Interview mit Joe Duplantier von GOJIRA

Zuerst Gratulation zu eurem neuen Album „The Way of all Flesh“, das für mich eines der besten Alben dieses Jahres ist.

 

Ist das dein Ernst?

 

Absolut. Ich liebe das Album!

 

Wow! Das ist echt cool zu hören. Vielen Dank für das Lob.

 

Doch nicht nur ich bin dieser Meinung, sondern auch andere Pressevertreter. Wie ist es für euch, dass ihr aktuell mit Lob überschüttet werdet und mit eurer Musik auf solch eine Akzeptanz trefft? Wie geht ihr damit um?

 

Es fühlt sich natürlich großartig an. Es ist unser Ziel, unsere Musik mit so vielen Leuten wie möglich zu teilen, da sind wir natürlich um solche Resonanzen und Kommentare, wie dass unser Album eines der besten des Jahres ist, sehr dankbar. Wir sind aber auch extrem zufrieden mit „The Way of all Flesh“. Uns gibt es nun schon seit zwölf Jahren und wir haben bisher alles immer auf eigene Faust gemacht, immer mit Independent Labels gearbeitet, und nie auf den Support von irgendwelchen großen Labels zurückgreifen können. Und wenn man dann solch ein Lob wie von dir erhält, dann weiß man, dass sich die ganze Mühe gelohnt hat. Es ist ein sprichwörtliches „Yes we Made it“ Gefühl! Vor allem haben wir es nur durch unsere Musik geschafft, uns eine Fanbase und einen gewisse Reputation aufzubauen. Keine großartige Werbung und keine sonstigen Promo-Aktionen, sondern nur unsere Musik hat uns an diesen Punkt gebracht.

 

Dann ist „The Way of all Flesh“ euer bisher bestes Album, oder würdest du diese Aussage eher verneinen?

 

Nein, ganz und gar nicht. Ich sage eher „Fuck, Yes Man!“ *lacht*.

„From Mars to Sirius“ war und ist sicherlich ein sehr spezielles Album für uns, da wir damit unseren Durchbruch hatten. Viele Leute haben dieses Album gemocht und da hat die Erwartungshaltung für den Nachfolger natürlich stark in die Höhe geschraubt. Und aus meiner persönlichen Sicht haben wir diese Erwartungen erfüllt, daher ist „The Way of all Flesh“ mein absoluter Favorit unsere bisherigen Alben.

 

„The Way of all Flesh“ strotzt geradezu von grandiosen Gitarrenriffs. Wie viel Zeit benötigt ihr, um solche Riff-Ideen auszuarbeiten?

 

Diesmal haben wir nicht viel Zeit dafür gebraucht. Das ganze Album wurde in nicht einmal fünf Monaten geschrieben, was für uns sehr kurz ist, da wir normalerweise über acht Monate für das Schreiben eines Albums brauchen. Wir haben jedoch auch sehr konzentriert an „The Way of all Flesh“ gearbeitet, haben uns jeden Tag mit den Songs und dann später auch mit dem Proben, der Vorproduktion und den eigentlichen Studioaufnahmen auseinandergesetzt. Die Arbeit an „The Way of all Flesh“ war für uns fast schon wie ein täglicher Job. Nachdem wir aber fast drei Jahre mit dem Material von „From Mars to Sirius“ auf Tour waren, wir ca. 100 Shows in den USA und ca. 150 Shows in Europa gespielt haben, waren wir noch so sehr in Fahrt, dass uns auch darum die Arbeit an „The Way of all Flesh“ sehr leicht fiel.

 

Mit was für einem Thema setzt ihr euch auf „The Way of all Flesh“ auseinander?

 

Der Albumtitel bedeutet nichts anderes als der Weg, den jeder in seinem Leben gehen muss. Der Tod wartet auf uns alle. Der Tod ist die letzte Grenze und das Ende, mit dem sich jeder auseinandersetzen muss. Dabei ängstigt der Tod viele Leute so sehr, dass sie gar nicht darüber nachdenken und erst recht nicht darüber sprechen wollen. Für mich ist der Tod aber nicht nur etwas Trauriges oder auch was Morbides, sondern auch was Aufregendes. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich mich nach dem Tod sehne, dafür liebe ich das Leben viel zu sehr *lacht*. Ich genieße mein Leben sehr und bin auch sehr glücklich darüber, dass ich in einem reichen Land wie Frankreich leben darf, täglich Essen und Trinken kann und ein Dach über dem Kopf habe. Andere haben solch ein Glück nicht. Was mich aber trotzdem fasziniert ist die Frage: Was kommt nach dem Leben? Was erwartet uns nach dem Tod? Ich habe darüber viel gelesen und mich auch mit dem Buddhismus auseinandergesetzt. Die Leute in Tibet haben sich z.B. mit dieser Thematik beschäftigt, sich gefragt was mit der Seele nach dem Tod passiert, und sich ein Wissen angeeignet, das absolut faszinierend ist. Aber auch verschiedene Völker in Afrika und auch die Japaner haben sich mit diesem Thema beschäftigt, sogar in der Bibel gibt es verschiedene Stellen, die sich damit auseinandersetzen. Trotzdem ist es überall auf der Welt so, dass die Leute nicht gerne über das Sterben sprechen. Und mit „The Way of all Flesh“ lassen wir diesbezüglich unserer Vorstellungskraft freien Lauf und haben uns einfach mal Gedanken gemacht, was nach dem Tod auf uns warten könnte.

