das zu tun und mich überzeugen, dass es nicht clever ist so vorzugehen, hehe.

 

Promi CD-Tipps - Lzzy Hale empfiehlt:


Pop:

Ich liebe das Gotye Album „Making Mirrors“. Das sagen im Moment zwar viele Leute, aber es enthält echt einige tolle Lieder und ist sehr leicht verdauliche Kost. Und natürlich „Scream“ von Chris Cornell. Wir müssen die Leute einfach zwingen es zu hören, haha!

 

Rock:

Da würde ich das Album einer Band empfehlen, mit der wir bereits auf Tour waren, nämlich New Medicine. Sie haben kürzlich ihr selbst betiteltes Debüt veröffentlich, das sehr gut geworden ist. Es hat bezüglich der Einstellung ein bisschen was von den Beastie Boys, obwohl sie selbst keinen Rap verwenden.

 

Metal:

Es gab da eine relativ unbekannte Band namens Daughters of Mara, die ein Album namens „I am Destroyer“ gemacht haben. Leider existiert die Band nicht mehr, aber das Album ist einfach der Wahnsinn! Es trifft genau den Geschmack des Metalheads in mir.

 

James Michael ist der erste Gast überhaupt bei euch. Bisher ging es immer nur andersherum und du bist als Gastsängerin in Erscheinung getreten, etwa bei Shinedown, Black Stone Cherry und zuletzt Adrenaline Mob. Ich habe ein Interview mit dir gelesen in dem du die Zusammenarbeit mit Russell Allen als „orgasmisch“ bezeichnet hast. Starke Worte, hehe.

 

Das ist eine lustige Geschichte: Wir waren mit Avenged Sevenfold auf Tour, als Mike Portnoy bei ihnen aushalf (nach dem Tod ihres Schlagzeugers The Rev – MR). Da haben wir uns angefreundet und unsere Nummern ausgetauscht, und nach der Tour sind wir direkt ins Studio gegangen für das neue Album. Eines Nachts rief Mike mich dann an, es muss so ungefähr 3 Uhr morgens gewesen sein. Mein Bruder Arejay, der auch unser Schlagzeuger ist, war da schon ein bisschen neidisch… „Warum ruft Mike Portnoy DICH an und nicht mich? Warum wollen alle immer nur mit meiner Schwester sprechen?!“, haha. Jedenfalls hat er mich gefragt, ob ich den Song mit ihnen machen will, und ich habe natürlich sofort zugesagt – was für eine Frage! Den Gesang habe ich dann bei uns im Keller aufgenommen, wo ein bisschen Aufnahme-Equipment steht. Den Rest haben wir dann per Mail gemacht, es sind einige Soundfiles hin und her gewandert und sie waren am Ende richtig begeistert. Es sind alles tolle Jungs und fantastische Musiker, und es ist für mich eine wahnsinnige Ehre, dass sie ausgerechnet mich gefragt haben. Ich meine, Mike Portnoy und Russell Allen… das sind schon ganz schöne Kaliber, schau dir nur mal ihre Geschichte an. Sie hätten sich vermutlich jeden x-beliebigen aussuchen können. Ich vermute, sie haben so ein kleines schwarzes Büchlein, wo alle bekannten Musiker drin zu finden sind, hehe. Für mich war das ein echter Ritterschlag, es war fantastisch.

 

Stimmt es eigentlich, dass du auch auf dem kommenden All That Remains-Album zu hören sein wirst?

 

Wo hast du das denn her, da ist aber jemand gut vorbereitet, haha. Aber ich habe mich in der Tat mit Phil (Labonte, Sänger von All That Remains – MR) darüber unterhalten, dass wir mal etwas gemeinsam machen, und er fragte mich, ob ich nicht auf der neuen Platte singen will. „Na klar doch!“ habe ich gesagt, aber wenig später fiel mir auf, dass das gar nicht so einfach wird, haha. Beide Bands sind ständig unterwegs, es wäre also optimal, wenn wir gemeinsam unterwegs wären und es währenddessen machen würden. Aber ich will das auf jeden Fall irgendwie bewerkstelligen, und wir werden uns schon was einfallen lassen, zumal wir uns ja auch schon seit ein paar Jahren kennen – da wird es langsam mal Zeit, dass wir gemeinsam in den Tourbus steigen.

 

Hast du auf Tour eigentlich immer noch deine Mutter dabei? Wenn ich mich nicht irre, war sie früher mal eine Art Tourmanager für euch.

