Interview mit Patrick Hagmann von FEAR MY THOUGHTS

 

 

Bezüglich eurer neuen Platte habt ihr vor der Veröffentlichung verlauten lassen, dass euer neuer Sänger Martin Fischer viel frischen Wind hinein gebracht hat. Heißt dies im Umkehrschluss, dass mit eurem alten Frontmann Mathias ein Album wie „Isolation“ nicht hätte entstehen können?

 

Mathias hat eine geniale Stimme und ist ein toller Frontmann, aber wahrscheinlich wäre so ein facettenreiches Album wie „Isolation“ mit ihm nicht möglich gewesen. Vor allem auch, weil er der einzige von uns war, der doch eher traditionell orientiert blieb und am alten Stil festhalten wollte. Er ist dann selbst zu dem Entschluss gekommen, dass er die Band verlassen will, da es einfach nicht mehr sein Ding war.

  

Ihr habt zudem verkündet, dass er maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war, die ihr jetzt genommen habt. Allerdings muss auch der Wille zum „Ausbruch“ aus dem bisherigen Schema bei allen anderen da gewesen sein, denn ich denke ein Album wie dieses mit einem bisweilen so markanten Stilbruch kann nur umgesetzt werden, wenn alle an einem Strang ziehen, richtig?

 

Wir waren tatsächlich alle der Meinung, dass sich etwas ändern müsse. Wir haben es alle schon lange gespürt, aber ausgesprochen wurde es eigentlich erst, als Mathias ausstieg und wir uns zusammensetzen und überlegten, wie es weitergehen sollte. Als Martin in die Band kam, stand schon ein Drittel des Albums und Martin arbeitete intensiv an den restlichen Songs mit. Eine Situation, die neu für uns war, da Mathias nicht so intensiv am Songwriting beteiligt war.

  

„Isolation“ weist einige Einflüsse aus Stoner Rock und anderen für euren bisherigen Sound eher untypische Elementen auf, auch wenn ihr schon immer für die eine oder andere exotische Note gut wart. Sind diese Einflüsse deiner Meinung nach auf den bisherigen Alben ebenfalls heraus zu hören oder habt ihr euch mit der neuen Platte erstmalig getraut, auch den ungewöhnlichsten Vorlieben freie Hand zu lassen?

 

Ich denke, dass auf allen bisherigen Alben „exotische“ Einflüsse zu hören waren, vor allem auf unseren ersten beiden Alben „23“ und „Vitriol“. Für uns schließt sich eigentlich ein Kreis, da „Isolation“ sehr viel mit diesen beiden Scheiben gemein hat. Wir hatten eigentlich schon immer Einflüsse aus den 60ern und 70ern, aus dem Postcore und Indie-Bereich und dem 80er Metal vermischt, aber noch nie so ausbalanciert wie jetzt.

 

 „Vulcanus“ wurde noch von Jacob Hansen produziert, der seinen typischen, modernen Bums in die Produktion gesteckt hat und der sicher nicht der preiswerteste Produzent ist. Für „Isolation“ seid ihr jetzt sozusagen den umgekehrten Weg gegangen und habt einen Großteil der Produktion selbst in die Hand genommen. Wolltet ihr diesmal keine zusätzliche Stimme von außen haben? Oder bestand sogar die Angst, dass ein externer Produzent nur versuchen würde, zu sehr in euren „neuen“ Sound hinein zu reden?

 

Jacob Hansen ist ein großartiger Mensch und Produzent, aber wir wollten weg von diesem „modernen bums“. Diese Art von Produktion ist uns inzwischen etwas zu vordergründig, und zu viele Bands klingen damit zu ähnlich und austauschbar. Zudem wollten wir ein Livefeeling kreieren, also nicht wie bei einer Hansen Produktion diesen Megabombast haben, der auf der Bühne gar nicht zu reproduzieren ist. Diesmal ist alles sehr direkt, ehrlich und realistisch. Hier wurden keine Spuren herumkopiert, getriggert und quantisiert und gesampelt. Alles wurde wirklich gespielt.

 

Gab es für euch irgendwelche Kriterien, nach denen ihr die Preview-Songs für eure mySpace-Seite ausgewählt habt, bevor ihr jüngst dann die komplette Platte zum Steamen bereitgestellt habt? Die Spekulationen über euer Album sind ja nach der Veröffentlichung der beiden Stücke und den Andeutungen in euren Postings hier und da ziemlich ins Kraut geschossen.

 

Wir haben das Label entscheiden lassen, da uns selbst die Entscheidung sehr schwer fiel. Es gibt ja eigentlich keine repräsentativen Songs. Jeder Song hat eine eigene Stimmung. Deswegen haben wir das Label gefragt „Welche 2 Songs würdet ihr nehmen“.

 

Gibt es bestimmte Bands, deren Stilbrüche oder elementare Wechsel im Sound euch ein Stück weit als Vorlage dienten bzw. die ihr für ihren Mut zur freien kreativen Entfaltung bewundert? Mir fallen da spontan Bands wie Katatonia, Anathema oder aber The Gathering ein.

 

Wir mögen diese drei genannten Bands sehr und bewundern sie für ihren Mut. Vergleicht man Anathemas „Serenades“ mit „ A fine day to exit“... da liegen Welten dazwischen. Insofern sind viele Künstler ein Einfluss für uns, man muss noch nicht mal deren Musik besonders mögen, aber kann einfach ihren Willen zur Innovation schätzen. Da kann man auch stellvertretend Frank Zappa, King Crimson, The Beatles, oder Radiohead nennen - alles Musiker, die ich sehr verehre.

 

Wie autobiografisch ist der Albumtitel „Isolation“? Immerhin ist die Platte diesmal im abgeschotteten Do-it-Yourself-Stil entstanden und nicht auf dem geläufigen Weg im angemieteten, externen Studio.

 

Stimmt, man könnte den Titel auch so deuten. Aber er leitet sich vor allem aus Martins Texten ab, über die ich leider herzlich wenig sagen kann, da sie sehr persönlich und metaphorisch gehalten sind. Vielleicht weiß er noch nicht mal selbst, von was genau sie handeln, hehe.

 

Welche Pläne habt ihr bisher für eure Zukunft, soweit du das aus jetziger Sicht sagen kannst? Wird „Isolation“ ein einmaliger Ausflug bleiben oder kann man sich, wenn man ins andere Extrem geht, von den „alten Zeiten“ zumindest was Studioalben angeht ein Stück weit verabschieden – um es mal bewusst provokant auszudrücken?

 

Wie die nächste Platte klingen wird, steht wirklich in den Sternen. Wir schauen einfach mal, was aus uns rauskommt, so wie wir es immer gemacht haben. Dabei setzen wir uns keine Limits oder Grenzen. Was uns gefällt, wird veröffentlicht. Wir haben schon ein paar neue Ideen gesammelt, die sind bis jetzt eher ruhigerer Natur, aber es können genauso gut auch noch ein paar richtige Brechersongs folgen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.fearmythoughts.com