Interview mit V.O. von GURD

 

 

sounds2move: Lass mich zu Beginn die Einleitung aus meiner Plattenkritik zu eurem neuen Album „Bang!“ zitieren: „Heavy Metal sollte keine kurzlebige Affäre sein, sondern eine tiefe und innige Liebesbeziehung, die man hegt und pflegt.“ Stimmst du mir zu?

 

V.O: Ja, zwangsläufig! Ich mache das nun schon seit 20 Jahren und ich finde, Metal ist mehr ein „Way of Life“ anstatt nur ein Musikgeschmack. Vor allem früher in den 80er Jahren musste man schon gewisse Ausgrenzungen erfahren, wenn man Metal gehört hat. Und das prägt einen auf eine gewisse Weise schon.

 

Dann handelt es sich bei „Bang!“ im Grunde um eine Art „Liebeserklärung“ an den Heavy Metal?

 

Genau! Vor allem der Titelsong handelt davon wie es ist, aufzuwachsen und in der Schule der einzige Metal-Fan zu sein. Ich meine, das habe ich damals alles auch durchgemacht. Ich habe schon mit 6 Jahren angefangen, harten Sound zu hören. Von daher ist unser neues Album schon irgendwie eine Hommage, was aber genau genommen alle unsere Alben sind. Aber aufgrund des plakativen Titels und des Covers ist es auf dem neuen Album einfach ein wenig deutlicher.

 

Mit 6 Jahren hast du angefangen Metal zu hören? Welche Band war es, die damals deine Liebe zum Metal entfacht hat?

 

Ich sah damals das erste Mal Kiss im TV und habe mir nur gedacht, was ist denn das? Verzerrte Gitarren, Blutspuken und Raketen abschießen. Das hat mich total fasziniert! Auch mein erstes Konzert, 1980 im St.Jakob Stadium in Basel war Kiss, die damals zusammen mit Iron Maiden auftraten. Ich war da erst 11 Jahre alt und durfte nur hingehen, weil meine Tante auch Kiss Fan war und mich mitnahm.

 

Coole Tante!

 

Ja und wie *Lacht*

 

Hast du es nie bereut, dich auf diese „metallische“  Liebesbeziehung eingelassen zu haben? Wenn z.B. die Musik nicht gerade im Trend lag oder so genannte „Szenenwächter“ auf den Plan traten, die euch vorschreiben wollten, was ihr dürft und was nicht.

 

So was kann man nicht bereuen. Weil es ist ja nicht die Musik, die einem sagt, was man darf und was nicht. Es sind immer nur irgendwelche Kleingeister, die das tun. Für mich ist Metal die Musik, die am meisten transportiert, bei der ich meine Gefühle ausleben kann und die bei mir auch Emotionen weckt. Zwar höre ich auch andere Musik, aber mein Herz hängt halt hauptsächlich am Metal.

 

Trotzdem hast du auch mal andere Musik gemacht?

 

Eine Zeit lang hatte ich ein Nebenprojekt, bei dem ich Drum n` Base mit Gitarren und Bass vermischt habe. Ich habe das zwar genossen, aber das Livespielen war nicht so cool. Das war 1998, als es GurD ein halbes Jahr nicht mehr gab, weil alle ausgestiegen sind. Da hatte ich mit dem Nebenprojekt ein paar Auftritte und bemerkte dabei schnell, dass ich eigentlich nur die Musik machen möchte, an der auch mein Herz hängt. Und das ist halt Heavy Metal!

 

 

Perfektes Stichwort! Lass uns über das Albumcover von „Bang!“ sprechen, auf dem wir die Versinnbildlichung des Begriffs Heavy Metal sehen, nämlich einen Headbanger in Aktion. Wie ist die Idee dazu entstanden?