 

Sie ist unsere pensionierte Tourmanagerin, hehe. Sie hat den Job aber in der Tat lange gemacht, genau genommen seit ich 13 war und wir die Band gegründet haben. Irgendwann haben wir den Punkt erreicht an dem wir immer mehr und länger unterwegs waren, also beschlossen wir, dass meine Mom auch noch ein Recht auf ihr Privatleben hat. Hin und wieder kommt sie aber trotzdem noch mit und begleitet uns, außerdem kümmert sie sich zu Hause um einige Dinge für mich und meinen Bruder.

 

Letztes Jahr habt ihr eine EP namens „ReAniMate:The CoVeRs eP“ veröffentlicht, die nur digital erschienen ist und auf der ihr die unterschiedlichsten Bands mit einem Coversong bedacht habt. Das Spektrum reicht von Skid Row, über Heart bis hin zu Lady Gaga. Außerdem habt ihr euch an den Klassiker „Hunger Strike“ von Temple of the Dog heran getraut. Für mich persönlich ist Chris Cornell ja ein Säulenheiliger und ich kann mich nicht erinnern bisher irgendeine Coverversion eines seiner Songs gehört zu haben, die mich gesanglich vollends überzeugt hat. Bis ihr kamt, ich muss sagen, dass hast du richtig gut gemacht!

 

Vielen lieben Dank, ich muss gestehen, dass das auch der Song war, vor dem ich den größten Respekt hatte. Da hat schon anfangs ein bisschen Angst mitgespielt, weil ich auch ein riesiger Fan von Chris bin, und darum habe ich zu den Jungs auch mehrmals gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich diese Nummer wirklich stemmen kann. Hinzu kommt, dass das Original ja ein Duett zwischen Chris Cornell und Eddie Vedder (Sänger und Gitarrist von Pearl Jam – MR) ist und ich hingegen alles allein singen musste. Wir haben es dann einfach gemacht, und trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich dem Song gerecht werde und ob unsere Version irgendjemandem gefallen wird. Glücklicherweise waren die Reaktionen sehr positiv, was uns wirklich erleichtert hat.

 

Diese EP war aber wirklich eine sehr spaßige Angelegenheit für uns, obwohl sie wie so vieles was wir tun so ein bisschen zwischen Tür und Angel gemacht wurde. Die Sache ist nämlich die: Wir hatten zwischen zwei Tourneen exakt sechs Tage Zeit für die ganze Sache, haha. Wir wollten es aber unbedingt machen, also haben wir einen Tag zum „Song Day“ gemacht, an dem wir uns überlegt und festgelegt haben welche Songs wir überhaupt einspielen. Wir entschieden uns dann für Heart („All I wanna do is make Love to you“), Skid Row (“Slave to the Grind”), Guns ´n´ Roses (“Out ta get me”), The Beatles (“I want you”) und Temple of the Dog, die alle seit Kindertagen zu unseren Einflüssen gehören. Als wir uns über den sechsten Song nicht einigen konnten, haben wir beschlossen unsere Fans zu fragen und am Ende bekam mit Abstand die meisten Stimmen… Lady Gaga! Tja, damit ging der Spaß auf unsere Kappe, da hatten wir den Salat, haha.

 

Ihr habt euch aber gut geschlagen, der Song steht euch wunderbar zu Gesicht. Noch nicht mal der Lady Gaga-Fan in unserer Redaktion hatte etwas zu meckern, hehe.

 

Es ist auch einfach ein guter Song. Die Fans wollten uns vermutlich etwas aus der Reserve locken, nach dem Motto „Metallica kann ja jeder covern, denen drücken wir jetzt mal schön was aufs Auge“, haha.

 

Wobei sich so manch anderer Sänger bzw. Sängerin auch nicht zwangsläufig für „Out ta get me“ entschieden hätte. Da hat Axl Rose im Original schon ganz schön einen raus gehauen, das ist nicht ohne.  Du hast dich bei dieser EP insgesamt ziemlich herausgefordert, kann das sein?

