Interview mit Philippe Giordana von FAIRYLAND

 

 

Das letzte Fairyland Album trug den Namen „Fall of an Empire“, was im Nachhinein ziemlich makaber ist, wenn man bedenkt was nach der Veröffentlichung bei euch passiert ist. Es scheint so als hättest du eine dunkle Vorahnung gehabt.

 

Haha, vielleicht. Falls dem so ist, dann hoffe ich dass es mit „Score to a new beginning“ ähnlich sein wird und wir einen gelungenen Neustart hinlegen. Um ehrlich zu sein sehe ich das Ausscheiden meiner alten Kollegen nicht als den Niedergang von Fairyland – eher als das Gegenteil!

 

Also darf man den Titel des neuen Albums wieder wörtlich nehmen, wenn auch diesmal wenigstens gewollt?

 

Der Titel repräsentiert einerseits den neuen Anfang von Fairyland als Soloprojekt und zum anderen die Wiedergeburt des imaginären Königreichs Osyrhia, welche das textliche Konzept hinter dem Album beschreibt. Meiner Meinung nach passt der Titel sehr gut auf beide Denkansätze. Ich wurde dazu außerdem vom zweiten Barroquejon-Album inspiriert, das den Namen “Soundtrack to my End” trägt und dessen einziges Bandmitglied zu dem Zeitpunkt David Hanus war, ein alter Freund von mir. Traurigerweise ist er am 9. Februar diesen Jahres nach langer Krankheit verstorben. Seinem Gedenken ist „Score to a new beginning“ ebenfalls gewidmet.

 

Der Ausstieg deiner ehemaligen Kollegen kam für mich ziemlich überraschend, immerhin hattet ihr gerade eine Europatour mit Kamelot hinter euch und auch euer Album schaffte es einige neue Fans zu rekrutieren. Alles schien also gut voran zu gehen. Warum haben die anderen bei Fairyland hingeschmissen? Da es nicht schlecht für euch lief, kam das doch für Außenstehende sehr plötzlich und angesichts der Situation auch schlecht getimt.

 

Schlecht getimt und auf armselige Art und Weise noch dazu, wenn du mich fragst. Während der Tour wurden wir zunehmend in Versuchung geführt und eines unserer Mitglieder hat irgendwann die Kontrolle verloren. Er begann sich wie ein Arschloch aufzuführen und sich sehr beleidigend und respektlos gegenüber manchen Fans und Partnern zu verhalten. Mit zunehmender Zeit hat er dann auch versucht andere Leute auf diese Schiene zu bringen. Eines nachts hatte er sich voll laufen lassen und dann die anderen angerufen, um ihnen nahe zu legen, Fairyland zu verlassen und seinem Projekt beizutreten. Das haben dann auch noch prompt alle getan, bis auf Max (Leclercq, ehemaliger Sänger – MR), was mir zumindest ein bisschen Hoffnung ließ. Aber nur für sechs weitere Tage, bis auch er seinen Hut nahm, weil er Angst hatte, dass Fairyland nach dieser Abwanderung am Ende seien. Ich habe von all den Geschehnissen übrigens immer nur und ohne Vorwarnung in unserem Forum erfahren. Sehr dreckige Geschäfte also, ich bin froh dieses Kapitel hinter mir zu haben. Ich wurde danach noch aufgefordert alle Hinweise und Informationen bezüglich ihrer Personen von der Homepage zu entfernen, damit bloß niemand von ihnen noch mit Fairyland in Verbindung gebracht werden würde. Das witzige daran ist, dass sie mittlerweile wieder rege von dem Namen Gebrauch machen, um irgendwie ihre anderen Projekte ins Gespräch zu bekommen. Das kann man wohl nur als blanke Ironie und Lächerlichkeit bezeichnen...
 

Wie geht es für dich jetzt weiter: Wirst du mit Session-Musikern zurück auf die Bühne kehren oder gar ein neues festes Line-Up um dich herum aufbauen? Oder soll Fairyland als reines Studioprojekt fortgeführt werden?