 

Als der Song „Bang!“ fertig war, wobei es den Song selber schon länger gab, aber der Text ist erst später entstanden. Da habe ich mir gedacht, dass die Platte ganz plakativ und einfach  „Bang!“ heissen soll. Und da kam logischerweise die Idee auf, dass auf dem Cover ein Headbanger zu sehen sein müsse. Es ist aber im Endeffekt etwas anderes herausgekommen, als ich es mir vorgestellt habe. Denn das Bild, das ich in meinem Kopf hatte, war einfach nicht zu reproduzieren. Es sollte mehr in Richtung von Panteras „Vulgar Display of Power“ gehen, auf dem einem bekanntlich eine Faust in die Fresse schlägt. Und bei uns sollte es ein bangender Kopf sein, der einem entgegenschlägt. Dann hatten wir die Idee, dass es cool wäre, wenn die Leute ihre Livebilder einschicken würden. So haben wir also einen kleinen Wettbewerb gestartet, bei dem uns ca. 50 Bilder zugeschickt wurden. Es waren zwar alles geile Bilder, aber keines war so toll, dass wir es als Cover haben wollten. Darum haben wir kurzerhand einen Kollegen vom Patrick, unserem Gitarristen, organisiert und mit ihm eine Fotosession durchgezogen. Die uns zugeschickten Bilder kann man aber im Booklet bewundern.

 

Wie von dir erwähnt gibt es den Song „Bang!“ schon länger. Doch wieso habt ihr diesen Song erst jetzt verwendet?

 

Die letzte Studioplatte ist 2003 raus gekommen. Dazwischen lag unser 10-jähriges Bandjubiläum, an dem wir unsere Jubiläums-DVD / -CD veröffentlicht haben, dann ist noch unser Gitarrist ausgestiegen und wir mussten nach einem Neuen suchen. 2004 habe ich dann damit angefangen an neuen Songs zu schreiben. „The Grand Deception“ und „Bang!“ waren die ersten zwei Songs, die fertig waren. Eigentlich sollte die Platte 2005 rauskommen, aber es hat sich alles in die Länge gezogen. Wir mussten auch noch nach einem neuen Label suchen, da wir keins mehr hatten bzw. nur noch eine in der Schweiz. Und wir sind eine internationale Band, von daher legen wir auch Wert drauf, ein Label zu haben, das uns überall vertreten kann. 

 

Woran lag es dann, dass ihr Probleme hattet ein passendes Label für euch zu finden?

 

Es hieß immer wieder, „Bang!“ ist eine geile Platte, ihr seid eine geile Band, aber ihr verkauft nichts, ihr passt in keinen momentan angesagten Trend.

 

Äh, aber diese Einstellung ist schon ein wenig schwachsinnig.

 

Das habe ich auch so empfunden, denn wenn alle Labels so drauf wären, würde es weder Motörhead noch Iron Maiden geben. Und was passiert wenn der Trend vorbei ist? Ich meine, irgendjemand muss doch wieder einen neuen Trend starten, wobei sich alles in Zyklen bewegt. Irgendwann kommt wieder was auf, das vielleicht vor 10 Jahren schon mal angesagt war. Es scheint mir, dass die A & A`s  bei den Plattenfirmen irgendwelche Jungspunde sind, die allesamt noch nicht so recht den Durchblick haben. Die den Auftrag haben, nur noch Bands wie z.B.  Killswitch Engage unter Vertrag zu nehmen, ohne damit zu bemerken, dass sie sich damit das eigene Grab schaufeln.

 

Ihr seid ja nicht erst seid gestern in der Szene unterwegs. Ich meine, GurD ist doch ein Markenzeichen?

 

Ja, das finde ich auch *Lacht*. Zwei Plattenfirmen haben zu uns gesagt, wenn wir unseren Namen ändern würden, dann würden sie das Album veröffentlichen. Aber ich habe mir nicht 12 Jahre den Arsch aufgerissen, um nun wieder von vorne anzufangen, nur weil eine Plattenfirma denkt, dass man mit einem neuen Namen das Album besser verkaufen könne.

 

Aber wieso wollten sie, dass ihr euren Namen ändert?

