Interview mit Henri Sattler von GOD DETHRONED

 

 

Henri, du hast dir den ersten Weltkrieg als Thema für euer neues Album „Passiondale“ ausgesucht. Welche Beziehung hast du zu diesem Thema? Bist du grundsätzlich geschichtlich interessiert oder konntest du sogar auf Zeitzeugen, beispielsweise deine Großeltern zurückgreifen?

 

Ja, ich bin in der Tat sehr interessiert an Geschichte und dem ersten Weltkrieg im Speziellen. Auf diese Idee kam ich, als ich unseren ehemaligen Gitarristen Isaac Delahaye zu Hause in Ypres, Belgien besucht habe. Ein Großteil der Schlachten des ersten Weltkrieges hat dort stattgefunden. Also habe ich angefangen in der Geschichte dieser Region zu graben und mich nach kurzer Zeit dazu entschlossen daraus ein Konzept für unser nächstes Album zu machen. Ganze vier Jahren haben verfeindete Armeen dort in Schützengräben und rund um den Ort Passchendaele ausgeharrt und festgesessen. Dieser ganze Krieg war einfach völlig krank und ich habe versucht diese Situation zu beschreiben, so objektiv wie möglich. Die englischsprachigen Soldaten konnten Passchendaele überhaupt nicht aussprechen, weshalb sie den Ort kurzerhand nur noch Passiondale genannt haben.

 

Zwei deiner ehemaligen Mitstreiter sind seit eurem letzten Album „The Toxic Touch“ zu euren Landsleuten Epica gewechselt (neben erwähnten Isaac auch noch Schlagzeuger Arien, MR). Mit Susan Gerl hast du jetzt vor wenigen Monaten eine neue Gitarristin in die Band geholt. Eine Vorsichtsmaßnahme um nicht noch mehr Mitstreiter an Simone Simons’ Sirenengesänge zu verlieren? Nach dem Motto: Denk nicht mal dran – bei uns gibt’s auch Bräute!“. ;-)

 

Ich finde es in der Tat besser eine gut aussehende Frau in die Band zu holen anstatt eines weiteren hässlichen Typen, hahaha! Und genau das habe ich getan.

 

Seit den Aufnahmen zu „Passiondale“ ist euer ehemaliger Drummer Roel wieder mit an Bord, mit dem du bereits einige eurer älteren Alben eingespielt hast. Hat seine Rückkehr auch den Fokus eurer Musik zu Gunsten des hohen Tempos eurer frühen Alben verschoben? Wie groß war sein Einfluss auf die Direktive des aktuellen Longplayers?

 

Diese Entscheidung wurde schon deutlich früher getroffen, Roels Rückkehr hat damit also nichts zu tun. Aber ihn wieder an Bord zu haben hat das Unterfangen deutlich vereinfacht, da sein Stil von den Alben „Grimoire“ und „Bloody Blasphemy“ genau unseren Vorstellungen für „Passiondale“ entsprach.

 

Obwohl du schon einige Musiker hinter dir gelassen hast, schien es nie wirklich böses Blut zwischen euch gegeben zu haben. Keine Vorwürfe, keine Hinterhältigkeiten oder irgendwelche schmutzige Wäsche. Isaac war sogar auch noch nach seinem Wechsel zu Epica weiterhin in „Passiondale“ involviert, da er sich weiterhin an den Recherchen für das Albumkonzept beteiligt hatte. Es scheint so, als würdest du immer noch ein freundschaftliches Verhältnis zu deinen Ex-Kollegen pflegen.

 

Stimmt und darüber bin ich auch sehr glücklich. Meiner Meinung nach sollte jemand, wenn er nach einer neuen Herausforderung sucht, auch die Möglichkeit bekommen etwas anderes zu tun. Es würde auch überhaupt keinen Sinn machen jemanden zu zwingen zu bleiben. Wir versuchen immer solche Dinge auf eine gute Art und Weise über die Bühne zu bekommen und damit als Freunde auseinander zu gehen.

 

Ihr habt „Passiondale“ in Dreierbesetzung eingespielt anstatt euch zuerst auf die Suche nach einem neuen Mitstreiter an der Gitarre zu machen. War es dir wichtig, das Album erst komplett abzuschließen und dann mit klarem Kopf und freien Gedanken in die Proben und Treffen mit neuen Musikern zu gehen?

 

Der Punkt ist, dass einfach nicht mehr sehr viel Zeit übrig war, um einen neuen Gitarristen zu finden. Außerdem war dies nicht mal zwingend nötig, da ich selbst ein recht guter Gitarrist bin. Weißt du, der wichtigste Aspekt ist es eine Person zu finden, die umgänglich ist und mit der man gut auskommt. Das ist weitaus wichtiger als einen herausragenden Musiker ausfindig zu machen. Einfach weil du wenn überhaupt meistens nur circa eine Stunde am Tag auf der Bühne stehst und dann noch 23 Stunden des Tages übrig bleiben, in denen man aufeinander hängt und mit den anderen auskommen muss. Auf Tour willst du nicht mir irgendwelchen Idioten auf engem Raum eingepfercht sein.

 

Du hast anfangs erwähnt, dass es dir wichtig war objektiv an die Sache heran zu gehen und nicht Partei für eine der Seiten zu ergreifen. Das spiegelt sich denke ich auch im Coverartwork wieder, das zwar an ein Wappen erinnert, aber keiner realen Vorlage entspricht und somit keinen direkten Bezug herstellt. Wolltest du damit auch etwaigen politischen Interpretationen vorbeugen?

 

Ja, genau das. Alle Texte wurden aus einem unparteiischen Blickwinkel verfasst, da wir uns auf keine der Seiten schlagen wollten. Alles was ich wollte war das Leid und die Grausamkeit des Krieges darzulegen und aufzuzeigen, wie sinnlos all das war.

 

Henris Top 3 der wichtigsten, einflussreichsten und / oder talentiertesten Frauen im extremen Metal:

 
1.) Angela Gossow (Arch Enemy), weil sie die populärste Frau im Death Metal Sektor ist und weil sie ein Umdenken möglich gemacht hat, sodass die Szene das Phänomen „Frauen im Extreme Metal“ mittlerweile anders wahr nimmt.

2.) Sabine Mair (Graveworm) dafür, dass sie eine großartige Keyboarderin und zudem eine sehr nette Person ist.

 

3.) Susan Gerl (God Dethroned), die fantastischste Gitarristin im Death Metal und eine tolle Kollegin für mich und die anderen Jungs in der Band.

 

 

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.goddethroned.com