Interview mit Jarmo Puolakanaho von ETERNAL TEARS OF SORROW

 

 

sounds2move: Für den Anfang erläutere doch kurz den Grund, wieso ihr euch 2003 getrennt habt.

 

Jarmo: Altti und ich haben die Band 1991 gegründet und seit dem haben wir all unsere Zeit für die Band aufgewendet. 2001, nach einer langen Tour und den Aufnahmen zum Album „A Virgin and a Whore“ fühlten wir uns total ausgebrannt, waren müde und von allem und jedem angepisst. Im Grunde wollten wir uns damals nur eine lange Auszeit gönnen. Aber 2003 waren wir immer noch so ausgebrannt und der festen Überzeugung, dass wir als Band nie mehr wiederkehren würden. Jedoch braucht es im Endeffekt nur ein zusätzliches Jahr, um festzustellen, dass wir als Band immer noch Musik erschaffen können.

 

Ist rückblickend die Entscheidung für die Trennung also richtig gewesen? Oder wie denkst du heute darüber?

 

Es war für die Band definitiv die richtige Entscheidung. Denn wir mussten uns danach mit der Tatsache auseinandersetzen, dass da gar keine Band mehr war. Und es fühlte sich wirklich mies an zu wissen, dass die Band nicht mehr länger existierte.

 

Wer von euch kam auf die Idee, es nochmals als Band zu versuchen?

 

2004 habe ich mit Altti gesprochen und wir kamen zum Entschluss, dass es eine gute Sache sein könnte, wenn wir es nochmals zusammen versuchen würden. Es war für mich zwar sehr entspannend, eine Weile nicht an die Band zu denken, aber trotzdem war es definitiv die richtige Zeit um es wieder zusammen zu versuchen. Wir hatten ein Gefühl wie Anfang der 90er Jahre, als wir mit der Band starteten. Alle teilten wieder den gleichen Enthusiasmus.

 

Handelt es sich nur um eine „One Album“ Reunion oder existieren schon Pläne für die Zukunft?

 

Wir haben viele Pläne für die Zukunft. Im Moment haben wir damit angefangen, über neues Material für das nächste Album nachzudenken. Was ich jetzt schon verraten kann ist, dass es ziemlich sicher einen zweiten Teil von “Angelheart Ravenheart“ geben wird. Aber ich kann noch nicht sagen, in welche Richtung der Song gehen wird, da wir noch keine einzige Note komponiert haben.

 

 

Habt ihr keine Angst davor, dass viele Fans euch unterdessen vergessen haben und ihr euch einen neuen Ruf aufbauen müsst?

 

Wir betrachten unsere Abstinenz nicht als eine schlechte, aber auch nicht als eine gute Sache. Vermutlich ist es eher beides zusammen, aber drüber bin ich mir nicht wirklich sicher. Wir hoffen einfach, dass die alten Fans sich noch an uns erinnern können und unser neues Album mögen werden. Und anhand von dem was wir bisher mitbekommen haben, mag so manch alter Fan unser neues Album.

 

Janne Tolsa (Keyboard) und Risto Ruuth (Lead Guitar) sind die zwei neuen Gesichter im aktuellen Line Up und ersetzen die alten Mitglieder Pasi Hiltula und Antti Kokko. Wieso haben sich Pasi Hiltula und Antti Kokko nicht an der Reunion beteiligt?

 

Beide sind zu stark mit ihren eigenen Bands beschäftigt und haben letztes Jahr 101% für ihre Bands Scenery Channel und Kalmah gegeben.

 

Wenn wir gerade bei diesem Thema sind. Mit welchen Bands und Projekten haben sich die restlichen Mitglieder die Zeit von der Trennung bis zur Wiedervereinigung versüßt?

 

Da gab es einige Bands, in denen wir in der Zwischenzeit tätig waren. Die bekannteste davon ist wohl For My Pain, in der Altti und Petri gespielt haben.

 

Was war es eigentlich für ein Gefühl, wieder zusammen an einem Album zu arbeiten?

