Interview mit Masha Mysmane von EXILIA

 

 

Markus: Eure neuen Songs sind in meinen Augen erneut größtenteils sehr kraftvoll geworden, wirken aber mitunter kontrollierter oder sagen wir zielgerichteter als es noch bei „Unleashed“ der Fall war. Würdest du mir diesbezüglich zustimmen?

 

Masha: Ich weiß nicht, ob „kontrolliert“ das richtige Wort ist. „Nobody Excluded“ hat für mich mehr Power und ist wie du richtig angemerkt hast direkter geworden als unser Debüt. Das könnte damit zusammenhängen, dass wir viel Zeit darauf verwendet haben, für jeden Song die richtigen Arrangements zu finden und wir noch mehr versucht haben, aus jedem Song das Beste heraus zu holen. Außerdem haben wir unlängst einen neuen Drummer bei uns begrüßen dürfen und in den letzten beiden Jahren haben wir glaube ich um die 350 Shows gespielt. Ich denke, all das spielte eine Rolle bei der Entstehung dieses kraftvollen Resultats.

 

Du hast gerade selbst angesprochen, dass ihr im März 2005 mit Ale Lera einen neuen Schlagzeuger ins Boot geholt habt. Wieso war es für euch von Nöten Andrea Ge zu ersetzen bzw. warum hat er die Band damals verlassen?

 

Ja, Ale spielt jetzt schon über ein Jahr bei uns. Wir haben uns damals zu diesem Schritt entschieden, weil wir mit Andrea einfach nicht mehr sonderlich gut zu recht gekommen sind. Es war einfach eine charakterliche Frage, die sich uns gestellt hat und wir sind der Meinung, dass man als Band untereinander mit jedem sehr gut auskommen sollte. Das war mit Andrea leider nicht mehr uneingeschränkt der Fall, also haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.

 

Habt ihr persönlich erwartet dass euer Album gerade in Deutschland, was naturgemäß ein schwieriger und mitunter sehr harter Markt ist, so erfolgreich werden wird? Euer Label GUN Records macht natürlich einen großartigen Job mit all seinen Bands, aber ihr hattet von Air-Time im Musikfernsehen über Möglichkeiten auf ausgedehnte Touren bis hin zu guten Resonanzen von Seiten der Fachpresse eigentlich alles, was ihr euch hättet wünschen können.

 

Mit solchem Feedback und diesem beachtlichen Erfolg haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet. Aber wir haben natürlich all unsere Energien und Ideen in die Waagschale geworfen um uns eine gute Ausgangssituation zu verschaffen. Die großartige Unterstützung von GUN hat uns dann natürlich noch mal entschieden geholfen um derart positiv durchzustarten.

 

Wie ist es eigentlich in eurer Heimat Italien um Exilia bestellt? Hat euch der Erfolg im Ausland mehr Möglichkeiten im eigenen Land eröffnet?

 

Hier in Italien ist die Situation noch immer ziemlich schwierig für unsere Art von Musik und es gibt kaum Unterstützung von Seiten der Medien. Aber mit den Erfolgen im Ausland konnten wir unseren Status hier zumindest ausbauen. Wir haben zuletzt wirklich viele Konzerte in Italien gespielt und werden auch mit dem neuen Album hier wieder einige Konzerte geben. Zudem haben wir eine gute Fan-Base hierzulande, die uns unterstützt und dafür sind wir sehr dankbar. Darüber hinaus drücken wir natürlich die Daumen, dass es mit der Rock-Szene in Italien weiter bergauf geht.

 

Mit „Your Rain“ habt ihr ein eher untypisches Stück für Exilia mit auf das neue Album genommen. Bei dem Stück kommen Akustikgitarren zum Einsatz und deine Stimme klingt geradezu soft. Glaubst du, es war an der Zeit zu zeigen, dass Exilia auch ganz anders klingen können und euer Sound mehr Facetten hat als man es auch „Unleashed“ vielleicht auf den ersten Blick erkennen konnte?

 

Wirklich geplant haben wir auch hier nichts. Eines Abends saß ich allein mit meiner Akustikgitarre zu Hause als mir die Idee zu dem Song in den Sinn kam. Ich stellte sofort fest, dass dieses Stück eine spezielle Atmosphäre hat, also habe ich mit den Jungs gesprochen ob wir den Song nicht mal zusammen versuchen sollten. Schon auf „Unleased“ konnte man langsamere Stücke finden, die zumindest ein bisschen in Richtung einer Ballade gegangen sind. Der größte Unterschied ist, dass wir dieses Mal versucht haben, die Atmosphäre so gut wie möglich zu rekonstruieren. Also ihn so klingen zu lassen wie als ich ihn zum ersten Mal allein auf der Akustikgitarre gespielt habe. Die spezielle Stimmung sollte einfach nicht auf der Strecke bleiben.