 

Ich werde mit einer neuen Live-Besetzung zurück kommen, die sich aus den Musikern von Pathosray exklusive ihres Keyboarders zusammen setzt, dazu kommt Chris Menta als zusätzlicher Gitarrist und meine Wenigkeit am Keyboard. Wir haben schon wieder 2 Shows bestätigt, die Progpower Scandinavia Pre-Party am 24.09. und das Metalfest UK am 27.09. Was das zukünftige „Format“ betrifft bin ich mir da noch nicht ganz sicher. Natürlich verstehe ich, dass die Fans ein „richtiges“ Line-Up bevorzugen würden, aber die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gästen war dieses mal sehr interessant und hat ebenfalls viel Spaß gemacht. Darüber muss ich mir also erst noch meine Gedanken machen. Fest steht jedoch, dass Fairyland auch zukünftig immer mal wieder live zu sehen sein werden, selbst wenn ich die Band als Studioprojekt weiterführen sollte.

 

Hast du eigentlich damit gerechnet, dass Napalm Records ihren Vertrag mit dir auflösen, nachdem dir die gesamte Mannschaft von Bord gegangen ist? Man hört überall von den harten Zeiten für die Musikindustrie und es hätte sicher nicht wenige Labels gegeben, die das gewisse, mit einem Neuaufbau verbundene Risiko nicht hätten mit tragen wollen. In eine unter welchen Umständen auch immer ins Straucheln geratene Band zu investieren birgt durchaus einige Risiken.

 

Genau das war meine größte Sorgen in dem Moment wo ich wusste, dass ich musikalisch allein dastehe. Allerdings haben mir Napalm Records und auch Avalon nur eine Stunde nach der Flucht meiner Kollegen telefonisch bestätigt, dass sie auch weiterhin mit Fairyland arbeiten wollen. Hätte sie die Kooperation für beendet erklärt, ich weiß nicht ob ich dann den Mut und die Kraft gehabt hätte noch irgendwie weiter zu machen. Ich muss auch Intromental Management danken, weil auch sie Überzeugungsarbeit geleistet haben dieses Projekt weiterhin zu verfolgen.

 

Die Trilogie über Osyrhia hast du jetzt abgeschlossen. Welche Pläne und Ideen hast du für die Zukunft? Willst du dich weiterhin im konzeptionell abgesteckten Rahmen bewegen?

 

Wenn alles nach Plan verläuft, dann wird aus dem nächsten Album eine Art Suite, ein Liederzyklus. Ich stelle mir da ein Resümee des kompletten Osyrhia-Konzepts vor, was dann eine Spanne von 6000 Jahren bedienen würde und nicht „nur“ die 500 Jahre, während denen das Konzept der ursprünglichen Trilogie spielt. Es soll ein nützlicher Leitfaden für all diejenigen werden, die tiefer in das Konzept eintauchen wollen. Danach könnte ich mir vorstellen zu erkunden welche Ereignisse vor der Zeit in der die Trilogie spielt eine Rolle spielten und damit zum Inhalt besagten Dreiteilers führten. Für mich sind Fairyland und Osyrhia untrennbar miteinander verbunden. Wenn mir mal der Sinn nach einer anderen Geschichte steht, dann kann ich dafür immer noch ein neues Projekt ins Leben rufen.

 

Eine interessante Anekdote ist, dass es deinem Labelkollegen Ronny Thorsen von Trail of Tears haargenau so ging wie dir, denn ihm sind auch sämtliche Kollegen abhanden gekommen, sogar noch ein paar Wochen vor der Veröffentlichung des Albums „Existentia“. Kennt ihr euch und hattet ihr bezüglich eurer quasi identischen Situationen damals irgendwelchen Kontakt? Immerhin seid ihr in gewisser Weise Seelenverwandte wenn man so will.

 

Oh, das wusste ich bisher überhaupt noch nicht. Das muss an mir vorbei gegangnen sein. Vielleicht sollte ich ihm mal eine Nachricht zukommen lassen. Das ist auf jeden Fall eine ziemliche Scheiße, ich weiß das aus Erfahrung, haha. Ich wünsche ihm, dass er trotzdem seinen Weg weiterhin machen wird.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.fairyland-metal.com