 

Schon während der ersten Zusammenkunft hatten wir ein Gefühl, als ob keine Jahre seit dem Split Up vergangen seien. Wir hatten alle unseren Spaß und der Spaß hielt bis zum letzten Tag im Studio an. Und das war das wirklich Schöne daran, denn Songs schreiben und aufnehmen sollte einem Spaß bereiten.

 

Im Vergleich mit der Arbeit an euren früheren Werken: Hat sich eure Arbeitsmethode verändert?

 

Bei den ersten beiden Alben war es gewöhnlich so, dass jedes Mitglied alleine Zuhause an Songs schrieb. Bei den folgenden zwei Alben haben wir die Songs zusammen im

Bandraum geschrieben. Doch diesmal war es komplett anders, wir konnten auf beide Arten arbeiten. Die Methode hierbei war, dass ein Mitglied einen Song zu 50 bis 80 % fertig stellte und diesen dann per E-Mail an die anderen geschickt hat. Die kommentierten den Song oder haben eigene Ideen und Elemente hinzugefügt. Und wenn der Song fast komplett war, trafen wir uns alle im Bandraum, um ihn zusammen endgültig fertig zu stellen.

 

Für die clean vocals auf eurem neuen Album habt ihr euch Jarmo Kylmänen ins Studio geholt. Er singt auch in einer Band namens Scyron, deren restliche Besetzung aus Eternal Tears of Sorrow-Mitgliedern besteht. Was kannst du uns über diese Band erzählen bzw. wieso haben Scyron noch keine CD veröffentlicht oder wenigstens eine Homepage eingerichtet?

 

Die Band wurde vor ein paar Jahren von Jarmo und Risto Ruuth ins Leben gerufen. Altti und Petri schlossen sich dann später an. Der Grund, wieso es keine vernünftige Homepage oder eine CD von der Band gibt ist, dass alle mit anderen Projekten beschäftigt waren oder noch sind. So heißt es nun, abwarten und schauen was uns die Zukunft bringt!

 

Wechseln wir nun vom männlichen zum weiblichen Gesang. Für den habt ihr Miriam Renvåg (Sängerin bei Ram-Zet; Anm. d. Autors) ins Studio gelockt. Wieso habt ihr gerade sie für diesen Job ausgewählt?

 

Miriam hat eine der besten weiblichen Stimmen in der Metal Szene. Zusätzlich ist sie ein wirklicher Profi und die Zusammenarbeit mit ihr beim ersten For My Pain Album war sehr angenehm. Von daher war sie für uns die logische Wahl für diesen Job.

Wäre es nicht möglich gewesen, nochmals mit Kimberly Goss (Sinergy Sängerin; Anm.d. Redakteurs) zusammenzuarbeiten, wie damals auf dem Chaotic Beauty Album?

 

Es wäre schon möglich gewesen, nur haben wir seit Jahren keinen Kontakt zu ihr. Auch würde ihre Stimme nicht wirklich zu den Songs passen, da die Stücke eher nach der Art zu Singen verlangen, wie es Miriam tut.

 

Für den Background Gesang habt ihr euch die Dienste von Tony Kakko (Sonata Arctica) und Marco Hietala (Nightwish & Tarot) gesichert. Wieso habt ihr nicht die Möglichkeit genutzt und mit den beiden ein vollwertiges Duett gemacht?

 

Wir wollten beide nicht als Lead Sänger benutzen, da wir mit Jarmo und Miriam schon zwei zusätzliche Lead Stimmen hatten. Auch wollten wir nicht, dass sich unsere Musik zu stark nach Sonata Arctica, Nightwish oder Tarot anhört, sondern immer noch als Eternal Tears of Sorrow zu identifizieren ist. Und die beiden sind auch absolute Profis, hatten somit kein Problem damit, die Rollen der Background Sänger anzunehmen.

 

Ich persönlich finde euer neues Album um einiges besser als das Vorgängerwerk “A Virgin and a Whore”. Alle Songs besitzen mehr Emotionen und mehr Tiefe als es in der Vergangenheit der Fall war. Siehst du das auch so?