 

Es ist so, dass sich die letzten zwei Studioplatten nicht so gut verkauft haben. Da haben die Plattenfirmen dann halt ziemlich schnell Vorbehalte, weil sie keinen Profit erwarten. Und das ist auf dem momentan zusammenbrechenden Musikmarkt halt eine ziemliche Vorbelastung. Aber die neue Platte beweist das Gegenteil, sie verkauft sich recht gut

und kommt auch super an.

 

Kann ich gut verstehen. Es ist auch ein geiles Teil!

 

Finde ich auch. Aber ich habe aufgehört mir Gedanken über verkaufsfördernde Maßnahmen zu machen oder darüber, welchen Song ich schreiben könnte, der auch wirklich ankommt. Im Endeffekt mache ich jene Musik, die aus mir herauskommt und die ich geil finde. Es ist zwar super wenn es anderen Leuten auch gefällt, aber ich möchte mich deshalb nicht verbiegen.

 

Was hat dich eigentlich zu den neuen Songs inspiriert?

 

Das Leben an sich und unsere alten Platten *Lacht*. Es ist schon unser siebtes Album und nach einer gewissen Zeit hat man einen gewissen Stil. Wenn ich Gitarre spiele und singe, wird es immer nach GurD klingen. Darum würde es auch keinen Sinn machen die Band umzubenennen, da es so oder so immer heißen würde, die Band klinge wie GurD. Ansonsten dient mir alles als Inspiration. Ich kann mich aber nicht hinsetzen und eine Song schreiben, der gezielt in eine gerade angesagte Richtung geht. Schlussendlich mache ich Riffs und die Texte dazu, wie sie gerade kommen.

 

Also besitzt „Bang!“ keinen thematischen Schwerpunkt?

Es gibt ganz verschiedene textliche Sachen darauf. Persönlich oder auch Geschichten, die ich in den Nachrichten gehört habe oder die mir von Kollegen erzählt wurden. Aber auch Dinge, die ich in Büchern gelesen habe, ich habe mich sehr lange mit der UFO Thematik und Verschwörungstheorien beschäftigt, sind in die Texte mit eingeflossen. Wobei ein Lied mir nur einen limitierten Platz bietet im Vergleich zu einem Roman, um meine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Man haut ein paar Slogans raus, die man aber ganz verschieden interpretieren kann. In meinen Augen ist die Musik das Wichtigste, da sie die Gefühle transportiert.

 

Aber dennoch war es dir wichtig mit dem Titeltrack deine persönliche Liebeserklärung an den Heavy Metal abzugeben?

 

Das auf alle Fälle! Vor allem weil mir in den letzten Jahren von ein paar komischen Interviewpartner vorgeworfen wurde, dass ich kein Metal sei. Das nur, weil ich keine langen Haare habe oder auch, weil ich kein Black- oder Death Metal mache. Aber über so Sachen kann ich nur lachen! Ich hatte früher auch meine langen Haare, aber irgendwann macht halt die Natur nicht mehr mit *Lacht*. Und wenn man Metal nur daran festmacht wie man ausschaut, dann kann ich darüber nur lächeln.

 

Dann kannst du mit solch oberflächlichen Szenendenken also nichts anfangen?

 

Nein, ganz und gar nicht. Früher in den 80er Jahren war ja Homophobie ein großes Thema, viele in der Szene ekelten sich vor Schwulen. Als dann Rob Halford, der Metal Gott, sich plötzlich als Homosexueller zu erkennen gab, das fand ich so super. Die ganze Leder und Nieten Optik, die er ja eingeführt hat, hatte er ja aus der Schwulen und Sadomaso Szene entliehen.

 

Was ja genau betrachtet auch offensichtlich ist?

 

Genau! Aber es war einfach lustig, dass die ganzen „Die Hard“ Metal-Warriors

ihren Stil eigentlich von einem Schwulen abgeschaut haben. Ihre ganze Lebensphilosophie wurde damit ab absurdum geführt.

 

Wenn man es genau betrachtet, ist die Metal-Szene im Grunde schon sehr engstirnig?