 

Ja, das kann man so sagen. Am einfachsten war da noch der Heart-Song, weil der auch schon im Original von einer Frau gesungen wird. Die anderen Stücke hatte ich vorher zumindest schon mal beim Karaoke hin und wieder zum besten gegeben, also war ich nicht komplett unvorbereitet, hehe. Trotzdem war es absolut notwendig, dass ich bei Songs wie „Out ta get me“ und „Slave to the Grind“ meine nicht vorhandenen Eier zeige, haha. Wobei so ziemlich alles, was Axl Rose singt, ziemlich anspruchsvoll ist – allein schon für andere männliche Sänger. Als Frau hast du es ungleich schwerer, auch weil diese Songs eine sehr spezielle Attitüde vermitteln, die du auch beim Covern unbedingt erhalten musst. Dazu gibt es übrigens eine interessante Anekdote: Unser eigener Song „Love bites“ ist nur entstanden, weil wir eben diese beiden Stücke gecovert haben. Vorher hatten wir keine Ahnung, dass wir einen derartigen Song umzusetzen im Stande sind und hätten es uns vielleicht auch gar nicht getraut zu versuchen.

 

Gut dass ihr es noch getan habt. Wie wir wissen geht ja laut dem Maya-Kalender am 21.12. sowieso die Welt unter. Spinnen wir das doch einfach mal weiter: Was denkst du wäre das Beste, was man am 20.12. noch machen kann?

 

Man sollte ein großes Konzert veranstalten bei dem alle Bands ihr ganzes Geld zusammenwerfen, es muss Freibier für alle geben und natürlich wäre auch die Show kostenlos – eben einfach eine große Party. We go out with a Bang! Haha! Das ist überhaupt eine gute Idee für JEDEN Tag, haha! 

 

Das wäre doch mal die angenehmste Apokalypse aller Zeiten, hehe.

                                 

Genau, und selbst wenn die Mayas unrecht hätten und die Welt nicht explodiert oder im Chaos versinkt, dann würden WIR sie eben in Schutt und Asche legen, haha. Tags darauf würde man sich jedenfalls zumindest fühlen, als ob die Welt untergegangen wäre. Der weltweite Mega-Hangover wäre vermutlich nicht viel angenehmer als wenn die Welt tatsächlich untergeht, haha.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.halestormrocks.com

 

 

 

Scream for me, Halestorm: Lzzy Hale über das umstrittene Chris Cornell-Soloalbum "Scream" (2009)

 

 

Von Chris Cornell-Fan zu Chris Cornell-Fan: Was hältst du von seinem letzten Soloalbum „Scream“, das er gemeinsam mit RnB-Legende Timbaland aufgenommen hat? Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass außer mir und meiner Frau kein Mensch dieses Album wirklich mag.

 

Weißt du was? Endlich lerne ich mal jemanden kennen, dem es genauso geht! Meine Bandkollegen mögen die Platte ebenfalls nicht, aber ich finde es war echt ein mutiges und auch riskantes Album. Das hat wirklich niemand von ihm erwartet, die Leute wollten lieber ein weiteres Album, das wie seine vorherigen Soloalben oder wie Soundgarden und Audioslave klingt. Dafür hat er dann auch mancherorts verbal ziemlich Prügel bezogen, was ich gar nicht verstehen kann, denn es ist ein absolut stimmiges Album mit tollen Songs. „Scream“ hat definitiv nicht den Respekt und die Anerkennung bekommen, die es verdient hat, da haben die Leute Chris absolut Unrecht getan.

 

Ich finde, dass das Album auch einfach missverstanden wurde. Die Leute sollten weniger meckern und die Platte einfach als das stehen lassen was sie ist und sein will: Ein tanzbares Popalbum. Ein sehr gutes noch dazu, das gar keine Intention hat, nach Soundgarden oder Audioslave zu klingen.

 

Es ist einfach eine fantastische Scheibe, die schlicht für sich selbst steht. Ich persönlich finde es toll, dass er den Mut hatte, einfach seiner künstlerischen Vision zu folgen und die Sache durchzuziehen. Das Ding ist doch: Es gibt so viele Künstler, die am liebsten immer nur auf Nummer sicher gehen, um bloß niemanden zu verschrecken und sich dadurch selbst limitieren. Cornell hat in Kauf genommen, dass „Scream“ nicht alle Fans mögen – oder letztlich sogar nur ein paar, haha. Mein Gefühl sagt mir aber, dass die Leute später, in ein paar Jahren womöglich anders über das Album denken werden. Gut möglich, dass es später in der Retrospektive bei einigen Leuten noch klick machen wird, die das Album zum jetzigen Zeitpunkt noch ablehnen.