 

Beim Song „Adoration for None" habt ihr mit Lamb of God Sänger Randy Blythe als Gastsänger zusammengearbeitet. Wie ist es zu dieser Kooperation gekommen?

 

Wir waren zusammen mit Lamb of God auf Tour, haben uns in dieser Zeit mit Chris Adler (Schlagzeug) und vor allem Randy Blythe angefreundet. Damals haben sie mit uns per Mail Kontakt aufgenommen, da sie unbedingt mit uns spielen wollten. Frag mich aber nicht wieso *lacht*. Ich kannte zu dieser Zeit Lamb of God gar nicht und wusste nur, dass es sich dabei um eine amerikanische Band handelt. Und als sie uns anfragten und einluden mit ihnen in Amerika zu spielen, haben wir uns gedacht, dass das sicherlich noch cool werden würde. Als wir dann in Amerika ankamen, da waren wir wirklich überrascht, wie bekannt und groß Lamb of God dort sind *lacht*. Auf der Tour spielten auch Machine Head, die zumindest für mich viel größer als Lamb of God waren. Ich war deshalb echt nervös und erzählte jedem: „Hey, wie werden mit Machine Head spielen, und auch noch mit Lamb of God“. Und was sahen wir dann in den USA? Jeder hatte ein T-Shirt von Lamb of God an und keines von Machine Head *lacht*. Das beeindruckte uns sehr und auch die Musik von Lamb of God gefiel uns, so dass wir schlussendlich Freunde wurden. Sie behandelten uns auch wirklich super, kümmerten sich um unsere Belange und schauten, dass wir alles hatten was wir benötigten. Zusätzlich machte Randy für uns unheimlich viel Werbung: Er erwähnte uns in jedem Interview, das er gab. Er riet jedem in unser Album reinzuhören und wurde nicht müde immer wieder zu sagen, wie gut er unsere Musik findet. Das war unglaublich von ihm!

Später gingen Randy und ich campen, als er zu mir sagte: „Wenn ihr das nächste Album macht, dann möchte ich bei einem Song dabei sein.“

Der Song ist also ein Freundschafts- und sich gegenseitig respektieren-Ding. 

 

Sprechen wir nun noch ein wenig über dein Heimatland Frankreich. Es ist nicht wirklich als Metal-Country bekannt, neben euch kommen mir noch The Old Dead Tree und Dagoba in den Sinn, die man überregional wahrnimmt. Wie kommt es, dass Frankreich so wenige Metal-Bands hervorbringt?

 

Frankreich hat nicht wirklich eine Metal-Tradition. Erst seit ca. zehn Jahren ändert sich dies nach und nach. Erst jetzt gibt es Bands, die an sich glauben und auch den Schritt nach Außen wagen wollen und auch können. Das Problem ist aber, dass viele Bands in französisch singen und soziale und kulturelle Themen behandeln, die nur uns Franzosen interessieren. Sie sprechen mit ihrer Musik nur französische Leute an, auch wenn sich das ebenfalls langsam ändert. Es entspricht nun mal der französischen Mentalität, dass wir viele Sachen für uns behalten und nicht über die Grenzen hinweg tragen, so halt auch die Musik. Auch haben wir den Ruf, ein wenig arrogant zu sein, vielleicht hast du ja davon schon mal gehört *lacht*. Ich selber versuche in dieser Hinsicht jedoch nicht zu französisch zu sein, ich hoffe es gelingt mir auch *lacht*. Auf alle Fälle verstehen wir uns eher als internationale und nicht als französische Band, da wir mit unserer Musik über die Grenzen hinweg bekannt werden wollen.

 

Final die Frage: Wieso habt ihr euch damals für den Bandnamen Gojira entschieden? Gojira ist ja nichts anderes als der originaljapanische Namen für Godzilla.

 

Ursprünglich haben wir uns zuerst für den Namen Godzilla entschieden. Als wir mit der Band angefangen haben, da wollten wir einfach einen coolen Namen für die Band. Aber nicht solch einen Namen wie „Kill each other“ oder „Death Fuck“, sondern einen wirklich coolen Namen, der versinnbildlicht was wir mit unserer Musik sein wollen. Und damals wollten wir Musik erschaffen die groß war, die alles unter sich begräbt und zermalmt. Darum passte der Name eines großen Monsters, das aus dem Meer aufsteigt und eine ganze Stadt zerstört einfach perfekt zu uns. Zusätzlich gefiel uns auf der Gedanke, dass Godzilla nichts anderes ist als die Rache der Natur an der Menschheit. Nach drei Jahren haben wir dann den Namen von Godzilla in Gojira gewechselt, da wir ansonsten Probleme mit dem Copyright bekommen hätten. Und da wir so oder so mit dem Gedanken spielten, zum ursprünglichen Namen von Godzilla zu wechseln, kam uns das geradezu gelegen.

 

Nando Rohner - www.sounds2move.de

 

 

Link: www.gojira-music.com