 

In gewisser Weise schon. Ich habe lange Haare auch gerne, aber man muss auch der Typ dazu sein und die Haare dazu haben *Lacht*. Aber wenn es dann damit anfängt, dass man sich eine Perücke aufsetzt oder sich die Haare anschweißen lässt, was sogar ich in den 80er gemacht habe, dann ist es lächerlich. Ich selber war deshalb auch das Gespött der ganzen Stadt *Lacht*. Metal spielt sich nicht auf dem Kopf sondern im Herzen ab!

 

Das war jetzt ein cooler Satz!

 

Danke *Lacht*

 

Du hast vorher gesagt, dass wenn du einen Song machst, er einfach nach GurD klingt. Und wie von euch gewohnt, sind auch die neuen Songs sehr modern…

 

Das ist deine Sichtweise. Ich höre aber auch immer wieder, dass wir sehr altbacken und „Old School“ wären. Man kann halt machen was man will, irgendwer ist immer unzufrieden *Lacht*.

 

Aber wie siehst du euren Sound? Ist er modern oder eher altbacken?

 

Ich würde sagen, es ist eine Mischung aus beidem. Wir haben auf alle Fälle sehr traditionelle Riffs in den Songs, die mit einem modernen Groove kombiniert werden. Was den Gesang anbelangt, was ist heutzutage schon modern, das wechselt ja sozusagen stündlich *Lacht*.

Mir ist klar, dass man Kategorien braucht, um auf gedrucktem Papier oder in einem Webzine die Musik zu beschreiben. Solang es aber Stromgitarren hat und die Musik richtig abgeht, ist es in meinen Augen Heavy Metal. Sicherlich, bei uns kann man das Ganze noch differenzieren, da wir Thrash Metal, Grooveparts und eventuell so was ähnliches wie Rapparts bzw. Sprechgesang, wobei das auf der neuen Platte nicht vorkommt, in unserem Sound haben. Das ist auch der Grund, wieso unsere Musik modern klingt und wir damals in die Crossover-Schublade gepackt wurden.

 

Im Infotext zu eurer Promo-CD werdet ihr mit Bands wie Prong oder auch Machine Head verglichen. Findest du solch einen Vergleich angebracht bzw. beeinflussen dich diese Bands überhaupt?

 

Also Prong auf alle Fälle. Ich finde die Band extrem geil, die sind eine meiner Top 10 Bands.

Von Machine Head finde ich die erste und die letzte Platte sehr geil. Sie haben sicher einen Einfluss auf mich, da ich diese Bands nun mal höre und die Musik in mein Unterbewusstsein vordringt. Das ich nun eine ähnliche Stimme wie Rob Fly habe, da kann ich nichts dafür, das ist von Natur aus so *Lacht*. Es gab auch schon Leute, die sagten, wir hätten Sachen von den alten Metallica oder Crowbar in unserer Musik, was durchaus auch zutrifft. Doch man muss die Musik irgendwie mit etwas vergleichen, um den Leuten eine grobe Ahnung zu geben, wie sie klingt. Von daher sind die Vergleiche schon gut so, auf alle Fälle besser, als wenn man uns mit Krokus vergleicht. Was es übrigens auch schon mal gegeben hat.

 

Es gibt viele Thrash Metal Bands, die in ihrem Sound eher ein wenig angestaubt klingen. Bist du auch der Meinung, dass viele Thrash Metal Bands nicht den Schritt in die Moderne gemacht haben?

 

Wenn es ihnen Spaß macht, wenn sie die Fahne des ehrlichen Thrash Metals hochhalten wollen *Lacht*, dann sollen sie das tun. Wenn sie dahinter stehen können und das cool finden, dann ist das vollkommen in Ordnung. Wobei sich die Frage stellt, über welche Bands reden wir hier? Ich meine, es gibt auch moderne Thrash Metal Bands.

 

Nehmen wir als Beispiel die neue Voivod.

