Interview mit Lzzy Hale von HALESTORM

 

 

Lzzy, ihr könnt natürlich das Rad nicht neu erfinden. Hast du trotzdem manchmal das Gefühl, gegen gewisses Schubladendenken ankämpfen zu müssen? Es gibt immer Leute, die mit ihrer Ignoranz hausieren gehen und sofort geistreiche Sprüche vom Kaliber „Oh nein, schon wieder so eine Tussi-Band“ vom Stapel lassen, wenn eine für sie neue Band oder ein Newcomer wie ihr auftaucht.

 

Klar weiß ich was du meinst, aber ich kämpfe nicht dagegen. Ich nutze es zu meinem Vorteil! Mir ist absolut klar, dass es einen gewissen Schlag Mädels gibt, die auch auf Leute wie mich ein schlechtes Licht werfen. Aber solchen Herausforderungen stelle ich mich sehr gern, um aus dem „Och nö“ dieser Typen ein „Aha!“ zu machen. Wenn das passiert, hab ich aber garantiert auch ein „Na, damit habt ihr eher nicht gerechnet, was?!“ parat, haha!

 

Euer selbstbetiteltes Debüt vermischt klassischen Rock mit der modernen Gangart. Unter dem Strich überwiegt jedoch die klassische Seite leicht, vor allem verglichen mit vielen anderen jungen Bands. Liegt diese Ausrichtung primär daran, dass ihr eben besonders mit dieser Musik aufgewachsen seid oder versucht ihr euch auf diese Weise auch bewusst ein Stück weit abzugrenzen?

 

Ich würde sagen beides spielt eine Rolle. Immerhin will man auf keinen Fall seine Wurzeln komplett kappen und sich von der Musik, die einem ein gutes, vertrautes Gefühl gibt, trennen. Andererseits macht es uns auch stolz, ein Stück weit heraus zu stechen! Diese Einstellung ist ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeit, sei es bei der Musik, die ich erschaffe oder ganz banal bei der Art und Weise wie ich mich kleide. Es ist nicht gesund stets zu versuchen, in die Norm zu passen.

 

Stimmt es eigentlich, dass deine Eltern sich im Hintergrund um gewisse Belange von Halestorm kümmern? Ich habe zum Beispiel gelesen dein Vater würde euren Tourbus fahren. Das mutet auf den ersten Blick etwas befremdlich an, denn normalerweise sind die Kinder doch bei ihren Eltern angestellt... hehe.

 

Da hast du in der Tat recht, etwas schräg ist das Ganze bestimmt. Man könnte schon sagen, dass meine Eltern in gewisser Weise für mich arbeiten, wir haben also von Zeit zu Zeit einen gewissen Rollentausch zu meistern, haha. Das liegt jedoch zu einem großen Teil daran, dass sie zu den wenigen Menschen zählen, denen ich wirklich vertraue – diese Konstellation hat also gute Gründe. Ein anderer ist, dass ich sie gerne um mich habe und beobachte wie sie das Leben „on the road“ meistern und das alles gemeinsam mit ihnen erleben kann. Als mein Bruder (Arejay Hale, Drummer bei Halestorm – MR) und ich noch klein waren, haben sie viel aufgegeben, um uns dabei zu helfen unsere Träume zu verwirklichen. Wenn ich dann jetzt ihre stolzen Gesichter sehen kann bei jeder neuen Etappe und jedem Meilenmeilenstein, dann bereitet mir das tiefe Freude.

 

Mich würde außerdem interessieren, was er gesagt hat, als du ihm erstmalig „I get off“ vorgespielt hast. Bezieht man sich auf den Text könnte das ja durchaus auch die „Arbeitsmusik“ irgendeiner Stripperin sein, findest du nicht? Haha!

 

Mein Dad hat mir gestanden, dass ihn die Texte eines Albums noch nie zu irgendwas inspiriert oder animiert haben, bis er unsere Scheibe gehört hat. Ich weiß allerdings nicht genau wie er das gemeint hat und was ich davon halten soll, haha. Er hat meine Songtexte allerdings nie verurteilt oder versucht, mir reinzureden. Meine Eltern respektieren beide das was ich tue, worüber ich sehr glücklich bin.

 

Vor nicht all zu langer Zeit wart ihr mit Theory of a Deadman in Europa unterwegs, die hierzulande unerklärlicherweise auch noch auf den großen Durchbruch warten, obwohl sie in Nordamerika bereits Stars sind. Wie lief die Tour aus eurer Perspektive, was war neu oder anders für euch?

 

Es war und ist eine tolle Erfahrung für uns in Übersee auf Tour zu sein. Das Publikum bei euch ist sehr aufmerksam und absolut empfänglich für Neues. Mich hat überrascht, wie sehr die Europäer auf Details achten und diese auch bewusst wahrnehmen. Was weder positive oder negative Auswirkungen auf uns hat, sondern einfach anders als in den USA ist. Einer der Gründe, dass wir als Band so sind wie wir eben sind ist, dass die US-Amerikaner vor allem auf die großen Showelemente reagieren und anspringen. Sie haben uns also zu dem gemacht was wir heute sind. Und in Europa nehmen die Fans auch die ganzen Feinheiten wahr, die Nuancen, die wir in unsere Shows integriert haben. Diese Wachsamkeit kann beängstigend sein, ist aber vor allem sehr aufregend!

 

Besagte Tour habt ihr über die Bühne gebracht, obwohl ihr zu dem Zeitpunkt keine einzige CD draußen hattet in unseren Breitengraden. Eine relativ riskante Angelegenheit, oder?

Schon möglich, aber noch viel riskanter ist es, nie überhaupt ein Risiko einzugehen! Ich für meinen Teil mag Herausforderungen. Mein Motto ist „Rock Forward“, egal wohin die Reise auch geht.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.halestormrocks.com