 

Ja, auf alle Fälle. Bei „A Virgin and a Whore“ hatten wir nur 3 Monate Zeit für das Schreiben der Songs, während wir dieses Mal für 18 Monate hatten. Und wenn man 1 ½ Jahre Zeit hat um Songs zu schreiben, dann bedeutet das, dass man die Möglichkeit hat mehr Songs zu schreiben und sich dementsprechend auch auf die Ausarbeitung der Arrangements konzentrieren kann.

 

Der fünfte Song auf dem Album trägt den Japanischen Titel “Sakura No Rei” und bildet mit dem darauf folgenden Stück “Sinister Rain” eine Einheit, die sich dramatisch immer mehr steigert.  Wieso habt ihr einen Japanischen Titel ausgewählt und was wollt ihr mit diesen zwei Songs aussagen?

 

Die beiden Stücke sind im Grunde wirklich ein einziger Song und erzählen auch eine durchgehende Story. Es dreht sich alles um den Atombombenabwurf über Hiroshima im Jahr 1945, von daher war es naheliegend, dem Track einen Japanischen Namen zu geben. Auf Englisch übersetzt bedeutet der Titel soviel wie „Geist des Kirschblütenbaums“, was als Anspielung auf den Kirschblütenbaum gedacht ist, der in der Story vorkommt. Der Baum in der Geschichte ist der einzige, der den Atombombenabwurf überlebt. Die Idee hierzu haben mir ein paar BBC Dokumentationen geliefert, in denen es um einen Baum gegangen ist, der tatsächlich den Atombombenabwurf überstanden hat.

 

Lass uns nun über meinen Lieblingssong “Angelheart, Ravenheart (Act I: Before the Bleeding Sun)” sprechen. Mit diesem Track habt ihr ein fantastisches Albumfinale erschaffen. Erkläre doch bitte, um was es in dem Song geht.

 

Es handelt um eine epische Geschichte über eine unschuldige und gute Person, die von schlechten Menschen umgeben ist und sich darum langsam auch in einen schlechten Menschen verwandelt. Von dieser Geschichte wird es auch, wie von mir schon angedeutet, einen zweiten Teil geben.

 

Mit seiner epischen Umsetzung ist der Song für eure Verhältnisse sehr ungewöhnlich und sticht daher auch aus eurem bisherigen Schaffen hervor.

Wer von euch hatte die Idee, solch einen episch ausladenden Song zu machen?

 

Der Song wurde von mir und Jarmo Kylmänen, der praktisch so was wie unser sechstes Bandmitglied ist, geschrieben, während die Arrangements von uns allen stammen. Ich vermute die symphonische Ausrichtung des Songs hat was damit zu tun, dass ich seit ein paar Jahren ein Orchester Musik Programm auf meinem PC habe. Mit diesem habe ich ein wenig herum experimentiert, Song Demos fürs Album erstellt und darum ist das definitiv ein Grund, wieso der Song und auch das Album so symphonisch geworden sind.

 

Der zusätzliche Titel des Songs dient ja auch als Albumtitel. Doch wieso habt ihr das Album „Before the Bleeding Sun” und nicht “Angelheart, Ravenheart” getauft?

 

Nun, weil „Before the Bleeding Sun“ einfach mehr Arsch tritt als „Angelheart, Ravenheart“.

 

In der Vergangenheit habt ihr nur eine einzige Tour durch Europa gemacht, nämlich im Jahre 2000 im Vorprogramm von Nightwish. Was verbindest du im Nachhinein für Erinnerungen mit dieser Tour?

 

Die Tour war wohl eine der Besten, die wir je gemacht haben, wenn nicht sogar die Beste. Viele verschiedene Länder, Auftrittsorte und Menschen. Und was das Ganze noch lustiger gemacht hat war die Tatsache, dass wir mit zwei anderen Finnischen Bands unterwegs waren. Eine war natürlich Nightwish und die andere war Sinergy.

 

Bestehen irgendwelche Pläne für eine neue Europatour?

 

Leider nein. Wir alle sind zu beschäftigt mit anderen Projekten. Aber, wenn wir es mal schaffen uns zeitlich abzustimmen, dann werden wir zurückkommen!

 

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de , Fotos: Vesa Ranta

 

Homepage: www.eternaltears.info