 

Die klingt wirklich sehr altmodisch. Aber das Problem ist auch, dass deren Gitarrist Denis „Piggy“ D´Amour leider verstorben ist. Die Band musste darum das Album um seine Aufnahmen herum aufbauen, also den Gesang, das Schlagzeug usw. Von daher ist es irgendwie logisch, dass das Album sehr „Retro“ klingt, da sein Input einfach gefehlt hat. Aber gerade Voivod ist normalerweise eine Band, die extrem für Innovationen bekannt gewesen ist, die immer das Limit ein wenig höher gesetzt hat. Auch waren sie nur am Anfang eine reinrassige Thrash Metal Band. Ansonsten verstehe ich unter „Old School“ Thrash Bands wie Destruction, Sodom, Kreator oder auch Testament. Destruction waren bei mir im Studio, ich kenne Herrn Schmier schon seit 20 Jahren und ich weiß, dass er Wert darauf legt, dass es nach früherer Zeit klingt.

 

„Bang!“ ist nach eurem letzen Werk „Encounter“ schon das zweite Album, dass ihr in deinem und Franky`s „Little Creek Studio“ aufgenommen habt. Besteht nicht die Gefahr, dass man zu lasch an die Sache rangeht, wenn man unter eigener Regie aufnimmt? Es gibt ja keinen, der einen sozusagen voranpeitscht.

 

Ich bin der, der peitscht *Lacht*.

 

Also dann setzt ihr euch schon selbst eine Deadline, wann ihr mit dem Album fertig sein wollt?

 

Bei der neuen Platte war das nicht so. Wir haben uns gesagt, wir wollen uns nicht unter Druck setzen, sondern wir haben zwischen anderen Produktionen immer wieder ein Stück weitergearbeitet. Schlussendlich war ich es aber, der gesagt hat, dass wir nun langsam fertig werden müssen. Dabei ist das meiste an mir hängen geblieben, da ich den Gesang, die Solos, den Mix und das Mastering machen musste. Und da habe ich mich wirklich zwei bis drei Wochen Intensiv dran gesetzt, dass dann auch fertig gemacht. Die Vorarbeit hat aber ein dreiviertel Jahr beansprucht, bis wir alle Tracks endgültig aufgenommen hatten. Bei „Encounter“ war es so, dass wir in drei Wochen alles aufgenommen hatten, als ob wir in einem fremden Studio seien. Diesmal haben wir uns aber gedacht, wenn wir schon ein eigenes Studio haben, dann können wir auch entspannter arbeiten. Wir konnten Sachen ausprobieren, für man normalerweise nicht die Zeit hat. Es gibt z.B. auf dem Album sehr viele melodiöse Gesangspassagen, an die ich mich früher nicht rangewagt hätte. Denn das Problem ist, wenn man als Kunde in einem Studio ist und der Produzent einen nicht richtig kennt, dann wir man relativ schnell nervös und unsicher, wenn solche Gesangsversuche nicht auf Anhieb klappen. Ich konnte mich dieses Mal selbst aufnehmen und experimentieren, mit zweistimmigen Harmonien zum Beispiel, bei denen ich nie gedacht habe, dass ich so was hinbekomme.

 

Gab es Songs, die euch besonders Probleme bereitet haben?

 

Also für mich waren das alle Songs, die unser Gitarrist Patrick geschrieben hat. Nicht weil die Songs kompliziert wären, aber ich habe immer ein wenig Probleme wenn ich fremde Riffs spielen muss. Ich muss ja gleichzeitig singen und Gitarre spielen und wenn ich den Riff nicht im Handgelenk habe, dann ist es für mich recht schwer, ihn zu erlernen. Ein Song der aber wirklich Probleme gemacht hat war „The Storm“, der letzte Song auf dem Album. Von Beginn an hatte ich ein Konzept für diesen Song, das normalerweise auch für ein ganzes Album reichen würde. Es geht um die Stürme, also darum, dass die Menschheit die Natur solange missbraucht, bis sie sich dafür rächt. Und das wollte ich im Song dementsprechend festhalten, im akustischen Intro und der Epik am Schluss. Wir haben für diesen Song an die 75 Spuren verbraten, was beim Mischen dann eine wirkliche „Bitch“ war.