 

Neben der Erweiterung eures Stils sind auch deine Texte thematisch breiter gefächert als in der Vergangenheit. Wie wichtig war es dir, dich speziell in textlicher Hinsicht nicht zu oft zu wiederholen? Auf „Unleased“ ging es von der lyrischen Seite ja häufig in eine ähnliche Richtung.

 

Für mich ist es wichtig, dass ich mich musikalisch wie textlich verbessern und weiterentwickeln kann. Keiner von uns wollte „Unleashed“ wiederholen, das hätte auch keinen Sinn gemacht. Wenn ich meine Texte schreibe, dann folge ich dabei immer meinem Instinkt und meinen Gefühlen, ohne dabei irgendwelche Hintergedanken zu haben. Der Punkt ist einfach, dass unser neues Album „Nobody Excluded“ sehr viel Energie hat und mich die Songs dazu inspiriert haben, über bedeutungsschwere Themen zu schreiben wie etwa die Todesstrafe, Menschenrechte oder Krieg.

 

Oder Kriegsverbrechen wie zu „Kill Me“. Diesen Song habt ihr letzten Sommer bereits auf diversen Festivals vorstellt und zum damaligen Zeitpunkt war der Song komplett oder zumindest größtenteils fertig. Trotzdem ist noch einmal fast ein ganzes Jahr vergangen bis das komplette Album fertig war. Habt ihr so viel Zeit damit zugebracht, an Details zu feilen oder weshalb habt ihr euch noch einmal soviel Zeit mit dem neuen Album gelassen?

 

Ich möchte eher sagen, dass wir die Zeit genutzt haben um gründlich über den nächsten Schritt mit Exilia nachzudenken. Wir haben im letzten Jahr noch einmal etwa 25 Songs geschrieben und waren dann in der glücklichen Situation die besten 12 davon für unser 2. Album auswählen zu können und in die richtige Form zu bringen. Wie du wahrscheinlich weißt, haben wir sehr viele Auftritte absolviert um „Unleashed“ promoten zu können und wenn du auf Tour bist, dann gestaltet es sich wirklich schwierig neue Stücke zu komponieren oder klar und konzentriert darüber zu urteilen, was du von einem neuen Album erwartest. Also haben wir uns dazu entschlossen, im Anschluss an die vielen Konzerte eine bewusste Pause einzulegen um in uns zu gehen und uns darüber klar zu werden, was genau wir wollten.

 

Was wird mit den anderen Songs geschehen, die ihr geschrieben und aufgenommen habt? Stoff für kommende Singles, sprich B-Seiten?

 

Auf dem normalen Album werden es wie gesagt 12 Stücke sein und auf der Limited Edition sogar 14. Alles andere werden wir wohl als Bonus auf den Singles verwenden, da hast du Recht. Ich gehe davon aus, dass wir alle Songs, die wir aufgenommen haben, irgendwo verwenden werden.

 

Also habt ihr schon konkrete Pläne für weitere Singles und Videos?

 

Ja, wir werden demnächst ein Video zu „Your Rain“ drehen. Für Oktober und November wurde vor ein paar Wochen eine ausgiebige Europatour gebucht und gegen Ende des Jahres wollen wir noch einmal ein paar Shows in den USA spielen. In nächster Zeit wollen wir primär so viel wie möglich unterwegs sein, alles andere ergibt sich mit der Zeit noch.

 

Zu „Kill Me“ habt ihr bereits ein Video gedreht, das von besagten Themen – den Menschenrechten und Kriegsverbrechen – handelt. Hattet ihr im Vorfeld nicht gewisse Schwierigkeiten ein sensibles Thema wie dieses in eurem Clip zu behandeln? Schließlich kann ein solches Video, wenn es allzu deutlich wird, schnell zu kontroversen Diskussionen führen oder im schlimmsten Fall für euch bei den Musiksendern gänzlich durchfallen. Wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen?

 

Also erst mal vorweg: Ich habe keine Angst vor Diskussionen. Die Sache war einfach, dass wir das Video auf diese Art und Weise gemacht haben um noch einmal auf die Bilder aufmerksam zu machen, die man weltweit so schnell sicher nicht vergessen wird. Ich finde es immer noch unglaublich, dass es heutzutage noch immer Leute gibt, die die Menschenrechte mit Füßen treten. Deshalb müssen wir auch keine Angst vor einem Dialog haben, denn das ist schließlich ein wichtiges Thema, dass man nicht unter den Tisch fallen lassen sollte. Wir wollten einfach unseren Teil zum Kampf gegen Missbrauch beitragen, das ist alles. Wir hoffen natürlich, dass sich  unsere Fans und die Leute, die uns nahe stehen, durch unsere Aktion ebenfalls engagieren.

 

 

 

Interview: Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Homepage: www.exilia.de