 

Wieso habt ihr den nicht gleich ein ganzes Album um dieses Konzept herum aufgebaut?

 

Weil mir schlicht und einfach die Zeit dazu fehlt. Ich bin auch nicht so ein großer Fan von Konzeptalben. Es gibt ein paar wenige, die ich wirklich gut finde, wie z.B. „Operation Mindcrime“. Aber ich weiss auch nicht, ob das wirklich was für GurD wäre, denn ich fühle mich für so was noch nicht bereit.

 

Du bist anscheinend schon ein sehr ökologisch denkender Mensch, wenn du dich mit dieser Thematik auseinandersetzt?

 

Darum fahre ich auch einen Diesel *Lacht*. Ich versuche schon ökologisch bewusst zu sein, aber ich schränke mich deshalb nicht extrem in meinem Leben ein. Es ist im Endeffekt nicht mein Problem, dass ein Ölkonzern in den letzten dreißig Jahren die Pläne für eine alternative Energiequelle in den Schublanden verschwinden lassen hat. Ich kann zwar ein wenig was mit meinem Kauf- und Verbrauchsverhalten verändern, aber die wirklich wichtigen Entscheidungen werden nicht auf dieser Ebene gefällt. Momentan ist es einfach so, dass die Reserven langsam zu neige gehen und die Konzerne nochmals richtig Kohle machen wollen. Und wenn dann alles verbraucht ist, dann kommen sie dann plötzlich mit einer alternativen Energiequelle hervor. Wenn es aber bis dann noch gut geht, denn wir haben schon soviel Dreck in die Atmosphäre gepustet, dass die Rechnung dieser Leute auch nicht aufgehen könnte.

 

Lass uns nochmals über das Little Creek Studio sprechen. Ist die Arbeit im Studio für dich eigentlich ein Ausgleich zum aktiven Musikmachen oder wirst du dich irgendwann nur noch darauf konzentrieren und eine Laufbahn als Produzent einschlagen?

 

Ich habe schon vor so lange wie möglich beides parallel zu machen. Die Band heißt „Drug“ rückwärts, weil ich süchtig nach Musik bin. Sicher, ich weiss nicht, ob ich mit 60 noch Thrash Metal spielen kann. Mal abwarten, wie das Slayer oder Metallica machen werden *Lacht*. Aber das Produzieren macht mir auf alle Fälle Spaß, ich kann die ganzen Erfahrungen an jüngere Bands weitergeben, die halt noch nicht so erfahren sind. Die sind auch sehr dankbar für meinen Input und meine Tipps.

 

Kommen wir nun nochmals auf das Album zu sprechen, lass uns über den Track „Children of the Grave“ sprechen. Dabei handelt es sich ja um ein Black Sabbath Cover, auf dem dein ehemaliger Poltergeist Weggefährte Andre Grieder als Gastsänger zu hören ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

 

Er ist immer noch ein sehr guter Kollege von mir. Wie haben zusammen drei Poltergeist Alben und einige Touren gemacht. Er kommt auch immer wieder bei mir vorbei, was vor allem meine Kinder freut *Lacht*. Wir hatten eigentlich vor, eine Poltergeist Reunion zu machen. Aber leider haben wir es in den letzten zwei Jahren nicht geschafft, mal zusammen zu proben. Für „Bang!“ wollten wir aber unbedingt noch ein bis zwei Coverversionen aufnehmen und da kam mir in den Sinn, dass wir „Children of the Grave“ bei fast jedem Poltergeist-Auftritt als Zugabe gespielt haben. Da kam uns dann die Idee, dass wir eigentlich diesen Song nehmen könnten, da ich den auch nicht mehr erlernen müsste *Lacht*. An Silvester, um 1 Uhr morgens und nachdem wir schon besoffen waren, habe ich dann den Andreas ins Studio geschleppt und ihn den Song einsingen lassen.

 

Für das klingt er aber verdammt gut.

 

Er hat den Song in drei Takes eingesungen.

 

Wobei er sich zusätzlich sehr nahe am Original hält.

 

Genau. Ich hätte es nie so wie Ozzy einsingen können.

 

Wieso wolltet ihr eigentlich unbedingt ein paar Coverversionen aufnehmen?

 

Wir haben bei „Bedlam“ den Song „Warmachine“ von Kiss draufgepackt, was uns sehr gute Resonanzen einbrachte. Live schreien die Leute heute noch nach diesem Cover. Nun wollte aber die Plattenfirma, dass wir noch ein paar Coverversionen für Sampler, Tribut-Alben usw. machen. Sie haben auch „Children of the Grave“ ausgesucht, weil sie nicht bemerkt haben, dass ich darauf gar nicht singe *Lacht*.

 

Du hast gesagt, ihr habt zwei Coverversionen gemacht. Welche war denn die andere bzw. was passiert nun mit der?

 

Die andere war von Motörhead, auf der ich singe. Ich habe das mit der Plattenfirma schon abgeklärt, dass wir den Song auf unserer Homepage zum Download anbieten werden, wenn er bis in einem halben Jahr nicht gebraucht wurde.

 

Stand nie die Idee im Raum, ein Album nur aus Coverversionen zu machen? Wie es z.B. auch Atrocity mit ihrem „Werk 80“ gemacht haben.

 

Es wäre sicherlich sehr interessant, da wir alle unsere eigenen Lieblingssongs haben. Man könnte aber auch alle Coverversionen, die sich in den letzten 12 Jahren angesammelt haben, als eine EP auf den Markt bringen. Nur müsste man diese Songs erst alle organisieren, darunter wäre auch unter anderem „Almost Human“ von Kiss. Geplant ist auf alle Fälle nichts, obwohl es schon vorgeschlagen wurde.

 

Wie schaut es mit Plänen für eine anstehende Tour aus? Ein Song wie „Bang!“ schreit ja förmlich danach, live gespielt zu werden.

 

Den Song spielen wir schon länger live, da er ja schon ein wenig älter ist. Wir haben vor einem halben Jahr damit angefangen, ihn live zu spielen und dabei bemerkt, dass er sehr gut ankommt. Das Problem mit dem Touren ist, dass wir nicht mehr in dem Ausmaße auf Tour gehen können, wie wir es früher gemacht haben. Erstens kostet so was viel Geld, dass die Plattenfirma investieren muss und vermutlich so oder so nicht wieder zurückbekommt *Lacht*. Und der andere Punkt ist, wir können nicht einfach acht Wochen auf Tour gehen, da ich zwei Kinder habe und die anderen haben ihre Jobs. Vor kurzem habe ich den Gerry von Pro-Pain getroffen, mit denen waren wir schon zwei Mal auf Tour. Ich habe ihn gefragt, wie es mit einer gemeinsamen Tour ausschauen würde, da sie Anfang nächsten Jahres ein neues Album veröffentlichen wollen. Da hat er spontan gefunden, wenn sie eine Tour machen würden, dann könnten wir uns noch so gerne anschließen. Wir hatten nämlich immer viel Spaß auf Tour und wir müssen nun nur noch schauen, wie es finanziell ausschaut. Das letzte Mal, als wir mit ihnen auf Tour waren, haben wir sogar noch Geld an ihnen verdient, jedoch sind diese Zeiten wohl vorbei *Lacht*.

 

Kommen wir nun zur letzten Frage, die ich so auch schon Sandro von Pure. Inc gestellt habe. Wenn du unseren Lesern eine Band empfehlen könntest, die sich noch im Schweizer Underground befindet und noch nicht so bekannt ist. Welche Band würdest du empfehlen?

 

*Wie aus der Kanone geschossen“ Pigskin! Die haben bei mir schon zwei Platten aufgenommen und gerade auf die Neue bezogen ist es mir unbegreiflich, dass die Band keinen Plattendeal gefunden hat. Sie spielen eine Mischung aus Thrash- und Death Metal, mit einem Schuss Hardcore darin.

 

Interview: Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

Link: www.gurd.net

 

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